• Der Schnellläufer des Fürsten PücklerDer Schnellläufer des Fürsten Pückler

    Aus: Moravia. Ein Blatt zur Unterhaltung, zur Kunde des Vaterlandes, des gesellschaftlichen und industriellen Fortschritts. Jahrgang 4 (1841), Nr.22 vom 18. März, S. 87 f.

     


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  • Wer hat das Recht, die Uhr zu heben?


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  • Seit einigen Tagen schon blüht der Baum, und hier in der Gegend kommen die schönsten Farben zum Vorschein.Frühlingsfarben Leider sind für viele schwermütige Menschen die Frühlingstage nicht immer das Wahre, nicht dass ich mir kalten, regennassen Wind und düsteren Herbst herbeiwünsche, und ich weiß es durchaus zu schätzen, wenn die äußere Natur keimen, sprossen und blühen will, aber den Betrachter selbst zieht es dann immer tiefer ins Innere zurück und er beargwöhnt skeptisch, was da kommen mag. "Schwarzer Frühling", dieser Titel eines Buchs von Henry Miller kommt mir in den Sinn. Und der Schnitter, der sie allesamt sensalabims hinmähen wird, wenn die Zeit gekommen ist, die schön Hyazinth', die türklische Bind... Währenddessen kleidet sich die Stadt in die bunten Pop-Farben, dFritz-Encke-Maerchenpilzie gegenwärtig wieder en vogue sind. Man kommt sich ja wie in den Siebzigern vor! Da findet im Mai ein Freak-Festival statt, das ganz an die Plakatkunst jener Jahre erinnert. Am Märchenpilz im Fritz-Encke-Volkspark steht ein maisgelb restaurierter Trommlerjunge, der erinnert an einen schnauzigen, großmäuligen und nur von sich überzeugten Nobelpreisträger, der jetzt allen leid tut, weil er nicht nach Israel einreisen darf, wo er zuletzt vor über vierzig Jahren war. Da gibt es einen neuen Eisverkäufer, der sich "yogout" nennt und sein Softeis auf demselben Weg an den Mann oder die Frau oder das Kind bringt, wie wir es von dieser Salatbastei vor dem Bonner Hauptbahnhof kennen: Man häuft sich selber auf, ohne vorher einschätzen zu können, was es kosten wird, und wiegt hinterher ab, und wehe, einer versucht das Softeis wieder in die Röhre zu drücken, wenn die Barschaft nicht reicht! Außerdem kann man sich jede Menge "Extras" auf das Eis toppen, Blumen auf der Wieseals da wären Schokokrümel, bunten Zucker, Marshmallos oder anderen Schnickschnack, wiegt natürlich auch schwerer und kostet den gleichen Grammpreis wie das Eis. Egal, der Laden ist poppig bunt und immer voll, man sitzt auf den - allerdings wenigen - viereckigen Sitzkissen oder steht an Stehtheken und löffelt sich das Zuckerzeug in die Birne.

    neuer Eisladen an der Bonnerstraßeneue Eis-Geschäftsidee yogoutPlakat für ein Freak Valley Festivalpoppige Strümpfe im Schaufenster


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  • Am 22. August wird es 70 Jahre her sein, dass die ersten 1078 Stuttgarter Juden vom Sammellager KillesbergSiegener Bunker nach Theresienstadt deportiert wurden. Die Fahrt kostete 50 Reichsmark, außerdem nahm man ihnen 5 Mark für ein Essenspaket ab, das allerdings nie ausgehändigt wurde. Am Bahnhof Bauschowitz angekommen, mussten die vorwiegend alten und gebrechlichen Menschen unter Schlägen tschechischer Miliz 3 km zu Fuß ins Lager gehen, wo sie kein Altersruhesitz, Gedenktafel für die Siegener Judenden man ihnen versprochen hatte - und für den sie viel Geld an die SS gezahlt hatten - , sondern die völlige Ausplünderung (man nahm ihnen u.a. alle mitgeführten Medikamente weg), Wassermangel, der Hunger, zum Schlafen der Steinfußboden einer Kaserne erwarteten. Erst am folgenden Morgen wurde etwas zu Trinken ausgeteilt, an diejenigen, die nicht zu schwach waren, in der Schlange zu stehen. (Diese Information entnehme ich dem Buch von Margot Weiß: "Was mich aufrecht erhielt, war die Post..." Postkarten aus Theresienstadt von Gertrud Nast-Kolb an ihre Tochter Ilse in Stuttgart, Barbara Staudacher Verlag, Horb 2012; darin ein präziser historischer Überblick von Dieter Kuhn. Über Theresienstadt kann man sich in dem Standardwerk von H. G. Adler, Tübingen 1955, informieren.) Während der ersten sechs Wochen starben 247 dieser Stuttgarter, 312 wurden weiter nach Treblinka zur "Vergasung" deportiert. Bis 1945 sind von diesem Transport 551 in Theresienstadt, 473 in Vernichtungslagern umgekommen. Überlebt haben 49 aus diesem ersten Transport (dem ersten von vielen aus Stuttgart und zahlreichen anderen Städten des Deutschen Reichs und der Tschechoslowakei), und selbst von diesen wenigen erlagen manche nach der Befreiung einer Typhusepidemie oder starben an Entkräftung, noch ehe das Jahr 1945 vorüber war. Diejenigen, die nach Stuttgart zurückkamen, mussten die Fahrt in zwei Omnibussen selbst organisieren. Sie erhielten 250 Mark "Starthilfe", die später von der sogenannten Wiedergutmachung abgezogen wurden.

    SS Günni halt's Maul

    Den Staat Israel hat Deutschland auf diese Weise mitgegründet. Diese Verantwortung wiegt so schwer, dass jeder Gehör findet, der uns (vermeintliche) Erleichterung verspricht: endlich "dürfen" wir sagen, was wir wollen, endlich werden wir den Druck los, wir sind - wenigstens diesmal - nicht schuld, die anderen, die Juden sind es, die böse Waffen haben, wir doch nicht (denn wir haben ja die Amerikaner, jeder Handgriff beim Abfeuern von Atomraketen aus deutschen Startlöchern wird von Bundeswehrsoldaten ausgeführt, und nur das letzte, das Schärfen der Bombe, erledigt fürsorglich ein US-Soldat für seine nichtatomisierten NATO-Kollegen). Der Vorwurf des "Antisemitismus" ist kraftlos und abstrakt. Er trifft niemanden wirklich, solange der Begriff in der Debatte ungeklärt bleibt - es gibt keine Bestimmung, ab wann jemand "antisemitisch" sei oder sich verhalte. Zwei, drei Generationen ist es her, da wurden hierzulande antisemitische Parteien, Vereine, Zeitungen gegründet. Antisemitismus als Vorwurf und Anklage erscheint idiotisch in einem Land, in dem noch immer Menschen leben, die sich in ihrer Jugend voller Stolz für überzeugte Antisemiten erklärten. Und wieviele mögen diese Überzeugung noch immer oder gar schon wieder hegen, als Bekenner oder - viel öfter - in heimlicher Feindseligkeit. Solange in Deutschland nicht debattiert wird, was Antisemismus heißt, wie wir mit ihm umgehen, wie ernst wir ihn nehmen, ist der Begriff so unbestimmt wie die Wendung "Kritik an Israel". Etwas kritisch zu hinterfragen hieß in meiner Jugend noch: argumentative Auseinandersetzung mit Angelegenheiten, die einem als bis dato als selbstverständliche Gewissheit ausgegeben worden waren. Klar, dass manche Interessierte dies auch auf den Holocaust anwenden wollten, den es angeblich nie gegeben hätte - die gefilmten Leichenberge in Auschwitz seien in Wahrheit Opfer der Bombenangriffe auf Dresden gewesen, hieß es beispielsweise. Leugnen ist nicht mehr erlaubt, sondern eine Straftat. Aber die schiere Verkehrung eines Sachverhalts Am Deutschen EckAm Deutschen Eckins Gegenteil als "Kritik" zu bezeichnen, wäre wohl niemandem eingefallen. Und nichts war weniger selbstverständlich als Israel, das damals immer wieder als "künstliches Gebilde" (Klaus-Rainer Röhl) oder "geschichtslos" oder als prekäre Hinterlassenschaft englischer Besatzer bezeichnet wurde - nicht weniger künstlich als Baden-Württemberg, ein Werk englischer Besatzer wie Nordrhein-Westfalen. Was ist aber als "Kritik" an einem Staat zu verstehen, und wo beginnt die Hetze gegen die, die diesen Staat verkörpern? Gäben wir beispielsweise die Parole aus: "Das perfide Albion ist und bleibt der Erbfeind", ist das noch erlaubt? Wäre z. B. der Satz: "Die Atomstrom nutzende französische Nation, die keine internationale Kontrolle ihrer Nuklearanlagen zulässt, bedroht die Gesundheit deutscher Kinder" - jeder Satzteil spricht eine Tatsache aus -, wirklich als "Kritik" am Nachbarstaat zu verstehen, oder überschreitet er die Grenze zur Hetze? Zwingt Kritik nicht dazu, näher hinzusehen, Verantwortliche zu benennen, Argumente anzuführen, statt Ursache und Wirkung zu vermengen, Opfer und Täter in einer tückischen Rochade auszutauschen?

    Antisemitismus ist kein neues Phänomen, nur der Begriff dafür ist neu. Die "undeutsche Deutschheit und das unchristliche Christentum, die leider heute im Schwange sind", formulierte Karl August Varnhagen 1816. Und das richtet sich nicht gegen "irgendwen": Gemeinheit, NiedertrachtBank im Siegener Bunker und Mordlust toben sich, mal mehr, mal weniger offen, seit Jahrhunderten und heute noch immer vor allem gegen Juden aus, jedenfalls in Deutschland. Es gibt aber noch schlimmeres als Antisemitismus und Hetze. Viel schwerer als die militante Dumpfheit und Stammtischseligkeit, die das Gedicht von Günter Grass repräsentiert, auslöst und anfeuert, wiegt der Mangel an Empathie in seinen Zeilen. Dieser Mangel an Empathie fiel mir zuerst 1989 auf, als Grass allen Ernstes behauptete, wegen Auschwitz müsse Deutschland für immer und ewig geteilt bleiben, als gerechte Strafe für seine Schuld. Auch dies "eine Art Schadensabwicklung" (Habermas): könnten wir damit den Völkermord, den Zweiten Weltkrieg und die Zerstörung der eigenen Kultur abbüßen, dann, ja! dann soll doch die Mauer ein für allemal bleiben, dann wär es abgetan und ja nun bitte gut! Dass fast nur Ostdeutsche dies als Strafe erleben, fiel ihm nicht ein, noch konnte er dieses seltsame Urteil eines obersten namenlosen Weltgerichts, bei dem Grass als schweigsamer SS-Mann nicht einmal Kronzeuge war, erklären. Ob eine solche Gleichung wohl aufginge, die das eine - Teilung Deutschlands - mit dem anderen - die völlige Entrechtung und Ermordung u. a. von 6 Millionen Juden  - verrechnet? Aber welcher Lyriker wäre das, der sich nicht vorstellen kann, wie sich Holocaust-Überlebende fühlen mögen, wenn man dem Land, das ihnen Zuflucht bot, die Planung eines Völkermords unterschiebt? Und der mit keiner Silbe darauf eingeht, was die Kinder und Enkel derer bewegt, die damals wehrlos gewesen sind? Menschen, die in Israel leben, die wir einst vertrieben haben und die nie wieder mit Deutschland zu tun haben wollen, und denen man heute aus sicherer Distanz heraus, im Schutz der eigenen Bündnis- und Militärmacht, Pazifismus, Gewaltlosigkeit Schild aus dem Siegener Bunkerund heiligmäßiges Duldertum predigt, während Hamas und Hizbullah Bomben werfen (mit "selbstgebastelten", wie es in unserer - gottlob nicht gleichgeschalteten - Presse heißt, als wären die in einer Wellblechhütte aus Unkrautex und Zucker entstanden, während israelisches Militär grundsätzlich mit "Vergeltungsschlägen" gegen diese harmlosen "Bastler" vorgeht), während die Führung des Iran mit Auslöschung droht und noch niemand weiß, wie sich die neuen arabischen Reformbewegungen zu Israel verhalten werden. - Und dafür wären wir als Deutsche nicht mitverantwortlich? Doch, sind wir. Und bleiben wir.

    Ob nun der Nobelpreisträger je wieder als SPD-Wahlhelfer, eine Partei, der er "unkündbar verbunden" ist,nach Schleswig-Holstein einreisen darf (um die dröhnende Stille der judäischen Wüstezu übertönen), ob ihm gar noch durch den WDR-Journalisten Thomas Nehls (der zu allem Überfluss von einer jüdischen sowie einer deutsch-israelischen "Lobby" - who's who? - fabelte) ein zweiter Nobel-, und zwar der Friedensnobelpreis verliehen wird - immerhin hat sein einstiger Widersacher Winston Churchill "nur" den für Literatur bekommen, ob die frechen Studentenmescaleros aus Göttingen sein (noch nicht GG, aber G7-)Denkmal mit einer Ergänzung der Schrifttafel versehen, das kann mir ziemlich egal sein. Lassalle_GedenktafelIch war nie Grass-Fan, hielt ihn für einen miserablen Prosaisten von schmalem Wortschatz - jede seiner Übersetzungen dürfte besser sein als das Original - , wenn auch mitunter beachtlicher Erfindungsgabe. Für mich persönlich war er auch nie ein politischer Stichwortgeber oder gar moralisches Vorbild. Ein taz-Kommentator namens Jörg Magenau hat recht treffend analysiert, dass Grass als Typ und mit seinen politischen Ansichten viel besser in die Zeit des Kalten Krieges und der Ostverträge passte. Aber sein Nachleben dürfte er so ziemlich besiegelt haben - er wird fortan immer wieder mit diesem "Gedicht" zitiert werden, dessen Weltruhm von jetzt an Rättinnen, Schnecken, Butts und Blechtrommeln überstrahlt.


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  • Nein, von meinem schlesischen Opa ist ausnahmsweise nicht die Rede, obwohl er u.a. ein Vogelschutzgehölz pflanzte, das mir mein Onkel mal auf der anderen Seite der Neiße von fern gezeigt hat - die Leute, die da jetzt wohnen, hatte mein Onkel auch mal angesprochen, über den Gartenzaun hinweg; sie wußten wohl, daß der frühere Bewohner Biologielehrer gewesen war. Vermutlich haben sie seine Bücher irgendwann vor Jahren auf dem Dachboden gefunden und verscherbelt.Geranikum Wenn das unendliche Leid, das Deutsche über Polen gebracht haben, damit gelindert wurde, umso besser! Aber ich fürchte, das Gesamtgewicht des Leides (von der Schuld will ich nicht anfangen, das steht mir nicht zu) ist auch dadurch nicht kleiner geworden, auch heute nicht. Aber wohin gerate ich da, ich wollte doch vom neuen Leben sprechen, das in den Ruinen blüht, und von "Großvaters Gartentipps": so heißt nämlich der Kalender, den ich seit Januar täglich außer Sonntags Anzuchtkasten(Sa und So haben ein gemeinsames Blatt) abreiße. Es sind praktische und bewährte Ratschläge, die Ihnen helfen werden, steht auf der Rückseite, an der man den Kalender aufhängt, und sie zeigen gleichzeitig wie verblüffend einfach sich gärtnerische Probleme lösen lassen, wenn man ganz einfach nur der Natur vertraut. Meine Natur seufzt nach einem Komma hinter gleichzeitig, aber da kommt wieder der Großvater aus Oberschlesien in mir zum Vorschein, der die Tageszeitung mit Rotstift zu korrigieren pflegte. Die Gartentipps indessen sind - zumindest einige - zwerchfellerschütternd, Loriot hätte sie nicht besser verfassen können. Größere Rasenflächen wirken attraktiver als kleine, hieß es beispielsweise unter dem 24. Februar. Schlafmohn anzubauen ist nur mit starken Einschränkungen erlaubt und der Schierling ist giftig am 1. März. Schon beim Anlegen eines Rasens sollte man an das spätere Mähen denken und alles vermeiden, was die Rasenpflege behindern könnte, war die Parole am 9. März. Am 12. März hieß es: Für die Aussaatmenge ist nicht das Gewicht entscheidend, sondern die Anzahl der Körner, und heute, 23. März, stand im Kalenderblatt: Pilzkrankheiten des Rasens beugt man am besten durch gute Standortbedingungen und optimale Bodenbearbeitung vor. Oder täusche ich mich, findet das niemand außer mir (bzw. keiner von euch da draußen) wahnsinnig komisch??? irgendwie ist man nie ganz sicher, ob Großvater einen nicht doch ein wenig verklapsen will mit seinen Tipps. Loriot jedenfalls soll mal im Interview auf die Frage, was man dereinst auf seinem Grabstein lesen werde, erwidert haben: "Zweckmäßig wäre es, wenn der Name darauf stünde", und darüber könnte Großvaters Gartentippsich mich noch jetzt beim Niederschreiben totlachen (diesfalls statt "petit larousse" bitte das Loriotzitat auf den Stein schreiben).

    Von den Bewohnern unseres Genossenschaftshauses sind inzwischen drei verstorben; der Nachbar über uns, der mir das Tomatenhaus vermachte, lebt im Altenheim. Wir füllen die Vogelbadewanne immer wieder frisch auf, in der ich neulich eine Taube beobachtete, die sich sehr ausgiebig gewaschen hat. Dafür brauchte sie eine geschlagene halbe Stunde, putzte sich wieder und wieder (auch unter den "Achseln", mit abgespreiztem Flügel, ich dachte schon, sie hätte sich da verletzt, aber nein...)! Von wegen "Ratten der Lüfte", also die hier sind sehr reinlich, sehen auch immer edel und gepflegt aus, wenn sie in den Baumwipfeln turteln gehen. VogelbadewanneAus unserem "Garten", nur ein handtuchbreiter Streifen vor der Hausfassade vorn raus sowie eine winzige Wald-und-Wiese-Grünfläche im Garagenhof - gibt es tolle Neuigkeiten. Ich hatte mir von den Kräuterlein des letzten Jahres, wo es möglich war, Samen abgezweigt, und diese erst vorige Woche in eine Zuchtkiste eingelegt. Und siehe da, Dill, Kerbel und selbst der zögerliche Majoran beginnen zu keimen! Man ist ja immer wahnsinnig misstrauisch gegen alles Neue: Einkeim- oder zweikeimblättrig, das ist hier die Frage, wird das nun wirklich ein Kraut oder ist's ein Gräslein (oder ist gar von dem Vogelfutterhäuschen was in die Kiste gefallen?). Auch der bGroßvaters Gartentippseim Discounter gekaufte Basilikumkasten (auf 99 Cent ermäßigt) sowie ein zum gleichen Preis feilgebotenes Anzuchtkästchen mit "Mini-Geranien" lassen sich gut an, der Basilikum üppig wie im letzten Jahr, wo ich vor lauter Pesto gar nicht mehr wusste wohin, und der Geranien melden sich immerhin fünf zur Stelle. Selbst die XXL-Tomate, deren letzte Früchte wir nach Weihnachten geerntet und genossen haben (nach Umzug vom Balkon in die Duschkabine) fängt schon an zu sprießen bzw. grüne Fähnchen in den Wind zu halten. Die Bilder auf dieser Seite erinnern mich an den Job, den ich zwischendurch hatte, weil ich in den letzten Tagen das Bildarchiv eines bekannten Chemieriesen verschlagworten musste. Hunderte Fotos von glücklichen Negerbuben, die mit strahlenden Colgatezähnen ("laughs", "smiles", "grins", zwischen solchen Pluralen mußte ich entscheiden und aus 150 Schlagwörtern fünf bis sieben nehmen - jetzt weiß ich endlich, woher "grinsen" kommt) insektizidresistente Blumentöpfe in den Händen laborbekittelter Brillenträger begutachten. Ins Riesenhafte vergrößerte Godzilla-Moskitos, zwischendurch Röntgenaufnahmen von allerlei potthäßlichen Blutkörperchen und zum Picknick ins Grüne auf dem Mountainbike radelnde Senioren - wobei auffällt, wie faltenfrei und glatt eurokaukasische "best ager" sein müssen, während das asiatische Soyabäuerlein in seiner Nachhaltigkeits-Terrassenlandschaft gar nicht verwittert und zerknittert genug aussehen kann.

    Bei uns aber nichts von alledem. Statt dessen wuchert eine vielleicht demselben Genlabor, für das ich die PR-Bilder sortiere, entsprungene "Morning Glory", deren Blüten sich letzten Sommer allmorgendlich mit wechselnden Farben öffneten. Jede von ihnen ließ, nach dem Verblühen, aus einer Kapsel dicke kugelige schwarze Samen fallen, etwa zündholzkopfgroß. Die hab ich eingesammelt, in einer blickdichten Tüte aufgehoben und jetzt wachsen mir aus dieser einen, damals verbilligt in der Ramschecke eines Baumarkts erworbenen Trichterwicke zahlreiche Nachfolger heran. Wer mich besucht, darf auf Verlangen eine Probe des jungen Morning-Glory-Nachwuchses mitnehmen!

    Noch ein paar Gartentipps aus dem Großvaterkalender, denen man unbedenklich zustimmen kann:
    Nicht jeder verträgt den ansonsten so gesunden Rotkohl. (10. Januar)
    Wilder Löwenzahn schmeckt nicht besonders gut. (20. Februar)
    Tulpen blühen nicht nur in gepflegten Beeten, sondern auch auf Wiesen. (27. Februar)


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