• Mein Neustart als waffenlieferungsbegeisterter Kriegstreiber ist noch etwas unbeholfen. Aber die alarmistische Stimmung habe ich schon. Z. B. gestern meldete die F. A. Z. "Wohnungen von Russen beschlagnahmt" und dachte, wir hätten wieder 1945 in Görlitz. Aber nein, es war genau andersrum, es fehlt nur der komplizierte Genitiv - jetzt beschlagnahmen sie Russen denen ihre Wohnungen oder vielmehr, Wohnungen sollen nicht künftig Russen beherbergen, sondern solche, die denen gehören, werden beschlagnahmt. In der Internet-Ausgabe der Zeitung haben sie es durch die Ortsangabe ein wenig modizfiziert, aber sehr viel eindeutiger ist das auch noch nicht, es könnten ja welche in München einmarschiert sein, vielleicht als fünfte Kolonne von der letzten Wehrkundetagung, an der sie noch teilnehmen durften, übriggebliebene... Aber die zeitgemäße "Fünfte Kolonne" ist ja nach Meinung des Grafen Lambsdorff auf dem Ostermarsch unterwegs. Wieso eigentlich fünfte? Wurde die durchnumeriert, als man die dritte Welt erfunden hat? es hätte doch heute sechste heißen müssen.

    Apropos, die neue "Dritte Welt" heißt auch nicht die Vierte, sondern "der Süden", und wie ich erfahren habe sollte dieser Süden unter indonesischer Intendanz in Kassel "in Dialog treten mit dem Norden", und deshalb wurden keine israelischen Künstler eingeladen, dafür aus Rumänien welche. Aber einig war man sich darin, dass das Böse in der Welt am besten durch einen haifischgezahnten Menschen mit blutunterlaufenen Augen und Mackie-Messer-Hut, auf dem SS steht, dargestellt werden kann, durch Schläfenlocken war auch klar, welcher Religion dieser Bösewicht anhängt. Aber ist das, was ihm links aus dem Haifischmaul herausragt, die Thorarolle? Oder eher ein zusammengerollter Dollarschein?  oder eine ordinäre Zigarre? Als ich noch der Friedensbewegung angehörte, wurde der Frieden immer durch Tauben symbolisiert und allenfalls mal durch eine Nonne, die mit dem Regenschirm auf eine Bombe drarufhaut. Mir erschien das unpassend, der Umgang mit Sprengstoffen  ist riskant, und erfordert eine gewisse Achtsamkeit. drauhauen ist keine Lösung, so war doch die Parole der Pazifisten. Aus denselben linksgesinnten Kreisen kam der Kapitalist, der noch immer Zigarre rauchte und - Zylinderhut trug, und dunkelgestreifte Hosen! Oft mit weißem Schnurrbart. Ich hab mal einen Herausgeber so einer Alternativzeitschrift gefragt, ob er wirklich glaubt, dass heutige Kapitalisten noch Zylinderhüte tragen? Andererseits, Dagobert Duck hat auch einen, und immerzu Dollarzeichen in den Augen, als könnte man nicht auch durch Rubel, Zloty oder D-Mark reich werden.

    Aber mal konkret, was ist denn aus dem alten Friedensspruch "lieber rot als tot" geworden? Von Rot kann bei Putin keine Rede mehr sein, müsste umformuliert werden um den Putinverstehern zu gefallen. Lieber äh... lieber russifiziert als bombardiert?

    Was die Documenta in Kassel betrifft, las ich jetzt, die Indonesischen Kollektive seien traurig, weil wir nicht einsehen wollten, dass das gar keine Minderheiten-Verunglimpfung sei, Soldat mit Schweinsgesicht und "Mossad" auf dem Helm usw. oder Schläfenlocken-Mackie Messer. Das sei nun mal in Indonesien die Bildsprache, um den Kapitalismus zu geißeln. Ich finde das falsch, ebenso wie das Schamdeckchen über dem Wimmelbild - hatte nicht dieser Papst, Nachfolger von Hadrian? im vatikanischen Museum nackte Antikenfiguren mit Feigenblättern versehen, und was macht Kassel? das Bild wird jetzt ganz abgebaut, hört man - wenn's nach mir geht, sollte man es in einer Art Tournee durch die europäischen Kulturhauptstädte schicken, schließlich ist der Antisemitismus eine der wenigen völkerverbindenden Geisteshaltungen - darin, wer schuld an all dem Unglück dieser Welt ist, sind sich am Ende die meisten einig, vom Fels zum Meer, vom Nord- bis zum Südpol, von Bagdad nach Stambul, sogar mit Putin und Lawrow, der kürzlich sogar Hitler als Juden bezeichnet hat. Und dass die UNESCO ihn noch nicht auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt hat, kann nur so verstanden werden: Antisemitismus lebt - und er riecht nicht mal komisch - er ist vitaler und kräftiger als, sagen wir, das deutsche Volkslied. Antisemitismus braucht nicht wiederbelebt, gesponsort oder geschützt zu werden, er ist so fest verwurzelt und so allgemein verbreitet, nicht mal ein Tag des Antisemitismus ist nötig, um sich für ihn einzusetzen. Dieser Schlager nutzt sich auch nicht ab, wie gewisse Wahlkampfparolen. Und er passt auch prima in die Zeitenwende: Gestern kam Lars Klingbeil mit einer Erklärung heraus, die sich verdächtig anhörte nach WIR SIND WIEDER WER, haben einen Anspruch die Führungsmacht zu sein und so. Im Zusammenhang mit Weltkrieg ist uns das schon zweimal nicht gut bekommen, zum Auftakt 1914 hat die SPD dem "Sondervermögen", das der Kaiser wollte, mit der gleichen Begeisterung zugestimmt... Willy Brandt hatte noch gekniet in Warschau, damit überhaupt einer mit uns redet im Ostblock. Und dann kam bekanntlich der Wandel durch Handel, und, was spätere SPD-Vorsitzende und Wichtigmenschen betrifft, Verbandel durch Handel. Andererseits hat Brandt auch diesen Nord-Süd-Dialog ins Werk gesetzt, mit dem Erfolg, dass die voraufgeklärten Zeiten durch Exotenkunst wiederauferstehen. Eigentlich sind sie ja verboten, aber - wir verschweigen und tarnen unsere einträglichen Waffenlieferungen ins Krisengebiet nicht mehr schamvoll, sondern setzen täglich aktualisierte Listen ins Internet. Was haben wir denn da... 23.000 Gefechtshelme... 15 Paletten Bekleidung.... 10 Tonnen AdBlue... aber auch 500 Stinger-Raketen, 16 Millionen Schuss Handwaffenmunition,  100.000 Handgranaten, 5300 Sprengladungen, Bumsti! Lustigerweise nennen sie es einleitend "deutsche letale und nicht-letale militärische Unterstützungsleistungen", klingt ja auch netter als Massentötungswerkzeug. Schließlich haben wir lange genug in der zweiten Reihe gestanden, Platz an der Sonne undsoweiter (und das von der Sozialdemokratie, auch kein Wunder nach Schröder, der noch jede Menge Zigarren und gestreifte Hosen verbrauchte) und zu diesem neuen Selbstbewusstsein passt ein gediegener, in der Wolle gefärbter Antisemitismus. Könnte man nicht auch eine Verlustliste dazusetzen, also wieviele Russenflugzeuge von der Haubitze getroffen werden? Hier ein Auszug aus Auf der Russenfährte, die Erzählung des alten Jagdgenossen von Dreckwitz: "Auf leisen Sohlen heranpirschend, hatten wir bereits die Vorposten getötet. Peng, fällt ein Schuß, peng, peng, zweiter, dritter! Und dann ging eine maßlose Knallerei los! Rumbums! spricht unsere Kanone; kladderadoms! die Handgranaten, die die albernen Russen aus den Fenstern zu schmeißen für gut befanden", so  Dreckwitz in der 14. Szene des II. Akts von Karl Kraus, die letzten Tage der Menschheit, - ich glaube, der Wohlklang der preußischen Kommandostimme des von Dreckwitz fehlt in der Lesung von Helmut Qualtinger.


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  • kommt alle in massenWas man nicht in 400 Worten sagen kann (so wortreich ist die Erklärung der 28 EMMA-Verschworenen, nimmt man die Worte "Sehr", "geehrter", "Herr" und "Bundeskanzler" raus), muss man halt in 4000 Worten sagen, in breitester Öffentlichkeit verteilt in facebook-Einträge, Kommentarspalten, Telefoninterviews, Talkshowgelaber und Erklärungserklärungen. "War die Ware nicht recht gut / geb' ich gerne etwas zu, / damit, was die Güte nicht, / letztlich doch die Menge tu'" - aus dem Gedächtnis zitiert nach August von Platen. Oder auch: "Getretener Quark wird breit, nicht stark", Johann Wolfgang von Goethe.

    Hier eine Zusammenstellung, gesammelte O-Töne der "Intellektuellen" (Zola, bitt' für uns!)  aus den Tagen nach dem Aufruf, ohne beim Zusammenlesen viel hinzugucken und ohne Bezahlschranken zu durchbrechen:

    Edgar Selge, einarmiger TV-Kommissar und neuerdings Romanautor, meint:

    "Wir müssen die Ukrainer eher dazu bringen, [dazu bringen, soso, P. L.] sich zu fragen, wie viele Menschen sie in diesem Verteidigungskampf noch opfern wollen. Sie können diesen Krieg gegen Putin nicht gewinnen... Man darf kein Motiv liefern für so einen verbrecherischen 'Erstschlag'."

    fuckoffHarald Welzer, professoraler Soziologe, meint:

    "Die schlechtere Variante wäre eine Entgrenzung dieses Krieges, also das Ausgreifen auf andere Nationen. Dann hat man den dritten Weltkrieg. [Loriot hätte gesagt: ach was! P. L.] Das dritte Szenario wäre der Atomkrieg, den wir alle nicht kennen. Wir wissen nur, dass er die Zivilisation, wie wir sie kannten, nicht unbeschädigt lassen würde."

    Alice Schwarzer, Prozessberichterstatterin der Bildzeitung (Kachelmann!), meint:

    "Als ich dann Dienstag voriger Woche das Zitat des russischen Außenministers las, dass eine nukleare Eskalation sehr real wäre, ist mir doch der Schreck in die Glieder gefahren."

    "Ich bedauere, dass Selenskyj nicht aufhört zu provozieren", gab sie über dpa bekannt: "Ich würde mir doch ein bisschen nuanciertere Töne auch aus der Ukraine wünschen", sagte Schwarzer. Wenn man die offizielle Politik des Präsidenten "zum Teil fragwürdig" fände, bedeute das aber nicht, dass man nicht mit dem Land fühle oder die Opfer ignoriere, "ganz im Gegenteil", sagte Schwarzer.

    Ranga Yogischwar, der so eine Forschungssendung macht, in der er mal vehemt für KKW-Ausbau plädierte:

    "Die Einschätzung einer möglichen nuklearen Eskalation und die Frage wie wir damit umgehen. Hier kann niemand von uns mit Gewissheit sagen, was wirklich passieren wird, denn diese Entscheidung liegt nicht bei uns. Für mich ist das Risiko sehr ernst und die Gefahr eines Flächenbrandes groß... Ich glaube jedenfalls nicht an ein 'natürliches' Ende und bin überzeugt, dass am Ende Verhandlungen und ein Friedensabkommen stehen werden. Je früher also diese Option mit Nachdruck von allen Parteien gefordert wird, je schneller das Ende der Zerstörung."noch mehr Postskripti der Unterschriftstellerinnen

    Svenja Flaßpöhler, die mit dem so eindringlichen wie furchteinflössenden Blick, meint:

    "Noch vor einigen Tagen war es Linie der Bundesregierung, keine schweren Waffen zu liefern, weil man keine atomare Eskalation riskieren wollte. Auch dieses Tabu ist jetzt gefallen. Annalena Baerbock ist sich nicht sicher, ob der Weg, der damit beschritten wurde, der richtige ist."

    Dieter Nuhr, Mediencomedian, meint:

    "Weiterhin kursieren Agggressionen, Abwertungen und Verdrehungen wegen des offenen Briefes. Die Reaktion vieler Journalisten lässt sich nur dadurch erklären, dass sowohl der Brief als auch die inzwischen zahlreichen Äußerungen der Unterzeichner offensichtlich nicht gelesen oder verstanden wurden. Anders sind die zu einem nicht geringen Teil nur noch als verwirrt zu bezeichnenden Unterstellungen nicht zu erklären…"

    Komisch, Gerhart Polt ist nicht mit seinen Stellungnahmen verlinkt auf EMMA, dabei hat er ein FAZ-Interview gegeben. Und Katja Lange-Müller, von der ich gar nicht mitgekriegt hatte, dass sie den Wisch auch unterschrieben hat, hörte ich im Radio, es tät ihr nachträglich leid, weil sie doch so viele Leute aus dem Baltikum kenne - die tauchte bei EMMA gar nicht auf? Vielleicht schon gelöscht, bevor die Sache publiziert war? Zurückziehen geht doch auch leise. Eine gewisse Einsicht kann man ihr nicht absprechen, wenn sie folgendes zum Besten gibt

    "Vor allem stört mich der Ton, der immer wieder die Musik macht. Dass man quasi den Ball der Ukraine zuspielt. Man kann schlussfolgern - obwohl das da nicht drinsteht -, [doch, steht wohl drin, P. L.] dass sich die Ukraine doch lieber von einigen ihrer Ansprüche trennen soll. Es ist ja klar, dass diesen Krieg niemand gewinnen kann. Der Tonfall: 'Denkt jetzt auch mal an uns, wir sind schließlich auch gefährdet' - das steht uns so nicht zu. ... Der dritte Weltkrieg wird mit jedem Tag wahrscheinlicher, und wir beharken den Bundeskanzler und einander mit rechthaberischen Meinungen darüber, ob Deutschland schwere Waffen liefern soll oder nicht."

    petit la Russie aber meint: Der erste Eindruck bestätigt sich, an meinem Fazitnoch mehr Postskripti der Unterschriftstellerinnen muss ich nichts ändern: Kern der Aussage, "ich bin klein, mein Herz ist rein, zieh mich bloß nicht in Kriege hinein", das pazifistische Eiapopeia im Rundgesang angestimmt (oder bist du etwa für den Krieg? Hä??), es bleibt bei der Mahnung an die Ukraine: die sollen die weiße Fahne schwenken und eine putin-finanzierte Diktatur der Warlords à la Syrien und Weißrussland akzeptieren. Unsre hiesigen Intellektuellen helfen ihnen bei der Abrüstung, z. B. Upcyclen der Bundeswehrhelme zu Suppenschüsseln. Und wo dummerweise schon Massengräber entdeckt worden sind, kommen Gedenkstätten und Mahnmale "gegen Krieg und Gewaltherrschaft" hin. Wenn Ukrainisch nicht mehr Amtssprache ist, braucht man auch keinen Schulunterricht in dieser Sprache. Wer keine Ruhe gibt und immer noch Widerstand leisten will, wird wahlweise zusammengeknüppelt oder als Schuldiger am Atomkrieg vorgeführt. Damit entfällt hierzulande jegliche moralische Gewissensnot, unser Vorgarten blebt nuklear unbedroht, Gut und Böse trennt dann die west-östliche Demarkationslinie - einst Mauer genannt. Greift Putin noch von Transnistrien aus Moldau ab, oder Baltikum, oder Finnland, sei's drum, Polen und Ungarn sind jetzt schon "kommode Diktaturen" (Grass), Bulgarien kann ohne Russenöl nicht leben und Rumänien hat bei Putin die Brennstäbe für die KKWs bestellt, und wir Deutsche, wir machen es uns vor dem Stacheldraht wieder gemütlich, wie einst im Mai, und können Wandel durch Handel durch Annäherung treiben, - so schön, so schön war die Zeit - so schön, schön war die Zeit...


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  • Die schönste Antwort war eigentlich der offene Brief an den offenen Brief von Samira El Uassil auf Uebermedien.de - auch die Reaktion von Böhmermann (der offene Brief sei insofern tröstlich, weil sich zumindest der intellektuelle Schaden durch einen drohenden Atomschlag sich in Grenzen halte). Ein offener Brief, der so vieler Erläuterungen bedarf, hätte man besser als Loseblattsammlung konzipiert, und seine Schlussformel wäre besser nicht "Wir hoffen und zhlen auf Sie! Hochachtungsvoll" gewesen, sondern "Fortsetzung folgt". Gestern faselte auf 3Sat Alice Schwarzer, der äußerst schonend und  behutsam von der ehemaligen Außenministerin Ursula Plassnig widersprochen wurde, etwas von "der UNO-Generalsekretär Stoltenberg..." usw. Heute Freitag früh lese ich, was Alexander Kluge im Deutschlandfunk (unter einem Foto, das ihn überraschend dem vollgekifften Wolfgang Neuss ähnlich sehen lässt) zu dem von ihm unterzeichneten Kollektivschreiben, unten eine BidschirmAufnahme, nachzukleckern hatte: "Kapitualiton" sei nichts Böses, und man müsse doch zu irgendeinem "Kompormiss" kommen. Ja, dem kann ich mich auch nur anschließen, Kompormisse sind nach erfolgter Kapitualiton wie Senf zu den Frankfurter Würstchen:

    offenes Postskriptum


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  • Liebe Intellektuelle, insbesondere Alexander Kluge (der einzige von euch, der das Wort als Berufsbezeichnung hinter seinen Namen setzt), wir begrüßen, dass Sie bisher so genau die Risiken bedacht hatten: das Risiko der Ausbreitung dummen Geschwätzes auf deutschem Bundesgebiet; das Risiko einer Ausweitung auf ganz Europa; ja, das Risiko eines 3. Weltkrieges, dessen Numerierung durch eine arabische Ziffer eine Geschmacklosigkeit von Zahlenfetischisten sein dürfte. Wir hoffen darum, dass Sie sich auf Ihre ursprüngliche Position besinnen, nämlich die sichere Position auf einem weichen Sitzmöbel in relativer Sicherheit, und dass Sie nicht, weder direkt noch indirekt, der geistigen Situation dieser Zeit weitere schwere Schäden zufügen. Wir teilen auch die Überzeugung, dass es eine prinzipielle politisch-moralische Pflicht gibt, vor passiv-repressiver Talkshow-Rhetorik nicht ohne Gegenwehr zurückzuweichen. Doch alles, was sich daraus ableiten lässt, hat Grenzen in anderen Geboten der politischen Ethik - schuld sind schließlich auch diejenigen, die dem Agressor fliehenden Fußes ein Motiv zu einem gegebenenfalls, man beachte diesen vorsichtig-behutsame Einschub (eine der Unterzeichnerinnen ist Strafrechtlerin), verbrecherischen Handeln liefern. Sie glauben, vor dem Irrtum warnen zu müssen, dass die Entscheidung über die moralische Verantwortbarkeit der weiteren „Kosten“ an Menschenleben unter der ukrainischen Zivilbevölkerung ausschließlich in die Zuständigkeit ihrer Regierung falle, das also ist Ihrer Auffassung nach nicht der Fall, nein, Schuld daran wäre sonst, wenn sich die ukrainische Regierung auf Kosten ihrer Wähler nicht kampflos ergibt, womöglich auch Deutschland, nicht nur wegen möglicher Lieferungen von eher taktischen Waffen wie Helmen - die natürlich außer dem Schutz für die Schädeldecke und die ggf, darunter hausenden Gedankenspiele auch eine gewisse Provokation für den Agressor bieten könnte, bis zu schwerem Gerät, sondern auch, weil die Rechtsphilosophen, Kabarettisten, Bild-"hauer", Filmemacherinnen, Filmproduzentin (so bescheiden benennt die 80jährige Gisela Marx, die doch mal eine jedenfalls damals nicht völlig abgestumpfte politische Journalistin war, den Schwerpunkt ihres Unruhestandes) ihr Schweigen zu spät gebrochen haben könnten und sich jetzt nur mit halbem Herzen und auif seltsamen gedanklichen Schlangenlinien für den Erfolg einer sogenannten Sonderaktion einsetzen, die nach ihrer Meinung besser in der vollständigen Entnazifizierung und Demilitarisierung, und letztlich in der Planierung und Entvölkerung der Ukraine enden soll, damit der hiesige Vorgarten des russischen Imperiums von Atom-Kanonen und -granaten unbehelligt und nur von Symptom-Petitionen und -Inseraten beunruhigt wird. Das Symptom seid ihr, liebe Intellektuelle, allerdings selbst, nicht die (moralische) Krankheit oder Verkommenheit, an der ihr offenbar, und wenn ich mir den Altersdurchschnitt der Unterzeichner überlege - einige von euch schon viele Jahrzehnte, leidet.


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  • Gut, früher war alles besser, da hielt ich das für eine Latrinenparole - ein eiserner Vorhang klemmte den Ostblock zu, und gemeinsam waren wir der Keil zwischen dem Land des gottgefälligen Weißbrots und von Reader's Digest und jener noch weiter östlich angesiedelten "gelben Gefahr", die von ganz hinten langsam emporkroch. Nicht, dass wir keine weltumspannenden Krisen gehabt hätten all die Jahre. So kann ich mich noch gut an die Kuba-Krise erinnern, als der Zucker ausverkauft war, wegen der mit Atomraketen beladenen Kriegsschffe, die Rußland nach Mittelamerika schickte. Als würde der Zucker nicht aus Rübenkraut gemacht und dieses wiederum aus der ordinären, quälend langsam mit Bauerntreckern über Landstraße transportierten Zuckerrüben. Auch der Spruch "Denke dran, schaff' Vorrat an!" ist mir noch geläufig. Wir hatten im Keller so ein Vorrats-Kabuff, in dem ich in unbeobachteten Momenten herumstöberte: Makrelen und Ölsardinen gab es da, und die eine oder andere Schlackwurst. Messinggoldene etikettlose KonvservenKohlenklau an schiefer Bahn mit Aufdruck, die fette Erbsensuppe enthielten, aus Bundeswehrbeständen, die meine Brüder mitgehen ließen und nach Hause brachten. Butter in Alutuben, sehr merkwürdig. Dosen (!) mit unschmackhaftem Vollkornbrot und bittere "Panzerschokolade" mit Koffein in Behältern, die wie Schuhkremdosen an einer Stelle eingedellt waren und aufploppten, wenn man draufdrückte. In meiner Jugend führten sowieso alle Wege nach Moskaui (und kein einziger nach Rom, damit hatten es meine Eltern nicht so). Aber ich wäre doch nie auf die Idee gekommen, selber auf dieser Kegelbahn zu den bösen Augen des Kohlenklau mit der Schirmmütze zu rutschen. Ich hatte gar nicht kapiert, die Russen kommendass das die abschüssige Bahn ist, mit der wir auf Hammersichels Gesicht landen (um ihm auf der Nase rumzutanzen?). Irgendwie dachte ich als Kind eher, diese schrägen Streifen wären Strahlen, die von den wachsamen Augen des Bolschewisten ausgehen und eher das Panorama hinter mir als mich selber beobachten. Wahrscheinlich fühlte ich mich deshalb eher weniger eingeladen. Wir hatten Verwandtschaft "drüben", befremdend die Ortsnamen, die auf -a endeten, wie "Gotha" und "Glaucha", "Langensalza" "Burgtonna", das klang seltsam. Nicht auszudenken, wie es mich angewidert hätte, wenn die Verwandtschaft in der Uckermark gewohnt und die Ortsnamen in den Absendern auf -ow, -öbel und -itz geendet hätten. Leider sammelten mein ältere Bruder und daher auch ich Briefmarken und schnibbelten mitleidlos an den Postkarten und Umschlägen herum, er vielleicht etwas ungehemmter als ich, von den Briefen ist nox übrig, die Postkarten wurden entstellt. Jedenfalls hat mich die dann doch später gehabte Erfahrung mit dem Osten gelehrt, nä nä, das hat kein Gedeihen, egal wie schön der Sozialismus ausgemalt wird. Meine DKP-Freundinnen versicherten sternäugig strahlend, wie toll es am Scharmützelsee sei und dass mein Verweigern des Wehrdienstes hier, in der Beh-Err-Deh eine gute Sache wär, aber im Vaterland der Werktätigen ging da nicht an, da müsse der Faschismus bekämpft und die Arbeiter- und Bauernmacht verteidigt werden. Die kriegen alle Bafög und studierten auf Lehramt, senkten die Stimmen am Telefon, wenn es ernst wurde, wegen Aktion EichhörnchenAbhören und Berufsverbot. Was aus ihnen wurde? ganz patente Frauen, Vergessens-Denkmaleine ging nach Italien (Eurokommunismus!!), heiratete schlussendlich einen Olivenhainbesitzer, die andere bekam vom sehr farbigen Marrokaner ein farbiges Kind (wurde von ihrer Familie verstoßen!) der - als ich ihn kennenlernte - auf Ingenieur studierte, um in seinem Heimatdorf Brunnen zu bauen. Er werde auf jeden Fall zurückkehren,schwor er feierlich! hat er's gemacht? Der war natürlich auch für Sozialismus. die glorreiche UdSSR, scharf gegen Israel. Andere sahen ihr Heil im Maoismus. zeigten mir Glanzfotos wunderschöner Hochhaussiedlungen mit roter China-Sonne dahinter und Goldaufdruck. Alles für die arbeitenden Massen gebaut!, während ich mein bourgeoises Dasein im Wohlstand leer und inhaltslos verjuxen würde. Und noch eine Gruppe, GIM, ich war mal bei Imogen, der Spitzenkandidatin für den Bundestag eingeladen, die bei ihren Feten auf Ton-Steine-Scherben abtanzte und ganz liebenswert war, Ernest Mandel bewunderte. Aber ich sah Imogen nie wieder. Die GIM-Leute mussten sich für Jahre bei Opel in Rüsselsheim verdingen und am Band arbeiten, um die Arbeiterklasse kennenzulernen. Einer hieß irgendwie Wurzel oder Knust oder so mit Spitznamen, der entsagte aller intellektuellen Spinnerei und wurde Fahrer beim ÖPNV - die Nachricht schlug damals wie eine Bombe ein! Der einzige, den ich später traf, ich fuhr bisweilen auf seiner Linie mit, er machte lustige Durchsagen -  stand die Bahn im Stau und war knüppelvoll und es regnete Bindfäden, knarzte "nur Fliegen ist schöner" durch den Lautsprecher und alles lachte.


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