• Der Immerschlimmerismus

    Da hab ich immer gedacht, über schlimm, schlimmschlimm oder schlimmschlimmschlimm wäre das Wesentliche bereits gesagt, z. B. zuletzt in dieser kritischen Youtube-Doku eines Politmagazins. Aber auch wenn schon alles gesagt ist, es muss halt immer wieder noch mal gesagt werden. Meine zotenverliebten älteren Brüder prophezeiten zum Jahreswechsel immer wie folgt: "was ist der Unterschied zwischen [beliebige Jahreszahl] und deinem Schwanz? Na?", und ich so: "keine Ahnung?" und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: 2024 wird härter, ha ha haha ha! Und obwohl die das eben eröffnete Jahr damals noch gar nicht kennen konnten, sie sagten auch nicht 1984 oder so, das ist noch viel, viel länger her, nun, trotz allem diesem lässt es sich ganz so an, als hätten die damals recht gehabt. Knallhart fängt es ja schon mal an, wenn ich diese pöbelhaftem Bauern deklamieren höre, dass die Blase in Berlin noch nie geschwitzt habe, während dieselben Bauern aus ihren demokratiefeindlichen Hinterwäldern hervorkriechen, den Trecker anwerfen und in aller Seelenruhe Autobahnverteiler und NahverkehrsmagistrDer Immerschlimmerismusalen blockieren und mit stinkendem Diesel-Müll die Luft verpesten, und werden dafür von den Politikern auf die wohlgenährten Schultern geklopft, von der speichelleckerischen Presse hündisch hofiert, während dieselben Politiker Hunde-Klo-Verbot auf Feldernund dieselbe Presse die Klimakleber (die ich für genauso bekloppt und staatsfeindlich halte) zur neuen Terror-Zelle und R.A.F.-Bewegung dämonisieren! Wo bleibt die gerichtliche Einstweilige Verfügung, wo bleibt die "Deutsche Umwelthilfe e. V.", wenn mal wirklich ein paar aufrührerische Giftgas-Stinker und Stänkerer auf der Tat ertappt werden könnten und sofortamente von der Straße wegverhaftet werden müssten? Dann werden diese Landärsche auch noch mit den Gewerkschaften, wackeren Arbeitern des Schienenstrangs verglichen, die über keinerlei Latifundien verfügen - und wenn der Monat am Ende zu lang für das Geld ist, können sie nicht mal eben auf die selbstgezogenen Runkel-Rüben-Rohprodukte zurückgreifen. Eine Fähre am Anlegen zu hindern ist kein KAvaliersdelikt, sollte mindestens so strafbar sein wie die Blockierung eines Flughafen-Rollfelds. Bauern beanspruchen elektrozaun-ziehend ihr Privateigentum an Feldern, Wiesen und Wäldern, mit denen sie umgehen, wie sie wollen, öffentliche Verkehrswege aber verstopfen sie mit Treckern, die angeblich gar keine Schäden auf der Asphaltdecke verursachen und deshalb steuerbefreit betankt werden. In den seltensten Fällen werden umweltschädigende Gifte wie Monsanto aus dem Verkehr gezogen, und wird wirklich mal was verboten, gibt es endlose Übergangsfristen. Auch Grundeigentum ist Diebstahl! Streikende sind in aller Regel landlose Lohnarbeiter, und sofern im vorigen Jahrhundert Arbeiter subventioniert wurden, waren es allenfalls die Bergleute aus den Kohlezechen, deren Stillegung und Rückabwicklung finanziert wurde, und über deren Ausstiegs-Erleitchterungen und Fristen endlos gejammert und gklagt wurde von den Rechten, die sich jetzt als Bauernfreunde ausgeben. Die schmuddeligen Kerls auf den quietschbunten Traktoren werden nicht nur durch Rechtsextremisten, die der Regierung am Galgen den Garaus machen wollen, sondern durch Speditionsunternehmen mitfinanziert, die ihre liebste Konkurrenz tagaus, tagein über die Autobahn raud und runter kutschieren (mobile Großhandelslager zum ad-hoc-Abruf), denn die wollen auch Billig-Diesel und am liebsten auch die LKW-Maut zurückstutzen oder besser gleich ganz abschaffen. Wie wär's denn mal, wenn die Krankenpflegerinnen und -pfleger das "Recht des Stärkeren" geltend machten und die Maschinen abstellen wollen, so lange, bis es richitg weh tut??? "Ja, Bauer, das ist ganz was Andres!"  Das Junkerpack wurde seit jahrzehnten hochgepäppelt und mit Staatsgeldern angefüttert, und wenn auch nur der Hauch einer Winzigkeit von deren gutsherrlichen Privilegien in Frage gestellt wird, werden sie frech, erpressen die Demokratie, und bringen Hitler, pardon Bernd Höcke an die Macht. Nee danke, Leute, ich ernähr mich lieber von labberigen Tomaten aus Treibhäusern des Ostbalkans, oder Steaks von möglichst EU-fern weidenden Rindern aus em Regenwald, als mir von hiesigen Cowboys diktieren zu lassen, wieviel die Regierung aus meinen Steuergelden in ihre Richtung schaufelt. Dass diese  Herren des grauen Morgens (Land) seit Jahrzehnten, obwohl längst von der EU verboten, unsere Trinkwasser-Reservoirs mit Nitrat vergiften, sei nur am Rande bemerkt. Lehrstand, Wehrstand, Nährstand? Der ImmerschlimmerismusDie beiden letztgenannten braucht es meines Erachtens nicht zu geben, sooo gourmandös sind Lebensmittel heimischer Herkunft auch nicht, wenn man giftferne und tierschonende Produkte heimischer Erzeugung überteuert als Bio-Kost kaufen muss, um überhaupt etwas von Geschmack zu ahnen. Aha, 440 Millionen im Jahr spart das ein, wenn der Diesel-Steuervorteil gestrichen wird, das seien sowieso "Peanuts" tönt es - von Leuten, die offenbar immer mal ein paar Milliarden zuviel haben, den Hals nicht voll kriegen und erheblich größeren Profit aus ihren Ländereien ziehen. In der Regel will der Bauer ja nicht nur Geld dafür, dass er die Gülle NICHT in den Erdboden ablässt, sondern will eine Leibrente dafür, dass die Umwelt begrünt und dekorativ mit Kühen und Heuhaufen möbliert wird. Mich erinnert das an die Kirchen, die mit immer weniger Mitgliedern immer mehr gesellschaftliche Beachtung beanspruchen, schon ist die Dreikönigsmesse auch in protestantischen Landesteilen üblich, wo das gar kein Feiertag ist, und wo Kardinal Woelki predigt, muss die WDR-Satiresendung ausfallen.  Seitdem nerven die Bauern-Sondersendungen und "Brennpunkte" aus der barmenden Landwirtschaft und ihrem Baurnkrieg gegen die gewählte Regierung, die ihnen ein Steuerprvileg verkürzen will. Und jetzt lesen wir noch mal ein paar deftige Arno Schmidt-Geschichten über Bauern, aus den neunzehn-fünfziger Jahren: "Sie saßen und glotzten. Wurde vorgestellt, vielen klaffenden Mäulern, aus deren jedem ein dampfender weißpapierener Stift stak: Gott strafe England und Euch Unabkömmliche (denn wieder schöpften diese Landwirte das Fett ab: im Kriege waren sie mehr zu Hause als bei uns draußen, und jetzt fressen sie sich auch wieder als Einzige satt, und nehmen im Tausch der restlichen Bevölkerung das Letzte weg. Neulich hat einer zu Grete gesagt, als sie mit einer Kaffeebüchse ging: ihm fehlte nur noch n Teppich fürn Kuhstall! Krepieren müßten die Schweine! Alle Bauern! - Villân hieß es bei den Mittelhochdeutschen: die wußten noch offiziell, daß Bauer und villain eins ist!)"


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  • Commentaires

    1
    Lieschen en France
    Dimanche 25 Février à 09:47

    Erbaulich, mein münsterländischer Bruder würde deinen Bauernkommentar unterstreichen, ich jedoch habe in Frankreich einen anderen Eindruck von den Landwirten, die sich reihenweise aufhängen ...

    2
    Lundi 11 Mars à 09:39

    Zugegeben - etwas über die Schnur gehauen, was ich hier schrieb. Einst selber mal in eine Landkommunie ziehen gewollt, erst bei Fourcalquier, dann Schafe züchten GARDAREM LO LARZAC... leider hab ich keinen grünen oder gar wolligen Daumen... typischer intellektueller Schwärm-, äh, -ätzer geblieben



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