• country life

    Hier findet sich alles, was man im "dörflichen" Landleben rings um unsere Wohnung tut.

  • Nach klangjährigen Schüttelreim-Experimenten im Wortecocktailmixbecher komme ich immer wieder über Karl Marx auf Hegel undWasserbecken auf Küchenbalkon Kneipp-Parcours auf dem BalkonSchleiermacher zurück. Ich meine die Dialektik: "Die Gedanken der Herrschenden sind die herrschenden Gedanken", gut und schön. Aber lässt sich das nicht noch ausbauen? Wenn sich die Denker beherrschen, werden sich die Herrschenden bedenken - so hoffen wir zumindest. Die pandemische Entwicklung ist die sich entwickelnde Pandemie. Ihre virale Verbreitung ist die Verbreitung des Virus. Was dem Habeck die Bärbock, ist der Laschet dem Söder. Sind die Würfel gefallen, wird beim Fällen gewürfelt. Moment, hat das Cäsar vor dem Marsch auf Rom gesagt oder ein Forstarbeiter, bevor das CDU-Präsidium "Timber" brüllte? Und so weiter, man muss irgendwann aufhören, sonst greift es die Gehirnzellen an und man velwechsert lechts und rinks. Um einer möglichen Verstopfung der Blutgefäße nebst nachfolgendem Thrombus vorzubeugen, haben wir eine Kneipp-Anlage auf dem Terassenbalkon installiert. Da hatte ich vor vielen Jahren (damals noch ahnungslos) eine tadellos saubere und vermutlich nie benutzte Zinkwanne auf dem Sperrmüll gefunden (eigentlich zwei, eine davonFuß auf der Noppenmatte haben wir einer sozial benachteiligten Familie als Säuglingsbadewanne gestiftet). In dieser Wanne habe ich schon Tomaten gezüchtet, aus handelsüblichen Blumenerde-Säcken, die ich auf der Unterseite ein paarmal piekste und auf Oberseite mit größeren Löchern versah. Die aus Tomatenkernen herangezüchteten Kneipp-DuschrohrTomatenpflanzen setzte ich oben rein und erntete ein paar Monde später die schönsten Paradiesäpfel. Das hat die Wanne aber nicht weiter gekümmert, nach Gebrauch wurde sie im Keller verstaut bzw. an die Wand gehängt. Jetzt aber, reaktiviert, wird sie zur idealen Fußbadewanne, abends wird Madagaskar-Kirsche im Friedensparkdas Wasser eingefüllt und morgens, wenn sich in den klaren Vollmondnächten des Februars schon eine hauchzarte Eisschicht gebildet hatte, hörte man es beim Reintreten interessant knistern.... und anschließend, das haben wir uns mit der Zeit so ausgedacht, kommt ein "parcours" für die Fußmassage. Zwei Lattenregalbretter aus einem ollen Blumenregal, dahinter die Gummimatten, mit denen ich einst, als ich noch Holundersekt destillierte, beim Ausspülen des großen Gärballons die Badewanne zum Schutz der Beschichtung ausgepolstert hatte. Wenn man sie umdreht, haben Pfau wird gefüttertdiese Gummimatten winzigspitzige Noppen, die sich ideal eignen, darüber zu laufen. Und dann haben wir noch Sand in eine größere Wanne gekippt und (nicht im Bild zu sehen) noch eine kleinere Wanne mit Steinchen, so dass nun auch in den hörnernstenBlauer Pfau vor Heidekraut Fußsohlen der Name "Kneipp" sinnlich erfahrbar und diese Körperstelle etwas empfindsamer wird. Mit ein bißchen Willenskraft und der nötigen meditativen Grundhaltung könnten wir auch eine Metallschüssel mit schmurgelnder Grillkohle durchwaten, wie sie neulich ein Idiot in einem der großen Plastik-Müllcontainer unserer Genossenschaft entsorgt hat; meine Frau bemerkte den Qualm und rannte mit der Gießkanne hin - dabei hätte man auch die Wanne mit dem Fußbad nehmen können, das wir sonst an der nächsten Baumwurzel ausgießen (natürlich nicht das Kind mit demselben). Auch ein Bottich mit gärenden Pfauenaugen-GefiederTrauben käme in Frage, nach entsprechender Lese-Erfahrung versteht sich, bloß, woher nehmen und nicht stehlen? Wer sich mal so ein Kelterfest in Sizilien angeschaut hat, wird sich vielleicht wundern: man möchte meinen, die Winzerjugend wäscht sich vorher die Füße, aber nein... Jetzt haben wir natürlich ein adäquates Becken am anderen Ende,Wiese im Friedenspark auf dem Küchenbalkon stehen, in das man sich bis zu den Oberarmen hineinkniet, allerdings erst Stunden nach dem Fußbad, man soll das laut Kneipp nicht gleichzeitig machen. Aber gegen eine Schwalldusche nach der Barfußwanderung durch Unterholz, Wüstensand, Kieselabraumhalde und Gumminoppengelände ist nichts einzuwenden, so dass man den Kreislauf bei entsprechendem Austausch des Brausenkopfs gegen ein patentiertes Kneipp-Füllhorn mit heiß-kalt-heiß-kalt-Wechselbädern noch einmal hochjazzen kann. Danach ein Baumschild Tschechoslowakei am Friedensparkleichtes Frühstück, ein oder zwei Gläser Champagner inhaliert und schon geht die home-office-Tätigkeit leichter von der Hand. Kurz, wir geben hier den Impfnebenwirkungen keine Chance und gehen sogar zu den polizeilich erlaubten Zeiten spazieren. Kürzlich begegnete uns ein Wappentier, das so recht in die aktuelle wahlvorbereitende Zeit der Kanzler*innen*kandidat*innen*kür passen mag. Und es fraß dem potentiellen Wähler sogar aus der Hand! Als Rad-Geber wäre dieses Pop-Art-Model sicher in der Juxfoto mit BadeklamottenPolitik eine erste Adresse. Bei Beraterverträgen dreht sich ja alles um die Frage, wer und wann und zu welchem Preis als Wahrheit verkünden darf, was er nicht weiß. Intensives Blaugold stand in abstrusem Kontrast zur blaßlila Kreidehaut des Heidekrauts. Bei der Betrachtung dieses Werks der Schöpfung kam mir allerdings Schild für den Syrienbaum im Friedensparkder Gedanke, dass Schönheit auch eine Last sein kann. Wozu z. B. hat dieses Edelfedervieh diese seltsame Krone auf dem Haupt? und wenn es Watschelfüße hat, braucht es doch eigentlich nicht solch wahnsinnige Schleppe, die natürlich einen guten Nebennutzen für das Ausfegen der Wege im forstbotanischen Garten erfüllt. Unfern des hortus conclusus, in dem das Wundertier zu Hause ist, findet sich das offene Gelände eines sog. Friedenspark, in dem friedlich und vom Leinenzwang ungestört die Hunde aller Rassen auf die große Wiese kacken oder Bäume aller Länder anpinkeln können. Hier fühlen Arrow rootsich auch importierte Mischlingsköter wohl. Denn jedem Baum ist ein Staat gewidmet bzw., umgekehrt. Dass in Madagaskar eine üppig blühende Kirschbaumart heimisch ist, wußte ich gar nicht, als wir damals vor Madagaskar lagen, hatten wir eine weltweite Pandemie an Bord, die den Landgang verunmöglichte. Aber halt, einige der Bäume verweisen auf Staaten, die es so gar nicht mehr gibt, andere haben schon seit Jahrzehnten keinen "Friedensprozeß" mehr gesehen und gehörten eigentlich in den unfern angrenzenden "Kriegspark" des Bäume im Friedenspark Rodenkirchenbundeswehr-genutzten Manövergeländes... Und mit einigen Partnerstaaten, die Deutschland einst überfallen hat, sind die Beziehungen erneut auf Tiefkühltemperatur schockgefrostet worden, auch deren Schlummere sanftBäume sehen nicht mehr taufrisch aus. Zum Schluss noch ein Blick in die Finanzpolitik. In den letzten Monaten wurde mit dem Gabelstapler "frisches"' Geld in marode Industrien, abgefahrene Weltraumbahnhöfe, Schummel-Motorwerke geschüttet, das werden wir wohl mit neuen Steuern büßen müssen. Und da ich nun mal gern in ein- bis zweihunder Jahre alten Kleinanzeigen schmökere, fiel mir eine Steuer speziell für das Bundesland Sachsen auf, das sich bekanntlich durch hohen Anteil an Rechtspopulismus, Coronaleugnung und AfD-Wählerschaft hervortut. Die "Stollen-Steuer" ist den nicht ganz geschichtsvergessenen Einwohnern Dresdens sicher noch gut bekannt. Nein, sie betrifft nicht die Fußballschuhe der Dynamo-Mannschaft. Offenbar hat der Sachse schon im Januar angefangen, einen wöchentlichen Betrag an die Bäckerei seines Vertrauens abzuführen, um am Weihnachtsabend den begehrten Kohlehydrate-Wumms zu bekommen. Und Anreize gibt es auch. Wie wäre es, wenn jeder Sachse wöchentlich 25 Cent in den Solidaritätsfonds für die anderen Bundesländer einzahlt, für sozial Benachteiligte ermäßigen wir das auf 15 Cent, und am Ende des Jahres kommt ein feiner, in bester Sahnebutter gebackener Stollen heraus? Gefüllt mit "Rosinkess mit Mandeln", mit Orangeat und Pistazien aus Ländern, aus denen garantiert keine Asylbewerber in die no-go areas zwischen Elbe und Unstrut vorgelassen werden? Als Mehl könnte man angesichts der Landwirtschaftskrise solches aus indischer Pfeilwurz nehmen, das angeblich besonders bekömmlich sei, nach Meinung einer berühmten Saloniere des 19. Jahrhunderts allerdings "vor dem Magen steht". Notfalls dürfte der Nachfolger (oder die Nachfolgerin?) der amtierenden Merkel ja für die "letzte Lockerung" (Walter Serner) sorgen.

    Rollt das Spiel, spielt's keine Rolle

     


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  • Stieglitz an der FuttersäuleWie die getreue Leserin (es gibt, glaube ich, nur eine oder zwei) weiß, berichteten wir schon allerlei aus der Welt der Fauna vor dem Küchenfenster: Füchse, Karnickel, Katzen, Marder, Feldmäuse und vor allem Eichhörnchen. Was dieses Getier von Hunden unterscheidet, die sich eher vorn raus zeigen, wenn sie ihre Halter durch die Gegend ziehen? Die hier leben wild und zugleich kontrolliert. Verglichen mit jenen überzüchteten Vierbeinern,Meise und Stieglitz an einem Trog an die der knechtsselige Besitzer eine nie selbst geschmeckte Ahnung von Freiheit delegieren muss, oder die er mit Zuwendung übertüdelt, die ihm selbst fehlt, sind die Tiere, die wir beobachten, FREI. Sie leben in einer von der Heiligen Evolution gebändigten Anarchie, suchen sich ihr Fressen selbst, baden, wenn sie Gelegenheit finden (die ich ihnen natürlich verschaffe durch die Wasserschale im Hof), gehen ansonsten ihrer Wege und beherrschen sich, wenn sie sich denn einmal im Hof begegnen, gegenseitig. Die Raben lassen die Eichhörnchen nicht zu hoch hinaus, wo sie ihre Nester bauen, die Eichhörnchen sind flinkere Astklimmer, die Raben für das Laubwerk zu plump. Elstern kommen nicht gegen die Rabenpolizei auf, nehmen aber, was die Habichte fallen lassen; Karnickel werden vom Fuchs in Schach gehalten, Adressenliste eines Freiluftlokalshalterlose Katzen warten ab, bis die Feldmaus sich zeigt usw. Seit ich hier wohne, hat es phasenweise Überpopulationen gegeben, z. B. als das Haus an der Ecke gebaut wurde, verschwanden dieKrallen des Stieglitz Raben und die Elstern wurden frech. Doch wie die Baumaschinen abzogen, kamen schon die Raben zurück. Und beim homo sapiens? Unter Coronabedingungen sind die wenigen Do's and Dont's, an die sich eingermaßen alle gehalten haben, erst radikal verschärft und dann wegliberalisiert worden. Die Rücksichtslosigkeit und Unbarmherzigkeit, die sich jetzt breit machen, unter Demonstranten und Polizisten, Drogendealern und Fleischbaronen, Juxpräsidenten und Fußballmanagern, signalisiert der Bevölkerung: Nieder mit Abstandsgrenzen, Schutzzonen und Nasenbindern, der Bürgersteig gehört mir, ab stieglitz nach rechts blickendsofort ist alles erlaubt! Wer zu Stoßzeiten am Steuer bleiben will, sollte nie Bremse und Gas gleichzeitig betätigen, das sei den Mächtigen gesagt.

    Was die Vogelwelt betrifft, gab es Elstern, Dohlen, Halsbandsittiche, Habichtsvögel (über der benachbarten Wiese, manchmal im Baum pausierend), Eule (im Gemäuer, wie sich's gehört), Eichelhäher, Türkentauben, verirrte Enten und fliegende Wildgänse, Amseln beiderlei Geschlechts, Grün- und Buntspechte (einer der letzteren schlägt jetzt immer mal wieder seinen langen Schnabel in einen Futterknödel, am liebsten möchte er das aus einem dicken Ast geschnitzte Futterhäuschen aufhämmern, einmal gelang es ihm fast, ich musste diese Seite förmlich zubetonieren). Nachtigallen ausgestopfter Storch mit Mundschutz am Schnabelmuss es geben, weil wir sie singen hören, sie lassen sich aber nicht blicken... Und von den kleineren gefiederten Freunden? Da gab es Baumläufer, Rotkehlchen und Spatzen, Blau- und Kohlmeisen, Grün- und Buchfinken, haben wir alles hier gehabt. Ich glaube, damit habe ich sie alle aufgezählt. Achtung, es gibt auch Fledermäuse, sie surren unsichtbar herum. denen verdanken wir ja angeblich den Covidscheiß. Aber das sind ja auch keine Vögel. Jetzt ist ein neuer aufgetaucht, allem Anschein nach ein Stieglitz. Nicht, daß ich michHerbst-Allegorie wahnsinnig gut "auskenne mit Vögeln", - Fachmann aber kein Experte, hihi -, aber mit der Zeit konnte ich sie auseinanderhalten. Die Stieglitze haben fast solche Flachrundzangenschnäbel wie die Finken, Pizza und Salat im Freienaber die Schnäbel sind doch anders, wirken dünner. Schnäbel und wurmartige Füße sind hell (Meisen haben so richtige Roboterfüße mit Ringgliedern). Das deutlichste Merkmal ist ein postgelber Rallyestreifen und die interessant gerahmten Schwanzfedern. Am seltsamsten ist der Kopf, Stieglitze wirken immer wie maskiert! Die dunkel eingebetteten Augen in der knallroten Maquillage kaum zu erkennen - nur wenn sie die blinkende Sonne reflektieren.

    Einen Storch hatten wir übrigens noch nicht, während sie in Süddeutschland in Rotten über die Felder staksen. Wenn uns je einer besucht hat, war ihm der Schnabel zugebunden, wie dem ausgestopften Exemplar in der Apotheke!

    Übrigens haben wir kürzlich unseren Besuch im Schloßpark von Brühl wiederholt, wo heimische Vögel auf einer Tafel erklärt werden. In Falkenlust fanden wir zwar keine Falken, aber ein sehr annehmbares Gartenlokal vor, das eine ausgezeichnete Pizza serviert. Zum ersten Mal musste ich mich "immatrikulieren" in dieser Gastro-Fakultät. Aber der Kellner war nett und hat nicht grade an unserem Tisch gesungen, nur in der Küche, und die Abstände zu anderen Tischen stimmten auch, da kann man nicht meckern. Leibesübungen am Brühler Läufer-StadionIm Freien passiert schon nichts (hoffen wir), und der Parmaschinken war bestimmt nicht aus der Tönnies-Fleischfabrik. Merkwürdig war der Spruch, der Leibesübungen als direkten Weg zum Adelsdiplom anpreist, und zwar auch zum "geistigen" Adel (wenn ich an unsere Fußballhelden denke, leuchtet das nicht recht ein); fand sich später südlich des Schlossparks an der Fassade eines Sportlerheims. Ist nicht auch fürstliches Tafeln eine Leibesübung? Noch seltsamer, dass die Seitenstraße des Sprint-Stadions nach einem Brühler Landeskind benannt ist, das in der deutschen Wikipedia null Erwähnung findet - nur in der italienischen fand ich die Werke seiner Reifezeit. Kein Wunder, hat er sich doch für das Haus Savoyen - physischer Hochadel europäischen Zuschnitts - Parks gestaltet, z. B. in Piemont, und auf Schlossterrassen gespeist, was la bella figura macht!


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  • Blöderweise habe ich vorgestern eine Tierdoku verpasst, sowas sehe ich normalerweise nie, aber wir waren dann in einer Corona-Drei gute GründeSatiresendung gelandet und haben das Umschalten vergessen. Kurz, es ging um Füchse, nämlich solche, die in der Großstadt leben.Fuchs von vorn Ich denk' noch egal, kann man später noch in der Mediathek  gucken, aber nein: nix Mediathek, und "keine weiteren Ausstrahlungen in den nächsten 6 Wochen geplant", also Sockenschuß. Dabei hörte sich die Vorankündigung vielversprechend an: "Füchse sind in allen Regionen der Erde zu Hause, denn sie sind ausgesprochen anpassungsfähig. Inzwischen sind die klugen Tiere auch in Städten heimisch geworden. Für Stadtfüchse ist das Benutzen von Zebrastreifen so normal wie das Schlafen unter Bürocontainern...Untersuchung einer Nuss Besonders beeindruckend ist das liebevolle Familienleben der Stadtfüchse: Im Berliner Regierungsviertel lebt seit vielen Jahren ein eng verbundener, mehrere Generationen umfassender Fuchs-Clan. Nahrung ist genug vorhanden, die Streifgebiete sind klein und Jäger haben sie hier nicht zu fürchten. Füchse, die mit dem steten Wandel und dem Verkehr in der Stadt zurechtkommen, können hier ein langes und sorgloses Leben führen."

    Der Clou war, dass wir nach der Satiresendung so gegen 11.20 p. m. das Zeitliche des Tages segnen und in Morpheus Arme sinken wollen, und zum Schlafengehnritual gehört, dass das Wohnzimmerfenster, das vergitterte, geöffnet wird, um nachts mal Luft in die Bude zu lenken, und siehe da, ZWEI Jungfüchse schnoberten da herum. Ich sofort zu fotografieren versucht, leider sind nur diese verwackelten Eichhörnchen verteidigt den Nuss-FundIdiotenbilder daraus geworden, nach dem Motto, "neulich hab ich Thomas Gottschalk an der Tankstelle gesehen" und die Blindzeitung veröffentlicht das dann. Wenn ich derzeit die Nachrichten besehe, habe ich den Eindruck, eine Menge aktuellen Bildmaterials wird im Handy hergestellt und die Blechtöne in den Übertragungen sollen wohl auch Wohnzimmer-Authentizität suggerieren, das ginge mit echtem Mikro besser. Und die "guten" Bilder, die feinen, perfekten, stammen aus dem Archiv und werden x-mal wiederholt, ich sage nur, Kühl-LKWs vor New Yorks Kliniken und zum Dutzendsten Mal die Militärlaster, die Coronatote aus Bergamo herausschaffen.

    Zurück zu den Füchsen, ich hab die nicht so gut fotografieren können wie meine Liebste die beiden Eichhörnchen am Morgen, die haben jedes eine Nuss gekriegt, das eine fraß seelenruhig eine Walnusschale leer und das andere krabbelte hinterher und guckte ziemlich frech über den Rand, aber sozusagen in die Röhre, da habe ich ihm eine zugeworfen, die auf dem Balkonboden landete, und am Ende hatten alle was davon. Vielleicht sogar die Jungfüchse, falls die den Koben entdeckt und die Beute redlich geteilt haben! (Nein, die Hörnchen waren vorhin wieder da.)

    Corona hau ab als PflasterbildNormalerweise habe ich drei gute Gründe, Hundehalter anzusprechen, wenn sie allen Unterlassungsschildern zum Trotz auf die Wiese scheißen (lassen) - erstens schon mal, weil ich auf der Terrasse Aufenthalte zum Luftholen einplane, bei wärmeren Temperaturen sogar mal Kaffee draußen trinken möchte. Die Herrschaften bummeln, wie die Füchse, gern nachts vorbei und lassen sich dabei ungern fotografieren, die Bilder gelingen höchst selten. Wenn ich sie freundlich ums Anleinen bzw. Verlassen der Wiese bitte, muss ich mich gelegentlich anbrüllen und z. B. als "Wichser" bezeichnen lassen, wie neulich von einem migrantischen Akzent sprechenden Pärchen, das bei meinem Aufkreuzen aber die Straßenseite wechselte und entwich. Da würde ich schon mal gern die Abstandsregel vergessen und habe früher auch schon weitgehend den Abstand verkleinert (ich konfrontiere die Leute, die sich unbeobachtet glauben, möglichst mit den Folgen ihrer Hinterlassenschaften), das ging mitunter bis zum Showdown und mir wurden auch schon Prügel angedroht, bisher nur von Feiglingen und Großmäulern, aber wer weiß!Wolke Bombe Schmetterling

    Alles wird gutAber der zweite und der dritte gute Grund war neulich Samstags hier auf der - durch meine nächtlichen Interventionen kotfreien -  Wiese, zwei halbwüchsige Mädchen, die sich im Schatten junger Rosenblüten im Grünen niederließen. Zufällig saß ich am Fenster und las in alten Büchern. Alte Bücher, möglichst Erstausgaben aus dem 19. Jahrhundert, und selbstvergessen spielende junge Mädchen - ein weites Feld für die heißesten Altmännerphantasien... Mich haben sie nicht gesehen und ich wollte nicht stören. Aber die eine legte sich rücklings auf das Gras und die andere kniete über ihr, rupfte Gänseblümchen und Löwenzahn aus und fing an, die Liegende zu "dekorieren", gelbe Blümchen hinters Ohr, weiße in den Mund, Vergißmeinnicht fand sich auch noch an, zwischen die Finger der gefalteten Patschhändchen... Der Zauber des Moments war nicht einzufangen und Fotografieren nee, lieber nicht, nachher gelte ich noch als Pornoonkel. Aber ich fürchte, diese zwei Teenager spielten "Begräbnis", wie sich Kinder ja überhaupt ziemlich unmittelbar und wenig zimperlich mit den Forderungen des Tages auseinandersetzen, siehe die Street art, die sich in einigen kinderfreundlichen Gegenden hier vorgefunden hat.


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  • Mit diesem Blog wollte ich zwischendurch mal auf die segensreichen Funktionen eines eher unscheinbaren Satzzeichens, des Bindestrichs aufmerksam machen. Trennstriche und Trendgendertrennungsrichtlinien und rattenscharfe Kriterien gibt's genug. Gerade in einer Sprache, in der man praktisch unendliche Wortketten bilden kann, und einer Zeit, die von Polarisierung und Gegeneinander geprägt ist, sollte das Augenmerk auch mal auf das moderat Verbindende, intersubjektiv Vermittelnde fallen. Der Bindestrich ist sozusagen der Mediator unter den Satzzeichen, ein feinsinniger und bescheidener Diplomat, man sollte ihn nicht nachträglich einzwängen und immer dann seiner Aufgabe nachgehen lassen, wenn zwei anonsten gegensätzliche oder schwer zu vereinbarende Begriffe aufeinanderprallen.  Der Aufkleber, dem ichGruss von der Kö kürzlich an einem Laternenpfahl an der Saarschleife begegnete, ließ mich ans heimische Rheinland denken, an unsere geliebte Nachbarstadt. "Ein Gruß von der Köterrasse", ein Herz für Tiere, was könnte schöner, mondäner und gemütsvoller sein, multikulti und heimatverbunden zugleich. QuallabelDenn die Königsallee in Düsseldorf, von Einheimischen liebevoll "die Kö" genannt, beherbergt Caféterrassen, zudem viele Japaner, die sich schon in den 1960er-Jahren diesen Mittelpunkt ihrer wirtschaftspolitischen Aktivitäten in Europa mit einer traditionellen Feng-Shui-Technik ausgependelt haben. Unfern steht auch die Wiege Heinrich Heines, jenes Dichters, der die Loreley in aller Welt berühmt gemacht hat und zwischen französisch-aufgeklärter Rationalität und romantisch-verträumter deutscher Sehnsucht so wunderbar vermitteln kann! Natürlich sei das Bahnhofsviertel nicht vergessen, an dessen Bahndamm die numerierten Fenster, oft auch gleich groß aufgemalte Telefonnummern zu sehen sind. Zeigt sich eine blonde holde Lore (leih mir mal den Kamm) am Fenster, so kann man die betreffende Dame buchen. Die herzigen Herren, Loddel oder Luden genannt, die in diesem Milieu herumstromern, gehen unterdessen - während der Bahnkunde, der sich bei langen Zwischenaufenthalten auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof mopst, eins der am Fenster entdeckten Nümmerchen schiebt - mit Hunden promenieren, die dem hier abgebildeten Vierbeiner vielleicht nicht unähnlich sind. Den Gestaltern des Aufklebers, die vielleicht den beruflichen Ambitionen ihrer Gefährtinnen aufhelfen wollen, würde ich nur raten, einen Bindestrich zwischen Kö und Terrasse einzuschieben, dann wäre die WerbungKoranuebersetzung für ihr Etablissement sicher noch wirkungsvoller - ein Gruß von der Kö-Terrasse, das ist doch viel übersichtlicher und lesbarer, kurz, kundenfreundlicher. - Vergleicht man den politisch gar nicht sehr viel anders gelagerten Aufkleber, den ich an einer besonders schönen Aussichtsstelle während der Wanderung fotografieren konnte, steht auch hier der schnellen Erfassung des Sinnzusammenhangs das aus drei völlig heterogenen Bestandteilen gebildete Bandwurm-Wort entgegen. Mettlacher MüllkippenschildDer erste Eindruck des unvoreingenommenen Betrachters (also meiner) war, es könnte sich um ein Adjetiv handeln - "quallabel", analog zu diskutabel, formabel, blamabel. Pellkartoffeln, als vegane und trotzdem schmackhafte Spezialität hierorts sehr geschätzt, für Laktovegetarier auch mit Kräuterquark, nennt man im rheinischen Dialekt auch "Quallmänner". Die sind ohne weiteres quallabel, und völlig ohne jeden Gedanken an Tierquällerei pellabel. Bei Tier-quallabel hätte der Bindestrich Wunder gewirkt - schon der Verständigung zuliebe. Vorbildlich hat der Beauftragte für Abfallbewirtschaftung der Stadt Mettlach das Hinweisschild zur Müllkippe gestaltet, und stellte bei der Wortwahl Geschmack und Sprachkreativität unter Beweis. Vielleicht wäre "Rück-Konsum" als Euphemismus noch schöner gewesen. Aber ach, eine volkstümelnde Nachbearbeitung in lokalem Dialekt hat die edle Wortfindung wieder heruntergezogen, nun heißt das, was im Rückkonsum-Zentrum steht, SuperDreckschKescht. Da glaubt man ganz auf Bindestriche verzichten zu können. Dafür haben wir doch nicht jahrzehntelang für die radikale Kleinschreibung gekämpft, dass wir jetzt plötzlich mitten im Wort einen Buchstaben eregieren lassen wie in "BürgerInnen"! Und mit Gendersternchen fangen wir gar nicht an, die hol ich der Damenwelt nicht vom Himmel, sie liegen dann ja doch nur bei uns rum. Hier müssen m. E. ein Bindestrich und ein Schrägstich her. - Um nun endlich zum Titel dieses Beitrags zu kommen, der direkt aus der Urfassung des Korans zu stammen scheint: Eichhorn frontalMir glaubt ja kein Mensch, dass ich vorvorgestern (meine Frau schon vorher) den Jungfuchs im Hof herumschleichen sah, in hellen, leicht rötlichen Fuchspelz gekleidet. Der kommt so gegen halb elf, wenn wir im Wohnzimmer das Licht schon ausgemacht haben, und seine Streifzüge in den Hof sorgen für das Anspringen des Bewegungsmelders, schon steht er im Rampenlicht. Blöderweise hat man nie den Fotoapparat zur Hand. Und vorgestern haben meine Frau und ich den Gesellen zu zweit gesehen. ein Gast an der VogeltränkeDer ehemalige Fuchs war ein alter, ziemlich räudiger Bursche gewesen, der wirklich "schnürte", der hier tänzelte mehr durch das Grün und war auf und davon, ehe ich noch den Auslöser drückte. Aber wer beschreibt mein Erstaunen, als ich vorhin, es mag so gegen halb zwölf mittags gewesen sein, beim Abwasch zufällig aus dem Fenster in den Hof sehe, wo wir eine Vogeltränke, nur so ein Blechkasten und einen Faßeimerdeckel mit Wasser, im Grün liegen haben. Was sich über die Tränke unten beugte, hatte ich noch nie gesehen? Und während die hiesigen Elstern einen Riesen-Rabatz veranstalten, stellte ich mir die naheliegenden Fragen: 1. was ist das, 2. von welchem Planeten kommt es, 3. was ist die Telefonnummer von Angela Merkel, falls es mich bittet, den Führer der Erdlinge zu verständigen? Ich vermute mal, die runden Ohren legen es nahe, es war etwas Wieseliges oder ein Steinmarder (die Marder in der Google-Bildsuche haben nicht so dunkles Fell, die Wiesel nicht so buschige Schwänze wie dieses Tier, das ich ablichten konnte, bevor es ganz ins Grün untertauchte)... Und kaum war er verschwunden, hörten auch die ganz nervös gewordenen Elstern mit dem Gekeife auf. Ein Rieseneichhörnchen war es schon mal nicht, zum Vergleich lege ich aktuelle Eichhörnchenfotos hier bei. Sollte es ein Marder sein, steht jedenfalls fest, dass Marder keinen Ramadan feiern, denn das Tier hat in aller Ruhe getrunken und das dürfte es nach den Regeln des Al-Koran doch erst nach Einbruch der Dunkelheit.


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  • Als ich den letzten Blogbeitrag schieb, ahnte ich kein bißchen, was für Sommertage noch auf mich zukommen würden, und das ist auch schon wieder dermaßen lange her, dass selbst der Sommer-Bestandteil schon nicht mehr ganz wahr ist. Von den richtig üblen *§%?!-Tagen fange ich besser nicht erst an, aber dazwischen will ich einen hervorheben. Wir haben schon längere Zeit an unserem heimischen Sprudelwassergerät herumlaboriert, die Flaschen gibt es einfach nicht nachzukaufen, weil das System zum Einschrauben geändert wurde, die letzten dieser Flaschen mit kreuzförmigen (!) Halterungen im Gewinde hatten wir bei Oxfam im Gratis-Korb mitgehen heißen und davon haben wir nur noch eine und die ist auch nicht mehr ganz schön. israelisch-palästinensischer Aufkleber für SodastreamZufällig bot nun eine bekannte Supermarktkette ein Neu-Gerät desselben Herstellers feil, und zwar ein echtes Update (Glas- statt Plastikflaschen) und für nur XXL statt XXXL Euro, zufällig lag der Laden auch in der Nähe des Krankenhauses, so dass ich mit meiner damals bettlägerigen Zuguterletztlebensabschnittspartnerin verabredete, so ein Dings zu kaufen, was denn auch fast problemlos gelang. Es war nämlich sehr groß und musste zu Fuß nach Hause getragen werden. Dort las ich eine umständliche Gebrauchsanleitung und packte alles schön aus, auf der Packung war da ein Kleber, der die Ware als friedliches Koprodukt von Palästinensern und Israelis auswies, ich liebe ja solche Hinweise und zürne meiner Ehefrau noch immer, dass sie den "ökologisch-wertvoll"-Aufkleber (stromverbrauchsarm, Wasserersparnis usw.) sofort von der Waschmaschinenfront abgezurrt hat, statt ihn den übrigen Nutzern der Waschküche stolz und vorbildhaft vorzuzeigen. Hier war nun der Friedenskleber auf der Packung, in Silber und Blau, und ich will ihn euch nicht vorenthalten. Leider wurde nur eine (Glas-)Flasche mitgeliefert, und die fasst nicht ganz dasselbe Volumen Leitungswasser wie die früheren aus Plastik mit dem veralteten Drehsystem, daher beschloss ich, das Zusatzangebot desselben Discounters auch noch zu erwerben, nämlich die Ersatzglasflaschen, die (auch nicht ganz billig) im Doppelpack verkauft wurden. Kurz, anderntags, voller Vorfreude auf die friedliche Sprudel-Mission, gehe ich ca. 7.00 durch eine der stillen Seitenstraßen unseres genossenschaftlichen Viertels und sehe dort, nicht bei der Ko-, sondern bei der Kotproduktion, den Polarhundwelpen und den Nachbarn, der denselben wohl nicht mehr, jedenfalls nicht bei Tageslicht, vor unseren Terrassenbalkon, zugegeben, sondern an die Ecke Dingsheimer zur Dummszwister Straße in einen anderen Vorgarten ausführt. (Viele Friedensprozess erfolgreich abgeschlossenHunde hier haben kein abwechslungsreiches Leben, werden höchstens 10 Schritt straßenauf- oder ab geführt.) Durch diese Straße ging ich neuerdings des öfteren, weil ich das etwa 20 Min entfernte Krankenhaus zweimal am Tag aufsuchte, und zuletzt hatten sich pogromartige Szenen abgespielt. Ich hatte nun ja Gelegenheit, die Wiese vor unseren Schlaf-, Arbeits- und Wohnzimmerfenstern 2 x täglich zu prüfen und Hinterlassenschatfen, die die Hundehalter dort vergessen haben, sorgsam aufzusammeln, mit Hilfe einer pappverstärkten Reklame oder genossenschaftlicher Rundbriefe höchst sozialdemokratisch gerecht auf dem Bürgersteig zu verteilen, so dass die gesamte Front des Hauses genug abbekommt. Seit da auch noch die Verbotsschilder stehen, ist es zwar weniger geworden, aber immer noch genug, dass Passanten, oft Hundehalter, hineintreten, die arglos oder in ihr Handy vertieft ihres Hundes / ihrer Schritte nicht achten, und Schlechtwetter verteilt den braunen Brei, der sonst vor unserer Terrasse schwappen würde, so recht über die ganze Fläche des Bürgersteiges. Nun hatte ich auch noch eine der besonders hartnäckigen Scheißerinnen ertappt, wie sie ihren Wauwau bei der Etagennachbarin vor das Küchenfenster führte, ich kam grade zurück von einem Unfallort, wo ich verspätete Beweissicherung gemacht hatte, und hatte meine Kamera daher schon in der Hand, und fotografierte auch ausgiebig - die Genossenschaft hatte mir anlässlich einer Beschwerde ausdrücklich geraten, das zu tun. Mein Fotoapparat löste heftiges Gezeter bei der Porträtierten, anderntags eine große Hundehalterkonferenz auf derselben Wiesenfläche (die Hunde "kamen zu Potte" dabei), und eben auch das besagte Pogrom in der Dummzwister Straße aus. Ich würde illegal Leute filmen, zudem den Bürgersteig verunreinigen, man werde das Ordnungsamt holen usw. Etwa vier bis fünf Leute beteiligten sich daran, ferner auch das Polarhund-Ehepaar, dessen männliche Hälfte nun wiederum um 7.30 den Polarhundwelpen (ob sie den großen noch haben, entzieht sich meiner Kenntnis, vielleicht leben sie von der Hundezucht, würde mich als Lebensmodell hierorts nicht verwundern) in den Vorgarten seiner Nachbarn (natürlich nicht den eigenen) führte. Beim Gezeter der Weiber und o. g. Pogrom war ich völlig still und passiv geblieben, hatte nur nett gefragt, ob die Dame, die sich gefilmt wähne (konnte Film und Fotoapparat nicht auseinanderhalten) denn "Juhutjuup" kenne. mit hundi kacki gehenproserpina_mit_zerberusLeben vor dem Küchenfenster der anderenAber Herr Polarhund unterschied sich insofern, als er in dem Haufen pöbelnder Megären und sonstigem Abschaum der einzige männliche Schreier war und mir Prügel angedroht hatte. So auch jetzt, als ich, unterwegs zu meiner Nahost-Friedenssprudelmission und voller Gedanken an Flaschen und Flüssigkeiten, ihn nicht weiter beachtend auf der anderen Straßenseite vorüberging: "Ich schlaach disch kapott, dir polier ich die Fresse", so und ähnlich äußerte sich Herr Polarhund, und  an diesem Morgen, in aller Frühe bei menschenleerer Straße war es mir einfach zu arg, ich durchmaß die Dummszwisterstraße und war mit wenigen Schritten bei und vor ihm. "Du willst mich also schlagen", redete ich ihn an und duzte gleich frei nach Heines Motto, nur wenn wir im Kot uns fanden, / da verstanden wir uns gleich - "dann machs dioch mal, los jetzt, schlag zu" (das wiederholte ich in dem folgenden Dialog der Taubstummen wohl ein dutzendmal).  Er kniff leicht verdutzt die Augen zusammen, rückte mir auch bedrohlich auf die Pelle, vielleicht mit geballten Fäusten - das sollte wohl eindrucksvoll abschrecken, aber ich wich keinen Millimeter zurück, wobei sich leider für meine Nase herausstellte, dass er den Hals nicht gewaschen hatte. Er war überhaupt noch im Kurzhosen-Pyjama unterwegs, die nackten Füße in Gummisandalen, der weit besser gepflegte Hund schnoberte in dem fremden Vorgarten herum, pißte, gesellte sich dann zum ungepflegten Herrchen. Ich, ungeduldig: "Na los doch, mach schon! Jetzt kannst du doch, ist keiner in der Nähe..." Er zog ein Gesicht, als hätte ich ihm einen Fuffie angeboten, der aber Falschgeld zu sein schien, "nachher krieje isch nochen Anzeijebei der Pollezej, wenn ich en '***schloch wie dich..." stammelte er jetzt. Ich hielt ihm demonstrativ die Backe hin und tippte darauf. "Hier. mach schon, nicht bloß labern, oder soll ich die Brille abnehmen? Mache ich, wenn du dich dann traust" usw. Okay, er war etwas kleiner gebaut, aber bestimmt skrupelloser als ich, er hätte mir ja jetzt wirklich eins auf die Zwölf geben oder mich niederwerfen und mit meinem Schädel Fußball spielen können, womöglich mit schlimmen Folgen, ein Äderchen platzt an der Schläfe und aus wär's mit den ganzen Bildungskram, den Fremdsprachen und dem aufgespeicherten Wissen über das 19. Jahrhundert. Besttseller, eine Art Buch zum FilmAndererseits, er hatte eine kugelige Riesenwampe und trug Gummisandalen, ich hatte wenigstens Schuhe an, wenn auch nicht die mit den Stahlkappen (und nahm mir stillschweigend vor, die öfter wieder anzuziehen, wo jetzt Herbst wird). Jedenfalls wich ich nicht von der Stelle und starrte ihn ohne mit der Wimper zu zucken an: "Du bist also ein Feigling, was? eine Labertasche, die nur dummes Zeug schwätzt", tatsächlich ging in diesem Moment eine Tür auf, zwei afrikanische Jungs verließen das Haus gegenüber, gingen ihrer Wege wohl zur Schule. Nee, fing er an, nicht unter Zeugen (obwohl die sich grade entfernten), er werde mich ein andermal fertig machen, und überhaupt, da drüben (er wies unbestimmt in Richtung Dingsheimer Straße) wohnten noch andere, die würden mich vermöbeln - nach und nach rückte er ab, und je größer die Distanz wurde zwischen ihm und mir, der ich wie angewurzelt stehenblieb (ich rief dann immer ganz freundlich "Na, Feigling?", "komm doch endlich", "du quasselst doch nur rum und machst nichts!" usw. dazwischen), desto lauter pöbelte und schimpfte er weiter, wobei erst richtig ungewaschenes Zeug aus seinem Mund purzelte. "Wenn du noch einmal wagst, eine Frau anzugreifen, du Drecksack... das ist nicht deine Wiese...", er und "die anderen" würden mir nachts auflauern... und außerdem: "Ich schreib dir in dein Internet!", das schien die stärkste Drohung zu sein, aber nein, er hatte noch mehr zu bieten. "Ich arbeite bei der Zeidung!" und das würde ich noch sehen, was das heißt, denn er arbeitet bei der Zeidung. - Ich war eigentlich ganz nostalgisch gerührt, denn diese Sprache hatte ich zuletzt so mit 10, 12 Jahren vernommen, um 1965-70 in dem Problemstadtteil, wo ich aufgewachsen bin und wo man bestimmte Straßen tunlichst meiden musste: die Labersäcke von damals schlugen wirklich zu, allerdings nur bei kleineren Kindern, spuckten aber, wenn sie ihrer Sache nicht ganz sicher waren (und auch ich wuchs dann mal heran und wirkte martialischer als ich war), wortwörtlich dieselben großen Töne, dir werd ich's zeigen, na warte, und wenn das den Eindruck verfehlt, kommt dies: da drüben wohnen meine Freunde, wahlweise mein großer Bruder, der wird dir einheizen, und so weiter und so blöd. Dass ich das mit meinen grauen Haaren nochmal erleben durfte, schmeckt wie ein köstliches Madeleine im Hustentee meines Alters. - Meine zwei Ersatzflaschen für den Sodasprudler, für den übrigens meine Lieblingsschauspielerin (Scarlett Johansson, aber eigentlich nur in Lost in Translation* und in zwei Woody-Allan-Filmen) trotz Boykottdrohungen Reklame macht, habe ich dann noch bekommen und so eben auch noch mein Scherf zum Frieden im Nahen Osten beigetragen, als Dalai Lahmarsch von nebenan. Und ob ihr es glaubt oder nicht, am selben Morgen finde ich im Bücherkasten (so einer dieser Gratis-Bücher-Verteilstellen steht auch auf dem Platz, wo der Discounter ist) die abgebildete, vergnügliche Fachliteratur, wenn ich das bedenke, was da alles an Streitfällen zusammen kommt, ist das hier doch bloß eine harmlose nette Unterhaltung von Mann zu Mann gewesen.

    *Eine...ääh... "Filmkritik" (hihi) über Lost in translation von Andreas, sabber, Borchholte - lechz, lechz - im SPIEGEL drückt es so aus: "Die erst 18-jährige Scarlett Johansson, Darstellerin der grüblerischen Charlotte, verfügt über eine natürliche Schönheit, eine unprätentiöse Grazie, die selbst dann noch erhalten bleibt, als Coppola Charlotte in einer mädchenhaft rosafarbenen Unterhose inmitten eines von Papierblumen übersäten Hotelzimmers herumfläzen lässt. Sie ist kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Mit leiser, spöttischer Verwunderung, den Kopf zur Seite geneigt, die Augenbrauen zum Fragezeichen geformt, erwärmt sie sich immer mehr für den älteren Mann, der ihr Vater sein könnte..." usw.


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