• Jetzt mußte ich mir doch mal eine Auszeit nehmen, um die brandneue Geburtstagskamera auszuprobieren. Eine "Nikon", deren Transferprogramm schon nicht mehr in den Macintosh paßt, den ich doch erst seit ca. 2 Jahren benutze, dafür brauch ich schon wieder einen neuen Computer... SchuhverkaufAber das ließ sich noch anderswie realisieren, und ich kann nun also die ersten Ergebnisse zeigen. Gestern hatte ich eigentlich ganz andere Probleme, ein wichtiges Arbeitsmittel ging kaputt und ich hätte mich um einen willigen Reparaturmenschen kümmern müssen - aber dann fiel mir ein, daß im Kölner Gürzenich mal wieder Schuhbörse ist, da kosten alle Schuhe so rund 5, 15, 25 oder 50 EUR, herabgesetzt von den fünfzig, hundert etc., die sie sonst kosten. Da ist jedesmal die Hölle los - es muß das Paradies sein für Diktatorenwitwen und Präsidentinnen. Daher fuhr ich mit der besten Ehefrau von allen zum Heumarkt, um mitzumischen, und siehe, ich hab auch ein schönes Paar gefunden, meine Liebste, die gar nicht gucken wollte in der Damenabteilung sogar 2 Paar, eins davon knatschorange in Leuchtfarben für sage und schreibe 5 EUR, meine haben immerhin 29,99 gekostet. Die Kartons kann man praktischerweise gleich dalassen und bekommt Plastiktüten für den Transport. Galerie am Heumarkt"Frauen beim Schuhkaufen sind Ichmenschen", behauptete der Mann an der Kasse (immerhin hat er mehr Erfahrung, da er die zwei Tage hier an der Kasse steht und wahrscheinlich bei ähnlichen Ramschverkäufen auch in anderen Städten). Er wollte damit erklären, warum im Handumdrehn ein solches Chaos entsteht, besonders in der Frauenabteilung, aber bei den Männern flogen auch viele Einzelschuhe in unterschiedlichsten Größen herum. Wir fuhren mit dem Bus wieder heim, wobei ich immer lachen muß, weil gegenüber der Bushaltestelle Heumarkt (die letzte vor Dom-Hauptbahnhof) die Galerie Zeugma liegt. An Stelle des Galeriebesitzers hätte ich mir ein anderes Ladenlokal gesucht, weit weg von irgendwelchen Gleisen, draußen an der Autostrada - oder einen anderen Namen. Demostrant in RaderbergDarauf läuft Böll-Architektur hinausDenn was macht der wütende Germanist, der den Bus verpaßt hat und hier sogleich einenen schönen Anlass für ein Zeugma erkennt? "Er schlägt die Scheibe und den Weg zum Bahnhof ein!" Wenn's hier also mal Glasbruch gibt... selbst schuld! - Schließlich haben wir uns für das Projekt "gebackene Leber" noch entsprechende Zutaten holen wollen und kamen nach Raderberg, wo der Einzeldemonstrant wie fast jeden Tag mal wieder vor der Kirche demonstrierte. Er führt einen Rucksack mit, dem er das Plakat mit der Parole entnimmt, und zieht sich jedesmal weiße Einweg-Handschuhe über, die aus irgendeiner Klinik oder Lebensmittelfabrik stammen könnten. Nun muß man wissen, dass es nicht grade Lauflage ist, die Brühler Straße in Raderberg, und in der Metzgerei, die hier dem LIDL Konkurrenz macht - außer dem Bäckereicafé sind das die einzigen Geschäfte weit und breit -  gibt es nicht mal Leber. Da kann man keine Massen zum Kochen bringen und kaum jemanden agitieren, höchstens vielleicht den Besoffsky mit Bart und Halbglatze, erstaunlich sauber gekleidet, den man schon früh um halb acht und dann immer wieder mit Bierpulle in der Hand schwergängig herumspazieren sieht, und der im LIDL gleich ein ganz bestimmtes Regal ansteuert. Tomate im HerbstlichtDer fährt auch - wie ich - schon mal mit als Buslinien-Hopper von Mansfeld nach Zollstock oder vom Gürtel nach Sülz; außer mir der dritte Sonderling hier in der Gegend (obwohl wir den Eindruck haben, die Sonderlingsdichte nimmt zum Severinstor eher zu). Manchmal bleiben Leute stehen und erkundigen sich, wogegen sich sein Demonstrieren richtet. AufReibekuchen mit Apfelmus dem Schild des Demonstranten steht übrigens der Satz: "Die totale Überwachung der Kommunikation einer Person durch Sekten verstößt gegen das deutsche Grundgesetz." Dem könnte man an sich rundheraus zustimmen, aber was bedeutet es? Könnte es mt der Kirche zu tun haben, vor der er steht, und deren Zwiebelturm von Alfred Böll, einem Onkel des Nobelpreisträgers im Stil der neuen Sachlichkeit errichtet wurde, oder mit dem Kindergarten daneben oder dem nahegelegenen Benediktinerkloster, dessen Nonnen Hühner und eine echte Kuh im Garten halten? (Die Nonnen kann man um 6 Uhr früh singen hören, die Laudes usw. sind für die Öffentlichkeit zugänglich, aber in der Woche sind wir um 6.00 beim Frühstück und an Feiertagen zu faul.) - Ich selber hab  zwar noch keinen Büffel im Hof, der mir das nötige Mozzarella zu Basilikum und noch immer üppig florierender Tomatenfauna liefern könnte. Aber weh mir, wo nehm ich, jetzt wo es Winter wird, die Farbe für die Tomaten her? Der Schatten der Erde fällt über sie und sie scheinen grün zu bleiben, selbst die ananas-Tomate auf der Terrasse, so dick und gesund sie aussieht, zeigt noch keine Spur von Erröten... Zuhause stellten wir dann fest, dass wir keine Diktatorenwitwen sind und durchaus ein paar recht ausgelatschte Exemplare in den Müll tun können, um Platz für das neue Schuhwerk zu schaffen. Die Leber kriegten wir dann noch in Zollstock - aber eigentlich war das ganze Projekt Leber nur ein Verzehrvorwand für das viele Apfelmus, das wir neulich selber gemacht haben zum Reibekuchen, und nun verbrauchen müssen (ich koch es gleich nochmal ein und stell die Gläser bei 100° ins Wasserbad im Ofen, dann hält sich das länger). Der Reibekuchentag war mein eigentliches Geburtstagsessen, denn da hab ich die Kamera zum ersten Mal ausprobiert. Sie hat übrigens eine Gesichtstausch-Automatik, man klickt einfach auf "Google-Bildersuche" und automatisch wird das Portrait eines Menschen eingesetzt, mit dem man sich schon immer mal bei einem Glas Wein und Reibekuchen unterhalten wollte. - Nachtrag; die XXL-Tomate habe ich inzwischen in die Duschkabine im Bad gesetzt, wo sie Anstalten macht, nach jahrelangem Behängen des in Hürth infolge Winterfrost und Zugluft eingegangenen "ficus Benjamini" der nächste Weihnachtsbaum zu werden.


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  • Ach ja, ich hatte noch die Auflösung des Rätsels versprochen: auf der Zeichnung ist mein Großvater zu sehen, den der britische Ex-Premier Winston Spencer C. karikiert hat - acht Jahre, bevor ihm (Winston) der Literaturnobelpreis zugesprochen wurde. Für Malerei gibt es noch keinen Nobelpreis und, nun ja, ihm den Friedensnobelpreis zu verleihen, das erschien wohl selbst dem Nobelkomitee vielleicht doch einen Tick zu zynisch, immerhin hat Alfred Nobel das Pulver erfunden, Churchill das damit zu verübende Flächenbombardement (die "Effizienz" ist zuvor auf einem Versuchsgelände mit in Kellerräumen angebundenen Ziegen getestet worden). Der Dynamitbaron wollte sich durch die Förderung des Friedensgedankens in der Welt quasi entschuldigen. Versuch, La Ruche zu fotografierenHingegen Churchill, der fand sein "immer feste druff" wohl bis in sein letztes Sterbensstündchen noch richtig und gut so. Dass er Hitler und die entfesselten Deutschen besiegt hat, das dankte ihm die Völkergemeinschaft, nicht der britische Wähler, der ihn abservierte, kaum dass die MGs kalt geworden waren. Und dass er meinen Großvater zeichnete, dankte dieser ihm durch ein Gegenporträt, an der Staffelei sitzend, im Baskenland, an der französischen Atlantikküste. Diese Zeichnung ist mir übrigens gestern zugegangen, allerdings nur als Ausdruck von Mikrofilm, mit Archivstempel, auf gelbes Papier. Der Mikrofilm lag in Cambridge. Wo das Original ist - in einer Kladde mit Fotos aus dem Urlaub, den Churchill unmittelbar nach seiner Nichtwiederwahl antrat (später wurde er kurzzeitig nochmal gewählt) - , das ist nun die Frage. Und wie es mein Großvater geschafft hat, sich unmittelbar nach Kriegsende aus Holland, wohin er (als seine Heimatstadt und mit ihr drei Ateliers in Trümmern lagen) evakuiert war, über Denkmal für Otto Freundlichdie grüne Grenze nach Hendaye zu verdrücken, wo er beim Pleinairmalen auf den Politiker traf, das wird vermutlich ein Geheimnis bleiben. Spanien war seine zweite Heimat - Frankreich sowieso -, hatte er doch 1911 und 1913 als einziger Deutscher im Pariser Salon ausgestellt und in La Ruche gewohnt, einer Art Containerdorf, das der Bildhauer Alfred Boucher 1902 aus dem stählernen Sperrmüll gewesener Weltausstellungen errichtet hatte. Boucher vermietete sie billig an arme Künstler, beispielsweise wohnten hier Chagall, Léger, Zadkine und Robert Delaunay, ein Maler, der meinen Großvater sehr beeinflusst hat. Verheiratet war Delaunay seit 1910 mit Sonja Stern, die von 1903 bis 1905 in Karlsruhe studiert hatte. In Spanien lernte sie übrigens 1914 den Tänzer Diaghilev kennen, für den sie Kostüme entwarf. Sie starb erst 1979 in Paris, und wäre ich damals nicht so unwissend gewesen, ich hätte sie gut noch mal nach meinem Großvater fragen können, der mit dem Ehepaar Delaunay und anderen Drückebergern von Quatorze-dix-huit in Barcelona und Madrid weilte und sich dem Gestellungsbefehl widersetzte. Angeblich stieg er in den Zug, wie das Konsulat es befahl, und stieg auf der anderen Seite wieder aus (damals hatten die Züge beidseitig Türen). Und der Typ, der den Ersten weit vom Schuss in Spanien verbummelte, trifft also nach dem Zweiten Weltkrieg, das ein noch viel größeres Völkerschlachten mit sich gebracht hatte, den Burenschlächter, Bombenkrieger, Panzerwagen-Erfinder usw., einen Hobbymaler, dessen Kriegskunst dem Profi-Kollegen das Lebenswerk gekostet hat, und da unterhalten sich die beiden älteren Herren vor ihren Staffeleien locker pfeife- bzw. zigarrerauchend an der Atlantikküste über Zeichenkohle, Farbkontraste und Pinselqualitäten, und schwupps, vereinbaren sie, dass einer den anderen auf den Zeichenblock abkonterfeit...? Wenn das keine Story ist, weiß ich es nicht. Jerusalem der KünstlerAber zurück nach Paris und ins La Ruche, das vergessene und von Touristen meist übersehene Künstlerviertel unweit vom Espace Georges Brassens, einem Park, wo allsonntäglich Bücherflohmarkt stattfindet. - Berühmt ist allenfalls die Rotunde von Gustave Eiffel, aber die drumherum errichteten Schlichtbauten, die heute dem Verfall entgegenrosten (obwohl der Abriss vor einigen Jahren verhindert wurde, heute kümmert sich eine Stiftung um dieses Gelände, das allerdings trotzdem stark nach künftigem Baugrund für Immobilienspekulanten aussieht), sind viel authentischer als Künstlerwohnanlage, auf jeden Fall anschaulicher und minder pittoresk als die Ansichtskartenbohème des Montmartre, wohin die Touristen in Scharen pilgern, weil Picasso mal da gewohnt hat. (Picasso? Dem hat Arno Breker das Modell ausgespannt. Oder war es mein Großvater, der Breker, seinem einstigen Kommilitonen an der Werkkunstschule das Modell ausgespannt hat? Flüchtige Anekdoten und unbewiesene Gerüchte sind alles, was ich zu fassen kriege. Tatsache ist: zur Zeit der NS-Diktatur hatte Breker Hochkonjunktur, Otto F. Reise- und damit prakSchwimmbad im Haustisch Berufsverbot, seine "entarteten" Bildwerke hatte man schon aus den Museen entfernt, und sie sind nie wieder aufgetaucht.) In Bouchers Künstlerasyl an der Rue Dantzig, vor dem Ersten Weltkrieg, kostete die Miete notfalls gar nichts, und die englische Wikipedia orakelt düster: "As well as to artists, La Ruche became a home to the usual array of drunks, misfits, and almost every penniless soul needing a roof over their head." Als am Montmartre dann irgendwann mal das Bateau-Lavoir abbrannte, vielleicht weil auf den Bildern von Braque zuviel geraucht wurde, zogen deren Bewohner auch in den Künstlerbienenkorb. An beiden Orten gewohnt haben angeblich Max Jacob und Modigliani. Und auch am Montmartre gab es einen Otto: Otto Freundlich aus Stolp in Pommern, der später in einem Pyrenäendorf, wo er untergetaucht war, von den Deutschen verhaftet, deportiert und in Majdanek grausam ermordet wurde. - Von La Ruche wird später an dieser Stelle mehr zu sehen sein (wenn die Fotos gescannt sind), aber von unserem Kurzausflug nach Paris wollte ich erst noch weitererzählen. Ein historischer Spaziergang durch das Marais, wie wir ihn im Sommer unter kundiger Führung meiner Liebsten unternahmen, führte unweigerlich auch in das jüdische Paris. Das Restaurant Goldenberg, in dem 1982 der schreckliche Terroranschlag stattfand, gibt es nicht mehr, inzwischen ist dort eine Kleiderboutique. Eine Gedenktafel erinnert an dieses Ereignis, bei dem sechs arglose Restaurantbesucher starben und über zwanzig verletzt wurden. Pizzeria im MaraisAber hebräisch gedruckte Bücher und koschere Pizza ("gibt es die denn?" fragten unsere Freunde, und wir brauchten nur auf den nächstliegenden Gourmettempel zu verweisen)Laden in der rue des Archives kann man in diesem Viertel immer noch haben, auch wenn der Librairiste offenbar lieber die mit Belag aus Mortadella und Rohmilchkäse per Expressmotorrad von "La Regatta" liefern lässt (oder gar Sushi - mit Meerestieren ohne Flosse und Schuppen!). Wir besichtigten das "La Pletzl" und fanden auch ein Haus, dessen Fassadenbeschriftung offenbar im 19. Jahrhundert schon piscine und Sauna verhieß - Wellness pur. Natürlich haben wir auch den Laden mit speziellen Süßigkeiten, Hochzeitstorten etc. nicht übersehen, sind aber mit Rücksicht auf die schlanke Linie nicht reingegangen, das Angebot wäre zu verlockend gewesen. Statt dessen wandten wir uns den wenigen mittelalterlich zu nennenden Bauten und der "rue des Archives" zu. Gegen das "Haus der Geschichte", das Sarkozy plant, habe ich mich in einer Protestliste eingetragen.Rue des Archives in Paris Darin sollen alle Archive zentralisiert werden, eins dieser Präsidentenprojekte, mit dem man sich einen unsterblichen Namen erwirbt. Wir wissen ja in Köln, was passieren kann, wenn zuviel wertvolles Archivgut an einem Ort lagert. Aber hab ich mir die Zeit genommen, mal ins Archiv reinzugehen und mir ein paar Quellen zur Künstlerkolonie oder wenigstens zum spanischen Exil der Delaunays anzuschauen? Mitnichten. Vielleicht fände ich in Madrid ein paar alte Zeitungen von 14-18, in denen der Großvater Karikaturen veröffentlicht hat, dann könnte ich den Porträtisten des mir jetzt endlich vorliegenden, im Juli 1945 nach seiner Abdankung gezeichneten Churchill noch besser identifizieren, denn die Urheberschaft der (nicht signierten) Skizze aus dem Churchill Heritage Fund wird letztlich nie vollends beweisbar sein, ebensowenig wie die der gerahmten Kulizeichnung an meiner Wand.


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  • Grab des Colbert in St. Eustache

    Na schön, der Atomunfall ist beendet, hat die Regierungsbehörde dekretiert, und im Radio hieß es, es sei überhaupt kein Atom- sondern, zu unser aller Beruhigung, ein Industrieunfall gewesen, schließlich wurden in dem Ofen, der da zufällig explodiert ist und einen Arbeiter tötete, nur ganz schwach radioaktiv verseuchte Sachen "verbrannt", zB. Handschuhe und da kann nichts passieren. Kürzlich war ich schon mal ein paar Tage in Paris und führte, ohne ein Handy zu haben (da wird man schnell als Rädelsführer eingestuft), eine Reisegruppe in die Kirche St-Eustache. Dort findet sich das Grabmal des Finanzministers Colbert, der 1683 starb, offenbar ein Jahr, in dem der Sonnenkönig noch einmal einen dicken Batzen von der Steuer absetzen wollte und dem guten Colbert ein besonders prächtiges Monument errichten ließ. - Irgendwie kennt kein Mensch diese schöne Kirche, alle rennen in Nôtre-Dame-de-Paris oder, wenn man schon hier in der Nähe ist, ins Centre Pompidou, da wird dieses bedeutende Bauwerk gern übersehen. Immerhin wurde die Pompadour hier getauft und die Mutter von Mozart hier beigesetzt (schöne Quizfrage: was haben der Finanzminister Colbert und die Mutter Mozarts gemeinsam?). Paris, vor der AtomkatastropheEin Seitenaltar der Kirche soll von Keith Haring gestaltet sein. Georges Pompidou war ein Freund der Künste, Colbert förderte Handel und Wandel, und da war es nur konsequent, dass der erste die Markthallen hinweggefegt hat, die seit Jahrhunderten als "Bauch von Paris" hier gestanden haben (welches Organ der Eiffelturm repräsentiert, kann man sich ja denken). Und den Gemüsen und Früchten aus Les Halles, die eines Tages auf Geheiß der Regierung auswandern mussten. Dem hat nun ein Künstler namens Raymond Mason ebenfalls in St-Eustache-de-Paris ein Denkmal gesetzt, das nicht einmal auf Wikipedia zu bewundern ist, aber hier, nachdem es mir ein guter Geist vom dm-Normalpapierfoto gescannt hat. Das war also schon mal ein kleiner Auftakt zum Paris-Besuch, den meine Frau mit drei bis vier Tagen in den Patchwork-Urlaubskalender dieses Sommers einrechnet (zwei Tage Sauerland, drei Tage Saarland, 5-6 Tage Freibad in Bonn, einmal mit anschließendem Stummfilmfestivalbesuch, 1 Nachmittag Führung durch Raderberg, 1 Tag Duisburger Sauna-Wellness-Landschaft, 1 Tag Eifelwanderung, 1 Tag des Offenen Denkmals in Kleve, da kommt mit der Zeit schon so etwas ähnliches wie ein Urlaub zusammen). Leider war der Erholungswert dieses Ferien-Flickerlteppichs begrenzt, denn als letzten Samstag die wunderbare Lyrik-Wanderung im Königsdorfer Forst (wo man auf Köln, den Dom, die Arena, den Tafel an St. EustacheFernmeldeturm und das gegenüber dem Rhein liegende Bergische Land herabschauen kann) mit den Dichtern des ARE-Kreises stattfand, war K. bereits einen Tag krankgeschrieben und mich erwischte es dann am Sonntag, weshalb ich nicht zur Wiedereröffnung von Schloss Moyland kam und daher auch nicht mit meiner Meinung in der Lokalzeitung zitiert werde, wie bei der Schließung! Statt dessen liege ich den ganzen Tag mit Gliederschmerzen auf der Couch, häufe einen Schneeberg von nassen Papiertaschentüchern an und niese ununterbrochen. - Ach ja, an der Fassade von St-Eustache, welcher zu den vierzehn Nothelfern gehört, fand ich dann noch die hiernebst abgebildete schöne Einmeißelung aus der François Villon-Zeit, habe aber keine Ahnung, wer sich hier zu welchem Zweck verewigt hat. War an dieser Stelle der Fischstand der (1181 errichteten) Markthallen gewesen, mit den leckeren Merlans, Barben, Brassen und Jakobsmuscheln? Oder handelt es sich um ein Seeungeheuer, das sich - fluctuat nec mergitur - über das Wappenschiff der Stadt Paris hermacht? - aha, durch ein bißchen googlen habe ich grade herausgefunden, dass es wirklich um Fische geht und um den Gründer der vor dem Kathedralbau hier errichteten Kappelle, der zuvor dem König Philippe Auguste 1213 eine Summe Geldes geliehen hatte, und dafür das Recht erhielt, eine Abgabe auf jeden Korb Fische zu erheben, der in den Markthallen über den Tresen ging. Aus einem Teil der eingesammelten Kohle wurde dann eine Agneskapelle errichtet, damit's trotz abgepreßten Steuermilliönchen mit dem Seelenheil nicht schiefgeht. Fazit: St-Eustache ist die Kathedrale der Steuereintreiber, und man sollte den versammelten EU-Finanzministern anbieten, wenn alle Banken beschirmt und der Papst und die Griechen aus dem Schuldenschlamassel erlöst sind, hier um ein würdiges Begräbnis anzuhalten. Die Gemüsehändler passen schon auf, dass Schäuble nicht wie so'n Zombie aus der Gruft kommt und herumgespenstert.

     


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  • In Marcoule 30 km von Avignon hat's vorhin eine Explosion gegeben und einen Arbeiter verstrahlt, angeblich tritt Radioaktivität aus. Darauf einen leckeren Côte du Rhône...

    Kirchturm in Longerich

    Franzosen! Noch eine kleine Anstrengung, wenn ihr Republikaner sein wollt. Lasst die Finger von der Kernenergie, ihr habt so schöne Freilandflächen im Zentralmassiv, da passen außer den paar Schafen und Käsereien noch Windräder und Sonnenkollektoren hin. Und an euren vielen Stränden, wo finde ich die die Côte d'Energie éco?

    Am 12. September, 11.45 soll's passiert sein. Vor 40 Jahren im September 1972 gab es die erste Demonstration von Winzern am Kaiserstuhl  gegen den geplanten Standort eines Atomkraftwerks bei Breisach. 560 landwirtschaftliche Fahrzeuge demonstrieren mit Transparenten und Sprüchen wie "Lieber heute aktiv, als morgen radioaktiv" und "Kein Ruhrgebiet am Oberrhein". Es war der Anfang vom Ende der Atomindustrie, das Zusammengehen im Dreiländereck, und das KKW in Whyl wurde nicht gebaut, obwohl der damalige Ministerpräsident Filbinger- zur Hitlerzeit ein "furchtbarer Jurist" - prophezeite, ohne das KKW Whyl gingen "noch vor 1980 die Lichter aus!". Whyl wurde genehmigt, aber nicht gebaut, Kalkar und Wackersdorf wurden nicht gebaut, der Reaktor Würgassen stillgelegt, 7 bisher betriebene KKWs werden abgeschaltet. Das österreichische KKW Zwentendorf und das AKW Mühleberg II in Graben (Schweiz) wurden nicht gebaut, und in Litauen gibt's niemanden, der das geplante Kraftwerk finanzieren will. Im Atomgesetz steht: Die Genehmigung für eine Atomanlage darf nur erteilt werden, wenn "die nach dem Stand von Wissenschaft und Technik erforderliche Vorsorge gegen Schäden durch die Errichtung und den Betrieb der Anlage getroffen ist. "Das Kalkar-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes legte 1973 fest: "Es muß diejenige Vorsorge gegen Schäden getroffen werden, die nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen für erforderlich gehalten wird. Läßt sie sich technisch noch nicht verwirklichen, darf die Genehmigung nicht erteilt werden; die erforderliche Vorsorge wird mithin nicht durch das technisch gegenwärtig Machbare begrenzt... Was die Schäden an Leben, Gesundheit und Sachgütern anbetrifft, so hat der Gesetzgeber durch die in § 1 Nr. 2 und in § 7 Abs. 2 AtomG niedergelegten Grundsätze der bestmöglichen Gefahrenabwehr und Risikovorsorge einen Maßstab aufgerichtet, der Genehmigungen nur dann zuläßt, wenn es nach dem Stand von Wissenschaft und Technik praktisch ausgeschlossen erscheint, daß solche Schadensereignisse eintreten werden." Ihr Franzosen könntet es besser wissen - aber die Begeisterung für die eigene force de frappe und der militärisch-industrielle Komplex (Atomgeheimnis ist bei euch Militärgeheimnis, zivile und militärische "Nutzung" nicht getrennt) hat euch verblendet. (Und die japanischen Bauern tragen, wie man hört, jetzt selber die atomar verseuchte Erde von ihren Feldern ab, wo werden sie die wohl hingüllen?)

    Protest gegen KKW in Whyl, Fessenheim und anderswo




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  • Regenregenregen, und zwar exaxt seit 6.00, als ich zur Toilette wankte und noch überlegte, ob die Wäsche schon so früh reingeholt werden muss. Natürlich entschied ich mich dagegen, und lauschte wenig später in den warmen Federbetten dem harmlos-spielerischen Tropfentrommelspiel an der Fensterscheibe. Jetzt ist es neun Uhr, die Liebste schläft in den Sonntag hinein und aus, und es pladdert und plappert, als wolle der Allmächtige die Welt nochmal gründlich abspülen, bevor er sie zu den anderen in die Geschirr-Ablage stellt. Gut, dass wir nicht weggefahren sind, man würde sich nur ärgern, weil es außer den ganz mediterranen Außenrädern wohl keinen trockenen Ort Europas gibt, an dem man Sècheresse & Sonnenbrand verwünschen könnte. Hier immerhin kann man sich einbilden, der Regen sei die gerechte Strafe für's Daheimgebliebensein. Der einzige trockene Ort ist wahrscheinlich mein Tomatenhaus, dessen Bewohnern ich, Ironie des Schicksals, täglich mit dem Wasserwerfer zu Leibe rücken muss. Tomatenhaus von vornAls wir neulich in Paris waren, haben wir ein von meinem Schwiegervater angeregtes Kräutereimer auf der TerrasseBewässerungssystem ausprobiert - PET Flaschen (für mich müssen die pfandfrei sein) mit Wasser füllen, Deckel mit Bohrlöchern durchsieben und mit der Schnauze nach von in die Erde stecken. Nach viereinhalb Tagen war ca. noch ein Drittel Wasser drin, kann man also eine gute Woche verreisen, ohne dass - im Fall, dass es mal wirklich nicht regnet - der Boden austrocknet. Auch der Kräutereimer auf der Terrasse hat das verstanden und "gut angenommen", wie man auf der Chefetage sagt, wenn sich die Belegschaft an eine Anpassung der betrieblichen Leistungen an die neue wirtschaftliche Gesamtlage gewöhnen soll. Tomatenhaus von der Seite"Boden", das ist in meinem Tomatenhauses eine Ansammlung von Blumenerdesäcken, in die ich auf der Unterseite kleine (zur Vermeidung von Wasserstau), auf der Oberseite bierdeckelgroße Löcher geschniten hatte, um die Tomatenpflänzchen einzusetzen. Hat gut geklappt. Da die Erde trotzdem ein wenig einsackt oder durch täglichen Spritzguß weggespült wird, habe ich mit Pferdeäpfeln (vom Reitweg im Grüngürtel eigenhändig - na gut, mit einer Schaufel und Plastiktüte, war aber ganz sauber und, keine Sorge, schon älteren Datums - gesammelt) und Kaffeesatz nachgefüllt. Bisher gedeiht alles prima, nur ein abgebrochener Ast ist zu beklagen - wurde vielleicht zu schwer - und eine beim Strippenziehen versehentlich geköpfte Pflanze, die aber schon Tomaten produziert. Nur die von ihrem Stifter so genannte XXL-Tomate, die noch auf dem Balkon steht, will keine Früchte tragen. (Die allererste, schon im März gepflanzte, hatte bereits 3 ernterote Kleintomaten - köstlich, aromatisch, lecker!) Die XXL soll angeblich bis zu 2,40 hoch werden, das ist gut und schön, aber wann bringt sie die entsprechende Ernte ein? Derzeit ist noch nichts dergleichen zu erkennen. - XXL-TomatenstaudeDemgegenüber ist das segensreiche Basilikum, das ich vor zerstörerischem Schneckenfraß wieder in die Wohnung gerettet hatte, dermaßen ins Kraut geschossen, dass ich fast keines der ca. 40 Pflänzlein aufgeben musste. Wenn viele von denen noch "klein" sind, dann nur, weil es mir an Umtopf-Speicherplatz fehlte. Nachdem ich schon ein paar Gläser Pesto produziert hatte - leider kann man das Zeug nicht einkochen - , ging ich am Wochenbeginn dazu über, einen ganzen Balkonkasten freizuräumen und die vielen Töpfe - von denen ich einige schon an Besucher verschenkte - erheblich zu beschneiden. Heraus kamen 3 prallgefüllte Plastiktüten im Gefrierfach (eine Truhe haben wir leider nicht) und ein üppig-dickes Bündel, das ich - haha, nicht anders als gestern die Bettwäsche im Hof - zum "Trocknen" an den Balkonbalken gehängt habe. Ich trinke täglich einen Tee davon, soll gegen Schlaflosigkeit helfen, bisher lässt die Wirkung noch auf sich warten. Falls das Kraut gegen den Basiliskenblickl hilft, haben Basilisken, die in unsere Fenster spinxen, schlechte Karten! - Als ich nach einem halben Tag Arbeit fertig hatte, fiel mir ein, dass ich den basilikumbebebuschten Blumenkasten am Gitterfenster ganz vergessen hatte. Es ist also noch viel da, möchte vielleicht jemand da draußen frisches Basilikum? - Zu alledem fehlt mir jetzt noch eine Wasserbüffelin im Hof, schlammiges Wasser findet sie genug dort, weil der Ablauf nicht so recht will (vermutlich wegen der Rheinnähe), und der selbstgemachten Mozzarella-Bruschetti wird kein Ende sein. Bei LIDL hab ich auch wieder Pflanzen mitgehen heißen, die "aufgegeben" wurden, also diesseits der Kasse auf Mitnehmer warteten, diesmal Chrysanthemen, die auch prächtig weiterblühen, wenn sie erst Wasser gekriegt haben - während die von einer Freundin neulich mitgebrachten Pflanzenstengel dahinmickern, leider auch die Himbeerstaude, das will nicht mehr recht Wurzel fassen, hab's noch nicht weggetan, vielleicht tut ja der Monsun da draußen ein Wunder. Die eigentlich schon abgeblüht erscheinende Wicke namens "Morning Glory" - heute früh mit 10 Blüten vertreten, darunter reinweiß, weiß mit pink-Streifen, weiß mit violett-Streifen, halbundhalb pink/weiß, tieflila - hat Samenkugeln produziert, die auch tatsächlich schon angegangen sind, einige haben wir verschenkt und einige für nächstes Frühjahr weggetan, und die neuen Keimlinge einfach dazugepflanzt. Dem Besuchskaninchen musste ich einen Durchschlupf im Zaun versperren, Singvögel lassen sich kaum noch blicken (die Baustelle nebenan mag schuld sein, die macht schon so früh Lärm, und das Wetter ist ja auch nicht nach öffentlichen Gesangvereins-Auftritten), Raben und Elstern (eine verlor neulich eine schillernd blaugrüne Feder, die ich einer mir bekannten Lyrikerin in Berlin sandte) teilen sich das Terrain. Und ein Idiot aus der Nachbarschaft schleppte gestern mit Sohn seinen Sperrmülltisch an, auf den ich jetzt wohl den Rest des Sommers blicken soll (mal ehrlich, ist das ein Sommer? wird er sagen). Vielleicht kommt ja auch der Sperrmüll und nimmt ihn gnädig mit, wir haben die Stadtreinigung auch bestellt, um das alte Sofa abzuholen, derzeit leben wir mit einem neuen aus Bio-Vollkorn-Stoffen und Echtholz und mit dem schwarzen kunstledernen vom TROC. Auf beiden lümmelnd, haben wir grade ausführlich bis elf gefrühstückt. Soweit die neuesten Nachrichten von meinem persönlichen Bundesgartenschaugelände!


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