• Adventsprintjob_2018#15Mit dem Jahr 1848 änderten sich Gestalt und Gehalt der Zeitungsannoncen. Die erste Maßnahme, mit der Friedrich Wilhelm IV. in seiner Proklamation vom 18. März den auf Krawall gebürsteten Massen entgegenkommen wollte, war die Abschaffung der Zensur. Wie immer erscheinen solche Zückerchen, die das Volk, den ungebärdigen Lümmel, zufriedenstellen sollen, verspätet. zensor macht sich lustigZensur galt bis dato natürlich auch für Kleinanzeigen, weshalb noch um 1820 politisierende Reklameverse einen armen Pfefferkuchenbäcker ins Kittchen bringen konnten. Aber die Zensur wurde im Frühjahr 1848 auch zur Nachrichtenbremse, weil die Zensoren mit den Korrekturfahnen nicht schnell genug fertig wurden, um den Druck während der Nacht zu ermöglichen - sie waren, wie die gesamte Monarchie, verunsichert, mussten womöglich mit Instruktionen zurecht kommen, die sich stündlich erneuerten und das bisherige strenge Regime aufweichten. Es kam zu einem regelrechten Nachrichtenstau. Das Interesse der Leser an den Vorgängen in Deutschland und im übrigen Europa war riesengroß, Adventsprintjob_2018#15und die Zeitungen kamen kaum nach. Noch in der Vossischen Zeitung vom 16. März wurde der Zensor Piper mit einer Erklärung zitiert, die sich über das Wehgeschrei der Redakteure der Berliner Zeitungs-Halle lustig machte, was die Angesprochenen mit einer berliner Zeitungshalle wehrt sichpolemischen Entgegnung kommentierten. Am 18. März wurde dieser Zank mit einem Mal gegenstandslos: Aufhebung der Zensur, die Redaktionen durften ab sofort drucken, was sie wollten. Aber das hieß natürlich nicht, dass die Polizei nicht beschlagnahmen, dass ein Gericht nicht über eventuelle Pressvergehen aburteilen und die Veröffentlichung verbieten konnte. Adventsprintjob_2018#15Eine Zeitlang hielt man sich zurück, was zum plötzlichen Aufblühen der Flugschriften- und Journalliteratur führte, dann kam im Oktober der Belagerungs-Stand (sprich Kriegsrecht) durch Papa Wrangel, das gewählte preußische National-Parlament wurde aufgelöst. Die Presse blieb nominell frei, war aber schärfsten Kontrollen unterworfen und jede Pointe galt als Majestätsbeleidigung. Nicht selten wurde die Polizei im Vorgriff auf die mögliche spätere staatsanwaltschaftliche Beauftragung tätig - die Polizeichefs von Berlin waren auf alle Blätter abonniert und lasen noch in der Nacht, um die Verbreitung missfälliger Nachrichten zu unterbinden. "Während die Staatsanwaltschaft noch im Bette lag", wie ein Historiker der Berliner Volks-Zeitung feststellte. Die beschlagnahmte Auflage brauchte ja nur ein paar Tage bei den Gerichtsakten herumzuliegen, und wenn's dann irgendwann zum Prozess und womöglich Freispruch kam, war sie schon nicht mehr verkäuflich - who wants yesterday's papers, who wants yesterday's girls? Auflage der Vossischen vor 1848Damit hat später Bismarck die sehr vielfältige deutsche Presselandschaft, vor allem die vielen kleinen Blätter in der Provinz plattgemacht. Nach dem "großen Kladderadatsch" (Engels) füllten sich vor allem die unkommerziellen, den Flirts oder sonstigen kommunikativen Späßen gewiidmeten Eingesandt-Spalten mit Bekenntnissen, Erklärungen, politischen Kannegießereien, und zwar vorwiegend konservativen! In radikalgesinnten Extrablättern (möglicherweise fakes?), die das eher zurückhaltende Hauptblatt der Königlich-privilegirten Zeitung (Vossischen) konterkarierten, wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, wie wichtig für's Geschäft die annoncierten Ehrenerklärungen für den geflüchteten Prinzen von Preußen, späteren Kaiser Wilhelm waren. Aber der regierende König Friedrich Wilhelm IV. selbst hatte ja seine Proklamationen als Flugzettel und Anschläge verbreitet, die natürlich auch in der offiziellen Presse erschienen, gegen entsprechende Insertionsgebühren, wie die Buntstiftmarkierungen an dem online-Exemplar von digipress nahelegen.


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  • Adventsprintjob_2018#14Allmählich wird es Zeit, dass wir das Annoncenwesen in dem und um das Jahr 1848 in den Blick nehmen. Dass sich nach Aufhebung der Zensur einiges änderte, war klar. Zeitungen wurden auf einmal überwichtig und für eine kurze Zeit sogar völlig unwichtig und durch Flugschriften und Extrablätter abgelöst. ruhe und ordnungGerade letztere sind dem Annoncenwesem ja nicht günstig. Auch brachte die Einführung verbesserte Reprotechniken mit sich, dass eine Fülle von Witzblättern und bebilderten Satirezeitschriften entstanden, die ebenfalls nicht von Anzeigen lebten, sondern vom schnellen Verkauf durch Straßenjungs, die sie feilboten. Aber so weit sind wir ja noch nicht. Im Vorfeld von 1848, also in der Zeit nach dem 28. Februar 1848 (als sich die Nachricht von der Pariser Februarrevolution unter den BerlinPfeifen und Schreien heisst Unruhe stiftener verbreitete) häuften sich zunächst die polizeilichen Bekanntmachungen. Erste Konzessionen wurden ja schon gemacht - Gesetzesentwürfe für die Abschaffung der Zensur und für eine preußische Verfassung hatte der König ganz kurz vor dem 18. März bewilligt, die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren verstärkt worden, man stellte Arbeitslose ein z. B. für den Straßenbau. portion ruhe aus dem SupermarktEtliche Tage vor dem 18. März wurde in Frankfurt der Bundestag in der Paulskirche gegründet und man zog die schwarz-rot-goldene Fahne auf. In Berlin erhob das Volk die Forderung, Preußen möge vorangehen und ein einiges Deutschland in den Völkerfrühling führen. Im Kleinanzeigenteil schlug sich das zunächst gar nicht nieder - die gleichen Verlöbnis-, Verbindungs-, Entbindungsmitteilungen, Todesfälle, verkehr behindert durch revolutionkryptisch abgekürzte Liebesgeständnisse, Wohnungsvermietungen und so weiter. Nur die polizeilichen Reglements häufen sich. Je mehr die Menschen auf der Straße und bei den Zelten, mehr oder minder geduldet, debattierten, je verzweifelter suchte die Obrigkeit, das bedrohliche Ausufern zu kanalisieren und in staatsgefällige Bahnen zu lenken (alle Beispiele aus der zweiten Märzwoche 1848 in der Vossischen). Der König hatte den Vereinigten Landtag einberufen, die Provinzen am Rhein waren unruhig; in Berlin kam es zu vereinzelten Zusammenstößen von Bürgern und Militär, und der Magistrat richtete gemeinsam mit dem Stadtgouverneur vertrauen in die bevoelkerungErnst von Pfuel eine Bürgerwehr ein, deren Vertreter, mit weißen Armbinden versehen, für Ruhe und Ordnung sorgen sollten. Eigentlich wollte sich das treue preußische Volk nur vor dem Schloss versammeln, um dem König wegen der vorerst nur angekündigten Reformen zuzujubeln; aus irgendeinem nie ganz aufgeklärten Grund fielen Schüsse und da brach die Unruhe erst richtig aus. Der Angriff berittener bajonettschwingender Soldaten auf die friedliche Menge führte zu Gegenwehr, und das gipfelte dann ja bekanntlich in der Nacht vom 18. auf den 19. März im gewaltsamen Barrikadenaufstand - und in der Flucht des Kartätschenprinzen Wilhelm, des späteren Kaisers.


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  • Adventsprintjob_2018_13Nach den Ausführungen im gestrigen Kalenderblatt könnte der Eindruck aufkommen, als hätten die Farbenfreunde im 19. Jahrhundert einen anarchischen Lebensmittelzusatz-Laissezfaire-Liberalismus gepflegt. polizeiordnung farbzusaetze SpielzeugDem war natürlich nicht so! Das war schließlich Preußen, da gab es keine ungesunden Farbzusätze in Spielzeug und Ernährung - alles war genauestens geregelt und stand in der Zeitung. Sogar unübersehbar auf der Titelseite der Beilage zum 136sten Stück der Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen (Spenersche) vom 13. November 1821. Bei den Recherchen im Fächerchen (reimt sich) gehe ich leider gar nicht systematisch, sondern erratisch vor, und da  ich mehrere Zeitungen in ganz unterschiedlichen Jahrgängen gleichzeitig durchstöbere, fand ich zufällig heute vormittag in der Bibliothek die entsprechende Verordnung, von der Polizei pünktlich zum Beginn des Weihnachtsgeschäfts für Spielzeughändler, Konditoren und Bäcker in Erinnerung gebracht. Das sind noch Zeitungen alter Art, auf Löschpapier gedruckt und ziemlich schmuddelig, dafür extrem eng gebunden. Die Fotos der sich wölbenden Seiten fallen deshalb manchmal nicht besonders leicht leserlich auf, sorry. Als erstes stechen einem die verschiedenen Farbnamen ins Auge, manche darunter kommen mir exotisch vor. Wie jaune waren die Gilets damals? Gelb wird als Operment, Rauschgelb, Kpolizeiiche bekanntmachung brotgesetz von 1815öniggelb, Kaßlergelb, Neapelgelb, Bleigelb, Massiket bezeichnet. Und das sind nur die schädlichen Gelbs - alles ist säuberlich getrennt, die guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Abfalleimerchen. Wehe, jemand nimmt die FarbAdventsprintjob_2018_13tupfer mit unlauteren Mitteln, die als schädlich eingestuft wurden, polizeiverordnung farbzusaetze lebensmittelder wird seiner gerechten Strafe nicht entgehen! Was 1856 als "Ultamarin" so umstritten war, scheint man noch nicht gekannt zu haben, das Blau wurde aus anderen Rohstoffen gewonnen, z. B. war Berlinerblau kupferhaltig und daher schädlich für den Gebrauch bei Konditorware. Wie mag sich Braunschweigergrün von Bremergrün oder "Scheel'schem Grün" unterscheiden? Ob die Obrigkeit Zivilbeamte auf die Weihnachtsmärkte ausschwärmen ließ, um Scheinkäufe zu tätigen und erzgebirgische Schnitzware oder eine Palette mit pink bepinselten Weckmännern beschlagnahmen zu lassen? Würde vielleicht nicht schaden, man liest ja auch heutzutage von den vielen gepanschten Glühweinimitaten, die den nach Feierabend chillenden Budenzaubersäufern eingeflößt werden - wir saufen den Met, bis keiner mehr steht. Und periodisch werden ja auch Kinderarmeen zum Kauf von Schnaps in die Kioske entsandt und die Moralisierer in den Enthüllungsredaktionen freuen sich diebisch, wenn es ihnen gelingt, fahrlässige Kioskbesitzer zu überführen! Wo sind die stehenden Armeen der Stiftung Warentest? Aber noch besser war eine Verordnung, die seit dem 24. Januar 1816 dafür sorgte, dass die Bäcker einer öffentlichen Begutachtung unterzogen wurden. Und zwar hat man nach eingereichten freiwillgien Abgaben monatlich die auffallendsten Bäcker in der Zeitung namentlich und mit Adresse genannt - zuerst wurden die Guten belobigend hervorgehoben, die bei hervorragender Qualität das größte Weißbrot, die größten Semmeln und das größte "Hausbackenbrot" vorlegten, und dann diejenigen, die kleinere Brötchen backen wollten (und zum Normalpreis abrechneten); vorgefunden in der Spenerschen Zeitung Nr. 141 vom 24. November 1821, 1. Beilage.


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  • Adventsprintjob_2018#12Halbzeit im Adventskalender - bald ist die Zeit der sog. "bunten Teller" angebrochen, von dem sich jedes brave Kindlein das begehrte Naschwerk nehmen darf. Was mag es enthalten?produktwarnung Wenn's nicht grade meine selbergeplatzten Bäckchen sind - etwas Farbe, Geschmacksstoffe und -verstärker und ansonsten 98 % Zucker, wenn ich recht irre. Deshalb thematisieren wir heute mal das nackte Grauen: Lebensmittelchemie! Mit Synästhesien, Synekdochen und synthetischen Zusätzen soll man vorsichtig sein. Wir können Schwarz- und Weißbrot unterscheiden, aber schwarzes Mehl unterm Nudelholz oder auf dem Backblech würden wir uns wohl verbitten. Ganz zu schweigen von der schwarzen Milch der Frühe, die wir abends und morgens nur hinter elektrischem Stacheldraft und mit vorgehaltener Waffe eines Meisters aus Deutschland trinken würden. Achten Sie mal drauf, wieviel Oxymoron im sogenannt-original Dresdner Weihnachtsstollen versteckt ist - in der DDR gab es das nicht, ebensowenig wie Saccharin, Orangeat und Buntmacher, da blieb der Stollen grau in grau wie die Waschkaue des Steigers und das Waschbeton des antifaschistischen Schutzwalls, der westlicherseits schrill angesprayt wurde. Aber denken Sie bitte nicht, es hätte keine Lebensmittelchemie gegeben! Die stand in schillerndster Blüte, seit Gottfried von Boullion auf dem ersten Kreuzzug mit "jüdischem Penicillin" (Hühnersuppe aus koscherem, bei Pogromen erbeutetem und gargekokeltem Federvieh) experimentiert hatte - Gerüchte von einer Vergiftung des selbsternannten Königs von Jerusalem beim Brühwürfelspiel halten sich bis heute. Und was Justus Liebig in seinen Laboratorien auf Rindfleischbasis ausköcheln und -gießen (so der Name der Uni!) ließ, machte in den Maggi-Kochstudios ("unsrerseits gut zubereitet, Ihrerseits perfekt gekocht") als perfekte Symbiose von Herd und Nerd bebrillte Weißkittel und dankbare Hausfrauen glücklich.Adventsprintjob_2018#12 Im Adventskalender vom vorigen Jahr war ja schon vom persischen Blausalz aus der Wüste Dascht-el-Lut die Rede, aber Blausäure, Blaukehlchen und Blaukraut auf Brautkleid klingt nicht besonders appetitanregend. Und Blauzucker? Aus unerfindlichen Gründen kam um die Mitte des 19. Jhds. die Mode auf, Zucker blau zu färben, der zuvor einen eher gelblichen Ton hatte - der Rohr-Ohr-Zucker wurde noch aus den Sklavenplantagen von Havanna importiert, nehme ich an, es war ja noch nicht die Zeit des massenhaften Rübenanbaus, der zur Erntedankzeit die mautfreien Nebenstrecken Niedersachsens verstopft. Der leichte Stich ins Blau führte im Mai 1856 zu einer heftigen, in den Eingesandt-Kolumnen der Spenerschen und der Vossischen ausgetragenen Kontroverse. Professor Friedlieb (!) Ferdinand Runge, nach dem heute ein Gymnasium in Oranienburg benannt ist, hatte offenbar schwefelhaltiges Aluminiumsilikat im blauen Zucker entdeckt (wird in der Glasherstellung benutzt, vielleicht glitzert der Zucker dann schöner?) und empfahl, dem "süß einschmeichelnden Zucker" zu misstrauen und sich lieber an gelbbraunen Kandis zu halten. Professor Wilhelm Lindes, 1833 Chemielehrer an der Friedrich-Wilhelms-Realschule in Berlin und als Tatort-Peiniger in der Spusi tätig (schrieb Beiträge zur gerichtlichen Chemie, "Ueber die Auffindung des Arsenites in Leichen"), hielt das für Panikmache und verteidigte die blaumachenden Zuckersieder. Der lange Riemen, den ich aus technischen Gründen unten ansetzen muss, schildert einen geradezu woyzeck-haften Menschenversuch mit dem Arbeitsmann BauErwiderung zum Dementi des Professor Lindesmerl, der zur Entkräftung der Vorwürfe das den Nachgeschmack von faulen Eiern erzeugende Giftzeug in hochkonzentrierter Form schlucken musste - wenigstens hätten sie es (wie Max von Pettenkofer die Cholera-Phiole seines Intimfeindes Robert Koch) selber trinken müssen. Hoffentlich hat das arme Versuchskaninchen einen Überlebensbonus bekommen! Die Antwort Runges 4 Tage später war bestimmt noch nicht das Schlusswort. Jedenfalls lief's alles wie heute, wenn Günter Wallraff in einer Filiale seiner Lieblings-Imbisskette Schadstoffe im Schabefleisch oder Salmonellen im Sardellensalat ausfindig macht und Quizmaster Kulenkampff wurmstichigen Kabeljau oder mancher Politiker in der Tagesschau tschernobyl-kontaminierten Salat futtert. Da funktionierte die Skandal-Angriff-Abwehr-Desinformations-Maschinerie wie geölt! Erst enthüllt ein angeblich völlig unabhängiger, konsumkritischer Wissenschaftler die grauenhaften, potenziell massenvergiftenden Umstände in der Lebensmittelproduktion, dann wirft sich ein anscheinend ebenso objektiver, völlig nüchterner und sachlicher Gegengutachter vor die gebeutelte Lebensmittelbranche, und am Ende weiß man nicht, was davon zu halten ist, mustert mit argwöhnischen Blicken den schneeweiß-harmlos wirkenden Inhalt der Zuckerdose und kippt sich künftig nur noch Xylit (oder, weil das nach Sommer, Sonne, leisem Gesäusel von Zephyr in den Zweigen, kurz, nach Naturprodukt klingt, "Birkenzucker") in den Tee. Das ist nach Wikipedia ein "Stereoisomer des Zuckeralkohols Pentanpentol", dabei habe ich gar keine Stereoanlage, nur ein Transistorradio als sog. "Welt-Empfänger", mit Auszieh-Antenne. Aber der Birkenzucker soll angeblich toxisch bei Hunden wirken, das macht ihn für weitere diabolische Experimente interessant - ratet mal, wofür ich ihn verwende bzw. wo ich das völlig harmlose Zeug mit Vorliebe ausstreue, har, har!

     

     


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  • Adventsprintjob_2018#11Bei Durchsicht der Meerestiere betreffenden Lebensmittel-Annoncen ist mir aufgefallen, Adventsprintjob_2018#11dass in der Berliner Küche des 19. Jahrhunderts (neben den Heringen, die ich mir vom Fass weg verkauft vorstelle) Sardellen eine große Rolle spielen - Brabanter Sardellen, Sardellen-Salat, Anchovis und so weiter. Gesalztes, Gepökeltes und Geräuchertes hält sich halt länger. Aber neuerdings erfahre ich auf Wikipedia, dass Sardellen in Wahrheit auch bloß so eine Art Hering sind. Wusste ich nicht. Ich hab wohl mitunter Sardellen auf Pizza verAdventsprintjob_2018#11teilt, aber mit Matjesfiletstückchen würde ich das nicht machen, oder? Klingt natürlich viel weltläufiger, wenn ich schnöden Hering mit einem Begriff aus der romanischen Sprachfamilie belegen kann. So wie man ja in der Gourmet-Küche nie von "Zwiebeln" redet, Zwiebeln sind proll, Zwiebeln häuten sich beim Küchenmesser-Striptease, Zwiebeln riechen nach Zwiebeln. Man soll vielmehr Chalotten nehmen, die haben ein Aroma und passen assonanztechnisch zu Champagner... Übrigens kommen die Sardelli-Fischli wie die Heringe durch Schwarmverblödung ins Netz, so dass man zur richtigen Fangsaison auch von großen Quantitäten ausgehen kann. Fisch muss Konfitüren und Schalottenschwimmen, heißt es. In der nebenstehenden Anzeige rechts unten wird Champagner um einen billigeren Preis abgegeben, weil "der Wein schon etwas angelegt hat", was soll das heißen? Treiben die Sardellen in diesem Getränk kieloben und schnappen verzweifelt nach Luft? Das vornehme Handelshaus soll ich am Propfen erkennen, will sagen, dass ich entweder den Wein entkorkt kaufen muss oder ihn erst kaufe und dann entdecke, dass es sich um eine Trockenleberauslese von Lidl handelt! Außer Feinkost wie Austern, Champagner und Trüffeln Altdeutsche Pastetefinden sich jede Menge Süßigkeiten im Angebotsteil der Zeitungen, bloß erscheint es manchmal so, als ochampagner-sonderangebot für einsfünfzigb die Leckerlis (wie heute auch) als digestionsfördernde Nahrungsergänzung angesehen werden. Was könnte man Vegetabil-Fanatikern Gesünderes anbieten als Karotten-Bonbons? "Chocoladen" sind häufig als Getränk einzunehmen und diesen der GesunAdventsprintjob_2018#11dheit. Bonbons mit geradezu magischen Heilkräften werden für Damen und Kranke angeboten. Auch Fertiggerichte waren zu haben, vor allem Aufläufe und Pasteten, die "nur außer Haus" verkauft werden. Was mag die "Altdeutsche Pastete" enthalten haben. die es 1822 gab (zu einer Zeit, als "Altdeutsch" noch ein politischer Begriff war; die Studenten rund um den militanten Unterstützerkreis des Turnvaters Jahn waren und kleideten sich "altdeutsch" (ich stell mir schwarz Vermummte mit Augenschlitz in der Pudelmütze dabei vor wie im Hambacher Forst oder beim GSG-9-Gipfel im Hamburg, jedenfalls ohne welschen Chihi wie "gilets jaune" oder so), vielleicht war das Gericht als Kraftnahrung für die Auseinandersetzung mit Staat und Polizei gedacht?


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