• Pizzawerbung mit DeutschlandzwergEigentlich wollte ich unmittelbar nach der Wahl hier einen Kommentar abliefern. Ich hatte mir hierzu einen Gag mit einem Gartenzwerg, der neulich für die Fertigprodukte eines Discounters geworben hat, und zwar mit Pizza "Quadro Stagione" überlegt, weil ja nur noch vier Parteien im Bundestag sind statt 5 oder elf - wie im belgischen Parlament, das im Mai 2014 gewählt wird (es hat zwei Häuser, dazu kommen allein drei Regionalparlamente, dazu kommen die Gemeinschaften der Wallonen, Flamen, Deutsche usw. -  Henryk Broder hat sieben Parlamente und sieben simultane Regierungen in Belgien ausgemacht). - Aber da wir ja noch immer keine Regierung haben, Mutti fröhlich weitermacht, bald wieder mit Hilfe der Sozialdemokratie als Pizzataxi-BayernangebotSteigbügelhalter, und alles mal wieder auf Modell "Konsens um jeden Preis" hinausläuft, ist mir die Lust dazu vergangen. Gabriel sah ja gar nicht glücklich aus, als er das erste "Sondierungs-Gespräch" verließ, ganz wie ein Berufsanwärter nach dem Einstellungsinterview, bei dem er zusammengefaltet wurde, anstatt seine Ansprüche durchsetzen zu können. Klar, die CDU/CSU braucht ja nur 5 Stimmen, um etwas durchzusetzen, was den Sozis nicht passt, die kann man preiswert bei den Grünen, vielleicht sogar bei der Linken einkaufen. Gregor Gysi wird Oppositionsführer,Taschendiebwarnung von Schaffhausen wer sagt's denn, mit ausgedehnten Redezeiten und einer Dauerkarte für die Bundespressekonferenz. Das Schönste ist ja, dass sich die MerkelinOrtsverein der SPD JETZT Steuererhöhungen vehement widersetzen und  nach der nächsten Krise, wenn sie unzweifelhaft wieder angesagt sind, dem kleineren Koalitionspartner in die Schuhe schieben kann. Sowieso glaube ich nicht, dass dieser Regierung ein langes Leben beschieden ist, da werden wohl in einiger Zeit Neuwahlen (oder Neusondierungen?) fällig. Hier in Zollstock schäumte der SPD-Ortsverein Zollstock in seinem Schaukasten, weil der grüne schwule Gegenkandidat Volker Beck (mit deutlicher Anspielung auf die Kondomreklame auf seinen Werbetafeln: "ich will's gleich gerecht") nicht freiwillig darauf verzichtet hat, sich zur Wahl zu stellen, und dadurch verhinderte, dass Elfie Scho-Antwerpes, Ex-Frau eines einst skandalumwitterten und ziemlich landesherrlich auftretenden Regierungspräsidenten,Graffiti an der Litfass-Säule ihr Gnadenbrot künftig in der Bundestagskantine verzehren darf. Wie lautete der alte Abzählreim früher? "Der Hetero raucht Marlboro (in der schwarz-roten Packung!), der Homo wird auch ohne froh." Wie man hört, wird Elfie Scho-Antwerpes nunmehr auf Platz 2 der Kommunalwahlen antreten, um wieder Bürgermeisterin zu werden - die SPD hat ihr den Platz "freigehalten". Die freundlichen Wahlberater von der Versicherungswirtschaft, vertreten durch einen Fachmann mit Büro im selben Viertel, stänkerten schon vorher gegen die Bürgerversicherung und sind froh, dass diese Maximalforderung vom Tisch ist. - Und dann wäre da noch der Protestler, der alle Litfass-Säulen mit sonderbaren Botschaften vollschreibt, in hektischen, schwer lesbaren Kritzeleien,Versicherungs-Propaganda gegen Bürgerversicherung der wurde auch wieder mit 1), 2) und 3) aktiv. Vielleicht ist er aber identisch mit dem Kommentator, der den SPD-Ortsvereins-Schaukasten mit der Polemik gegen Volker Beck bespielen durfte? beiden Pamphletisten ist eine gewisse Vehemenz beim Unterstreichen zu eigen. Der von der SPD hätte Stimmen-Splitting bevorzugt: "Wenn auch mal mehr andere im Wahlkreis so überlegt und intelligent gewählt hätten! Dann wäre Frau Scho-Antwerpes gewählt." Erinnert mich an mein Studium, man riet mir, beim Lesen immer alles wichtige anzustreichen, und da ich als Erstsemester schlechthin alles für wichtig hielt, unterstrich ich mehr oder minder alles. - Und was gibt es sonst noch in dieser Saison zu sehen? Angesichts des Oktoberfestwahnsinns, der auch in meiner rheinischen Provinz allenthalben ausbricht, bietenSpielplatz-Warnschild vom Bodensee die Discounter aller Orten "bayerische Schmankerl" an (ein Lieferant für Taxi-Food hat auch eine Pizza Krautigunde im Angebot)  oder wie sie das jeweils nennen, und Metzgereien bereiten wohl aus lebensmitteljuristischen Gründen "Weißwürste Kölner Art". Das Kölner Oktoberfest, zu dem ich seit 2010 Scharen von Trachtenjanker-Kölnern und dirndlverkleideten Kölnerinnen zum Vorgebirgspark pilgern sah, wo eigens eine saisonale Holzbude errichtet wird, hat zahlreiche Nachahmer gefunden: Man nennt es dann wohl aus rechtlichen Gründen nicht Kölner Oktoberfest, sondern "Hüttenzauber" und dergl., Karstadt bietet das passende Outfit für die Möchtegernbayern, natürlich gibt es für Volker Beck und die Seinen längst eine "Rosa Wies'n" in den Sartoy-Sälen. Damit ist aber noch lange nicht Schluss, am 11. im 11. beginnt die Session, dann fangen die Weihnachtsmärkte an; eine Kölsch-Woche im Januar opder Februar findet kurz vor Karneval ebenfalls am Vorgebirgspark statt, jedesmal hauen sie so eine Bretterbude zusammen und das dient dann als Bierhalle, nur dass jetzt auch in dieser das Rauchen nicht mehr erlaubt ist. Eigentlich wäre die deutsche Sozialdemokratie genug bestraft, wenn sie den zum Einzug in die Regierung erforderlichen Kotau vor Seehofer in Dirndl und Lodenjackerl machen müsste.

    Nach der Wahl haben wir schon wieder einen neuen Skandal, um den Bischof von Limburg, Diebarz-van Elster:

    Ego-Spiel für Tebarz van Elst

    Das ist allerdings nicht die Heimat des Limburger Käses, sondern eine Kreisstadt an der Lahn, die schon im Hessischen liegt. Durch das "richtige" Limburg (den Landesteil von Belgien meine ich jetzt)  muss ich demnächst, also schon morgen, auch wieder, weil meine Liebste eine Woche Ferien an Flanderns Nordseeküste gebucht hat. Hierzu teilt mir eine Fremdenverkehrsseite folgendes mit, so wisst ihr, womit ich in nächster Zeit beschäftigt bin (ich gebe leicht gekürzt den originalen Wortlaut in der eigentümlichen Orthographie wieder):

    Wenn es einen Badeort gibt der voller Energie hat und einjeder verlocken kann, denn ist es bestimmt Blankenberge. Nicht in mindestens durch das unübertroffene angebot an Familienattraktionen und Sehenswürdigkeiten. Hier gibt immer schon etwas zu tun! Sie können gemütlich spazieren auf dem Boulevard, sich hinsetzen bei einem der zahlreichen Eßlokalen oder nur frische Lucht nehmen auf dem Strand . Dieser sprudelende Badeort ist eine interessante Umgebung für die junge Familie und für die Familie mit Jugendlichern die sich nicht langweilen möchten. Dies ist jedoch auch der meist lärmige und farbige Badeort der Belgischen Küste. Auf dem breiten Boulevard gibt es Raum für Spaziergänger, Schlittschuhläufer und sonst für jedermann der sich auf gleich welches nicht-motorisierte Fahrzeug von A bis B abfahren möchte. Blankenberge ist ein echter beliebter Badeort. Die Strandpromenade scheint eine Kermis und auf dem übervollen Strand wird vollauf gepicknickt. Neben einer ausgedehnten Vielfalt an Außen- und Innensportmöglichkeiten bietet Blankenberge unzahlbare Möglichkeiten für Einkaufliebhaber, Gastronomen und Liebhaber von der derzeitigen Erholung. Der Freizeitparken und Kneipen... bilden das vitale Zentrum des ergriffenen Ferienorts das seine Gäste in einer gemütlichen Atmosphere willkommen heißt. Spaziergänger können sich an den Fonteintjes zu gute tun. ... Der alte Fischerhafen wurde umgebaut bis einem ultramodernen gastfreien Jachthafen mit allen notwendigen Rückstellungen. ...  Auch für der aktiver Urlauber gibt es am und um dem Strand viel zu erfahren. ... Der Steg von Blankenberge überwiegt den ganzen Strand. Ein exklusiver Einsatz bestehend aus einer langen Fußgängerbrücke im Meer, der führt zu einem fabelhaften runden Gebäude. ... Blankenberge würde Ihnen erstaunen. Gemütliche Einkaufsstraßen die im Sommer sogar verkehrsfrei sein. Wenn Sie durch das Getreibe sehen können und weiter als den Strand gehen, entdecken Sie einen fabelhaften Art Nouveau Erbe hinter dem Deich. ... Sie können stundenlang einkaufen machen in den gemütlichen Einkauf-Spazierstraßen und dennach Ihre Appetit zähnen mit frischen Krebs am Hafen. ...  Der Steg gibt Ihnen das Gefühl laufen zu können auf dem Wasser auf Weg zu dem monumentalen runden Gebäude. Hierin befindet sich eine gemütliche Taverne und eine Ausstellungsfläche. Der Hörsaal befindet sich 4 meter unter dem Meeresspiegel und kann angewendet werden wie Kinosaal mit Platz für 80 Besücher.


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  • Sei es aus Beruf oder Neigung, ich muss mich immer wieder mit Persönlichkeiten beschäftigen, die eigentlich kaum historische Spuren hinterlassen haben, sei es, dass sie anonym etwas veröffentlicht haben, dass ihr Beitrag zur Kultur- und Geistesgeschichte zu geringfügig war oder dass sie aus einem anderen Grund in Vergessenheit geraten sind - und es vielleicht sogar wollten. In diesem Fall treibt mich seit vielen Jahren ein Name in Lieder für Henriette Solmardie Verzweiflung, der anders als Müller oder Schulze oder Meier recht aHauchecorneuffallend und ungewöhnlich ist und auf dem Titelblatt der sechs Kompositionen für Gitarre und fortepiano steht, und den ich dem Berliner Salon nicht zuordnen konnte. Ich vermute, der Komponist ist der Sohn eines hugenottischen Predigers in Berlin, Friedrich-Wilhelm Hauchecorne (1733-nach 1810), der sich in der Franzosenzeit durch Denunziation und Kollaboration mit der Besatzungsmacht hervortat - Karl August Varnhagen schreibt darüber in seinen Denkwürdigkeiten des eignen Lebens: "das schändliche Gewerbe hat seinen Namen gebrandmarkt, er selbst aber, nachdem er in Karlsruhe, wo seine Tochter einem General von Freystedt verheiratet war, eine Zeit gewohnt, lebte noch in späteren Jahren unangefochten in Berlin." Zu dem Vater und seinem vaterlandslosen Treiben gibt es einen Aufsatz in den "Forschungen zur Brandenburgisch-Preußischen Geschichte" Bd. 21 (1908).

    Sein Sohn Wilhelm Hauchecorne (eine Demoiselle Charlotte H. gibt es auch, der hatte Ernst Moritz Arndt mal ein Buch gewidmet; vielleicht ist sie seine Schwester gewwesen) scheint derjenige zu sein, den ich suche: geb. 1791, war er seit Anfang der 1820er Jahren im Rheinland preußischer Steuerrat in Düseldorf und Aachen (so etwas wie Zollinspektor, wenn ich es richtig verstanden habe), ein Amt, das er niederlegte, um Spezial-Direktor der Köln-Aachener Eisenbahn zu werden. Das entnehme ich dem Allgemeinen Organ für Handel und Gewerbe, Jg. 3 / 1837, Nr. 104, 28.12.1837, S. 625 (er hätte noch fünf Jahre lang in den Staatsdienst zurückkehren können). Offenbar war er sehr erfolgreich, der Eisenbahnverkehr (ich setze das Wort extra hierhin, weil eine Leserin dieses Blogs mir nicht glauben will, dass es existiert  ) erwies sich als das einträglichere Metier. Als musikalisch interessierter Zeitgenosse, der offenbar in seiner Jugend in den Berliner Salons verkehrte und die oben genannten Lieder für eine um 1810 noch aktive Sängerin und spätere Salonnière, Henriette Solmar, verfasst hat, war er ein aktiver Mitbegründer des Niederrheinischen Musikfestes, das zuerst am 11. Mai1818 in Düsseldorf "im Jansen'schen Locale auf dem Flinger Steinweg" (heute: Schadowstraße), dann alternierend mit Köln, schließlich auch in Wuppertal und Aachen stattfand. 1868 veröffentlichte EisenbahnverkehrHauchecorne

    Hauchecorne anonym bei DuMont Schauberg in Cöln seine "Blätter der Erinnerung" zum Niederrheinischen Musikfests, allerdings anonym, darin werden alle Mitwirkenden genannt, Profimusiker und "Dilletanten", zu denen wohl auch Frau Hauchecorne als Sopranistin gehörte. Eintrittskarte zum MusikfestWährend in Köln und Düsseldorf Felix Mendelssohn-Bartholdy zum Taktstock griff, holte Hauchecorne den Bonner Komponisten Ferdinand Ries für das Musikfest nach Aachen. Z. B. zu der Veranstaltung am 22. / 23. Mai 1825: "Am dritten Tage Allgemeines Frühstück auf dem Louisber-Belvedere, danach Barutschenfahrt in den äußeren Stadt-Anlagen und Umgebung. Abends Réunion im Saale der neuen Redoute." Dieser korrespondierte mit Beethoven und besorgte für dieses Ereignis die Partitur der Neunten Sinfonie in D-Moll, die noch nicht gedruckt war, für eine der ersten Aufführungen (vgl. darüber Beethovens Werke Tl. 2, Bd. 1; Studien zur Musikgeschichte des Rheinlands, Festschrift Schiedermair, 1965; Annalen des Hist. Vereins am Niederrhein 74-77, 1902 oder 1903), mit Chören der Hymne "An die Freude" von Friedrich Schiller, als Solistinnen im Sopran sind Frau Hauchecorne aus Aachen, ein Fräul. Reintjes aus Cleve und ein Fräul. Almenroder aus Cöln genannt. Von Hauchecorne stammen vermutlich auch die dem Dirigenten Ries gewidmeten Verse. Während ihm an Schluss der Auführung ein Kranz überreicht wurde und aus den Logen gedruckte Blätter mit dem Text "wie Schneeflocken herabschwebten", wurde er wohl auch aufgesagt:
    Meistergruss an Ferdinand Ries.
    Vom Himmel kam Cäcilia,
    Vernahm des Festes Lobgesang,
    Des Saitenspieles Zauberklang,
    Sie freute sich der hehren Lieder
    Und grüsst entzückt den Meister wieder.
    Heil Dir, o wackrer Meister Dir!
    Heil, Preis und Dank, o Meister Dir!
    Der Niederrheinische Musikverein, im innigsten Gefühle der Begeisterung und Dankbarkeit.
    Im Komitee des Niederrheinischen Musikfestes war Wilhelm Hauchecorne offenbar zuständig für alle organisatorischen Aufgaben, die nicht der eigentlichen Durchführung der Konzerte dienten, dem es also z. B.

    "auch oblag, mit den Gastwirthen des Festortes Einigung über das Unterbringen derjenigen in dem Orchester mitwirkenden auswärtigen Musiker zu treffen, welchen neben einer Reisekosten-Entschädigung oder eines Honorars für die Mitwirkung auch freies Quartier zugesagt war. Es gab anfänglich eine Zeit, allein sie währte nicht lange, wo die Herren Gastwirthe der Festorte, in Anerkennung der Vortheile, welche sie durch die Begehung der Feste erzielten, für einen oder mehrere Tonkünstler freies Quartier und freie Verpflegung bewilligten und solchergestalt an ihrem Theil zur Ersparnis der Kosten der Feste, die nicht immer zugereicht haben, in angemessener Weise beitrugen... Manche Umstände und Sorge, wie auch besondere Kosten, veranlasste auch zu jener Zeit der Transport der Instrumente, besonders der voluminösen Contrabässe, die an keinem der Fest-Orte in der erforderlichen Anzahl von 12 à 15 vorhanden waren."

    Hauchecorne

    Hauchecorne starb lt Todesanzeige am 23.4.1879. Er hinterließ einen Sohn, Heinrich Lambert Wilhelm Hauchecorne (1828 bis 1900). Dieser wurde ebenfalls unter dem Vornamen Wilhelm ein namhafter Geologe an der Berliner Universität, worüber der Sammelband "Naturwissenschaft und Naturwissenschaftler in Köln 1798-99", Köln 1985 informiert. Lebensdaten von Professoren sind natürlich über ihre Publikationen, Universitätsarchive und -matrikel und ggf. Nekrologe leichter zu ermitteln: aber dieser Wilhelm Hauchecorne ist der junior vom Senior. Seine Schwester Fanny heiratete einen Präsidenten Schorn (ob "Carl Schorn" gemeint ist, der in Bonn 1889 seine LebenserinnerungenHauchecorne veröffentlicht hat, weiß ich noch nicht, da mir das Buch nicht vorliegt); und stiftete ihrem Vater Wilhelm Hauchecorne ein Fenster im Südlichen Chor des Kölner Doms ("Couronnement, Christus den Armen das Evangelium verkündend"). Von ihr existiert eine gebundene Handschrift mit 71 Abschriften von Liedern (teils auf 1847 datiert) im Bonner Beethovenhaus: "Zahlreiche unterschiedliche Liederabschriften, die meisten mit dem Namenszug Schorn oder Fanny Hauchecorne versehen. Dazwischen auch eine Polka für Klavier. Manche Blätter mit gedrucktem Zierrand und Ornamenten." In dieses Band gebunden sind wohl auch "ein Druck mit sechs Liedern von Wilhelm Hauchecorne" - mit einiger Sicherheit der, dessen Titelblatt oben abgebildet ist. Dem Abschriftenband liegt bei: "ein altes Blatt mit dem Vermerk 'In diesem Buch meist die Noten / u. Text v. meinen beiden Eltern Hauchecorne / Hauchecorne geschrieben. F. Schorn / Hauchecorne.', darunter mit Bleistift Aufzählung einiger Operntitel." So der Katalog des Bonner Beethovenhauses.

    Beri der Gelegenheit meiner Recherchen fand ich übrigens nochmal einen Beleg für die Einführung der Dahlien in Deutschland durch Alexander von Humboldt, den ich den Gartenfreunden nicht vorenthalten will:


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  • In Abwandelung eines schönen Satzes von Harald Rowohlt über meinen Lieblingsschriftsteller Arno Schmidt, denn netter kann ich es nicht ausdrücken, urteile ich wie folgt über den verkniffenen "Herausforderer" der Merklerin bei den anstehenden Bundestagswahlen - so verkniffen, als hätten sie ihm vor dem Fernsehduett Valium ins Hirn geträufelt und dasselbe einer Intensivwäsche unterzogen: "'Ab jetzt, lieber Peer, redest du nicht mehr für mich. Ab jetzt redet du nur noch für dich und deine Sekte.' Ich meine, ich zwinge doch niemanden, der mir dermaßen deutlich zu verstehen gibt, daß er von mir nicht gewählt werden will, dazu, von mir gewählt zu werden. Man will ihn doch auch nicht quälen, den armen Mann. Das ist der Deal: Du willst nicht, daß ich dich wähle, und ich tu’ dir den Gefallen."

    Die wollen nicht wirklich gewählt werden. Die haben schon genug Macht, und brauchen die Stimme nur, um vom einen Bäumchen aufs andersteiler Anstieg, ein Hinweisschilde zu klettern, fallen können sie nur weich, nicht nur wegen ihrer Diäten, Aufwandsentschädigungen und (nach entsprechend langer Verweildauer im Bundestag, ich glaube, drei Perioden), Altersversorgungssansprüche, sondern auch wegen vielseitiger Verwendbarkeit in der Wirtschaft, die sie in der Politik als die Lobbyisten unter Beweis stellen, die sie nach der Politikerkarriere im Hauptberuf werden, als leitende Angestellte in den jeweils nahestehenden oder ihren Aufstieg gleich gesponsort habenden Verbänden, Institutionen, Gewerkschaften, Medien, Wirtschaftsunternehmen, Anwaltsbüros, "Aufsichts"-Räten, Unternehmens-"Beratungen", Verfassungsgerichten usw. Dort kaufen sie sich ein mit Promi-Bonus und konkret mit Cash. - Schweer PeinbrückDarum, weil man ihre mehr oder minder steilen Karrieren ja nicht auch noch ebnen helfen will, ist es leichter, nicht zu wählen, aber wählen in diesem Jahr jedenfalls ist besonders anstrengend. Trotzdem, jetzt erst recht. Verdammt, und sei es, um eine Opposition zu stärken, die sowieso keine Chance hat, aber deren Erfolg die eigentlichen Machthaber womöglich in ihrem Handeln beeinflusst. So war das mal, als die Grünen, und später, Bodensee-Sernatingen-Tryptichonals die Linken reinkamen, wer beide heute für nicht mehr wählbar hält, kann doch wenigstens einem Vertreter von den Piraten oder der Alternative für Deutschland - egal jetzt mal, ob man deren Positionen hundertprozentig teilt oder nicht - eine Chance geben, wenigstens einen oder zwei Abgeordnete ins Parlament zu kriegen, das ist schon viel wert. Denn Kontroverse muss sein, auch über den EURO in Zeiten der Globalkrise oder über das Urheberrecht im Internetzeitalter, zwei Fragen, in denen ich konträr zu den letztgenannten Splittergruppen denke, von ihrem sonstigen populistischen Stammtischgesumms mal ganz abgesehen, das ich aber auch bei den "Großen" finde - und das nicht zu knapp, wenn man ihre Werbefilmchen anguckt.

    Allerdings, um auch hier keinen Zweifel über meine Präferenzen aufkommen zu lassen, so passend und zutreffend ich auch die Rowohltsche Einlassung zu Schmidt für seinesgleichen finde: Rotkreuzkasten SipplingenIn demselben Interview schmeißt Harry Rowohlt Arno Schmidt vor, er habe, während Rowohlt einem ehrlichen Gabelstapler-Faulenzerjob nachging, bei irgendeiner Broterwerbs-Übersetzung - auf welche er lange nicht so "stolz" war, wie H. Rowohlt behauptet (dessen Name gewöhnlich größer auf den Buchdeckel oder -hinterteil gedruckt steht als der des Autors), also er, Arno Schmidt, habe statt einem guten deutschen Schaschlikspieß mal das Wörtlein "Shish-Kabob-Spleiß" kreiert und hingesetzt. Na und? sag ich da. Falsch ist das nicht, mein lieber Harald, ob gut, eher Geschmacksache. (Außerdem gibt es, um auch diesen Einwand abzuwehren, jedes Wort, das irgendwer irgendwann erfindet und gebraucht!) Und ein anderer Übersetzer Rotkreuzkasten Sipplingennamens Wollschläger, der auch Arno Schmidt gekannt hat, der aber doch keineswegs mit ihm identisch war, habe irgendwann mal pint mit "Pinte" und a bottle of pop mit "eine Flasche Popcorn" übersetzt. Harry Rowohlt seinerseits, es sei hier ein für allemal gesagt, übersetzt gern auch mal nach dem Muster "sage mir, was du denkst und ich denke mir, was da steht" - und verhunzt z. B. in einer der besten Bildergeschichten von Robert Crumb das schon aus dem Kontext eindeutig verständliche, bzw. bei der Whiskyfass-mit-Bart-Version nunmehr völlig unverständliche rounds mit "Runden", und zwar "3.000 Runden in der Minute"*), die aus einem Maschinengewehr herauskommen sollen (es handelt sich, den Nichtübersetzern sei's gesagt, um Patronen), sollte also besser bescheiden den eigenen Rough-Tough-Creampuff-Schnabel halten oder sich an denselben fassen!

    Darauf eine Runde Pint aus der Popcornflasche.

     

     

    (*R. Crumb, Ein Heldenleben, S. 63, Panel unten links, Zweitausendeins: Frankfurt am Main 1992. Auf S. 14 links oben bringt der "Meister des Wortes und der Nuancen" (Nürnberger Nachrichten, 10.8.2005) das Wort "alle" viermal unter - in einem winzigen Panel: "...hat mich ja allegemacht... was die Leute beim Film alle für Haie sind... ich bin echt alle!" usw. 


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  • Also, ich mag nun mal Käsekuchen, Zutaten zum Käsekuchenund selbst wenn ich den Kakao weglasse und den Kaffee mit entrahmter Milch trinke - meine Ernährungsberaterin bei der Blutspendezentrale rät mir dazu - , und mit Rücksicht auf Mitgenießer die laktosefreie Milch und den laktosefreien Quark und laktosefreie H-Sahne verwende, schmeckt der Käsekuchen, den ich selber backe, mir am besten. Das gilt auch für alle möglichen anderen Sorten von Torten - der Höhepunkt der Tortengrafik steht uns ja nächstes Wochenende am Wahltag bevor - aber mit "17 % Schwarzwälder, 32 % Himbeercreme und 6 % Käsesahne", die sich neulich in der FAZ Herr Schönenborn in der Greser & Lenz-Karikatur beim Konditor bestellte, komm ich geschmacklich zu sehr durcheinander. Hier befasse ich mich lieber mit der Frage: Was brauchen wir für einen erstklassigen Käsekuchen? Zunächst mal Quark oder besser noch Schichtkäse, feines Mehl (kann gar nicht fein genug sein), jede Menge Butter (auch laktosefrei zu haben), Zucker nicht zu vergessen, den Abrieb einer Bio-Zitrone, eine Schüssel zum Durchkneten, überhaupt einen Arbeitstisch und einen Backofen, in den man die eingefettete Springform stellt und der ziemlich low-temperature-mäßig möglichst langsam durchbacken sollte. Na klar, diesen Ofen hat jemand hergestellt, ich hab den Tisch nicht selber geschreinert, die Zitrone wurde vermutlich mit dem LKW aus südlicheren Gefilden hertransportiert, die Kuh gemolken und der Quark abgesahnt, das Mehl kommt aus der Mühle und war vorher Weizen auf dem Feld, das ich nicht bestellt habe, und so haben zahllreiche fleißige Hände mitgeholfen. All das geht auch irgendwie ein ins Rezept. Volker Pispers TortengrafikAber, in Gruppenarbeit Kuchenbacken, nein. Streusel in der SchüsselWenn andere mittun wollen, können sie ja ein anderes Kuchenprojekt realisieren, oder sich auf's Kaffeemachen stürzen: Bohnen mahlen, Wasser aufbrühen usw. Oder den Tisch decken! Aber Gruppenarbeit bei der Kuchenbäckerei lehne ich von innen heraus ab. Was man überhaupt nicht brauchen kann sind irgendwelche Kiebitze, die dabei fotographieren, während man etwa beim Teigkneten oder Streuselbröseln  unvorteilhafte Posen einnimmt, von der Mimik ganz zu schweigen. Wie ich überhaupt kein Fan von Gruppenarbeit und, aller Vereinsmeierei zum Trotz, überhaupt kein geselliger Mensch bin. Ich arbeite am liebsten möglichst allein, das war schon immer so. Habe mich auch gemäß Schopenhauers Philosophie der Lebensalter bzw. Aphorismen zur Lebensweisheit schon in meiner frühen Jugend, namentlich während des Studiums, daran gewöhnt, alleine vor mich hin zu frickeln. Dahin will ich wieder zurück! Denn natürlich verliert man mit dem Älterwerden, dem Wachsen der Ansprüche, und mit all dem Durcheinander das Eigentliche, was man am liebsten macht, aus den Augen. Wenn, in meinen Jünglingsjahren, es an meiner Tür schellte, wurde ich vergnügt: denn ich dachte, nun käme es. Aber in spätern Jahren hatte meine Empfindung, bei demselben Anlaß, vielmehr etwas dem Schrecken Verwandtes: ich dachte: "da kommt's". (Schopenhauer) Mein großes Vorbild ist der von dem Weseler Maler Derik Baegert dargestellte Evangelist Lukas, das Jesuskind porträtierend, findet man im Westfälischen Landesmuseum in Münster. Ich hatte es immer über meinem Schreibtisch hängen, als ich an einer gewaltigen Bibliographie arbeitete, die mir ungefähr den letzten Rest meiner Nervenkraft raubte. Mit gefiel schon immer, wie der Lukas da so bräsig in dem Stuhl sitzt und nur Augen für die Valeurs und Schatten hat und hinten muss der kleine Engel die Farben reiben (soviel Gruppenarbeit, dass man einen Praktikanten beschäftigt, muss denn doch sein) und der Hl. Joseph sitzt und liest in einem Buch, bis das Porträt fertig ist. Ein paar optisch interessante Spielereien: die perspektivische Verkürzung in Escher-Manier, die Glaslupe am Fenster, die Fliege auf der Kirsche (in der kleinen Wiedergabe wohl nicht zu sehen, da sitzt eine Fliege mitten in der Kirschenschüssel als Erinnerung an die antike Legende von dem Obst, das so realistisch gemalt ist, dass sich die Fliegen auf das Obst setzen, und an die Fliegen, die so realistisch wiedergegeben werden, dass der Betrachter versucht, sie von der Bildfläche mit dem gemalten Obst zu verscheuchen) - dann das Fliesenmosaik am Boden, überhaupt die sonderbare Farbgebung, der in der Mitte "unterbrochene" Schwan auf dem Kanal hinter der Säule vor (?) dem Fensterbogen lassen dieses Altarbild als eine Musterkarte erscheinen, mit der Baegert seinen Kunden zeigen wollte, was er so alles kann.Altarbild mit Pferden Natürlich hat sich der Maler auch verschiedentlich selber in dem Bild verewigt, z. B. steht sein Name auf dem Steingut-Krug am Fenster. Ich weiß, viele Altarbilder des Mittelalters sollen in Werkstätten entstanden sein, das sieht man daran, dass der eine Mitarbeiter ordentliche Füße für die Engel und der andere ihre Flügel besser malen konnte, der eine kann feinstziselierte Blumenranken und ein anderer die bergigen, im blauen Neben verschwimmenden Landschaften, und derjenige, der die Pferde gut malt, hatte an dem Tag wohl früher freigenommen - so denkt man oft im Angesicht unterschiedlicher Altarbilder (in Münster gab es dazu ca. 1980 eine tolle Ausstellung mit gotischer Malerei aus dem "Fundus", das waren die mißratenen Bilder, davon konnte man viel mehr lernen als von den Spitzenwerken!). Aber was das Tafelbild "Lukas malt die Madonna" (um1490) betrifft, bleibe ich dabei. Das hat der schöpferische Genius allein gemalt, ganz für sich und in den Gegenstand vertieft wie der Lukas im Bilde, der mit einiger Sicherheit ein Selbstporträt von Derik Baegert sein dürfte.Einige Briefe Goethes an Varnhagen, Literarischer Zodiakus 1835, Bd. II

     


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  • Diese schöne Morning glory ist heute früh aufgeblüht (und wird sich bald wieder einhüllen in ihr Blütenkleid, vielleicht kommt sie morgen wieder, vielleicht nie), man sieht daneben den Tomatenknubbel reifen,am Himmel dräuen Sommergewitterwolken, aber die Sonne lächelt unbeirrt: In dieser Stimmung war es schon den ganzen Morgen hier, und um 8.00, keine Viertelstunde nacDunkelhimmel mit SonneIngehdem ich mit dem Wagen vor dem Hospiz gehalten hatte, wo sie wohnte, und ungefähr zur gleichen Zeit, als ich allein in ihrem eigentlichen Zuhause war, wo ich etwas abholen musste, ist eine liebe und gütige FrauMorning glory lilaweiss verstorben, begleitet und im Arm von drei von ihren Kindern. Zuletzt hatte ich sie an ihrem Geburtstag besucht, der ist erst drei Tage her, den wollte sie noch erleben und da hat sie nochmal ihre Familie um sich versammelt. Aber ich war ganz früh dort und ging wieder, nachdem ich ihr etwas auf der Gitarre vorgespielt hatte, ein schönes schlesisches Volkslied ("...und in dem Schneegebirge") und ein schönes kölnisch-rheinisches ("Die Jeiß wollt 'en lange Stätz han"), das sie kannte, und eins von mir ("ich bin das Wolkenkratzerkind..."), da hat sie sehr gelächelt. - Ich hoffe, sie hat es nicht weit und findet alles so vor, wie sie es zeitlebens geglaubt hat, und bildet irgendwo da draußen, wenn es noch ein Draußen gibt (das sich von diesem seltsamen "Drinnen" hier unterscheidet), einen Dreiklang mit ihrem lieben Mann, den sie vor etwas über einem Jahr verloren hat, und ihrer zweitältesten Tochter, an die ich jetzt denken muss, die ich gut gekannt habe und die ihr vor jetzt schon weit zurückliegender Zeit, im April waren es zwanzig Jahre her,  schon vorausgeeilt ist.

     Die Jeiß denk jetz noch öftersch dran, well keine lange Stätz mieh han.

    Do Minsch, deiht dir jet fähle, do Minsch, deiht dir jet fi-fa-fähle...

    an Jeld und Jot, an Kraff un Mot,

    öv sons en jroße Kleinischkeit:

    dann o Mensch jivv dich zefridde

    un bruch dat Winnije mit Aki,

    denn et jitt halt vill henidde noch,

    die han och nit mieh!


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