• Unser Adventskalender zeigt sich heute farblich im barocken Prunk des Extremminimalismus: #3 In der GrubeHinter der dritten Tür (es sind doch Türen und keine Plastikkleber, jedenfalls konnte man heute aufklappen) wird der Betrachter noch etwas aufs winterliche Graublau herabgestimmt, während in der Ferne blasse Schemen vor der Schneelandschaft leuchten. Rotäugige Albino-Zombies, deren Fell vom Verweilen in winterlicher Grabesgruft gebleicht bzw. ausgefallen ist? Doch was soll ich hier den Blinden von der Farbe reden, das wäre ja wie weiland Joseph Beuys, "dem toten Hasen die Bilder erklären". Dieser hier sieht wenigstens in der Vergrößerung ganz lebendig aus. Ich hab das Bild extra mal was aufgebläht, bitte nicht vergessen, dass der ganze Kalender mit 24 Tür-Bildchen bloß Postkartenformat hat. Und ist ein weißer Hase nicht in manchen Kulturen sogar ein Glückssymbol? Dazu würde passen, dass auch tiefenentspannte Häschen nicht ewig in ihrer Grube herumsitzen können, irgendwann hoppeln sie davon - ach wie flüchtig, ach wie nichtig usw. Als alter Hase weiß man ja, wie der Hase läuft. Meistens im Zickzack, verfolgt von Grünberockten mit Schießgewehren, um am Ende im Kochtopf von Wolfram Siebeck zu landen. Oder handelt es sich gar um ein Kaninchen, vor dem Erhaschen, Schlachten und Braten (mit Thymian und Pflaumen im Römertopf, lecker) zu beliebiger Vervielfältigung bestimmt (ha, ha, Rammler)? Schönes Beispiel für exponentielles Wachstum: Rund 140 Jahre ist es her, da wurden zwei Dutzend Wildkaninchen nach Australien verbracht, wenige Jahrzehnte später fraßen Milliarden von ihnen die Landwirtschaft kahl. 1951 versuchte man der Kaninchenplage mit dem tückischen Myxoma-Virus gegenzusteuern, 99 % starben, die überlebenden Tiere bildeten Antikörper, inzwischen überziehen sie schon wieder mit  400 Millionen Exemplaren den fünften Kontinent. Dazu könnte die funktionable Stalltür passen, die wir aber jetzt nicht mehr "verrammelt" kriegen, wurde abgerissen, damit sie am Ende das Landschaftsbild nicht stört, links sieht man noch die Perforation.


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  • In die Tür fallen wir nicht gleich mit dem Haus, es wartet geduldig hinter Türchen 2 des Kalenders, das heute früh geöffnet oder vielmehr abgepiddelt wurde (der Kalender#2 Aussenhaut der Innenwelt ist eher so eine Plastikaufkleber-Angelegenheit). Schade um die Überschrift, die chinesischen Schriftzeichen für "Haus" habe ich vergessen, die kannte ich mal von "Ente Haus", ohne Artikel und Kopula, so hieß ein Glutamat-Restaurant in der Nähe meiner damaligen Wohnung. Jetzt ist es raus, ich hab seit der sozialliberalen Koalition immer zur Miete gewohnt, und bei meinen Trampreisen oft genug zwischen Fuchs und Hase, Baum und Strauch, Gras und Mücke übernachtet, zwischen Flughafen und Autobahn nur einmal, 1973 in Genf. Aber was sehen wir hier? Das heidegger (hey, dig-a-reggae)'sche "Haus des Seins" wird es wohl nicht sein, das ist bekanntlich "die Sprache". Vielleicht das Haus des Seienden? das ist wohl das von Rainer Maria Wölki Rilke, das sich jetzt auch keiner mehr baut, der im Herbst keins hatte. Und "im Nichts hausen die Fragen", dichtete Ernst Meister. die brauchen kein Haus. Oder ist es das Haus vom Nikolaus, der Weihnachtsmann wohnt nebenan? Ein Haus, so könnte man sagen, trennt das Außen vom Innen und umgekehrt, deshalb holen wir ja nicht, wie wir es einem surreallogischen Witz zufolge tun sollten, "das Haus rein", wenn es "nachts kälter ist als draußen". Es könnte besetzt oder entmietet, als Tatort versiegelt oder konspirativ genutzt sein, oder dient dem "Lockdown der Ungeimpften", mit dem allenthalben gedroht wird, wenn das durchkommt, gibt's mit vollkorndeutscher Garantie in Kürze wieder einen Anne-Franks-Ähnlichkeitswettbewerb. Was immer mit dem Haus auch sei, jetzt steht's in der noch etwas öden, unbevölkerten Kalenderlandschaft herum und die Berge von gestern dürfen sich streiten, wer von ihnen das Prädikat "Hausberg" bekommt. Der mit der besseren Skipiste, würde ich sagen.


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  • Guten Morgen. Was, schon wieder Morgen? und dann gleich der 1. Advent? Ich dachte, das wär noch Wochen, ja, Monate hin. Und hab doch noch nicht mal a) die verdorrten Tomaten und Rankpflanzen abgeknipst, b) die Steuererklärung gemacht, c) die Wintersachen rausgeholt, Nichtzutreffendes bitte ankreuzen. Und einen Adventskalender, tja, da konnte ich mich in den letzten Tagen nicht entscheiden zwischen Schnapskalender "Edle Tropfen in Nuß", Herrenkosmetika, Marmeladenpöttchen oder Pixi-Büchern. BergeDas ist ja schlimmer als der Endkampf um den Meistertitel von Bayern München mit Borussia Dortmund (beide Fußballclubs als Adventskalender bei meinem Discounter vermarktet). Also einigten wir uns in diesem Jahr auf einen Minimalkonsens, den kleinsten gemeinsamen Nenner: Wir nehmen einfach den blöden Gratis-Adventskalender, den wir sonst immer gleich wegschmeißen, dieses Papierblättchen im Postkartenformat, von diesem Dorf voller Waisenkinder, in das ich immer spende, und von dem man immer nur Gutes hört. Für Spendenwillige eine Top-Adresse; nie gab es dunkle Schiebereien, unappetitliche Enthüllungsstories, erschütternde Opferberichte, das einzige was man gegen die vorbringt, ist die Rolle der Betreuerinnen, die unverheiratet sein sollen, sich aber auch nicht beschweren. Und das erste Türchen zeigt... BERGE. Zwei  hintereinander, einer mehr dunkel- und der andere hellviolett. Und was soll das jetzt heißen? Klimawandel, weil der Schnee nur die oberste Kuppe bedeckt? Waldsterben, weil nur zwei schimmelige Tannen im Vordergrund stehen? Wird der Weg, der vor uns liegt, steinig und immer steiler? Oder sehen wir uns nur kurz um, nach dem glücklich Überwundenen, das hinter uns lm Rückspiegel kleiner wird, während die Mühen der Ebene (wo uns nach Brecht die Wanzen auffressen) noch vor uns liegen? Das wäre wie sozialliberalgrüne Regierungsbildung in der Ära des Merkeltantismus...


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  • Natürlich weiß DIE LINKE nicht, was die Rechte nun schon wieder hat, jedenfalls bei meiner akuten Sehnenscheidenentzündung (vom vielen Herumklicken in den Wahlprogrammen), die mich je nachdem, wie sich dieser Blog entwickelt, allmählich noch von jeder demokratischen Wahlentscheidung abhalten wird. Wenn eine allzu spontane Bewegung des Handgelenks, irritiert durch die Anspannung der kugelschreiber-haltenden Finger, unerträgliches schmerzhaftes Pochen auslöst, wird auch ein noch so kleines Kreuzchen zum Kreuz. An sich stünde ich dem linken Lager gar nicht so fern, und bin schon mal dieser West-Versuchsgründung einer neulinken, immerhin aber demokratischen HandsymboleAlternativkommunistenpartei nanens WASG als Sympathisant auf den Leim gegangen (die Gründer waren zumeist verbitterte, von Gerhard Schröder durch den Kakao gezogene Gewerkschafter der Alt-SPD, zu denen ich aber nicht zähle). Dann übernahm Gysis bunte Truppe diesen Nützliche-Idioten-Club, und in jener gaukelten leider nicht nur die ewiggestrigen Ost-Algiker mit, die noch immer Stalins Schnurrbarthaare als Reliquien verehren, sondern auch Wessi-Knallkörper wie der "Sänger mit den besseren Liedern", der einst auf Wolf Biermann angesetzte, sputnik-gespritzte Stasi-Spitzel Diether Dehm-"Lerryn". Das ist zwar auch schon wieder ein Zeitalter her, aber dann musste ich kürzlich einem FAZ-Interview entnehmen, dass Sahra Wagenknecht (die mit dem unsymmetrischen Gesicht) als "deutsches Lieblingsgericht" einen Kartoffel-Eier-Pamps namens Rosa Luxemburg Stromkasten"Dibbelabbes" als Köstlichkeit anpries, den sie erst beim einfachen Volk kennengelernt habe, seit sie im Saarland lebt, und den sie vermutlich bei gemeinsamen Mahlzeiten ihrem greisen Lebensabschnittsg (seit 22. Dezember 2014 ist das Paar verheiratet) Gemahl Oskar Lafontaine einlöffeln muss (ein Löffelchen für Karl, eins für Rosa...), immer mal wieder angefeuchtet durch ein Schlückchen Rotwein aus der Schnabeltasse bzw. dem oberen Preissegment... wahrscheinlich wurde auch Honecker von seiner Margot damit künstlich ernährt... bei dieser Vorstellung wurde mir speiübel und quälend klar, dieser Partei auch nur einen Zipfel von Macht zu überlassen, heißt, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen. Gibt es keine professionellen Seniorenpflegekräfte mehr, kann man sich als pensionierter Politiker nicht was von der Landhausküche liefern lassen? An Bettina Wegner ("sind so kleine Hände") hat sich der Lüstling von der Toscana-Fraktion auch schon vergangen. Das Ausschlussverfahren der Linken gegen die Wagenknecht, Begründung: sie habe mit ihrem Buch Die Selbstgerechten der Partei schweren Dachschaden zugefügt, ist denn auch gescheitert! Klickt man DIE LINKE im Internet an, kriegt man erstens: bewegte, seltsam alptraumähnliche, unscharfe und rotstichige Zeitlupenbilder mit Dietmar Bartsch und Janine Wissler zu sehen, die wie tänzelnde Tiefseefische herumtaumeln und an Vortragspulten, die man ihnen ins Ozeanium gestellt hat, das Maul aufblähen und schließen. Zweitens, wenn man Videos sehen will, erscheint der Warnhinweis MIT DEM KLICK STIMMST DU ZU, DASS DEINE DATEN OHNE AUSREICHENDEN DATENSCHUTZ IN DIE USA ÜBERMITTELT WERDEN (während von Putins Rentnerklick-Farmen, die 2500 Hasskommentare in der Minute ausspucken, um z. B. den Brexit zu bewirken oder Donald Trump wählen zu lassen, keine Rede ist). Drittens unter "Was du jetzt tun kannst" die Aufforderung, mit "Freund:innen, Bekannten, Kolleg:innen über unsere Ziele" zu reden (das sind mir zu viele sexistische Doppelpunkte) findet sich noch eine Einladung zur "Linken Einhornfabrik", in welcher der Große Manipul verehrt wird: "Dort laden wir nicht nur brandaktuelle Sharepics hoch, sondern kreieren den nächsten Twitter-Trend und lassen unsere Inhalte auf Insta und Facebook richtig viral gehen. Worauf wartest Du noch?" Darauf kann meine Antwort nur lauten: Ja - nie - nee!


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  • Dann wäre da noch Armin, der Knuddel-Koala und leider auch Problembär. Die Genealogie Karls des Großen hat ein bekannter Kabarettist kürzlich bis auf Tünnes und Schäl herabgeführt. Danach hatte Tünnes drei Söhne: Kannet, Machet und Laschet. Kannet übernahm die Bäckerei, Machet ging nach Amerika, und Laschet? der sollte letztlich das Reich erben. Ausgerechnet dieser harmlose Zwinker-Knuffie hat nun den steilen Niedergang der CDU verursacht? Stünde es so, hätte er doch eigentlich den Großen Vaterländischen Verdienstorden verdient. Mal CDU Wahlplakat leicht redigiertehrlich, er war doch ein idealer Kontrast-Kandidat zur scheidenden Regentin. Die soll doch in 16 Jahren Merkelpolitik kaum eine Nacht durchgeschlafen haben. Da will man keinen Einpeitscher oder Macher als Nachfolger, sondern eher was Bescheidenes, den lieben, mitleidheischenden Jung' von nebenan, der nix gegen Schwule oder Ausländer hat, der allen wohl will und keinem wehtun, geradezu ein Koloss von Würstchen. Ahrtal-EinladungEinen gemütlichen Slow-food- oder Tempo-30-Politiker mit gebremstem Schaum, bei dem Michel die Schlafmütze nicht mit dem Revoluzzerbarett vertauschen muss. Und was hat er schon groß verbrochen? in der Corona-Politik hielt er unbeirrt Schlingerkurs, das hat der angeblich so entschlossene Konkurrent Söder auch gemacht, und war Merz mit der Kanzlerin auf Konfrontationskurs, bitte, Laschet erst recht in jener Nacht vor dem dann doch verhinderten Oster-Lockdown, als sie türenschlagend die aufmüpfige Ministerpräsidentenkonferenz verließ. Da war er der Quertreiber, aus purem Optimismus, et hätt noch immer joot jejange. Ein Optimist ist jemand, der die Verhältnisse nicht ganz so tragisch nimmt wie sie eigentlich sind, sagt Karl Valentin. Daß Armin Laschet ausgerechnet an der Erft über sein eigenes unzeitiges Gelächter stolperte, macht ihn doch erst recht zum Sympathen (oder wolltet ihr Buster Keaton beim Besichtigen der Hochwasserschäden zusehn?), zu einer Kinderbuchgestalt der fünfziger Jahre: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen! Wetten, dass ich Kanzler werde (mit übernatürlicher Gewinngarantie, versteht sich)? Aber Laschet hat auch was vom satanischen Baron Lefuet. Achtet mal drauf, wenn die Kamera auf seinem Gesicht verweilt, während die Moderatorin eine mal nicht ganz so unkritische Frage stellt wie sonst, - dann sacken die ewig-humorigen Mundwinkel unvermittelt tief nach unten und hinter den zusammengekniffenen Augenlidern blinkt ein Quentchen Tücke auf. Falls er am kommenden Sonntagabend als Unterlegener dasteht, will er aber nicht weiter NRW regieren, behauptet er (bisher), sondern Oppositionsführer werden. Titanic hat schon den CDU-Wahlkampfbus neu lackiert und in die Frankfurter Fuzo gestellt. Man wird ihm keine zweite Kandidatur gönnen, doch wer weiß, vielleicht macht er ja mehr Prozente als man ihm jetzt zutraut? Und wenn - mit wem soll der Koala koalieren? Mit der FDP heulen und mit den Grünen Zähne klappern, so viel ist gewiss. Was die AfD und die FDP am rechten Rand der CDU-Wählerschaft abgreifen, lässt sich auch keiner Prognose entnehmen. Laschet wird, das prophezeie ich frei nach Wolfgang Neuss, und bleibt "Minister mit der Großen Koalitze an der Hose, der Geist von Rhöndorf mit der welken Rose".


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