• Baumfrevel

    Nachdem andernorts verschiedentlich über Baumfrevel berichtet wurde, niedergelegter Maibaummuss ich von den Ausschreitungen in unserer sonst stillen, aber nachbarmißgunstverseuchten Wohngegend in der Nacht zum 1. Mai berichten. Wer beschreibt mein Erstaunen, als ich am Vorabend im Keller, beim sorgfältigen Abschließen der Hof- und Waschkellertür, über einen noch ungeschmückten Birkenstamm stolperte, der im Kellerflur lag. Gegen Mitternacht hing dieser Birkenstamm mit flatternden Bändern an der Laterne vor unserem Haus. Laterne sans aristocratsNa schön, es ist Schaltjahr und da sind die Mädels dran, die dürfen ihren Liebsten Maibäume setzen. Wer gemeint war, wussten wir nicht, aber anderntags um 7.00 war der Maibaum - verschwunden! Wir fanden erst im Kinderwagen im Flur einen Haufen Plastikstrippen entsorgt und anschließend den Maibaum um die Ecke am Rand der Hausfassade, übrigens direkt auf der Drainage unseres Kellers liegend vor. Ein Herzchenschild wies den Maibaum dem Ehepaar zu, das über uns wohnt, das sind nettere Nachbarn - denen auch der Kinderwagen gehört. Wir verließen das Haus gegen 10.00 und kamen gegen 12.30 wieder, da lag der Maibaum immer noch darnieder und ich fotografierte ihn, siehe oben links.

    Nun hat vor der Laterne eine der mißgünstigsten Nachbarinnen, Miß Mißgunst sozusagen, ihren Balkon. Die hat ganz zu Anfang, als wir hier einzogen, für das Fällen einer ausgewachsenen Birke auf dem Rasengrün vor dem Haus gesorgt. Das sei eine Dreckschleuder, erklärte sie mir, welche Dreckschleuder sie selber ist, ahnte ich damals noch nicht! Es ist natürlich nur eine Vermutung und wird sich nie beweisen lassen, dass sie ihren Enkel herbeitelefonierte, das Dingens vor ihrem Balkon abzumachen... Jedenfalls hörten wir am Feiernachmittag einen Wortwechsel im Treppenhaus ohne Beteiligung dieser Dame und ca. 14.00 oder kurz danacMaibaum neu errichteth kamen Papi und Mami und Kinder hinaus und errichteten den Maibaum aufs neue, der auch jetzt noch da hängt. Es könnte natürlich auch sein, dass jemand anders den Maibaum aus purer Gemeinheit abgenommen hat, Dummejungsstreich sozusagen, aber der hätte dann ja keinen Schlüssel vom Haus und entsorgte das Plastik nicht im Kinderwagen der Maibaum-Errichter. Die selber würden das auch nicht machen, denke ich. Es gibt im Haus noch zwei bis drei andere, denen so was zuzutrauen wäre - harmlose Maibäume wieder abzumachen und ätschi-bätschi um die Ecke hinters Haus zu schmeißen. Auch ist noch möglich, daß Miß Mißgunst gemeint hat, das sei unser Maibaum, denn uns will sie seit Jahren in einen erbitterten Gemeinheits-Wettbewerb ziehen und kann gar nicht fassen, dass wir uns auf den ganzen Quatsch hier nicht einlassen. Wir reden hier, ehrlich gesagt, auch mit einigen Leuten nicht mehr, weil sie sich als  plemplem erwiesen haben. Aber wie auch immer, der Vorgang zeigt die Niedertracht unserer Hausbewohner. Die haben es ja letztlich auch dazu gebracht, dass wir zur Entsorgung mit unserem Müll jetzt 120 Schritte weiter gehen müssen, anstatt die Tonnen in dem Betonhäuschen im Eingang zu benutzen. Denn nachdem wir das Raus- und Reinstellen der Mülleimer, das ich ich zuletzt mit dem netten Maibaum-bedachten Familienvater nahezu allein gemacht hatte, gegen Weihnachten nicht mehr allein machen wollten - sowohl ich als auch er ließen die Tonnen schon mal bis Mitternacht drin, damit sich auch mal andere von den 7 Mietparteien dieser Mühe unterziehen - gab es schon eklige Zettel und Drohungen, und endlich hat das dazu geführt, dass die Tonnen jetzt ganz woanders, in ein abschließbares Areal gestellt werden, wo die Müllabfuhrleute sie selber auf die Straße ziehen. Und das nur, weil sich die Idioten nicht einigen konnten, wer von ihnen die Zuständigkeit wann hat, nachdem ich und Herr Maibaum es nicht mehr öfter als alle 6-7 Wochen machten (bei 52 Wochen und 7 Mietparteien kann man sich das ausrechnen, reichen eigentlich alle ca. 7.4285714, also nicht ganz siebeneinhalb Wochen). Der Autor des damaligen Zettels ist auch der, der gerne Hundescheiß auf der Wiese lässt. Ein weiterer Quälgeist aus dem Haus, die Dame mit den Mallorca-gebuchten Wäscheleinen, auf die sie ihre Handtücher genausogut festtackern könnte, zieht angeblich demnächst aus, ich bin mal gespannt, ob sie das Zeug dann abhängt, denn ihren ganzen Hausratskrempel, den sie seit Jahren dort lagert, entfernt sie sicherlich nicht so bald aus dem Trockenspeicher.

    BaumfrevelÜbrigens wurde ja auch schon mit dem Fällen der Allee an der Ausfallstraße begonnen, obwohl eine geplante Straßenbahn frühestens in zehn Jahren dort fahren wird. Aber Bäume? Die kommen erstmal weg, die stören das Navigieren mit Baufahrzeugen. Wären es Niederflurbahnen, würde man die Bäume stehen lassen, aber da die Straßenbahn extra Schotter braucht, bleibt für die Ausfahrtreppe kein Schotter mehr übrig. Das Schotterbett und die Autobahnzubringer-Fahrspur hin und zurück und die Fahrradwege, die dann immer zugeparkt sind und der Fußgänger-Bürgersteig, da geht das nicht, da müssen die Bäume weg. Die stören sowieso. Baumfäll-Aktion in der Bonner StraßeBesoffene Raser mit Schlingerkurs müssen ihnen ständig ausweichen; wenn es Herbst wird, werfen sie mit Blättern oder gar Ästen nach dem Gezwerge der Menschen und Kabrios, ihre Wurzeln buckeln unter dem Asphalt und bringen harmlose Radler zu Fall. Dreckschleudern! Ein kleines Häuflein aufrechter Demonstranten hat sich am 30. März versammelt, um gegen das morgens in aller Herrgottsfrühe begonnene Säge-Werk zu protestieren. Und komischerweise wurde das Baumfällen dann eingestellt, denn ab 1. April ist Vogelbrutzeit und dann dürfen keine Bäume mehr gefällt werden - welch bedauerliche Verzögerung für den geplanten U-Bahn-Bau, für den doch auch mit dem tausend Jahre alten Stadtarchiv kein Federlesens gemacht wurde, was im Wege steht, muss weg! Da aber der "Verursacher" noch nicht zu Ende ermittelt ist, (die Baufirma, die KVB oder der Klimawandel?) steht der U-Bahn-Bau jetzt seit sieben verwunschenen Jahren still, ein Leihfristzettel vom 3. März 2009 flatterte mir am Absperrzaun entFuß durchgestrichengegen, als ich das Desaster mal in Augenschein nahm. Von Schilda nach Schlaraffia (Köln-Severinstr. nach Rodenkirchen) verkehrt jetzt eine Bahnlinie, die kein Mensch benutzt, die aber unwahrscheinlich futuristische, von garantiert unpolitisch-harmlosen Künstlerpersönlichkeiten gestalteten fünf Haltestellen anfährt. Na, und eigentlich sollte eine weitere Linie stadtauswärts bis zum Autobahnring und zu einem dort einzurichtenden Park-and-Ride-Parkplatz führen (das wird für auswärtige Kraftfahrer kostspielig, wo schon die jetzigen Park-and-Ride-Parkplätze an die Gebührenfressende KVB verkauft wurden - nur wer das teure Kölner KVB-Ticket löst, darf dort den Wagen gratis abstellen, andere müssen zusätzlich blechen!). Und zur Erreichung dieses fernen Gebührenziels, für das auch noch ein Tennisplatz, ein Waldstückchen und ein denkmalgeschütztes Haus geopfert werden, sägen wir schon diesen Oktober die Bäume ab, with a hey nonny nonny and a hot cha cha!

     


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