• Mir brachte der Ausflug ins schwäbische Landwirtschaftsmuseum vom letzten Samstag noch einige weitere Erkenntnisse, u. a. die, dass die bäuerliche Bevölkerung verdammt konservativ war, was die Einführung neuer Technologien, z. B. auf dem Gebiet der Konservierung betraf. Den Segnungen des Louis Pasteur wurde hier lange der Erntedanksegen vorgezogen. Wäre er ein tüchtiger Pferdedoktor gewesen... Pasteur war nicht mal Mediziner, sondern Chemiker, stammte aus Dôle, hinkte infolge halbseitiger Lähmung und hat sein Ehrendoktordiplom der Bonner Universität aus Protest gegen die Barbarei der Deutschen im 70-71er Krieg zurückgeschickt! - Als er 1895 an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb, hatte er 1. die Mikroben als Verursacher von Wundbrand ausgemacht, 2. bewiesen, dass keine Lebewesen aus Dreck gezeugt werden ("Urzeugungstheorie"), 3. die Entstehung von Alkohol durch Gärung erklärt, 4. das Kurzzeit-Erhitzen von Wein, Säften, Bier (noch heute wird Pilsner Urquell pasteurisiert!) und Milch zum Schutz gegen Fäulniserreger erfunden und 5. die Tollwut mit einer Impfung besiegt -  aber es dauerte offenbar wahnsinnig lange, bis sich diese doch wahrhaftig nicht zweischneidigen Innovationen herumgesprochen hatten. Hier im Allgäu aber wurden noch bis in meine Lebenszeit Kartoffeln und Rüben in "Mieten" konserviert. In der Nazizeit wurden Vortragsreisende über Land geschickt, die den Leuten das Einmachen in gummiring-verdichteten Gläsern (sog. Weckgläsern) vorführen und beibringen mussten. Übrigens habe ich zu Hause ein Konservations-Lexikon (ja, richtig gelesen, nicht Konversations-, sondern Konservations-, das gab's mal als Reprint beim Billig-Bouvier), in dem alle möglichen Formen von Haltbarmachung bereits in den 1840er Jahren erläutert werden. Naja, wer an die Königskerze im Kräuterboschen als an einen wirksamen Schutz gegen Blitzschlag glaubt, wird die Blitzableiter des Benjamin Franklin für Teufelszeug halten...

    Gau Westallgäu - ein Schießscheibenschild

    Das Landwirtschaftsmuseum in Illerbeuren weist außer Bauernhofgebäuden mit originalen Einrichtungsgegenständen vom 16. bis ins 20. Jahrhundert eine große Anzahl geschmiedeter Friedhofskreuze (sie stehen mitunter auch an Wegrändern) auf, von denen viele mit Reimen auf die Verstorbenen beschriftet sind. Beeindruckend war im gesamten Allgäu die Häufung von selbstgemalten Schildern. Irgendwie wirkt es eindrucksvoller, wenn jemand mit der Hand "Radar!" auf ein Holzbrett malt und dies vor den Ortseingang stellt, als wenn ein Verkehrsschild auf die Überwachung aufmerksam macht. Ich habe hierzu eine Menge Fotos gemacht, die aber noch der Entwicklung harren. Hier auf dem Land zählt auch Gereimtes noch mehr, erinnert an Zauber- und Wahrspruch, eigentlich möchte man viel lieber hier im Dorf Dichter sein, wo man noch gebraucht wird und zu Hochzeits-, Geburts- und Todesfällen seine Carmina abliefert, als in den sündigen Städten. Im folgenden schon mal eine Auswahl von Grabsprüchen aus dem Landwirtschaftsmuseum, eine kleine Anthologie der memento-mori-Findellyrik:

    Gewandert bin ich
    70 Jahr
    Bis ich in diesem
    Grabe war.
    Oh Wandrer bleib
    Ein wenig stehn
    Denn so wie mir
    Wirds dir ergehn.

    Wandrer ich bitte dich
    stehe still und bet für mich
    In Wasser fand ich meinen Tod
    wo es Dich trifft
    das weiß nur Gott

    Mein Stund hat
    schon geschlagen
    so lieg ich da herunt
    Du mußt dich halt
    noch plagen Auch für Dich
    schlägt die Stund

    Ein Baum hat ihn erschlagen,
    den wir dahie (...)  haben
    (...)
    daß Gott barmherzig sei
    (teilweise korrodiert - der Nachteil handgemalter Schilder)

    Heute hüpft im Frühlingskranz
    noch der frohe Knabe,
    Morgen liegt ein Totenkranz
    schon an seinem Grabe.

    Kurz sind unsre Lebensjahre
    Von der Wiege bis zur Bahre
    ob dich Gold oder Seide schmück
    ob dich Kreuz und Elend drück
    Alles läßt der Mensch zurück.

    Gar oft hat er dem Tod
    nochmal ein Menschenkind
    entrissen
    Doch z'letzt hat keiner
    eine Wahl
    auch er hat mitgehn
    müssen.
    Her Doctor Honorath
    Biedele
    gest. 7. Juni 1862

    Der Wolken und Winden
    gibt Wege Luft und Bahn,
    der wird auch Wege finden,
    da dein Fuß gehen kann.
    (An einem Wegweiser)

    Weil sie so Süßes schafft,
    muß sie so bitter stechen.
    Auf Erden ist keine Lust,
    die nicht ein Leid wird rächen.
    (An einem Bienenstock)

    Mit einer Sonderausstellung konnte Illerbeuren auch aufwarten, das Thema war "Maria vom Blut - Spurensuche in Italien, Böhmen und Spanien"; dabei ging es um Frömmigkeitsformen auf dem Land, wo man Heiligenbildchen in Herrgottswinkeln verehrte, mit vierblättrigen Kleeblättern im Portemonnaie trug, in winziger Größe (kleiner als Briefmarken) ins Viehfutter mischte als sog. "Schluckbilder" oder sie Sterbenskranken unter die Zunge legte.

    Das Museum besitzt einen alten Kleiderschrank mit entsprechenden Bauernmalerei-Motiven: Der Ursprung der "Maria vom Blut" (einer ziemlich ekelhaften Madonnendarstellung mit blutüberströmtem Gesicht) soll auf das 15. Jahrhundert zurückgehen, als in einem kleinen Dorf namens Re in Oberitalien das Marienbild an der Kirchenfassade, das ein ortsansässiger Glövenix malträtierte, plötzlich zu bluten anfing, hier das Zitat aus einer frommen Internetseite: "Am 29. April 1494 warf zur allgemeinen Entrüstung ein gewisser Joh. Zucconi in frevlerischer Weise einen Stein gegen das Bild, der die Stirne der Madonna traf. Am folgenden Tag sah man das Bild mit Blut überronnen. Das Blut floß aus der Stirnwunde der Madonna auf das Jesuskind." Von da an bezeichnete man das Bild "Maria vom Blute", und  ein großer Pilgerstrom setzte ein. "Viele Gnadenerweise werden berichtet", heißt es weiter auf der Webseite: "Ein Abbild des Gnadenbildes kam nach Klattau in Böhmen. Am 8. Juli 1685 zeigte sich auch an diesem Bilde Blutfließen. Der Bürgermeister von Klattau, Joh. Jakob Teplitz, sandte eine Kopie dieses Bildes seinem Schwager, dem Pfarrer Johann Michael Müetinger in Bergatreute (1686). Von manchen besonderen Gnadenerweisen berichten die Akten des Gnadenbildes, zu dem allsbald das gläubige Volk vertrauend und Hilfe suchend kam." Dieser Blutmadonnenkult erstreckte sich dann bis Oberschwaben, wo das Motiv auch in Dillingen oder Emersacker bei Augsburg auftauchte und Wallfahrten auslöste. Was aus dem Madonnenschänder Zucconi wurde, ist nicht verbürgt. Er soll sich einige Jahre als Paparazzo am Hof der Medici in Florenz und als Pizzabäcker der Fugger in Babenhausen herumgeschlagen, später, als diese seine Pizza Amerigo Vespucci (mit Ananas und Erdnussbutter) zurückgehen ließen, dem böhmischen Pilsner Urquell ergeben, in unbeleuchteten Winkeln der Dorfschänken mit den Rottenführern der aufständischen Bauernhaufen politisiert und schließlich, als das alles nichts fruchtete, an der fauligen Trauerweide hinter der Kneippanlage von Bad Grönenbach erhängt haben. Man schnitt den Leichnam ab und warf ihn auf dem Schindanger. Kein Geistlicher hat ihn begleitet.

     


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  • Jetzt treten wieder Erlebnissphäre und Berichtszeitraum, erlebte Rede und Erzählzeit auseinander. Aber das haben Tagebücher so an sich, und nie kann man wirklich kontrollieren, wieviel nachträglich (im Sinne des "corriger la fortune", aber auch sprachlich) geglättet & geschönt wurde. Das war bei den Hieroglyphenblogs der Totenpriester in den ägyptischen Grabkammern so und bei den Gewissenserforschungen der pietistischen Memoirenschreiber des 17. Jahrhundert nicht anders. Das zuletzt eingetretene gemischte Sonnen-Regen-Wetter und der Temperatursturz hatten am Samstag weitere Naturfreibadbesuche verhindert. Immerhin war es vormittags sonnig und trocken, so dass ich mit dem Rad die 8-10 km  nach Illerbeuren zurücklegte, und dort das schwäbische Bauernhofmuseum besichtigte; Kornelia wiederholte diese Tour nachmittags per Auto bei schlechterem Wetter und konnte mein Ticket benutzen. Das Bauernhofmuseum besteht aus Illerbeuren (einem Gutteil davon) und umfasst Stallungen, Häuser (ein winziges, fast einzimmriges mit ebensolchem Obergeschoss wurde aus Woringen abtransportiert & hier Stein für Stein wieder aufgebaut, ich würde da sofort einziehen, allerdings die Bücher müssten in einen separaten Bauwagen), ein Ausstellungsgebäude, ein Kassenhäuschen und ein Museumscafé, wo frische, unterschiedlichst gefüllte Maultaschen (der Schwabe nennt sie auch "Herrgottsb'scheißerle", weil sie selbst mit Fleischfüllung als Fastenspeise galten) serviert oder für den Hausgebrauch verkauft werden. Während ich bald wieder fuhr - von den Grabkreuzgedichten und Blutenden Marienbildern berichte ich noch -, hatte Kornelia noch das Glück, sich bei einer kleinen Führung einzuschmuggeln und einen Workshop zum Binden von "Kräuterboschen" mitzumachen. Früher war der 15. August der Geburtstag der Gottesmutter, in der orthodoxen & altkatholischen Kirche ist es der Todestag - und heute ist's für Bayern, Baden-Württemberg & Co. "Mariä Himmelfahrt" bzw. eigentlich der Feiertag der "leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel" (der vom Papst erst 1950 grummelnd akzeptiert bzw. dogmatisiert wurde). Das Grab der Maria soll auf dem Zionsberg bei Jerusalem in der Nähe des Löwentors sein; andere vermuten ihre letzte Ruhestätte in Ephesus, was ein dort tagendes Konzil herausfand; es soll aber auch ein Grab in Pakistan geben, jetzt ist es bestimmt überschwemmt.

    Jedenfalls setzte sich im Frühmittelalter die Frauenlegende durch, man habe zu diesem Datum das Grab geöffnet und es leer vorgefunden, nur einen Duft nach Kräutern und Rosen soll sie hinterlassen haben. Und die Marienjüngerinnen pflegen zu Maria Himmelfahrt sogenannte "Kräuterboschen" zu binden und in der Kirche segnen zu lassen. "Die geweihten Kräuter (oft in Form von Sträußen)", so das Landwirtschaftsmuseum, "werden im Haus und Stall aufbewahrt und sollen bei allerhand Gefahren (Feuer, Gewitter, Krankheiten usw.) Schutz gewähren. Mancherorts wurden die Kräuter dem Vieh unter das Futter gemischt. Die Zusammensetzung der 'Boschen' konnte dabei variieren. Meist um die Königskerze herum, auch unter Wollkraut oder wilder Tabak bekannt, wurden Kräuter wie Arnika, Bohnenkraut, Dill, Pfefferminze, Majoran oder Kamille, aber auch Astern, Jakobskraut, Dahlien sowie Acker- und Gartenfrüchte angeordnet." Nach dem Crash...

    Kornelia hat dann anderntags die Stiftskirche von Grönenbach besucht, in der ein farbiger Pfarrer die Messe hielt, und einen gesegneten Boschen erworben, den wir noch im Lauf des Tages, u. a. beim Besuch der Wallfahrtskirche  Maria Steinbach (mit entsprechendem Gnadenbild) und bei einer Wanderung zum Ufer der Iller, das wir am Sonntagabend endlich mal sehen konnten, ergänzt haben.

    Der Strauß enthält jetzt mehr als die mindestens 17 Pflanzen (die magischen Zahlen 9, 12, 15 oder 19 sind auch im Gespräch, es gibt auch welche mit 77...), die vorgeschrieben sind: Ähre, Hafer, Weizen, Gerste, Wicke, Kamille (die letzteren schon im gekauften Strauß drin),  Lauchzwiebel (aus dem Gemüsefach im Eisschrank), die folgenden selbst gesammelt: Königskerze (gegen Blitz- und Hagelschlag, die muss immer in der Mitte gebunden sein), Holunder, Lavendel, Rose, Huflattich, Schafgarbe, Johanniskraut, Melisse (aus dem Garten unserer Gastgeberin), Pfefferminz, (die folgenden aus dem Kneipp-Kräutergarten am Hohen Schloss geklaut:) Majoran, Salbei, Rosmarin, Boretsch, Thymian.

    Der Strauß riecht kräftig und vertreibt bestimmt böse Geister ("die Zwiebel ist nur für den Geschmack", höre ich Miraculix über seinen Zaubertrank sagen), man soll ihn umgekehrt aufhängen und grundsätzlich, wenn man ihn entsorgen will, nur verbrennen, nicht einfach irgendwie wegschmeißen oder in die braune Tonne werfen! Das ist Sünde! Ist der Kräuterbusch schön trocken, zupft man einige Blätter raus und mischt sie mit Weihrauch, und räuchert damit Krankenzimmer, oder kann, wenn mal Gewitter ist, einen Tee daraus brauen oder diesen den Tieren zu saufen geben, wenn zB. ein Kalb erkrankt.

    Am Sonntag fuhren wir dann noch nach Memmingen und kamen schon wieder auf das Kräuterthema, beim Besuch der Museen im Antonierhaus. Das sog. "Strigel-Museum" dokumentiert die Schnitz- und Malerwerkstatt der Familie Strigl, die u. a. einen Freskenzyklus in der Frauenkirche, Holzfiguren und allerlei Altarbilder hervorbrachte.Nach dem Crash... In der evangelischen St. Martins-Kirche sind auch schöne fast lebensgroße Porträts der Stadtprominenz im Chorgestühl zu sehen, die scheinen aber nicht von einem Strigl gefertigt worden zu sein (eine Figur wird als "Maler mit Griffel und Tafel" bezeichnet). Über Bernhard Strigl (er hat Intarsien am Gestühl und die Ziffern der Turmuhr gestaltet) heißt es in dem Museum, seine ruhmreich bekannten Mariendarstellungen hätten nach 1524, als sich mit Christoph Schappeler die Reformation in Memmingen durchsetzte, dann doch nachgelassen und auch seine Heiligenbilder seien plötzlich unverkäuflich gewesen. Übrigens ist Memmingen auch der Ort, wo sich die aufständischen Bauern versammelten und die berühmten Zwölf Artikel formulierten. Als Autor gilt der Memminger Kürschner Sebastian Lortzer. Hier eine Zusammenfassung "in Leichter Sprache" (siehe die Bündnis 90/GRÜNEN-Wahlprogramme der letzten Bundestags- und Landtagswahlen), nach "Geschichte in Quellen", Bd. 3, München 1976, S. 145 ff.

    1. Die Gemeinde soll ihren Pfarrer frei wählen dürfen, die Predigt von Luthers Evangelium soll erlaubt sein.

    2. Der Kornzehnt soll für die Bezahlung des Pfarrers und für die Armen verwendet werden. Der Viehzehnt soll abgeschafft werden, weil davon nichts in der Bibel steht.

    3. Die Bauern wollen der Obrigkeit zwar (weiterhin) gehorchen, aber die Leibeigenschaft soll abgeschafft werden.

    4. Das Recht der Jagd und des Fischfangs soll den Gemeinden wieder zurückgegeben werden.

    5. Das Recht der Holznutzung soll den Gemeinden zurückgegeben werden.

    6. Die Frondienste sollen auf frühere Maße zurückgenommen werden.

    7. Neu auferlegte Dienste sollen bezahlt werden.

    8. Überhöhter Pachtzinz soll neu festgesetzt werden.

    9. Das alte Strafrecht soll wieder in Kraft gesetzt werden.

    10. Gemeindewiesen (Allmende) sollen zurückgegeben werden.

    11. Abgaben der Witwe beim Tod eines Bauerns ("Todfall") sollen abgeschafft werden.

    12. Wenn einer oder mehr Artikel hier aufgestellt sein sollten, die dem Wortes Gottes nicht gemäß sind, dann wollen wir davon Abstand nehmen, wenn man uns das aus der heiligen Schrift nachweist.

    Hört sich doch alles ganz vernünftig an, oder? Von Agrarsubventionen für Rheinmetall, Hochschrauben der Discountpreise für die als Frischmilch getarnte Supermarkt-H-Milch oder von steuerfinanzierter "Landschaftspflege" ist hier nicht die Rede! Und trotzdem wurden die Bauern z. B. in der Schlacht von Böblingen am 12. Mai 1525 vernichtend geschlagen. Die blutige Bilanz: ca. 75.000 bis 100.000 Todesopfer. Auf der "zeitreise bb"-Webseite der Staatlichen Akademie für Datenverarbeitung in Böblingen heißt es abschließend: "Der bäuerlichen Niederlage folgte das herrschaftliche Strafgericht. Aus Furcht vor einer Wiederholung der Erhebung machten die Obrigkeiten aber auch Zugeständnisse: die Leibeigenschaft wurde bisweilen gemildert, die oft unbeschränkten Frondienste wurden fixiert und das Erbrecht verbessert. Selbst der Reichstag wurde aufmerksam. Er verlangte 1526 von den Herrschaften, ihre Untertanen nicht 'wider Billigkeit' zu belasten. Anders als von der älteren Bauernkriegsforschung behauptet, schieden die Bauern nicht aus dem politischen Leben aus. In einem 'sozialen Dauerbeben' kam es in der Frühen Neuzeit verbreitet zu Widerstand."

    Das im gleichen Gebäude wie die Produktion des Strigl-Familienunternehmens untergebrachte "Antoniter"-Museum brachte uns wieder zum Kräuterthema zurück. Die Geschichte des Ordens vom Hl. Antonius ist nämlich eng mit dem Mutterkorn verbunden (ein Schlauchpilz, der Roggenähren befällt), das den Menschen des Spätmittelalters zu LSD-Trips und entsprechenden Visionen (à la Hieronymus Bosch und Matthias Grunewald) inspirierte, andererseits zu schweren Vergiftungen, Gliederfäule und schrecklichen Amputationen verhalf. Die Antoniter bekämpften das Phänomen in ihrem Heilig-Geist-Spital mit einem Kräutergemisch, das der Isenheimer Altar des Matthias Grunewald, der heute im Museum Unterlinden zu Colmar zu sehen ist, an prägnanter Stelle botanisch präzise abbildet. Mit einem Auszug aus diesen Kräutern braute man einen Wein (an der Kasse für 5,00 € die Flasche erhältlich), der laut einem im Museum gezeigten Film (da ist es ein Schenkelknochen) offenbar auch über Reliquien des Hl. Antonius goss. Daneben gab es auch eine Salbe oder ein 'Antoniuswasser', das Antoniusbrot war garantiert mutterkornfrei. Das alles sollte vorbeugen und helfen gegen das Antoniusfeuer (die krampfartigen Zuckungen der Mutterkorn-Vergifteten und ihre Visionen, von denen Aldous Huxley in Die Pforten der Wahrnehmung berichtet). Als Attribute des Heiligen Antonius gelten außer dem griechischen "tau"-Zeichen (eine stilisierte Krücke) auch die Hahnenkralle, die dem Heiligen als Tribut dargebracht wurde (weil das Mutterkorn einem Sporn ähnlich sieht) und ein Schwein (Wilhelm Busch  bringt das mit dem Antonius von Padua ikonographisch durcheinander).Nach dem Crash... Es war nämlich so, dass der dem Heiligen Antonius von Ägypten gewidmete Orden in Memmingen Schweine halten durfte, die in der Stadt herumliefen und auf Kosten der Allgemeinheit ernährt wurden. Dies und eine mehr oder minder freiwillige Abgabe, die sogenannte "Quest", die unter den Bewohnern zur Finanzierung des Spitals eingetrieben wurde, fielen ebenfalls der Reformation zum Opfer, weshalb auch die Gebäude des Spitals - die heute die beiden Museen beherbergen - städtisch wurden. Als Entschädigung gab's für die Antoniter allenfalls einen warmen Händedruck, dabei hatten sie ehemals kleine wundertätige Glöckchen verteilt, die man als Schutz für das Vieh im Stall anbrachte; Großsponsoren kriegten Messer mit dem eingravierten Tau-Zeichen. Das Ordensspital war übrigens der Zentrale in Saint-Antoine-en-Viennois ( zwischen Grenoble und Valence) unterstellt, und einige französische Namen finden sich in der Liste der Memminger Äbte. Und in Isenheim gab es ein ähnliches Spital des Ordens, für das der Meister Mathis das eindrucksvolle Altarbild malte (im Memminger Museum durch eine farblich grauenhaft entstellte Kopie eines Japaners repräsentiert). Den Zusammenhang dieser Antoniterstandorte, ihre Spezialisierung auf wenige Krankheiten, die ein Geheimnis ihres Erfolges war, stellt ein Aufsatz von Elisabeth Clementz auf regionalgeschichte.net instruktiv und mit vielen weiterführenden Hinweisen dar. Die Kräuter, die auf dem Isenheimer Altar abgebildet sind, versucht Jörg Sieger zu identifizieren. Nach Quellen der Antoniterspitäler belegt sind wohl nur zwei Arten Wegerich, Sieger nennt Breit- und Spitzwegerich, dazu Eisenkraut und Kreuzenzian als gesichert. "Wahrscheinlich" gehörten auch Weißer Schwalbenwurz, Saatmohn, Großer Ehrenpreis, Weißklee, eine Taubnesselart, "knolliger" und "eisenhufblättriger" Hahnenfuß oder Buschwindröschen, zwei nicht identifizierte Sorten Süßgras und einige gar nicht identifizierte Pflanzen zum Bildprogramm des Isenheimer Altars. Dass Klee eine Rolle spielte, will ich gern glauben - Klee ist die Wiesenpflanze schlechthin im Allgäu, auch wenn es fast keine vierblättrigen Kleeblätter gibt (ich habe nur eins gefunden). Nach meiner Meinung gehört der vierblättrige Klee als sicherste Glückspflanze von allen in jede dieser Rezepturen...

    Nach einer pro-familia-Filiale oder dem Büro der Gleichstellungsbeauftragten suchten wir im frauenfeindlichen Memmingen übrigens vergebens (eine donunm-vita-Dependance gibt's in der Hinteren Gerbergasse 13), ich hätte zu gern gewusst, ob schon eine Gedenktafel an den Memminger Prozess aus dem Jahr 1989 in Arbeit ist, als wegen Fehlen eines Beratungsscheins gegen 277 Frauen ermittelt wurde, die eine Abtreibung vornehmen ließen. 259 der nach Beschlagnahme der Patientenkartei angezeigten Frauen hatten vorzeitig eine Geldstrafe bezahlt, weil sie hofften, ihre Namen würden nicht im Verfahren publik -  später stellte sich allerdings heraus, dass fast alle diese Verfahren niedergeschlagen wurden, und auch das Berufsverbot gegen den Gynäkologen (der auch Steuern hinterzogen hatte, die er aber sofort bezahlte) wurde bei erneut aufgerolltem Prozess aufgehoben.


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  • Im fernen Kempten beginnt grade die "Allgäuer Woche", das ist der jährliche August-Auftrieb der Landbevölkerung zu einem eigenen Oktoberfest. Auf dem Programmheft des Memminger Anzeigers sieht man eine fröhliche Bauernfamilie auf dem Traktor über die Autobahn preschen, und eigentlich sollte es auch eine Messe sein, die aber weniger den Landwirten und ihrem Beruf, als den Häuslebauern und Hausfrauen dient, von der Alu-Tür mit Sicherheitsrahmen über die neueste Cappuchino-Maschine bis zum Öko-Gartenteich kann man da alles kaufen. Außerdem ist es der Heiratsmarkt der Dorfjugend, wie es scheint, schon vorige Woche wurde "pro und contra" Dirndl und Tracht diskutiert, wobei der notgedrungen-auftragsgemäß das "contra" vertretende Jungjournalist echte Argumentationsprobleme hatte. Aus Respekt vor der Tracht solle man sie im 'Disco-Zelt' nicht tragen, so oder ähnlich drückte er sich aus. Dafür wirbt ein Milchzelt dafür, dass sich die Geschlechter an der Milchbar einander zwangloser kennenlernen könnten, denn die Milch mache "mutig" (und der Quark stark?). Selbst der Kommissar Kluftinger, der in dem Allgäu-Krimi ermittelt, welchen Kornelia grade liest, hat seine Frau bei Allgäuer Wochen kennengelernt, so typisch ist das für die Region. mon blog retrouvé...Da aber das Gelände immer wieder wegen Überfüllung geschlossen werden muss und ja nicht das ganze Allgäu nach Kempten übersiedeln kann, haben auch andere Märkte oder Kleinstädte ihre Festivitäten. In Bad Grönenbach war es gestern das "italienische Weinfest". Es bestand aus einem - zweisprachig per Megaphon kommentierten - deutsch-italienischen Fußballspiel im Alfred-Leimer-Stadion am Vorabend, einem Zeltausschank ab 18.00 mit Wein aus den Abruzzen (drei Sorten, ein Rotwein wurde - wir haben's gesehen! - fleißig vom 10-Liter-Aluzapfschlauch in Flaschen gefüllt und verkorkt, die man dann wohl für 9.80 € per bottle kaufen sollte) und aus einer Bude mit Käsewürfeln, garantiert Allgäuer, aber garniert mit deutschen und italienischen Fähnchen. Wir gönnten uns davon einen Teller und zwei Gläser Montepulciano als Apéro und kauften dann beim Bratwurststand, den's auch noch gab, zwei Portionen Pommes, die wir uns daheim als Beilage zu steack frites servierten. Inzwischen dürfte der Gemeindesaal "Alte Post" beim Vortrag des italienischen Duos getobt haben (siehe Bild - da trug grade einer "Guantanemera" zur Guitarra vor, was mir eher spanisch vorkam), dort hatten sich wegen Regens die Festteilnehmer (übrigens nur wenige Trachten- oder Dirndlträger im heiratswilligen Alter) zum Essen versammelt.
    Aber ich wollte ja über das echte, ungeschminkte Nachtleben von Grönenbach berichten, und das findet für mich vorwiegend im Schlaf statt, der hier zumindest mir guttut: Die Betten der Bookcrossingzone sind nicht zu weich und nicht zu klein und meine Traum-Intervalle viel länger als sonst, was aber auch zu komplexeren, schwerer zu merkenden Träumen führt. Im folgenden eine knappe Auswahl dessen, was ich nicht gleich verdrängt habe:

    2./3. August
    Ein Blinder begegnet mir, außer dem Blindenstock trägt er einen Karton in der einen und ein seltsames grünes Plastikteil in der anderen Hand. Er kommt einen Waldweg herab. Beim Näherkommen sehe ich, dass es das Gehäuse eines tragbaren Fernsehgeräts ist, ohne Bildschirm und Elektronik, damit könne er, behauptet der Blinde, sich besser orientieren. Ich erkläre ihm, dass es nur ein kaputtes portables TV ist, "ohne Sie jetzt enttäsuchen zu wollen", aber er besteht darauf, es in der Hand zu behalten.mon blog retrouvé...

    3./4. August
    Ich bin ein Bettler, strecke den Leuten eine Schale entgegen, in der schon Münzen sind, stelle sie irgendwo ab und wende mich um, jemand nimmt ein oder zwei Euro-Münzen heraus, ich stelle ihn zur Rede, es ist ein ehemaliger Schulkamerad, ich gehe mit ihm und einem anderen aus meiner Schule weiter, den Ring entlang zum Barbarossaplatz oder Rudolfplatz, düstere Gegend, viele Leute, sie mögen mich nicht, ich bin den beiden peinlich.

    4./5. August
    Ich bin auserkoren, einen Nachruf auf eine linke Kölner Theologin oder Pfarrerin zu halten, sie war 68-erin, blonde Helmfrisur (Dorothee Sölle war's nicht), ich weiß gar nicht, was ich über sie sagen soll, und gebe nur ein paar Allgemeinplätze zum Besten. Später habe ich eine Restaurant- oder Caférechnung zu zahlen von 30 oder 50 €, zwar habe ich etwas Geld dabei, aber es reicht nicht, ich zähle Münzen vor, meine Geldscheine mit Bildnis von Alice Schwarzer sind nichts wert, sie wurden irgendwie s/w fotokopiert und die Beträge mit der Hand draufgemalt, sogar ein paar angekokelt, diese Scheine trage ich zusammengeknüllt in einer Plastiktüte mit mir.

    undatiert, vielleicht 8./9. August
    Ich erbe die nachgelassene Bibliothek von Walter Benjamin, muss aber dafür in den eigenen Bücherwänden Platz schaffen und zahlreiche Belegexemplare verschenken, darunter merkwürdige weiße albumähnliche Bände, als hätte ich nach "Dilbert" noch irgendwelche Comics übersetzt. Die Bücher, die Benjamin gesammelt hat, sind alt, aber oft billige Drucke, winzige Duodezbändchen mit Petitdruck, Taschenbuchausgaben des 18. und 19. Jahrhunderts.

    undatiert, vielleicht 9./10. August
    Ich bin im Viertel meines Cousins, der auf Wahlkampftournee unterwegs ist, und mich und Kornelia zum Haus seiner Mutter führt, er ruft sie auch, sie kommt ans Fenster und ich stelle ihr Kornelia vor - dabei ist sie doch schon vor Jahren verstorben, und Kornelia sieht mich merkwürdig an, weil ich ihr das immer erzählt hatte. Ich erkläre ihr, dass es sich wahrscheinlich um einen Traum handelt, da aber die ganze Handlung unglaublich realistisch wirkt, mutmaße ich, es handele sich um das Einsprengsel oder Segment eines Traums innerhalb der Realität. Auch mein älterer Bruder ist schon tot, der mit meinem nächstälteren - dieser aber ganz verfremdet, mit schwarz gefärbtem Haar und Bart, und einem Sprachfehler - in einem Kino-Café herumsitzt und die ich offensiv frage: sagt mal, ist denn Tante L. nicht dann und dann gestorben? der ältere, auch schon verstorbene meiner Brüder, meint nein. Wir sehen in dem Kino - eine besondere Attraktion, die mein Cousin vorführen will - den neuesten Film von Walt Disney, der irgendwie in China spielt und mit echten (aber nicht "verfilmten") Puppen arbeitet. Diese Puppen werden vor der Leinwand entlanggeführt nach Art von Glockenspielfiguren (der Hintergrund ist ein Film), die im Kreis laufen, ich sehe zwei Friseure mit schnappenden Scheren, vor ihnen zwei Kahlköpfe, und in der Mitte des Kreises den Sensenmann, im Hintergrund der Kölner Dom als mittelalterliche Kulisse. Außerdem sehen meine Brüder den Film nur durch ein Loch in der Decke, das auch noch mit Kirschblüten wie bei den faux terrains der Panoramen garniert ist.

    undatiert, vielleicht 10./11. oder 11./12. August
    Traum von einem Hippiepärchen wie aus den Siebziger Jahren (mir aber ganz unbekannt), das mich und einen anderen Kongressteilnehmer in Düsseldorf im klapperigen Auto mitnimmt, wir wollen eigentlich zum Bahnhof, um nach Hause zu fahren, der Fahrer sieht ein bisschen aus wie Wolfgang Thierse, so ein bäriger Bart-Typ, die Frau mit Stirnband und Folklorekleid. Hinten ein Schild mit dem Hinweis, man möge aus Solidarität einen Beitrag zum Knöllchenzahlen leisten; ich will eigentlich nicht, weiß auch von keinem Knöllchen, habe nur Kleingeld in fremder oder veralteter Währung und ein paar Pfandflaschen bei mir. Außerdem erzählt mir der Fahrer, während seine Frau ihn verständnislos anschaut, intime Details aus seinem Eheleben: ich versichere der Frau, ich hätte gar nicht zugehört, um ihr die Peinlichkeit zu ersparen. Sie fahren uns erst mal zu einem Knast, wo man auch aus Solidarität irgendwen besuchen solle, schließlich sei der im Knast, nicht wahr? Warum er verurteilt wird, erklärt er nicht. Als wir endlich am Bahnhof sind, tauschen wir Visitenkarten aus, der Mitfahrer, der bisher geschwiegen hat, will meine auch, ich gebe ihm eine, darauf ist aber schon mit der Hand was notiert, und als ich eine weitere hervorziehen will, ist der Bogen noch nicht geschnitten und das Teil viel zu groß...

    13./14. August
    Heute wurde ich im Traum als neuer Direktor oder Abteilungsleiter an die Stadtbücherei Augsburg berufen, ich bekam es mit der Post mitgeteilt, das Gehalt soll 2500 € im Monat betragen, es ist aber nur ein Aushilfsjob, eine Vertretung für Dr. W., der mir den Zeitvertrag zugeschustert hat. Überlegung, ob es sich lohnt, dafür meine Wohnung in Köln aufzugeben oder in Augsburg eine zu suchen, vielleicht kann man pendeln.

    14./15. August
    Ich lese in einem Archiv, eine aufmerksame Bibliothekarin hat mir eine Zeitschrift aus der englischsprachigen Romantik herausgesucht und auf den Arbeitsplatz gelegt. Die Zeitschrift ist auf billigem Papier gedruckt, mit schlichten Grafiken illustriert (Gedichte mit Vogel-Dekor), Lyrik findet sich auch auf den Seiten, ich will nachher mal nachsehen, ob was von oder über mein Lieblingsthema drin ist, vorher gehe ich mir im Obergeschoss den zweibändigen Kürschner holen, in dem ich irgendwas nachschlagen wollte. Dort stehen im Freihandbereich auch noch weitere Zeitungsbände, vor allem aus England, die ich mir auch gern noch ansehen würde, aber die Zeit drängt. An der Ausgabe des Lesesaals stehe ich plötzlich der Schriftstellerfunktionärin E. M. gegenüber, die sich auszieht und mir ihren (sie ist im wirklichen Leben weit über 60) weißen, blau geäderten, schwammigen Körper anbietet - ich wende mich angewidert ab und gehe zu meinem Platz zurück, wo ich einer Bibliothekarin zeigen will, dass ich im Kürschner stehe, aber ich finde weder mich, noch den Verein, den ich gegründet habe, es ist auch eigentlich der Oeckl (das Taschenbuch des öffentlichen Lebens), aber die Bände sehen wie der Kürschner aus.

    15./16. August
    ...und heute nacht ging's gleich weiter, ich traf einen bärtigen Pfarrer in Jürgen-von-der-Lippe-Optik, der sich mit einem ehemaligen Schulkameraden von mir (Atheist) unterhält und offenbar Tondokumente sammelt. Jemand kommt, der ihm die Wohnung saubermacht (eine Art offenes Holzhaus, zugleich die Kirche) und ein paar CD-Roms oder dergleichen mitnimmt, um sie zu "überspielen". Auf einem großen alten BASF-Tonband entdecke ich meinen Namen auf einer Beschriftung, es ist eine WDR-Sendung, bei der ich offenbar als Sprecher fungiert habe (hab ich nie gemacht, ich war Regieassistent). Außerdem betreut der Pfarrer einige Gräber in seinem "Kirchhof" (rund um das Holzhaus), eines der Gräber ist noch frisch, nicht mit Grabstein, nur zwei schwarze Damenstiefel liegen verstreut auf dem Grab, es ist das meiner 1995 verstorbenen Schwägerin! - Zweiter Traum: Ich habe eine Wohnung in Berlin, eine Art Dachkammer, man kommt mit der Leiter rauf, unten wohnen meine türkischen Nachbarn, Familie Hazer, aus einer früheren Wohnung, sie haben aber nicht reagiert, als drei junge Frauen meine Wohnung okkupiert haben, die jetzt fliehen wollen, als ich mit Freunden nach Berlin zu dieser Wohnung komme. Ich brülle sie an, sie sollen ihre Siebensachen mitnehmen, sie packen rasch ein, lassen aber allerhand Müll, leere Eistee-Tüten oder so, zurück - ich brülle sie wieder an, und sie sammeln alles ein. Irgendwie stellt sich heraus, dass sie eine Antifa-Gruppe sind, ein Flugblatt taucht auf, das sie dort verfasst haben. Ob sie mich für einen Faschisten halten, schimpfe ich, aber sie wollen mir partout nicht sagen, was sie in meiner Wohnung gemacht haben, ich spüre auch wieder, obwohl ich mich im Recht fühle, totale Machtlosigkeit, was würde es auch nützen, die Polizei zu holen? Eine der Frauen händigt mir schließlich eine an mich (oder die literarische Gesellschaft, die ich mitgegründet habe) gerichtete Büchersendung aus, jetzt haue ich auf den Tisch: "Das ist Postdiebstahl!" Über dem folgenden gerät der ganze Vorgang der "Hausbesetzung" in Vergessenheit. Der Umschlag enthält ein Buch, das merkwürdig kastenförmig ist wie der "Briefsteller", den ich besitze, es ist alt, aus dem 18. oder 19. Jhd., ich blättere darin, im ersten Teil enthält es die faksimilierten Schriftzüge meines Lieblingsschriftstellers, ich kenne das nicht, als ich weiter nach hinten blättere, sind Löcher in den Buchblock geschnitten, ornamentierte Ritzen in der Art von Streich- oder Saiteninstrumenten, in den Löchern sind grüne Blätter, ich denke: ist des das Herbarium von Alexander von Humboldt? aber nein, in einem Herbarium sind die Kräuter flach gepresst und bräunlich, diese quellen frisch und grün hervor, als seien sie in den ausgeschnittenen Buchblock-Löchern gewachsen.

    16./17. August
    ...und heute nacht noch schlimmer, u. a. stehe ich vor dem marmornen mausoleumsähnlichen Grab von einem meiner Brüder, der "1949 bis 2004" gelebt haben soll, sich aber hoffentlich noch immer seines Lebens erfreut. Der Friedhof ist auch merkwürdig, indoor und an ein Parkhaus erinnernd, das Grab des Bruders ist im 1. Stock an prominenter Stelle, gleich neben dem Treppenaufgang rechts, und plötzlich steht auch mein Doktorvater davor und schaut sich das an, wir sprechen miteinander, ich frage, wie's ihm so geht, und er meint, er müsse jetzt in seinem H. C. Andersen-Seminar den Film "der kleine Vampir" zeigen, und alle Studenten hätten einen Computerarbeitsplatz. - Später war ich in einem kostenlosen, sehr groß angelegten Schwimmbad und musste in Badehose nach Hause, was mir natürlich peinlich war, aber das sei nun mal in Berlin so wie in Amerika, wurde ich getröstet, den Leuten sei egal, wie man angezogen ist. Später war ich aber irgendwie angezogen, als ich versuchte, ein barockes Eckschränkchen in einer Niederflurbahn nach Kreuzberg zu transportieren, erst als Schwarzfahrer. Als ich dann doch nervös werde und 2 € in den transparenten Fahrkartenautomaten im Mittelteil des Waggons werfe, sagt mir eine Berlinerin mitfühlend, da müsste ich wohl noch 2 € reinwerfen, die Fahrt wär teurer. Da fuhren wir grade am Flughafen Schönefeld vorbei, ich sah die sonderbar altmodischen, grau und rot bemalten Propellermaschinen starten. Leider konnte mir keiner sagen, wo ich in die "8" oder "81" umsteigen konnte, die angeblich nach Kreuzberg fährt.

    mon blog retrouvé...

     


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  • Nun hat uns der Regen wieder eingeholt, aber zwischen seinen schweren Atemzügen war es doch trocken genug, um weitere Spazierwege rund um Bad Grönenbach zu erkunden. So haben wir gestern noch einmal die Illerschleife besucht, sind aber bis zur Iller heruntergewandert, wo man allerdings nicht viel vom fast unzugänglichen Fluss hat. Ein Stauwehr, das tosenden Lärm verbreitet, war als elektrophysikalisches Sperrgebiet unzugänglich, und zwischen Wegen und Fluss bilden Schilf, Schlamm und Dickicht einen Abwehrzaun. Später haben wir die hinter dem Zaun an der Rossaue das Gras mampfenden Kühe mit ein paar Flötentönen unterhalten. Danach sind wir über den üppig begärtnerten Weiler Rothmoos zurückgekehrt und fanden auch noch ein paar grüne, unbekannte Seitenwege durch die Wälder.

    Kühe stehen überall in Bad Grönenbach herum, auf teilweise haarsträubend steilen Hängen, und verbreiten vor allem an der Kneipp-Tretanlage meditatives Glockengeklimper. Damit sie sich nicht so langweilen, spiele ich ihnen gern ein paar irische Weisen auf der tin whistle vor. mon blog retrouvé...Manche stehen ehrfurchtsvoll auf oder kommen von weit her herangestakst, um sich das unterhaltsame Konzert nicht entgehen zu lassen, andere mampfen kuhselig weiter oder wenden höchstens mal im Liegen halb den Kopf hin. Die typischen Allgäuer Kühe sind nach Kornelias Meinung nicht die rotbunten oder schwarzweiß-gefleckten, sondern die eher grauen oder graubraunen, die so fluffig aussehen, weil ihr Fell längere Haare hat (sie tragen auch so merkwürdige Kopfwuschel zwischen den Hörnern und haben lange Wimpern). Diese Kühe sehen nicht nur so aus, sie heißen alle "Knutschie", so stand es in der Memminger Zeitung. Einen individuellen Namen erhalten sie erst, wenn sie gekalbt haben. Dann nennt sie der Bauer gerne "Boxenluder", "Mafalda" oder "Apple iPod" - in Haushalten, wo mehr Söhne sind, werden angeblich technische Bezeichnungen oder Automarken bevorzugt. Stand alles im Memminger Anzeiger.

    Was gibt es sonst noch an Getier in und rings um unseren Urlaubsort? Zwei- bis dreimal haben wir Rehe gesehen, Kornelia sogar einen veritablen Junghirschen, die stürzen natürlich gern eilends davon, wenn man mit Walking Sticks auf sie zumarschiert. An Katzen ist im Ort kein Mangel, sie sitzen gern dekorativ im Vorgarten und spielen "Statue", wenn Wanderer vorüberkommen, oder sie tapern auf den Wiesen herum und suchen nach Feldmäusen oder anderen feindlichen Erscheinungen. Eine, die wir gestern auf der 4fCircle-Sportanlage beobachteten, war noch recht jung und übte das Jagen mehr als es wirklich zu tun, raste unvermittelt auf einen Grashalm zu und flitzte eine Baumbefestigung und anschließend das Bäumchen hoch, um sich da festzuhalten und am Strick zu kauen, mit dem das Bäumchen festgemacht war - Vorsicht, Katerchen, so sägt man leicht den Ast ab, auf dem man sitzt! Wir hatten den Eindruck, das verspielte Tier wolle uns vorführen, wie gelenkig es im Gegensatz zu uns ist. Ein anderes, helllbraunes Katzentier sprang gestern, als ich vorbeijoggte, mit viel Getöse von einem Dach auf das darunter geparkte Auto. Auf der Motorhaube unseres Wagens sind auch schon verdächtige Kratzspuren. Jedenfalls wirken die Katzen recht gepflegt, wenn auch unbehaust, vermutlich werden sie gefüttert und haben ihren Aufenthalt weniger im Familienheim als in den Stallungen oder Geräteschuppen. Hunde sind viel seltener, gelegentlich haben Spaziergänger welche mit. Übrigens sahen wir vor einiger Zeit ein Schild (selbstgemalt, wie viele Schilder hier), auf dem sich der Besitzer eines öko-Ackers das Betreten und Vollscheißen durch Hunde verbat.

    Eine reichhaltige Welt von gefiederten Freunden findet sich im Wald, vom Rotkehlchen über allerlei Amseln bis zu Habichten und Bussarden haben wir schon alles aufflattern gesehen. Ein Ökoprogramm hier am Ort sieht nicht nur die Besamung der Feldraine mit bunten Blumen vor, damit die Bienen etwas zu bestäuben vorfinden, sondern auch den Bau von Insektennestern und -kästchen, die überall im Ort aufgehängt sind. Nicht alle diese geflügelten Würmer - Schmetterlinge von leuchtend orangener, zitronengelber oder schlichtweißer Farbe gehören auch dazu - sind angenehmer Natur. mon blog retrouvé...Von den Schäfchen zur Rechten und zur Linken ("Freude tut winken") hab ich jetzt noch gar nichts erzählt, von den Maultieren, die  man allenthalben eingepfercht sieht und von den zahllosen Schnecken, die einem mit und ohne Haus begegnen (nach Arno Schmidt soll man die Hausbesitzer mit "Guten Tag, Herr Schneck" begrüßen, die anderen mit "Na, Schneck?"). Bremsen und Mücken ärgern nicht nur die Kühe, die wirklich viel Gymnastik unternehmen müssen, um sich zu wehren, sie haben uns auch schon verschiedentlich erwischt. Die Forellen hätte ich fast vergessen, die sportlich aus ihren Zuchtteichen hervorschießen und nach Mücken schnappen. Mich lieben einige Fliegen so, dass sie mich morgens freudig begrüßen und gar nicht mehr loskommen von mir, ähnlich die Wespe neulich im Badeteich, da konnte ich drei bis viermal untertauchen, sie kam immer wieder an. Frösche haben wir an der Iller reichlich springen gesehen, zwei stattliche wimmelnde Ameisenhaufen konnten wir beobachten und auf dem Rückweg habe ich noch eine Ringelnatter fotografiert, die vergeblich versuchte, auf einer der Stufen zum Hohen Schloss ein nachdenkliches Fragezeichen zu bilden.


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  • Die Inkongruenz Berichtszeitraum-Niederschrift lässt auch in diesem Blog nicht nach. Ich komme einfach nicht dazu, pris sur le vif am Tage des Erlebens das Erlebte frisch niederzuschreiben, es mogeln sich immer ein oder zwei Tage dazwischen. Nun bin ich durch ständiges Fortschreiten in die Zukunft beim Gestern angelangt, als uns der Regen wieder einholte (wenn auch, wie mir schien, in verminderter Entschlossenheit und Ausdauer). Wir nutzten den Tag also zum Ausschlafen (immerhin bis fast neun Uhr) und zu unserer schon länger vorhabenden Reise nach Wangen und Lindau. Eigentlich wollten wir nur die kleinen Nebenstrecken nehmen, aber die Bundesstraße nach Wangen vereinigt sich hinter Leutikrch mit der Autobahn, so dass es nicht durchgehends klappte.

    1 Liter Allgäuland - in Duisburg-Hochfeld stand das Tuffi-GegenstückUnterwegs ergaben sich wieder einige schöne Bilder für ein Album "handgeschriebene Allgäuer Schilder", u. a. ein Bauernprotest des Inhalts: "Müller-Milch darf's nicht gelingen / die Bauern in die Knie zu zwingen"; der güllefahrende Blaumann (gestern wie heute roch schon wieder das gesamte Allgäuer Land nach Exkrementen) registrierte mit wohlgefälligem Nicken, dass wir Ausländer abbremsten, um diese Inschrift zu fotografieren. Und dann kam auch schon wieder ein Werksverkauf in Sicht (in dieser Gegend gibt es alles Mögliche: Massage-Sitzmöbel, Ehrmann Yoghurt, Rapunzel), diesmal von der Firma Allgäuland Frische GmbH in Leutkirch, wo wir anhalten mussten, um - natürlich nicht vom Nazimüller, Parteispender der NPD, dessen Buttermilch trinke ich nicht mal für den Discountpreis, und wenn's noch 10 % mehr dafür gäbe - eine Dröhnung Buttermilch zu besorgen, und Käse, und noch mehr Käse, und leckeren Quark.

    Anschließend Weiterfahrt nach Wangen, wo sich aber wieder eine ungünstige Öffnungszeit des Museums herausstellte. Ich wollte das Eichendorff-Museum und das Gustav-Freytag-Museum sehen, eigentlich sind das nur Dependancen der hier jährlich tagenden Schlesier - der sog. "Wangener Kreis", dem meine Urgroßmutter Marie Muthreich Barsch mitgegründet hatte, und der eine Paul Barsch-Plakette an schlesische Nachwuchsautoren verliehen hat, bis in die 1960er Jahre hinein. Eine größere Anfrage an die Stadt Wangen blieb ergebnislos, ich kriegte nach einem Jahr ein getipptes Kärtchen des Eichendorff-Verwalters Meinrad Köhler, ein Nachfahr des schlesischen Mundartdichters Wilibald Köhler, der mir von zwei Barsch-Büchern in seinem Besitz erzählte, meine Fragen aber nicht zu beantworten wusste.Als wir nun erfuhren, dass wir im regnerischen Wangen zweieinhalb Stunden ausharren sollten, um 14.00 bei der Öffnung des Museums dabei zu sein, beschlossen wir die Weiterfahrt nach Lindau.

    Sonst war es in Wangen sehr angenehm, die historische Stadt scheint in ihren Grundstrukuren erstaunlich gut erhalten, allerdings will man wohl wegen der Anzahl origineller Brunnen in Wangen ins Guinness-Buch der Rekorde eingehen, jedenfalls steht an jeder Straßenecke ein mal mehr, mal weniger beweglicher Brunnen, und der originellste begegnete uns gleich zu Beginn. Spuckbrunnen in Wangen (Allgäu)Die "Verdruckten Allgäuer" - ein Brunnen wider die Humorlosigkeit - nehmen sich da selber auf die Schippe, mit zum Teil lustigen Sprichwörtern aus der Gegend und mit einem "Wasserspeier", der hinter seiner Maske hervorlugt und alle paar Minuten den ahnungslosen Betrachter mit einem Sprühregen (laus einem winzigen Schlitz im Bronzemund) begießt - angesichts des ohnehin nassen Wetters nicht wirklich ärgerlich, und bei Hitze wohl ganz erfrischend, nehme ich an. Der Park unterhalb der Stadtmauer, das Ensemble mit Wehrturm und Museum und Brückchen über den Fluß Argen (hier hat endlich mal die Redewendung "es liegt etwas im Argen" wirklich Sinn, ha, ha) ist auch ganz schön. Weniger erbaulich ist die Straßenbrücke darüber, man muß, um auf die andere Seite zu kommen, über die Parkplätze eines öden Einkaufsbetongeländes, dann kann man aber an der Argen entlang wieder durch Ufergrün zurück in die Stadt. Vor der St.-Martins-Kirche steht ein sogenanntes "Seelen-Mal", eine begehbare Skulptur, zu der außer einer auseinandergespaltenen Gußform mit Frauensilhouette und einer Art Doppelhelix auch ein bronzener Totenschädel gehört, der wie weggeworfen auf dem Boden platziert ist. Obwohl Kinder über den Platz tollten, gelang es mir nicht, ein Kind zusammen mit dem grusligen Schädel zu fotografieren...

    Weiterfahrt nach Lindau, im Regen über die Dörfer, Ankunft dort unter Vermeidung der teuren "Parkanlage" am Europaplatz, wir suchten uns etwas neben dem Bauhof, der nicht weit von der Jugendherberge liegt. Das erste und wichtigste Gebäude, das man von Lindau zu sehen kriegt, ist die Spielbank, die architektonisch dem Geldspeicher von Onkel Dagobert in Entenhausen nachempfunden ist. Auf der Brücke war eine Beflaggung mit der Aufschrift "Provinz", mindestens 20-30 mal. Vielleicht lag's am schlechten Wetter, aber Lindau machte mir einen widrigen, wenig einladenden Eindruck. Der Spaziergang durch die "Insel", auf der die eigentliche Altstadt liegt, war ebenso abtörnend wie der Empfang durch unsere Freunde Aldi, Lidl & Co in Bahnhofsnähe. Einzig die Kinderschaukel am Leipzig-Einundleipzig-Denkmal war eine Attraktion für die lieben Kleinen, sie ist sehr hoch aufgehängt und die Eltern mit Kindern standen Schlange davor. Und dann kamen wir an einem second-hand-Sonderverkauf des Bayrischen Roten Kreuzes vorbei, wo wir Klamotten - Kornelia eine Bluse für 2 EUR und ich ein schickes grünes Sakko, wohl fast unbenutzt, für 6 EUR - erwarben. Der Yachthafen wird gerade mit schicken Eigentumswohnungen mit "fast unverbaubarem" Seeblick von französischen Balkonen aus ergänzt. Zum Ufer sind es fünf Meter, wenn's hochkommt, aber: Die Bestverdiener unter den Besserverdienern haben ihre Yachten in kleine Holzhäuschen verbracht, vielleicht kommen da noch größere, protzhaftere "Boatports" hinzu und deswegen heißt es vom Ausblick auf den See "fast" unverbaubar. Am Rathaus wurde der dazu passende Film gedreht, großer Auflauf mit Wohnwagen für Catering und Maske. Jemand hielt ein gigantisches Galgenmikrophon hoch, Herren in schicken Anzügen schritten wiederholt (welcher Regisseur gäbe sich auf Anhieb mit einer Aufnahme zufrieden?) die Holztreppe herab, wandten sich einer dort wartenden blonden Dame zu und einer sagte vernehmlich den bedeutungsschweren Satz "Das Grundstück ist allerhöchstens 150.000 Euro wert!" Lindau, wie es leibt und lebt - demnächst in eurem Pantoffelkino.

    Nach dem Crash... Jetzt hatte ich Kornelia soviel von den "Felchen" erzählt, die man hier am Bodensee fängt und vom Kampf der Bodenseefischer gegen den Kormoran, den auch Gerhart Polt schon im Kabarett verbraten hat, und unweit der Bahnschranke fand sich tatsächlich ein Hinweisschild auf den Fischerei-Fachverband. Offenbar gibt es trotz Kormoranplage noch genug von den zarten Süßwasserfischlein - in der "Nordsee" von Lindau gibt es Felchen mit Beilage für 11,90 €, im Bedien-Restaurant nebenan für einen Euro teurer. Aber wir zogen eine off-broadway-Döner-Kebap-Bude vor (von denen es neben Eisdielen und China-Imbissen auf der Insel nur so wímmelt), wo wir uns vegetarische türkische Pizza und Ayran genehmigten, bevor wir den Rückweg antraten und wieder an dem Fischereiverbandsschild ankamen: Kornelia entdeckte auch hier einen "Werksverkauf", jeweils Donnerstag und Freitag kann man die Felchen geräuchert, am Stück oder als Filet hier beim Fischer syn Fruu käuflich erwerben. Wir nahmen vier Filets zu 5.90 € mit - sie sind in der Tat etwas klein - und verzehrten sie abends in Kräuterbutter gesotten zu Kartoffeln und Remouladensoße.

    Vor der Abreise von Lindau besuchten wir noch meinen Freund Fritz Reutemann, seines Zeichens abgewählter Sprecher des VS-Bezirks Oberschwaben (aber noch stellvertretender Sprecher), und Organisator des Autorenwettbewerbs "Irseer Pegasus", den die Schwabenakedemie in Irsee ausschreibt. Bei Fritz Reutemann (rechts im Bild) zu BesuchDas nächste Treffen, u. a. mit Lesung von Dagmar Leupold, findet 3. bis 5. November 2011 statt, Bewerbungsschluss ist der 30. Oktober 2010. Mein Bekannter, den ich seit fast 30 Jahren nicht mehr gesehen hatte, war inzwischen Erster Sprecher für den Bezirk Unterschwaben im VS Bayern geworden, und kennt auch viele Leute aus dem Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, auch die besonders Bekloppten aus Köln, die ihre eigene, bis vor einem Jahr noch sehr gut aufgestellte Bezirksgruppe kaputtgemacht haben, mit Hilfe korrupter Altgenossen  im Vorstand des Landes-VS von NRW und von ver.di-Funktionären. Fritz und ich warne uns einig, wie heruntergekommen und bedeutungslos der VS geworden sei, auch über Bayern, das ich immer noch einigermaßen geschätzt hatte, wusste er nichts Gutes zu berichten. Wir lasen uns dann noch ein paar neuere Gedichte vor, ich sang ein Lied zur mitgebrachten Gitarre. Auf Lyrikwelt und auf e-stories findet man Werke des immer politischen, aufrührerisch-provokanten Schriftstellers Fritz Reutemann, der uns vor allem "Ästhetik à la Mang" ans Herz legte, eine beißende Polemik gegen den Schönheitschirurgen Prof. Dr. Dr. Mang, dem halb Lindau und ein Châlet auf der Schweizer Seite des Bodensees gehört und der sich kürzlich als "Fachmann" über Berlusconis Schönheits-OPs im TV äußern durfte.


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