• In Erwartung neuer Jahreszählung

    Schaedel Buehenbild der Oper Köln rotNicht vergessen, liebe Leute: heut Nacht gilt es, pünktlich und obrigkeitsbeflissen um Zwölf p. m. den Kalender umzustellen, und zwar von der 2017 auf eine glatte 2018. So ist's nun mal vorgeschrieben in der EU und hat, obwohl es anfangs sehr umstritten war ("elf Tage soll eher in Himmel kummen / wer neuen Kalender hat angenummen", spottete Friedrich von Logau), viel Segen bescheert seit der letzten Kalenderreform! Urinal in KoelnWir waren nun auch noch etwas in Köln unterwegs, um die Vorbereitungen zu den Bahnhofs-und-Umgebungs-Bacchanalien anzusehen. Berlin, naja, die haben eine Frauen-Schutzzone eingerichtet, wo sich die armen Ausgegrenzten eingepfercht allein einander erfreuen müssen; Köln war wieder schneller und hat die mobile Schutzzone in Form freilaufender Armbändchen erfunden. Die werden an Ratsuchende vom Ordnungspersonal verteilt, heißt es. Auf den Plastikdingern, unter denen man so schwitzt und die mich irgendwie an den Spindschlüssel beim Saunagang erinnern, steht das Wort "Respect!" und zwar in so bunten Lettern, dass man auf den ersten Blick glauben möchte, da steht "Aufgepasst!" Und wahrlich, jetzt weiß Mann endlich, wer als Frau Respekt heischt und verdient, böse Mädchen ohne solche Bändel kommen überall hin. Oder ist es umgekehrt? Egal, die Schlampen sind sowieso immer die anderen, isn't it? War da nicht mal was beim Betriebsausflug dieser Versicherung, "Ärger direkt", wo die mit den weißen Bändchen für den Vorstand reserviert waren? HohenzollernbalkonSowas merkt Mann sich. Noch besser sind die "Comics", die Verhaltensregeln bildlich versinnlichen sollen, z B. "Feuerwerkskörper nicht auf Menschen abschießen", da sieht man mitten in der Explosion - BOOOM! - eine Blondine im Stil von diesem PUrinal-Männereingangopkünstler Lichtenstein, sieht irgendwie nachahmenswsert aus. Richtig geil ist das Bild, das Betreffende davor warnen soll, Betroffene anzugrabbeln, die "NO!" sagen - witzig nur, der Kerl vor ihr hat ja trotz de NO-Sprechblase schon zugegriffen, und so bebildert der "Comic" eigentlich nur für Analphabeten den Normalzustand, einen Wink zum Bessermachen, eine Warnung oder Aufklärung kann ich in diesen Emblemen nicht erkennen. Dafür hat sich die Stadt das tröpfelnde Urinal von innenMännerhauptproblem was kosten lassen, und schicke neue Urinale aufgestellt. Tschüß Dixieklo, ab jetzt sind das metallic-würfelförmige, wahrscheinlich transportable Komfort-Schutzräume mit kostenlosem Eingang für Männer. Frauen müssen hingegen 50 Cent einwerfenVorsicht an der Waterkant, um sie zu benutzen, auch wenn sie nur mal ihr Baby wickeln wollen. Da ist die gute alte Ungleichberechtigung wenigstens wieder hergestellt. Mit 50 Cent ist frau auch vor Schusswaffen-Gebrauch sicher hinter der Panzertür, hoffe ich. An der Hohenzollernbrücke, von der DB vornehm "Donnerbalken", äh, "Hohenzollernbalkon" genannt, waren schon mindestens zwei solche Kästen, und da versammeln sich heute abend die Menschenmassen und dürfen nicht auf die 25-Millionen-teuren Terrassenstufen des "Rheinboulevards" (Reinigungskosten 860.000 EUR im Jahr, wird auf die Mieter bzw. Steuerzahler umgelegt) , weil sie da ins Wasser fallen könnten bzw. im Terrorattackenfall kein Fluchtweg bleibt als der nasse Vater Rhein. Die Hoherzollfällig-Brücke bietet nicht nur schöne Aussicht auf das Funkenböllerfeuerwerk, sondern ist auch der Ort der berühmten Liebesschlösser. Die hat man auch in List auf Sylt, wo es aber an Anschlussmöglichkeiten fehlt, weshalb am Fährhafen nach Rømø eine extra Liebesschlössertafel angeboten wird. Allzu viele Paare hat es noch nicht dorthin gezogen, aber wer seine Studentenliebe in Dänemark verloren hat, so wie einst ich, wird sich mit dem Gedanken anfreunden, hier ein paar Hassssschlösser anzuschmieden (wie sollten die aussehen... hm... schwarz vielleicht, so böse Fahrad-Kettengliederschlösser?). Von der Hohenzollernbrücke ging es in wenig Liebe bisher auf Syltdie Oper, wo wir zum Jahresausklang eine Aufführung der Carmina burana von Orff hörten, drei Chöre! darunter eine wenig eingesetzte, aber niedliche Kinderschar aus dem Kölner Domchor. Flieg mit deinem Drachen davonDa grüßte mich wieder ein Kristallschädel, der - von Damien Hurst inspiriert - aus dem Bühnenbild der Oper Cellini von Berlioz stammt. Man hat ihn neben der Garderobe stehen lassen, und seit neuestem wird er mit wechselnder Farb-Lichtorgel, die auch das Bühnenbild der Carmina burana beorgelte, von innen beleuchtet. Und was soll ich sagen, beim Spaziergang heute begegnet mir noch so ein Schädel, und zwar direkt über mir im Himmelsgrau! Es war, wie sich dann herausstellte, ein Flugdrache, aber nicht mit aufgemaltem Totenschädel, sondern so eine Art Außerirdischer mit Schlotterbeinen dran, die abwechselnd die Leine haltenden Kinder waren recht begeistert davon.Formular für gute Vorsätze zum Ausfüllen Und auf dem Heimweg fanden wir ausgerechnet am Zigarettenautomaten eine Aufforderung, seine guten Vorsätze hinzuschreiben - und natürlich keinen Filzstift oder Kuli dabei! In diesem Sinne aber kann jeder mal über den Text der Fortuna nachdenken, der die Carmina burana eröffnet und schließt.Drache in der Luft Spricht das nun für oder gegen gute, mittelgute oder schlechte Vorsätze? Ich nehme mir diesmal ganz fest vor, alles zu nehmen, wie's kommt, und we wish our readers a very happy new year!

    O Fortuna / velut Luna /statu variabilis, /semper crescis aut decrescis; /vita detestabilis /nunc obdurat et
    tunc curat /ludo mentis aciem, /egestatem, potestatem /dissolvit ut glaciem. /
     
    Schicksal, wie der Mond dort oben,
    so veränderlich bist Du,
    wächst Du immer oder schwindest!
    Schmählich ist das Leben hier!
    Erst misshandelt, dann verwöhnt es
    spielerisch den schwachen Sinn.
    Dürftigkeit, Grossmächtigkeiten,
    schmilzet es, als wär‘s nur Eis.

    Schicksal, ungeschlacht und eitel,
    bist ein immer rollend Rad:

    schlimm Dein Wesen, Glück als Wahn bloss,
    fortbestehend im Zergehn!
    Überschattet und verschleiert
    überkommst Du gar auch mich.
    Durch Dein Spiel mit schierer Bosheit
     trag ich meinen Buckel nackt.
     
    Sors salutis et virtutis
    mihi nunc contraria
    est affectus et defectus
    semper in angaria.
    Hac in hora sine mora
    corde pulsum tangite;
    quod per sortem sternit fortem,
    mecum omnes plangite!
     
    Wohlergehen, rechter Wandel
    sind zuwider mir zurzeit.
    Wie mein Will’, so meine Schwäche
    Finden sich in Sklaverei.
    Drum zur Stunde ohne Säumen
    greifet in die Saiten Ihr!

    Dass das Schicksal auch den Starken

    hinstreckt: das beklagt mit mir!

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