• Frieden im Hof

    schönes Gedicht auf dem Weimarer FriedhofFriedhöfe im November, das klingt nach Mehl im Schnee, oder Briefmarken bei der Post, nicht wahr? Adler mit gestuerzter SaeuleAus irgendeinem Grund musste ich aber jetzt mehrere ziemlich große Friedhöfe innerhalb von 30 Tagen ablaufen, nicht nur aus historischen Gründen wie den in Weimar, und teilweise ballten sich die Termine, so dass ich mich hätte zweiteilen müssen. Gestorben wird natürlich immer, auch im schönsten linden Frühlingslüftchen, bei hellem Sonnenschein oder an Heiligabend. Aber dass ich damit einverstanden wäre, NEIN, ich halte es da mit dem Ackermann aus Böhmen und Elias Canetti, der Tod ist nicht nur eine Beleidigung alles dessen, was man schön finden kann, inklusive Logik, Mathematik und Stilgefühl, sondern überdies ein schweres Unrecht am Leben. Ich hasse ihn, werde auch alles versuchen, ihn so lange wie möglich von mir fernzuhalten. Aber wem gelingt das schon. David Hamilton und Fidel Castro sind auch beinah in derselben Stunde gestorben,Constantins Denkstein im Park von Tiefurt das ist jetzt, sagen wir mal, von minderer Relevanz für mich. Aber wenn im Verwaltungsgebäude des Dortmunder Hauptfriedhofs eine alte Inschrift noch immer auf die "Bedürfnisanstalt" verweist, weil es schon immer, Wheathermen (hat nix mit Thermen zu tun, ist ein Ausdruck für prä-greenpeace-Durchhaltetypen) , Tramper und Obdachlose wissen das, auf den Friedhöfen Waschbecken, Wasserkräne und Klos gibt, möchte ich hiermit feststellen: MEIN Bedürfnis ist das nicht, Das Partnergrab des Max Heckerhier gehe ich nur unter Protest hin. Apropos, Sarg aussuchen nutzt auch nix, wenn der ein paar Jahre später nicht mehr im Angebot ist, und weil alles weiß ausgeschlagen werden soll, ist es schon teurer, purpurrot oder sonstwas passendes zu verlangen. Dafür ist es möglich, mit Schminkköfferchen begraben zu werden, und vier statt sechs Träger zu kriegen (die übrigens weiße Handschuhe tragen wie die Autographensammler und Archivare, und traditionell, diese Handschuhe auch ins offne Grab werfen, die sind ja auch bezahlt. Bezahlt wird auch für das Einschieben einer CD Rom in das Abspielgerät (55 EUR), beim Aussuchen hilft der BeerdigungsunterneGrab des Glockenmachers von Weimarhmer, wenn's der "Bolero" sein soll, bitteschön, warum nicht, aber bei Leonhard Cohen (auch gestorben) "Halleluja", da kann er nur abraten, sofern es sich um jemanden handelt, der besonders fromm im Leben war -  äh, wieso? wird dann zurückgefragt und dann fangen sie an, das schöne Lied zu übersetzen, was für manche Leute ein echtes Aha-Erlebnis ist, denn dass es da um jüdische und erotische MystikFuerstengruft innen geht, leuchtet auch nicht jedem gleich ein, klingt halt so schön, Halleluja, und die Helene Fischer singt es doch auch auf ihrer Weihnachts-CD? ("Remember I moved into you and the holy dove was moving, too, halleluhja!") - Egal, auf dem Weimarer Friedhof war das schönste der Führer, der sich wirklich gut auskannte mit den Reliefkünstlern und die Gräber mit Reliefs zeigte, aber eine gewisse Ahnungslosigkeit verriet, als er vor einem Engel mit gesenkter Fackel stand und nun im breitesten Thüringsch räsonnierte, diese Fackel zeige nach unten, "aber wie das nu brenn' soll wenn die Fackel nach unten zeicht, keine Oahnung...", und wollte gar nicht begreifen dass das so soll, gesenkte Fackeln bei den melancholischen Todesengeln. - Wer auf den Weimarer Friedhof geht, sollte festes Schuhwerk anziehen, da sind ziemlich eckige und kantige Geröllwege zu überwinden, wenn man nicht bei Regen durch die Wiese patschen will. -  Ich bin zwar ein Freier Mann und singe mich wohl in keine Fürstengruft, aber nach Entrichtung der nicht unerheblichen Obuloi an den grimmigen Charon (oder war's eine Charogne, die uns gleich auf die baldige, ja, fast-sofortige Schließung aufmerksam machte?) durften wir dann auch noch etwas in der großherzoglichen Verwesungsstätte herumschlendern. Ratespiel für Kenner: in EINEM der Särge liegen die irdischen Reste eines unsterblichen Deutschen Dichters! Apropos, wenn von mir ein Reliquienschrein eröffnet werden sollte, schlage ich vor, das Zahnfleisch reinzulegen, auf dem ich gegangen bin, nachdem ich all diese Friedhöfe besucht habe, mit und ohne Führung und / oder Begleitung.Nacktskulptur auf der Friedhofswiese

    Zwei Särge sah ich, inhaltsschwer...der faule Engel legt den Palmwedel hin


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