• Erbsenzähl-ender # 5: e

    Gestern hatte ich ein schöpferisches Tief, und heute schon titelt meine Morgenzeitung im Feuilleton Tod von Bildung und Kreativität, in der Internetseite liest sich derselbe Artikel unter dem weniger alarmistischen Schlagwort "Selbst Zahlen sind politisch", während die Lügenblindglaubzeitung mit "Woke-Aktivisten immer bizarrer: Deshalb soll Mathe rassistisch sein" mal wieder den Vogel abschießt.

    _ _ _ _ _ _ _ k _ _ ∃ _ _ _ _ _ e _ _ _ a _ _ e

    Aber klar, Mathe ist genauso woke oder verschlafen wie alle anderen Fachschaften, die jetzt durcheinandergewirbelt werden. Nehmen wir nur die zur Taille hin immer rundlicher werdende 0 (Null), mit der ganz klar bodyshaming gefördert wird -, das Wort Null kommt sogar von "nulla figura", also aus der Form gegangene Figur, besonders rassistisch wird es natürlich, wenn von der "schwarzen Null" die Rede ist, eine rote oder farblose Null ist vielleicht nicht ganz so beleidigend. Übergewichtige Klassendödel können verlangen, dass wenigstens ein Strich durch das Zeichen gemacht wird, so dass man merkt, es ist niemand im Speziellen gemeint - Ø signalisiert zugleich, "ich bin gar nicht da" und eigentlich trifft das auf die Null ja auch zu, die erst in sehr später Zeit erfunden worden ist. Und dass die penidenförmige 1 ziemlich peinlich und sexistisch wirkt und deshalb besser auch weggelassen wird, wenn man in gemischten Teenagerklassen unterrichtet, dürfte sonnenklar sein. Zwei ist auch keine gute Zahl, eine teuflische Spalter-Zahl, die auf Differenzen verweist (Entzweiung!). Und die Drei, die wird im Christentum als Dreieinigkeit verehrt, was Andersgläubige und Atheisten missfallen könnte. Die vier, das kann man gelten lassen, vierblättriges Kleeblatt, vier Räder, vier Pfoten, eigentlich ganz positiv, aber manchen kommt damit noch der Notenwert der Zensur 4 (ausreichend) in den Sinn, also eher so la la, fünf lassen wir als mangelhaft und sechs als ungenügend bitte ganz weg. Die böse Sieben! die ist schon sprichwörtlich unangenehm, vielleicht noch komisch (siebenmal Sieben gibt ganz feinen Sand), eher noch Verlegenheit signalisierend (ich stand da wie Pik Sieben), auch nicht gut. Acht, querliegend als Unendlichkeitssymbol, steht für Langeweile und Endlosschleifen, ich sage nur Möbiusbänder, auf denen Ameisen sinnlos herumkrabbeln. Und neun(-schwänzige Katzen) würde ich eher scheu'n als mich freu'n. Eigentlich gehen ernstzunehmende Zahlen erst im mehrstelligen Bereich los: elf Scharfrichter, das dreckige Dutzend, prompt schon wieder die abergläubische Dreizehn, nach der keine Hotelzimmer benannt werden - wohin soll das führen? Hundertschaften, Tausendschönchen, Millionärrinnen? Mathematikbücher müssen überarbeitet werden, alles Rassistische und Negative, Frauenfeindliche und Vorurteilsbeladene wird zugunsten der aktuell am lautesten vordrängenden Minderheiten ausge-x-t, ja, mit dem X für das U findet sich ein mathematisches Zeichen für Cancel Culture, ist auch viel leichter auszusprechen.


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