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#6 Zapfen, frei
Und, was haben Sie heute im Stiefel gefunden? Hoffentlich nette Sachen, rosenwasser-parfümiertes Marzipan, Zimtsterne aus Nußteig, hauchdünn gewalzte Schokoladentäfelchen, weiche Toffee-Pralinen. Bloß nicht beim Hineinschlüpfen in das Schuhwerk auf was Hartes, Spitziges stoßen wie einen - Pinienzapfen. Oder Tannen-, was weiß ich. Jedenfalls hat mir der Nikolaus nichts zum Schnabulieren gebracht, es sei denn, ich wäre ein Eichhörnchen! Und was soll mir dazu einfallen als er blöde Tankstellenspruch vom "blasenfreien Zapfen"? oder hat am Morgen der Zapfhahn gekräht, wo es doch noch zappenduster war? Zapf hießen, in den frühen 1990ern, die orangegelben Umzugswagen nach Berlin, die am Kölner Volksgarten die Parkplätze unter der Eisenbahnbrücke blockierten, um frühmorgens den mit Regierungskram verbandelten Angestellten oder Freiberuflern oder Künstlern den Weg in die neue Hauptstadt zu bahnen. Ach ja, und "Zapfenstreich" hieß in eben dieser Residenz das merkwürdige Event, bei dem eine frierende ältliche Dame auf einem merkwürdigen Sessel hockte und tränenfeucht dem grauberockten Blechtrötenkommando lauschte, das auf ihr Geheiß rote Rosen regnen ließ, von denen sie sich zwei stibizt haben soll, um eine mit nach Hause zu nehmen (kommt bestimmt getrocknet oder kandiert ins Haus der Geschichte in Bonn!) und die andere der Verteilungsministerin auch eine zu schenken. Nikolaus ist längst over und ich hab genug Flachsinn verzapft.
Tags : Zapfen, Bundeswehr, Berlin, Umzug
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