• Heute im Radio hat so ein Handball-Typ, wahrscheinlich der Teammanager der siegreichen deutschen EM-Mannschaft, eine echte philosophische Zweifelsfrage angerissen. "Das Spiel war vom Konzept her gestern schon fertig", meinte er, "es hätte gar nicht gespielt werden müssen." Das finde ich sehr überlegenswert. Sie hätten es ganz bleiben lassen oder auch Kopfball spielen können, die tollen Jungs. Hat nicht schon Lessing das in Emilia Galotti diskutiert? Ob Raffael der größte Maler gewesen wäre, auch wenn er keine Hände gehabt hätte?

    Heute überfiel mich aus heiterem Himmel die Frage, woher diese Gedichtzeilen stammen: "Soff mich aus und schlief ein / den schsmilesmile Sch^^frown von mir ieek Mouch / ...", mir fällt absolut nicht mehr ein, welcher Dichter der sog. '"Neuen Subjektivität" das gesagt haben soll, aber ich seh es noch vor mir, das Büchlein, es war ein ziemlich läppisches Taschenbuch (Heyne-Lyrik?), wenn ich mich recht entsinne, und der Autor ist dem Literaturbetrieb auch irgendwie abhanden gekommen, indem er in die Werbebranche wechselte oder sonstwohin, also, wenn jemand das Gedicht kennt (klingt etwas unappetitlich, würg), möge sich melden. Und ich sage Bescheid, wenn mir der Autor doch noch einfällt. Vage kommt es mir so vor, als hätte der Titel irgendeinen Klassikernamen intus (vielleicht war das aber auch nur ein anderes Gedicht in dem Band), weshalb ich auf "In Gauguins alten Basketballschuhen" von Jörg Burkard kam, das kann aber auch eine Fehlmeldung sein, "Diderots Katze" von Michael Krüger ist es jedenfalls nicht, das hab ich grade überprüft. Nachher war es doch Rolf Haufs, oder aus Ralf Thenior, Traurige Hurras (Goldmann-Verlag)? Verdammt, man soll nie Bücher verleihen und schon gar keine aussortieren, was hier wahrscheinlich mal passiert ist, weil der Autor nichts mehr von sich hören ließ und dann auch nicht soooo ein Genie war, wie ich mal glaubte, die Sachen waren allerdings gefällig genug.

    Von meinen Nachbarn gibt es auch neues. Längere Zeit ist die hier wohnende Bekloppte nicht mehr mit dem Hund auf der Wiese erschienen, und zwar wohl seit ich mich nacht auf die Terrasse stelle zum "Zugucken" - davon fühle sie sich bedroht, schrie sie ein paarmal und verwickelte auch andere Periöken in diesen Diskurs, ich solle da verschwinden, oder wenigstens Licht annachen. Wahrscheinlich ist sie mit dem Ansinnen, mich vom Betreten der Terrasse nach 22.00 abzuhalten, zur Hauswirtin gerannt und die hat VIELLEICHT einsichtig machen können, dass sie die Quälerei mit dem Köter vor der Terrasse besser sein lässt. Immerhin sagt die Hausordnung was über Fernhalten der Hunde von den Grünflächen. Dafür haben sich neue Idioten gefunden. Seit ein, zwei Monaten liegt ein schrottreifes, beidrädrig plattes und von einer zentimeterdicken Schmutzschicht bedecktes Rad in dem Teil des Kellers, in dem alle Vormieter-Generationen, auch Gelähmte und Tote, ihre Räder hinterlassen haben, während die drei bis vier, die mitunter auch noch fahren mit den Dingern, kaum noch Platz haben. Der- oder diejenige, die das Schrottradda abgeladen haben, zogen es schon mal zurück, um es einige Zeit später wieder einzustellen, sie haben aber auch frech unsere 2 Räder abgerückt von der Wand und den Schrott dahintergestellt. Dummerweise haben wir aber hier eine halbtägige Konferenz mit den Oberidioten im Haus gehabt und genau DAS ausgemacht, dass wir die Räder da an die Wand stellen, während die anderen (die niemals Rad fahren) auf der "pole position" direkt vor der Tür bestanden. So haben wir also nicht gewettet! Ich verbiß mir den Ekel und räumte das Schmutzrad uunter großer Überwindung beiseite und legte seitdem beide Räder, meines und das meiner Lebensabschnittsgefährtin, in Ketten. Das nutzte aber offenbar nichts, denn letzten Freitag hat doch derselbe Schmutzfink unsere VERSCHLOSSENEN Räder wegbewegt, und wieder seinen Schrott an die Stelle gesetzt, wo vorher unsere standen (mit dreckigen Fingern, denn der vorher staubbedeckte Sattel ist schon sauber vom vielen Anfassen). Folge ist, unsere Räder stehen dann in der Mitte und blockieren den Weg in den Heizkeller. Ich halte es für kriminell, halben Diebstahl, ein verschlossenes Rad mir nichts, dir nichts vom Standort wegzustellen und diesen selber zu beanspruchen. Jetzt bin ich mit meiner Verkettung einen Schritt weitergegangen, habe den Schrott wieder entfernt und "irgendwo" hingeworfen, wer will das Schmutzteil lange anfassen, und mit dem Drahtschloß unsere Räder fest an einen alten Fensterrahmen vertäut, so daß sie untereinander, aber auch mehr oder minder fest an die Wand gekettet sind.

    Warum bin ich nochmal hierher gezogen? ach ja. "Alles modern Patente, was doch sehr was anderes als Schönheit ist, ist mir von jeher unausstehlich oder mindestens sehr langweilig gewesen, während alles Krumme und Schiefe, alles Schmustrige, alles grotesk Durcheinandergeworfene von Juend auf einen großen Reiz auf mich ausgeübt hat. Nur keine linealen Korrektheiten, nur nichts Symmetrisches oder Blankpoliertes, oder gar Anti-Macassars.* Ich habe eine grenzenlose Verachtung gegen das, was man so landläufig 'hübsch' nennt und eine womöglich nöch größere gegen 'sogenannten Komfort', der jedesmal der höchste Diskomfort ist, den es giebt." Heißt Ihr Nachbar vielleicht Theodor Fontane?

    *laut Wikipedia sind das Schondeckchen auf Sessel-Lehnflächen, helfen gegen Flecken von Makassar-Haaröl.


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