• Türchen vier

    Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens. Und was noch besser ist - heute ist das Gestern von morgen! Darum habe ich ein sinnloses Kalenderblatt als Kalenderbild zu bieten.  Ich fand es zufällig, als ich in Belgien spazierenging. Vielleicht liegt es immer noch in Blankenberge am Strand? Interessant sind die Bildchen oben rechts und links - zerrissener Rosenkranz und ein Sämann (wegen Zaalmand). Was hat das zu bedeuten?  Dann die seltsamen Heiligen des 20. Oktober. Der Heilige Wendelin von Trier soll um 580 in den Vogesen als Einsiedler gehaust haben. Seine Gebeine zählen zu den besterhaltensten frühmittelalterlichen Reliquien überhaupt. Von der heiligen Bertilla, gest. 1922 an einem Tumor, lese ich in Wikipedia: "Sie arbeitete zunächst in der Küche und schloss später in Treviso eine Ausbildung zur Krankenschwester ab. Aufgrund von Konflikten mit ihren Vorgesetzten wurde sie dann aber mit anderen Aufgaben betraut." Zur Heiligsprechung waren aber ihre Lazarettdienste im Ersten Weltkrieg ausschlaggebend, denke ich. Über die heilige Aurora finde ich ein Theaterstück von 1801 über die Beziehung Vivaldis zu einem der ihm anvertrauten violinspielenden Waisenkinder: Aurora, oder dunkel sind der Rache Wege. zweiter Teil des Schauspiels Aurora, das Kind der Hölle!  "Der Heilige heiligt alles, selbst gebrochene Eide", sagt die Aurora im Drama eines gewissen Julius Graf von Soden, der übrigens für E. T. A. Hoffmanns Oper Der Trank der Unsterblichkeit das Libretto schrieb. Der Heilige Aderaldus war Gefangener bei den Sarazenen gewesen, bevor er freikam (wie?) und in Troyes an der Seine einen Kalvarienberg baute. Der am Ende genannte Heilige Vital war aus Irland gekommen und missionierte im Pinzgau herum, bevor er als Bischof und Abt von St. Peter in Salzburg verstarb, laut Martyrologium Romanum 646. "Friert's am Tag von St. Vital, / friert es wohl noch 15 Mal" soll eine alte Bauernregel lauten. Das könnte natürlich auch für Vital aus Ravenna (28. April) gelten!

    Türchen vier

    Die Hauptheilige dieses Kalenderblatts, Äbtissin des Klosters Mortain in der Normandie, starb um 1125. Sie hatte den Orden der Dames Blanches gegründet; ein hübsches Kloster hoch oben auf den Falaisen, mit Säulenhof. Bei der Gründung half ihr Bruder mit, der hieß auch Vital: nachdem er 17 Jahre ein asketisches Leben geführt hatte, "beschäftigte er sich" - so Wikipedia - "mit dem Heil und der Errettung der umgebenden Bevölkerung und leistete praktische Hilfe für die Ausgestoßenen, die sich um ihn scharten." Ferner war er "bekannt für seinen Eifer, unempfindlich gegen Müdigkeit und ausgesprochen furchtlos." Klingt reichlich blumig. Der Schutzheilige für Mobbingopfer? Sonst haben die Viten wenig zu bieten. Da war Wenzeslaus von Trier (gern mit Wendelin verwexelt) ein anderer Schnack, laut Wikipedia soll er die kalte Ente erfunden haben, eine Art Bowle aus Wein und Sekt. Vielleicht wurde er deshalb nicht heiliggesprochen? Er hat außerdem, als die Franzosen kamen, den Heiligen Rock von Trier vor Unbill bewahrt, indem er ihn erst auf die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz brachte und später auf verschwiegenen Umwegen nach Augsburg, wo Wenzeslaus seinen bischöflichen Alterssitz hatte. Der Nachfolger von Napoleons Gnaden hat den Heiligen Rock 1810 wieder nach Trier gebracht.


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