• Türchen dreiundzwanzig

    Okay, gestern habe ich meine Patientenverfügung formuliert, wonach einzig und allein Felix Wuff vorgelassen werden soll, der auch über das Schicksal meiner transplantationsfähigen Organe entscheiden darf, wenn mein Kontroletti-Selbst, das schlechtere Ich im Nebel der Verblödung entschwunden ist. Aber dann machte ich eine fasche Bewegung auf dem Laptop, um etwas zu korrigieren, und schwupps war der ganze Blogeintrag verschwunden. Dass ich ihn dann einigermaßen rekunst-roieren konnte, zeigt doch, dass es mit neuronalen Netzen und synaptischer Verbindung in der schwappenden grauen Hirnmasse noch einigermaßen fluppt. Dass soll aber nicht heißen, ich könne mich annähernd vergleichen mit dem seltsamen Heiligen, den ich nicht in einem buddhistisch-tibetanischen Kloster vorgefunden habe, und der hier im Bilde zu sehen ist:

    Türchen dreiundzwanzig

    Habe ich schon erwähnt, dass in Oberschwaben die Wiege der deutschen Kultur zu suchen ist? Althochdeutsche Glossen, mittelhochdeutsches Minnelied, barocke Puttenengelstrompetenchöre mit echten Instrumenten, rebellische Bauernführer, die unter Berufung aufs göttliche Recht die Gleichheit der Menschen einforderten, aufgeklärte Fürstbischöfe mit Schlossgärten, durch die ein Wieland mit Sophie von La Roche lustwandelte und in Duodezbändchen lateinisch-griechische Erotik-Klassiker las, hier ist so ziemlich alles versammelt, was gut und (mir) teuer ist! Aber gestern habe ich mir - vorgezogenes Weihnachtsgeschenk - einen sog. Datenport gekauft mit 1 000 000 000 000 Byte Speicherplatz, und werde darauf die geschätzten 15.000 jpegs Manuskript, das ich aus grottenschlechten, über- oder unterbelichteten Mikrofilmen der 19-siebziger Jahre transkribiere, gesammelt aufspeichern. Mein Datenport für 79,90 (zurück: 0,10 €) ist intelligenter als ich! Verdammt, ich weiß immer noch nicht, an welchem Abend ich die Mülltonnen in der Ausnahme-Weihnachtswoche rausstelle und ob die mit gelbem (Verpackungsmüll) oder blauem Deckel (Papier) dran sind. Derartigen Routinequatsch muss ich im "Abfuhrkalender" der Entsorgungsbetriebe nachschlagen oder im Internet suchen, wo es für Doofe bei Eingabe von Straße und Hausnummer erklärt wird. Diese Daten kommen auf den NSA-Müllberg zu den anderen soundsoviel-99 Bytes, die über meine armselige Existenz versammelt sind. Jedenfalls kann ich nicht gleichzeitig zurück- und in die Zukunft sehen, während ich die Gegenwart ins Auge fasse wie der Heilige - oder ist es der Dreieinige himself? - aus der Benediktinerabtei Ottobeuren. Hier möge er jeweils den "Geist der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht" verkörpern, von dem der arme Scrooge bei Charles Dickens geplagt wird.

     


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