• Schuhniversum im Gürzenich

    Jetzt mußte ich mir doch mal eine Auszeit nehmen, um die brandneue Geburtstagskamera auszuprobieren. Eine "Nikon", deren Transferprogramm schon nicht mehr in den Macintosh paßt, den ich doch erst seit ca. 2 Jahren benutze, dafür brauch ich schon wieder einen neuen Computer... SchuhverkaufAber das ließ sich noch anderswie realisieren, und ich kann nun also die ersten Ergebnisse zeigen. Gestern hatte ich eigentlich ganz andere Probleme, ein wichtiges Arbeitsmittel ging kaputt und ich hätte mich um einen willigen Reparaturmenschen kümmern müssen - aber dann fiel mir ein, daß im Kölner Gürzenich mal wieder Schuhbörse ist, da kosten alle Schuhe so rund 5, 15, 25 oder 50 EUR, herabgesetzt von den fünfzig, hundert etc., die sie sonst kosten. Da ist jedesmal die Hölle los - es muß das Paradies sein für Diktatorenwitwen und Präsidentinnen. Daher fuhr ich mit der besten Ehefrau von allen zum Heumarkt, um mitzumischen, und siehe, ich hab auch ein schönes Paar gefunden, meine Liebste, die gar nicht gucken wollte in der Damenabteilung sogar 2 Paar, eins davon knatschorange in Leuchtfarben für sage und schreibe 5 EUR, meine haben immerhin 29,99 gekostet. Die Kartons kann man praktischerweise gleich dalassen und bekommt Plastiktüten für den Transport. Galerie am Heumarkt"Frauen beim Schuhkaufen sind Ichmenschen", behauptete der Mann an der Kasse (immerhin hat er mehr Erfahrung, da er die zwei Tage hier an der Kasse steht und wahrscheinlich bei ähnlichen Ramschverkäufen auch in anderen Städten). Er wollte damit erklären, warum im Handumdrehn ein solches Chaos entsteht, besonders in der Frauenabteilung, aber bei den Männern flogen auch viele Einzelschuhe in unterschiedlichsten Größen herum. Wir fuhren mit dem Bus wieder heim, wobei ich immer lachen muß, weil gegenüber der Bushaltestelle Heumarkt (die letzte vor Dom-Hauptbahnhof) die Galerie Zeugma liegt. An Stelle des Galeriebesitzers hätte ich mir ein anderes Ladenlokal gesucht, weit weg von irgendwelchen Gleisen, draußen an der Autostrada - oder einen anderen Namen. Demostrant in RaderbergDarauf läuft Böll-Architektur hinausDenn was macht der wütende Germanist, der den Bus verpaßt hat und hier sogleich einenen schönen Anlass für ein Zeugma erkennt? "Er schlägt die Scheibe und den Weg zum Bahnhof ein!" Wenn's hier also mal Glasbruch gibt... selbst schuld! - Schließlich haben wir uns für das Projekt "gebackene Leber" noch entsprechende Zutaten holen wollen und kamen nach Raderberg, wo der Einzeldemonstrant wie fast jeden Tag mal wieder vor der Kirche demonstrierte. Er führt einen Rucksack mit, dem er das Plakat mit der Parole entnimmt, und zieht sich jedesmal weiße Einweg-Handschuhe über, die aus irgendeiner Klinik oder Lebensmittelfabrik stammen könnten. Nun muß man wissen, dass es nicht grade Lauflage ist, die Brühler Straße in Raderberg, und in der Metzgerei, die hier dem LIDL Konkurrenz macht - außer dem Bäckereicafé sind das die einzigen Geschäfte weit und breit -  gibt es nicht mal Leber. Da kann man keine Massen zum Kochen bringen und kaum jemanden agitieren, höchstens vielleicht den Besoffsky mit Bart und Halbglatze, erstaunlich sauber gekleidet, den man schon früh um halb acht und dann immer wieder mit Bierpulle in der Hand schwergängig herumspazieren sieht, und der im LIDL gleich ein ganz bestimmtes Regal ansteuert. Tomate im HerbstlichtDer fährt auch - wie ich - schon mal mit als Buslinien-Hopper von Mansfeld nach Zollstock oder vom Gürtel nach Sülz; außer mir der dritte Sonderling hier in der Gegend (obwohl wir den Eindruck haben, die Sonderlingsdichte nimmt zum Severinstor eher zu). Manchmal bleiben Leute stehen und erkundigen sich, wogegen sich sein Demonstrieren richtet. AufReibekuchen mit Apfelmus dem Schild des Demonstranten steht übrigens der Satz: "Die totale Überwachung der Kommunikation einer Person durch Sekten verstößt gegen das deutsche Grundgesetz." Dem könnte man an sich rundheraus zustimmen, aber was bedeutet es? Könnte es mt der Kirche zu tun haben, vor der er steht, und deren Zwiebelturm von Alfred Böll, einem Onkel des Nobelpreisträgers im Stil der neuen Sachlichkeit errichtet wurde, oder mit dem Kindergarten daneben oder dem nahegelegenen Benediktinerkloster, dessen Nonnen Hühner und eine echte Kuh im Garten halten? (Die Nonnen kann man um 6 Uhr früh singen hören, die Laudes usw. sind für die Öffentlichkeit zugänglich, aber in der Woche sind wir um 6.00 beim Frühstück und an Feiertagen zu faul.) - Ich selber hab  zwar noch keinen Büffel im Hof, der mir das nötige Mozzarella zu Basilikum und noch immer üppig florierender Tomatenfauna liefern könnte. Aber weh mir, wo nehm ich, jetzt wo es Winter wird, die Farbe für die Tomaten her? Der Schatten der Erde fällt über sie und sie scheinen grün zu bleiben, selbst die ananas-Tomate auf der Terrasse, so dick und gesund sie aussieht, zeigt noch keine Spur von Erröten... Zuhause stellten wir dann fest, dass wir keine Diktatorenwitwen sind und durchaus ein paar recht ausgelatschte Exemplare in den Müll tun können, um Platz für das neue Schuhwerk zu schaffen. Die Leber kriegten wir dann noch in Zollstock - aber eigentlich war das ganze Projekt Leber nur ein Verzehrvorwand für das viele Apfelmus, das wir neulich selber gemacht haben zum Reibekuchen, und nun verbrauchen müssen (ich koch es gleich nochmal ein und stell die Gläser bei 100° ins Wasserbad im Ofen, dann hält sich das länger). Der Reibekuchentag war mein eigentliches Geburtstagsessen, denn da hab ich die Kamera zum ersten Mal ausprobiert. Sie hat übrigens eine Gesichtstausch-Automatik, man klickt einfach auf "Google-Bildersuche" und automatisch wird das Portrait eines Menschen eingesetzt, mit dem man sich schon immer mal bei einem Glas Wein und Reibekuchen unterhalten wollte. - Nachtrag; die XXL-Tomate habe ich inzwischen in die Duschkabine im Bad gesetzt, wo sie Anstalten macht, nach jahrelangem Behängen des in Hürth infolge Winterfrost und Zugluft eingegangenen "ficus Benjamini" der nächste Weihnachtsbaum zu werden.


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  • Commentaires

    1
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Dimanche 16 Octobre 2011 à 16:17

    Klasse, die Sonderfunktion, so kann man sich jeden Tag eine andere Berühmtheit zum Essen einladen. Bitte, bitte, mach doch eine Serie daraus. Kästner beim Käsekuchen, Mörike beim Möhreneintopf, Schiller mit Schillerlocken, und was eure Tafel so aufbietet.

    2
    Kornelia
    Dimanche 16 Octobre 2011 à 21:41

    Ludmilla passt doch wunderbar in die Wohnung.

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