• Schäm dich, Schäl!

    Okay, ihr habt's gehört, in meiner Vertriebenenheimat ist mal wieder ein mittelschwerer Sack Konfetti umgekippt. Da hat ein bekannter Beerdigungsunternehmer und Rosenmontagszugleiter im Namen des Festkomitees einen Charlie-Hebdo-Wagen angekündigt und auf dem sog. "sozialen Netzwerk", das von einem einfallsreichen "Studenten" gegründet wurde (wie gut diese Neusprech-Märchen den steuerverweigernden Millionenmilliardenkonzern tarnen!), sogar über das Design abstimmen lassen - und kaum eine Woche später, simsalabim und Tusch!, wurde der satirisch-wehrsame Beitrag auf zackige Weise wieder zurückkommandiert, ganz ohne Alaaf und Helau. Aber was wäre Karneval ohne die höchstkatholische "Treue" der Husaren, ohne Verrat und Niedertracht, Vereinsmeierei und Schnapsideen. Wer kriegt die Blutwurst, Schäl oder Charlie? koenler_charlie_abkassierenVertünnisier dich, Tünnes! Eines Terroranschlags mit Kamellenwurf und Bierrausch zu gedenken, ist schon eine Geschmacklosigkeit für sich, den mäßig amüsanten Solidaritätsbeitrag dann aber nach weidlichem Presserummel stickum wieder einzukassieren, verschärfter Aberwitz, und den Narrenvogel schießen jetzt die Grünen ab, die auf dem "Geisterzug" (erfunden im Golfkrieg, als der Rosenmontag ausfiel!) der links-alt-und-naiven Antikarnevalisten eine Parodie auf den geplanten und nicht gebauten Charlie-Wagen zeigen wollen, die darin besteht, dass ein uniformierter Karnevalist den grauen Vorhang mit der Aufschrift "Ich bin Charlie... gewesen!" über dem geplanten Wagenmotiv (Kasperle stopft einem Attentäter einen Bleistift in die Gewehrmündung) herunterlässt. Kein Problem haben die Karnevalstrottel damit, einen "Shitstorm"-Wagen zu zeigen, wo sich Schüler mit heruntergezogenen Hosen vor einem Ventilator, wie soll ich sagen, ausdrücken und eine braungesprenkelte Gestalt vor der Tafel, vermutlich den Lehrer, mit dem eigenen Kot besprühen. Kicher, prust, ha, ha, ha! Hab ich schon erwähnt, daß ich mich über die Karnevalstage mal wieder in ein Eifelkloster zurückziehe? Die Nachrichtenlage, was den besagten Charlie-Hebdo-Wagen betrifft, war übrigens so, dass der Pressezar "Citizen" Dumont (drei Tageszeitungen, ein Gratisblatt) vermelden ließ, die Polizei plane ein Sondereinsatzkommando speziell für den Charliemontagszug (vermutlich ein kreativ getarnter Scharfschützenposten rund um das Gefahrenobjekt?), fc_irgendwie_anderswährend Polizeisprecher im Radio beteuerten, sie sähen bei dem Festwagen keinerlei Sicherheitsproblem (wohl weil karnevalsfeindlichere städtische Muslime in den tollen Tagen alle Dienstleistungshände voll zu tun haben mit Dönerbraterei und dem Verkauf von Kiosk-Bier und Fastnachtskrapfen). Dass wir die wohl einzige Stadt der Welt sind, die eine Moschee nach einem kaiserlichen Kreuzfahrer benannt hat, ist auch nicht allgemein bekannt! Leider musste die Barbarossa-Moschee in der Kyffhäuserstraße, das älteste muslimische Gebetshaus der Stadt, kürzlich schließen! Der Hinterhof, in dem die Moschee lag, liegt in unmittelbarer Nähe zu einem der chaotischen Verkehrsinseln, die man hierorts als "Platz" ausgibt, und da der einst als Boulevard geplante "Ring" jeweils nach Herrscherhäusern benannt ist - Karolinger, Hohenstaufen, Hohenzollern - hat man den sogenannten Plätzen die Namen der Stammesfürsten gegeben, von Chlodwig bis zu Friedrich Ebert. Okay, Friesen- und Zülpicher Platz fallen etwas aus der Reihe, aber sei's drum. Die Moschee macht leider - angesichts der geräumigeren Ditib-Alternative in Ehrenfeld - dicht, bei der Gelegenheit kam heraus, dass die ersten Gastarbeiter sogar im Dom beten durften (den raderbergkircheFriedrich Wilhelm IV. ja auch als ökumenisches Bauwerk finanziert hatte, später wurden die Diaspora-Protestanten stillschweigend mit einer romanischen und viel schöneren Kirche abgefunden). Das hat aber damals ein Domherr mehr oder minder selbstherrlich entschieden und wurde schneller unterbunden, als man in Köln Papp gesagt oder den antisemitischen Rosenmontagswagen von 1933 aus dem Festzug genommen hat. Daraufhin entstand die, wie gesagt, Barbarossa-Moschee; vielleicht ließen sich die Türken weismachen, der Platz sei nach Heruk Barbarossa benannt, einem Seeräuber und ersten türkischen Herrscher Algiers, der den Scheich erschlagen hatte und 1518 selbst von den Truppen des spanischen Gouverneurs Marchese de Gomarez Staatspruefung bestandengetötet wurde, bzw. nach seinem Nachfolger, Pascha Dschereddin Barbarossa (1467-1546), der die Spanier endgültig vertrieb und Algier der Oberherrlichkeit der Pforte unterstellte. Nein, der Platz gehört dem Kaiser Friedrich, der bekanntlich noch im Kyffhäuser sitzt, wo ihm der rote Bart durch den Tisch wächst, und zwar so lange, wie die Raben dort fliegen; erst wenn der letzte Rabe ausgekrächzt hat, wird sich Barbarossa erheben, den Bart aus dem Steintisch zurren, nur so ein bißchen, grade dass der Berg mit holterdipolter zusammenkracht, und mit Feuer und Schwert nach Erfurt ziehen, um den Usurpator und und Zwingherrn Thüringens, den Riesen Ramelow zu erlegen, dann ins Heilige Köln aufbrechen und an der Spitze eines Heers marodierender Ritter des Hogesabandordens und säbelschwingender Sarazzinen nun auch Ehrenfeld und den Ebertplatz von den Furzwitz-Karnevalisten zurückerobern...


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  • Commentaires

    1
    Dimanche 22 Février 2015 à 12:28

    Barbarossa rivivus war doch 1284 schon mal in Köln, aber wie die Kölner so sind, haben sie ihm einen echten Shitstorm bereitet und ihn aus der Stadt gejagt. Der kommt nicht wieder. Ihr müsst bis zur Apokalypse mit hässlicher Musik durch die Straßen ziehen, das Volk mit billigen Bonbons bewerfen und auch der ganze Alkohol wird aus Sisyphus keinen glücklichen Menschen machen.



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