• Mit diesem Bild von heute, das ich unter dem Eindruck einer e-Mail ausgesucht habe, möchte ich an die Trauer beim Datenverlust erinnern. Nicht nur die ungespeicherten bzw. nicht noch zusätzlich andernorts auf externen Festplatten, Zweitcomputern oder in der "Cloud" abgelegten e-Mails, Dokumente und Bilder, die uns bei schweren Ausnahmefehlern verloren gehen, nein, auch Alt-Briefe können ein für allemal dahin sein, wenn wir den Vater Rhein gelegentlich im Keller zu Besuch haben. Allerdings hat mir ein Kölner Lyriker bei einer gewerkschaftlichen Weihnachtsfeier vor genau fünf Jahren (2009) erklärt, er fände es gar nicht so schlimm, wenn ein siebenhundertjähriges Stadtarchiv in eine riesige nasse Baugrube abstürzt, denn wat soll man mit dem alten Kram, vorwärts und schnell vergessen, desto mehr Platz für uns, denn: Neues zu produzieren, sei schließlich Aufgabe der Zeit. Der so redete, war 40 Jahre zuvor (1969) Drummer und Texter einer sog. "Kraut-Rock"-Band gewesen, sein Name hat keinen Wikipedia-Eintrag und ist jetzt schon halb vergessen, nur ich erinnere mich seiner steilen These. Die Archivalien von Jacques Offenbach, Hans Mayer, Unterlagen zur Biographie der Rheingräfin (Sybilla Mertens-Schaafhausen), die Heinrich Hubert Houben stiftete, wird eine Doktorandin oder ein Heimatforscher in 700 Jahren vermissen. Darauf erheben wir unser Glas voll schäumender Lethe mit dem Trinkspruch: memento obliti!

    Türchen zwei

    Eine Subscriptio muss ich aber noch hinterherschicken: Mit uns beginnt die neue Zeit, vorwärts immer - rückwärts nimmer, Brücken, über die wir bequem gehen durften, reißen wir nach Überquerung der Abgründe ein: Nicht anders hab ich die sogenannten Achtundsechziger erlebt, als sie angekommen waren, endete die Ära der Frechfreiheiten, Studiengebühren wurden eingeführt, Autorengruppen kaputtgemacht, Schluss mit lustig.


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  • Mal sehen, ob ich es schaffe, hier jeden Tag bis Christkind's Birthday ein nettes Foto und einen flotten Spruch aufzumachen... dann mal los!

    Okay, in einem Antiquariatskatalog wurde neulich ein Aquarell angeboten, mit einer oskar-schlemmerhaft-pummeligen Puppe, die blaugewandet wie in eine riesige Konservenbüchse gekleidet unter einem himmelblauen Hut mit runder Krempe zwei Schafe bewachte. Das Aquarell stammte von der 2010 verstorbenen Wiener Graphikerin Helga Janetschek-Becker, die u. a. für das "Café Dehmel'" gearbeitet haben soll. Auch in Walter Laqueurs Autobiographie "Best of Times, Worst of Times" ist die Rede von diesem Wiener Café. Laqueur verdankt Friedrich Torberg, der alle Brecht-Stücke in Österreich verbieten lassen wollte, eine Einladung to "Vienna's leading coffee-house, Café Dehmel". Mehr noch, die Kuratorinnen der Ausstellung "Kaffee - Konsum, Kultur, Kommerz", vom 20. März bis 24. Oktober gezeigt im Museum Malerwinkelhaus in Marktbreit, führen in ihrem 32seitigen Begleitheft aus: „In ganz Europa wurde das Kaffeehaus ein Zentrum der bürgerlichen politischen Öffentlichkeit und auch der Kunst (vor allem der Literatur). Berühmte Namen sind hiermit verbunden: das Café Greco in Rom, das Café aux Deux Magots in Paris, in Wien das Café Dehmel und in Prag das Café Arco. In Zürich spielte das Café Odeon eine wichtige Rolle als Emigrantentreffpunkt...“

     

    Türchen eins

     

     

    Ich halte den Betreffenden gern zugute, dass Richard und Ida Dehmel bedeutende Gestalten am Beginn des Jahrhunderts waren, aber das Café hieß nun mal nicht Dehmel, Deimel oder Dähmel, sondern schlicht und ergreifend: Demel. Es war mal die k. u. k. Hofzuckerbäckerei und hatte, wie Karl Kraus in Die letzten Tage der Menschheit andeutet, guten Eiskaffee! Darin lässt Kraus zu Beginn des Ersten Weltkriegs einen Grafen (namens Leopold Franz Rudolf Ernest Vinzenz Innocenz Maria) im Gespräch mit einem Baron (Alois Josef Ottokar Ignazius Eusebius Maria), die im Spätsommer 1914 die Nichtannahme des Ultimatums durch Serbien beim Frühstück feiern, debattieren ("No wann glaubst wird Frieden sein?" - "In zwei, allerspätestens drei Wochen schätz ich"). Dann hört man eine Klingel und die Stimme "Poldis", des Außenministers von Österreich, des mährischen Diplomaten Graf Leopold Anton Johann Sigismund Josef Korsinus Ferdinand Berchtold von und zu Ungarschitz, Fratting und Pullitz. Er will sich Eiskaffee bestellen, d. h., eigentlich nicht wirklich Eiskaffee, sondern "Aäßkaffee!" (man hört die Tür schließen). Der Graf kommentiert: "Das is vielleicht die einzige Schwäche, die er hat! Er adoriert Eiskaffee! Aber das muß man auch zugeben, der Eiskaffee vom Demel – also ideal!"

     

     


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  • Mit christlichem Frösteln, mit geilem Gefasel: Enzensberger 85!Botschaft des Tauchers: "Ich wiederhole: laßt ab, / laßt ab von uns und von euch / und von mir!"

    Es muss Anfang der Neunzehnhundertsiebziger gewesen sein, da wedelte der Deutschlehrer in der Obersekunda, Unterprima, was weiß ich, mit den zurückzugebenden Klassenheften. Die schönste und freieste Klassenarbeit meiner leidvollen Gymnasialzeit: Aufgabe war gewesen, ein selbstgewähltes Gedicht mitzubringen und zu interpretieren. Na, und ich war ja der einzige Lyrikleser weit & breit, die anderen brachten Eugen Roth mit, die aus Bildungsmilieus Goethe, Schiller & Co. - "Ein Schüler hat nun einen Autor ausgewählt, den ich noch nicht kannte..." Man muss sich das vorstellen, damals war die Kursbuchzeit vorbei, waren die Gedichte 1955-1970 schon erschienen, Enzensberger war einer der bekanntesten Lyriker, wenn nicht der, vielleicht nicht ganz so bekannt wie Günter Eich oder Ingeborg Bachmann. Der Schüler, der sich ein Gedicht von H. M. E. mitgebracht und interpretiert hatte, war ich gewesen. Es war das Gedicht Der Taucher gewesen, dessen Interpretation mir nicht allzu schwierig dünkte, zumal ich mit meiner Wahl nicht unbedingt anecken und die mir überlicherweise zukommende "Eins" nicht aufs Spiel setzen wollte, natürlich wäre etwas Provokanteres wie Einführung in die Handelskorrespondenz (aus dem die Titelzeile dieses Blogeintrags  stammt) oder Die Scheiße erbaulicher gewesen. Der Lehrer rächte sich dann für seine Unkenntnis des Lyrikers, indem er mir Eins minus gab und an meiner Interpretation bemängelte, dass ich die letzten drei Zeilen nicht interpretiert bzw. ignoriert hatte. Kein Wunder, das waren offenbar Morsezeichen gewesen, "Kurz-kurz-kurz /lang / kurz-lang", die Zeichen für S - T - A, was ich mir damals neben das Gedicht notiert, aber bis heute nicht entschlüsselt habe. Ich muss gelegentlich mal nachschauen, ob ich dieses Klassenheft zurückbekommen habe, einige habe ich noch, und meiner Interpretationin einer anderen Arbeit, von Georg Trakl, dem Lieblingslyriker meines Deutschlehrers von damals, bräuchte ich heute nichts mehr hinzuzufügen....

    Natürlich las ich dann alles mögliche von der Verteidigung der Wölfe bis zum Verhör in Habana, Essays, Kursbücher, dokumentarische Romane und Hörspiele, sogar die Dramenübersetzungen und noch manches mehr von Hans Magnus Enzensberger. Ich habe sogar mal vergebens versucht, ihm zu schreiben, es ging um einen gemeinsamen Lieblingsschriftsteller, aber was ich damals schrieb, das kam nie an, so mein Eindruck. - Das Buch Gedichie 1955-1970 (damals konnte ich mir nur Taschenbücehr leisten) hab ich noch, auf dem Cover ist so ein barockes Gekritzel "Wer Weiß Obs Waar ist" steht da, und barock muteten mich auch viele Sachen von HME an. Beispielsweise der Briefwechsel mit Hannah Arendt, wo man gleich merkt, wer von beiden die intelligentere Karte spielt. So was wie diesen Briefwechsel gibt es heute in deutscher Sprache gar nicht mehr, so mein Eindruck. Bei Untergang der Titanic hörte ich dann langsam auf, da war der Zauber irgendwie weg. Heute schreib ich mir die Gedichte selbst, gut, nicht wie Trakl und Co., aber als ich vor einigen Jahren nochmal zwei Enzensbergerbücher geschenkt bekam (Danke, Kumpel!) fand ich darin, dass er alle möglichen Schüttelreime auf bekannte deutsche Schriftsteller der Gegenwartsliteratur gemacht hatte, nur fehlte sein eigener Name. Heute, zum 85. Geburtstag von Hans Magnus Enzensberger, soll diese Lücke endlich ausgefüllt werden, sein Name wird zum Schüttelreim und seine hartnäckige Weigerung, sich ans Steuer eines PKWs zu setzen, mit dem Griffel der Muse in den Parnaß eingemeißelt werden, voilà und tusch:

    Führerschein - zu Benzens Ärger -

    hat er nicht, der Enzensberger.


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  • "Zwar hat der eliminatorische Antisemitismus in Deutschland keine kulturelle Basis mehr", stellt mein Lieblings-Autorenverband (der mit den meisten Fehlschreibungen im Internet - eine Freundin hat mal über ein Dutzend aufgezählt - , vor allem bei den Selbstdarstellungen der Mitglieder) - und schon über diesen Einleitungssatz könnte man in sehr tiefsinnige Betrachtungen versinken, an deren Ende man sich ja eigentlich schon mal ein Hanfseil drehen, sich die vom Gebälk baumelnde Schlinge um den Hals legen und den Schemel unter den Füßen wegkicken könnte - , in einer Quo vadis, deutsche Schriftsteller?Veranstaltungsankündigung fest: "Zwar hat der eliminatorische Antisemitismus in Deutschland keine kulturelle Basis mehr. Doch die fürchterliche Ausweitung von Gewalt und Kriegen bis an die Grenzen Europas, Flüchtlingsströme sowie Wirtschafts- und Finanzkrise und Sparpolitik nähren weiterhin Nationalismen, Rassismen und Fanatismen aller Arten. Wie kann Literatur zu deren Auflösung beitragen?"

    Eine baugleiche Veranstaltung - derselbe Autorenverband, dieselben Förderer, das gleiche Plakat - wenige Tage später wurde angekündigt mit den Worten: "Der neue Begriff kritischer Politik 'Glokal' führt zurück zum Veedel, zu Begriffen wie Integration und Inklusion, zu Mitgefühl und Empathie, Solidarität und Begleitung, zu wechselseitiger Verantwortung und Menschenliebe und auch zu dem ethischen Zentralbegriff 'Mitleid'. Immer waren gerade diese Inhalte vornehmliche Anliegen von engagierter Literatur und reflektierter Schriftstellerei."

    Quo vadis, deutsche Schriftsteller?Starkes Geschütz und schwerer Tobak, was? Ihr habt meinen ethischen Zentralbegriff. Ich sehe die verzweifelt rauchenden Köpfe über dieser Ankündigung, was muss denn noch rein? Wie ist es denn mit dem Antisemitismus, speziell jetzt in letzter Zeit ist der doch aufgefallen...? Ach was, den brauchen wir nicht, der ist unwichtig, erstes ist nur der "eliminatorische" A. bedrohlich - und der hat ja zweitens in Deutschland gar keine kulturelle Basis mehr. Und die war ja unbedingt nötig, für dieses ganze Judenvernichten nach 1933, ohne kulturelle Basis wäre da nichts gelaufen. Und die kulturelle Basis, wer sollte das anders sein als WIR, die deutschen Wortmetze, organisiert in der Fachgruppe Kultur & Medien bei ver.di. Wir wissen von VS-Mitglied Werner Rügemer, dass in Israel christliche Gemeinden an der Ausübung ihrer Religionsfreiheit gehindert werden, wie er am 14. Oktober anlässlich der Verleihung eines Kölner Kasperl-Preises anprangerte. Den sonoren Vortrag, er liest das ungefähr so schwungvoll ab wie Oberstaatsanwalt Wyschinski die Anklageschrift gegen Kamenew, Bucharin & Co., kann man sich bei KenFM anschauen, unter der Überschrift Danke Karl, dieses Video sollte um die Welt gehen, damit eindeutig klar wird, wo Satan beheimatet ist! Nationalismus ist aber auch nicht gut, man darf die anderen Nationen nicht vergessen, also Nationalismen. Ohne die Wirtschafts- und (und!) Finanzkrise können wir die Flüchtlings"ströme" nicht erklären, aber wie zum Teufel kann eine Sparpolitik irgendwas "nähren", und sei es "Fanatismen" (die wir außer den Nationalismen und Rassismen unbedingt ansprechen sollten, sonst würfe man uns einseitige Antirassismen vor), und immer schön Plural verwenden, damit die Meinungsvielfalt nicht zu kurz kommt, sonst kommt ja keiner in die Veranstaltung. - Kommen wir mit Inklusion allein aus oder brauchen wir mehr Integration? Engagiert oder reflektiert? Und als das Manifest fertig war, bestellten sie zur Feier des Tages eine Glokalrunde.

    Quo vadis, deutsche Schriftsteller?Aber seid unbesorgt, wenn die Not am größten, ist die Hilfe am nächsten: "Die Veranstaltung wird gefördert vom Land NRW, der Stadt Köln, der Gesellschaft für Literatur in NRW, dem Runden Tisch Riehl, der Katholischen und der Evangelischen Kirche, der Jüdisch-Liberalen Religionsgemeinschaft und der Gewerkschaft Verdi." Komisch, dass diese Schriftsteller allesamt in der Gewerkschaft Verdi sind (wissen die das nicht?) und sich diese also quasi selber fördert.

    Schwamm drüber, die Veranstaltung ist gelaufen, insofern hat die Auflösung schon begonnen. Der nächste Termin:

    "Anton Samtleben *) und Fergie Knurrbonbon *) (beide VS) erinnern an die verstorbenen Autoren des Verbands deutscher Schriftsteller (VS), die mit Köln zu tun gehabt haben. Auch kleine Ausschnitte aus dem Werk werden dabei z.T. gelesen. Einige VS-Kollegen werden aus ihrer ganz persönlichen Erinnerung heraus noch etwas zu einer/nem Verstorbenen sagen.
    Memorial-Veranstaltung
    am ** November 2014 (Mittwoch) um *** Uhr im ***saal der Hans-Böckler
    *)-Kirche usw. In der Südstadt
    Eintritt: frei (Spenden erbeten)
    Alle literatur-interessierten Kölner/innen und Rheinländer/ innen sind eingeladen: zu diesem Erinnerungsabend, an dem der VS sich von seiner Vergangenheit her darstellt."

    (*Namen aus Datenschutzgründen geändert, sonst blieb der Text so, wie er eben ist.

    Hier der Bonustrack, ein ewiger Refrain auf der Originalseite des (Berufs-!)Verbandes deutscher Schriftsteller in Nordrhein-Westfalen - Profis, wohin du spuckst - , wörtlich und zeichengetreu von den in alphabetischer Reihenfolge angeklickten Spezialisten für das Wort, den Stil und die Satzzeichen geschrieben. Auch kleine Ausschnitte werden z.T. gelesen! Und nein, man darf trotz Generation Legasthenie, Computerborniertheit und Tippfehlertoleranz ruhig mal genau sein, wenn es um dt. Literatur geht, die das Völkchen ja auch mit gut ausgebautem Ego für sich reklamiert; müsste man Deutschlands Musiker so spielen hören, wie die unsere Sprache traktieren, lägen faule Eier und Matschtomaten auch griffbereit!

    ...lebte ich, bis auf einen einjährigen Aufenthlat in Berlin,...

    Beiträge in zahlreichen Anthologien, u.a. "Biblilothek deutschsprachiger Gedichte"... (da war wohl die Prinzessin Lilofee am Werk?)

    Kulturpreis des Kreises Minden-Lübecke für die Erzählung: „Eine Welt aus Dienstagen“ (eine Montagsentscheidung, wenn der Kreis dämlich genug war, den Kulturpreis jemandem zuzuschanzen, der bis heute nicht mal den Namen richtig zu schreiben weiß.)

    Durch ihre foto-journalistischen Auslandsaufenthalte [...] in den Jahren 1991 bis 1994, hatte sie zu dieser zentralen Lebensfrage Schlüsselerlebnisse, die sie endgültig zum Schreiben brachten.Quo vadis, deutscher Schriftsteller?

    ...veröffentlichte Reiseberichte, Hörbücher. Biografien, und Romane.

    Seit 75 Jahren schon unterwegs, davon 4ß Jahre schreibend, mich und meine Lebensgestalt begleitend, und noch immer damit beschäftigt, meine (Zwiebel-) Schalen abzuwerfen, um an den Kern der Dinge und mir selber heranzukommen. (Das kommt bei mich nicht vor.)

    Ihre erotischen Bücher handeln von dominanten Vampiren, romantischen erziehungsspielen in japan und krimihelden, die undurchschaubar und genauso unwiderstehlich sind. Eine spannende handlung liegt der Autorin ebenso am Herzen, wie ein starkes Knistern zwischen Held und Heldin... (genau, bei mir wird Knistern im Gegensatz zur handlung ganz groß geschrieben!)

    Daraufhin lebte sie ein halbes Jahr in Qingdao (China) um die chinesische Sprache zu studieren.

    ...und habe nach vielen Jahren Arbeit in der Grundschule begonnen Bücher zu veröffentlichen. (vielleicht in der Grundschule begonnen-e Bücher?)

    Die Geschichten sind teils fiktiv, teils verfremdet auf echten Fällen basierend. Letzte Veröffentlichzng: ...

    Schon als junge Barfrau in zwielichtigen Nachlokalen wurde... (Als älteres Semester studierte sie erst Wirt- und dann Nachbarschaft.)

    ... erscheint ein Psychothriller bei Egmont Lyx der wiederum in Frankreich spielt.Quo vadis, deutsche Schriftsteller?

    Herausgeber von Anthologien und mehrfach von Literaturzeitschriften.

    Seit 2005 schreibt er verstärkt für Erwachsene.

    Später Studium der Betriebswirtschaft und Volkswirschaft.

    Der Schwerpunkt ihres Schreibens sind realistische Jugendromane...

    ist zahlreiche Literatur- und Kompositionspreisträgerin...


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  • Wir hatten ja schon alle möglichen Exoten hier: Halsbandsittiche aus der Karibik, den Buntspecht Woody Woodpecker, Türkentauben... Blasierte Blaumeisen, hämische Häher und die Rasselbande der keckernden Elstern empfinde ich als "heimisch". Jetzt haben wir auch eine neue Eichhörnchenvariante statt der üblichen rostbraunen, die von den Zoologen unter "sciurus vulgaris" rubriziert ist. Ich will gern glauben, dass es Flüchtlinge sind, denn Frontaler Blicka) begnügen sie sich (jedenfalls für den Anfang) auch mit Eicheln, während die sonstigen Frühstücksgäste Eicheln und teils auch Bucheckern unbenagt in der Gegend rumschmeißen, als wollten sie damit andeuten, dass sie sie nicht für Lebensmittel halten, man kann auch Rugby damit spielen, und b) lassen sie (oder ist es nur eine/-r? oder verschiedene, der links wirkt schwärzer?) sich nicht gern identifizieren und sind verteufelt schnell auf und davon, weshalb ich bisher nur verwackelte Fotos machen konnte, selbst mit dem Papierfotoapparat, obwohl ich jetzt extra das Entwickeln, Abziehen und Co. im Drogeriemarkt abgewartet habe.Sciurus carolinensis Aber die Fotos sehen trotzdem echt "künstlerisch" aus (also wie gemalt?), meint meine Lebensabschnittsbevollmächtigte. Dieser Vertreter hört also auf den lateinischen Namen Carolinensis, stammt aus den Sümpfen im Süden der Vereinigten Staaten und sollte eigentlich grau sein, aber es gibt wohl auch dunklereSciurus carolinensis Varianten. Anfangs dachte ich, der Ärmste hätte sich wie die Schwarzschlümpfe mit einer Krankheit infiziert und müsse immerfort "Gnagn" schreien. Aber er blieb ganz still, führte sich allerdings ansonsten auf wie ein Pirat, denn er fing gleich mit den berühmten Balz-Verfolgungsjagden nach einer (vermutlich, falls er nicht homosexuell ist, was bekanntlich auch bei Tieren vorkommt) Einheimischen der rostbraunen Partei an. Sollte er (oder sie?) Erfolg haben, könnte das interessante rotschwarz gestreifte Mischlinge ergeben! Caroline - oder Karol - macht sich mit ihrem schwarzen Ganzkörperfell richtig nett Sciurus carolinensisneben der bunten Kürbisdeko. Und das da rechts gehört vielleicht schon zur Nachkommenschaft, oder?

    Apropos, als Eichhörnchenfan bin ich gegen das geplante Jagdverbot für Katzen in freier NRWildbahn! Diese Jäger werden doch sowieso andauernd diskriminiert, außer in Kloster Himmerod in der Eifel, wo ich letztes Wochenende eine Hubertusmesse mit anschließendem Hundesegen erlebte (Pferde wären vielleicht auch nicht weggeschickt worden, tauchten aber nicht auf). Diese Jäger kamen in teilweise recht seltsamer, esoterisch wirkender Gewandung, ein Rauschebart verfolgungsjagd_abwaertssah aus wie Gandalf der Grüne, andere wirkten mit ihren Tarnklamotten und Pudelmütze eher wie die Grenzkontrollbeamten der Unabhängigen Republik Donezk, denen man lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte. Die Hunde dagegen waren völlig harmlos, begrüßten sich nicht weniger freundlich als ihre Herrchen, wurden jedoch nach kurzem Händedruck der letzteren mit groben Scheltworten an kurzgefasster Leine auseinandergerissen! Wahrscheinlich sind daSciurus carolinensiss superteure Rassehunde mit entsprechendem Stammbaum, die sich auf keinen Fall mit irgendwelchen anderen und sei es noch so adligen Kötern paaren dürfen, weil ihr geschätzter Lebendwert rasant in den Keller geht bei Fehlkreuzung. Übrigens warteten eine Menge dieser Schützen gar nicht in, sondern vor der Kirche, und Hundebesitzer aus Nah und Fern kamen dazu. Drinnen trötete die Hubertus-Blechkapelle traurige und, wie man leider sagen muss, nicht immer harmonische Weisen, die kostümierten Bläser gesellten sich beim Mittagessen der Yoga-Damen (an deren Tisch ich saß, ohne den Kurs mitzumachen, deshalb konnte ich mir das Hubertusgebell ja auch anhören) in Trachtenloden dazu und stellten die Hörner solange auf den Kaminsims. Apropos Kaminsims, zu dem Kloster gehört auch ein sog. "Mühlenmuseum". Es beherbergt nicht nur die alte Mühle, das einzige, was angeblich aus der 880-jährigen Geschichte der Abtei noch original erhalten ist, mit dem bedrohlichen Mahlwerk und den ganzen Treibriemen (bei denen ich immer triebreimen muss) und irgendwelchen Schaltkästen, einem mittelalterlichen Elektromotor in einem alten Biedermeiersekretär eingesargt (Sekretär? wer schreibt denn heutzutage noch an einem Sekretär? ach, ich selbst! na dann...), sondern auch das einzige deutsche Email-Museum weit und breit. Email-Museum, Email-Museum? fuhr eine gegenübersitzende Tischgenossin dazwischen, die in Köln studiert hatte und jetzt irgendeinem vielleicht sozialpädagogischen Job im Saarland nachging. Na schön, anders ausgesprochen als ich es ihr erzählt hatte, ist da tatsächlich ein Email-Museum in dem verschlafenen Kloster-Wirtschaftsgebäude. Das soll aber demnächst raus, die Email-Kostbarkeiten werden anderswohin verlagert, weil das Kloster seine eigene Geschichte dokumentieren will, die jetzt unterm Dach angebracht ist, u. a. haben hier NS-Wehrmachtsoffiziere mit höchster Geheimhaltungsstufe mit einem Grundsatzpapier die Kasernierung, Uniformierung und Wiederbewaffnung ihres lieben deutschen Volkes vorbereitet, die Adenauer dann ja auch reibungslos - von den paar Ohnemicheln abgesehen, die immer noch glaubten, die Hand würde jedem abfallen, der noch mal ein Gewehr anfasst - mit den Alliierten durchgezogen hat.Napoleon on Ofentour Nur eine Schrecksekunde nach den tausend Jahren, dann gings wieder los: Hinlegenaufmarschmarsch, Eier schleifen, bis das Arschwasser kocht, Keksewichsen, car tel est notre plaisir! 2008 legten hier sogar 550 Rekruten ihren Eid ab, wobei sicherlich auch die Waffen, Maschinengewehre, Mörsergranaten, Streumunition und anderes christliches Werkzeug gesegnet wurden, wie das Jägerpack mit ihren Piffpaffpuffgewehren und Hundekötern. Darüber gibt es natürlich auch ein paar Informationen in der Ausstellung, selbst das Wort "umstritten" taucht da auf. Sciurus carolinensisWie dem auch sei, das Kloster hat eine interessante Geschichte, wurde in der Franzosenzeit säkularisiert und verkauft, ein Ehepaar wohnte jahrelang auf der Liegenschaft für ehemals 250 Zisterzienser (jede Nacht ein anderes Schlafzimmer?), ein Käufer wollte nur das Kupferdach abdecken, ein anderer nahm die dem Kloster gehörenden Weinberge in Beschlag, nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Gebäude auf Initiative eines bosnischen Trappistenordens, der sie 1919 kaufte (wenn ich alles richtig verstanden habe) restauriert bzw. neu aufgebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg die Kirche dazu (meiner bescheidenen Meinung nach hatte Heinrich Böll diese Abtei im Sinn, als er Billard um halbzehn schrieb, wo der Vater Fähmel sen. die Abtei aufbaut, sein Sohn als Sprengmeister sie zerstört und dritte sie wieder neu aufbaut).Ofenplatte mit der Hochzeit zu Kanaa Zurück zu Napoleon, das Museum bewahrt nämlich auch Ofenplatten auf, das sind diese schwarzen gußeisernen Wärmeleiter vor Kamin und Herdfeuer, in der Regel mit biblischen Szenen, Witwe mit Ölkrüglein musste ich mal recherchieren, weil ich das Bibelwort nicht verstand, Hochzeit zu Kanaa, und siehe da, es gab neben derartigen Motiven auch einen übers Alpenjoch galoppierenden Napoleon mit vier brennenden Bombenkugeln. Ob die vom katholischen Klerus auch gesegnet worden waren? Beispielsweise 1806, als der 15. August, Napoleonstag, auf Mariä Himmelfahrt fiel: Halb war es eine Parade, halb eine Prozession. Grün und bunt gestreut, Weihrauch, Pulverdampf, Pferdegetrappel und Infanteriemarsch; Bruderschaftsfahnen, Kreuze, dann goldene Adler, die Geistlichkeit, von Grenadieren und Dragonern eingefaßt, Pauken und Janitscharen-Musik, dann ‚Gegrüßet seist du Maria‘; Pfeifen und Trommeln, ‚Königin des Himmels bitt‘ für uns!‘ dazwischen Puff, Paff – die Kanonen und das Geläute, als wolle Köln untergehen! so beschrieb es Brendel, jüdische, dann protestantisch und katholisch gewordene Tochter Moses Mendelssohns, verheiratete Dorothea Schlegel. Aber diese Ofenplatte, in allen vier Ecken muss Bombe drin stecken, das wird sich wunderlich genug ausgenommen haben, und wer weiß, was die hier ansässige Landbevölkerung in der Restaurationszeit dachte,Zwergen-Wadnerpfad wenn das Kaminfeuer mit all den Holzscheiten flickerte, flackerte und knallend=knackte! Andererseits ist speziell diese Ofenplatte wie neu, so dass sie möglicherweise kurz vor 1812/13 gefertigt und dann doch diskret weggestellt wurde, als das große Andersrum der Metternich'schen Reaktionsära kam.

    Von den Tieren bin ich jetzt etwas abgeschwiffen, Sciurus carolinensisaber wie gesagt, die Vierbeiner vor der Kirche - weniger bedrohlich als die jugendbewegten Jägergreise in tannengrüner oder wahlweise violetter Toga - waren hauptsächlich amüsiert über den Zulauf ihrer Artgenossen und bellten fröhlich durcheinander, freuten sich schon auf die nächste Jagd auf streunende Hauskatzen (NRW-Waidmänner wollen schließlich nicht bei der Mützchenjagd enden wie die Südfranzosen des Daudet). Der Abteipfarrer trat hinaus (im Gästeprospekt bezeichnet er sich als den "Youngster" und hat eine interessante Brille, wirkte sympathisch wie all diese Klosterbrüder, die inzwischen übrigens keine Zisterzienser mehr sind, sondern Trappisten), Sciurus carolinensiswedelte ein paarmal mit der Hand und dann trötete wieder die Jägerkapelle, dass es ein Erbarmen war. Da das Kloster so alt ist und sich rühmt, noch eine Gründung des Hl. Benedikt himself gewesen zu sein, beginnt hinter der Mühle, an dem Garten mit der Herzhäuseltür vorbei, ein besonderer Lernpfad für Kapuzenzwerge. Sie müssen sich ein Herz fassen, wenn sie an der Klosterweide vorbeikommen, denn hinter dem Elektrozaun treffen sie niemand geringeren als den Teufel persönlich, der von den frommen Mönchen eingefangen und gebannt ist (ab und zu darf er an einem Stück Manna lecken, das sie ihm auf einen Pfahl genagelt haben). Von süßen Zottelhaaren lasse sich keiner täuschen, "Haare sind die Fiegenfallen des Teufels", sagt der Hl. Hieronymus, oder war es Tertullian? In meinem Referat über Frauen im Mittelalter stehts. Der Teufel tut einem natürlich leid, denn zwar ist sonst geräucherte Forelle (mit der wir am Freitag, dem Abend der Ankunft, bewirtet wurden) und schmackhaftes Graubrot die kulinarische Spezialität der Mönche, aber es ist absehbar, dass auch der Gehörnte in Kürze als Teufelsbraten in der Klosterkantine landet, wenn wieder mal ein Yogakurs oder eine Meditationsgruppe zum Thema "Ritus und Kult in moderner Zeit" oder eine Einkehrwoche von Bundeswehrsoldaten zu Tisch sitzt. Und dann wird er vermutlich scheibenweise von der heißen Ofenplatte serviert. Daher: Auf nach Himmerod, die Küche ist gut!

    Das ist Pluitos wilde verwegene Jagd...


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