• Heb do Charlie? Denn hebb' ick Glück

    Die Preisjury des Internationalen Schneemannbauwettbewerbs hat sich in diesem Frühjahr etwas besonderes ausgedacht: Finanziert von der Anwohnerintitiative Enckepark, wurde als Thema Der Islam und sein Prophet durch die heitere Lupe betrachtet ausgegeben. Den ersten Preis, ein aus dem Osmanischen Reich übriggebliebener Karton Türkisches Nougat, erhält, wer die weit und breit schönste Mohammedkarikatur im kristallinisch weißen Elemente ausführt. Und da sich die Karikaturen schon anderthalb Stündchen nach Errichtung in Halbgefrorenes verwandeln, gibt es auch gar keinen Grund, mit Massenvernichtungswaffeln gegen sie oder gar gegen ihre Schöpfer vorzugehen!Kopfbedeckungbelaemmert Für den dritten Preis (halblinks) wurde die migros-hintergründige Halbstarkengruppe Abu Sayyaf aus der Ostschweiz nominiert, die einem weißbandagierten Mullah den für religiös Verzückte typisch belämmerten, dämlich-seligen Gesichtsausdruck zu vermitteln wußte ("wächserer querer Jesusblick", wie es ein Romancier mal bei der Schilderung einer Nonne ausdrückte). Man beachte die rollenden Augen, für die zwei Zitronenhälften herhalten mussten. Den zweiten Preis (unten rechts) erhielten die I-Dötzchen aus der Lashkar-e-Taiba-Kindertagesstätte, deren Teilnehmer den gestikulierend predigenden Mohammed darstellten. Die Jury hob hier auch besonders die kreativ gestalteten Filzhaare hervor. Die rührige Behindertenwerkstatt Al Nusra hatte sich hingegen sehr viel Mühe gegeben, Mohammed (links außen) miHeb do Charlie? Denn hebb' ick GlückDer Dandy unter den Schneemännernt einer orientalen-typischen Schädel-Bedeckelung, dem traditionellen Fes (allerdings in schwarz und ohne goldene Quaste) auszustatten. Leider war dieser Kopfschmuck erst nach der Eroberung Konstantinopels Mitte des 15. Jhds. in Mode gekommen, über 800 Jahre nach dem Tod des Propheten, Gott segne ihn und schenke ihm Heil!, weshalb es diesmal leider nur für einen Trostpreis langte. Der Hauptpreis jedoch ging jedoch an .... tusch!!! the winner is: die Jugendorganisation von Da'ish, eines vorwiegend aus Ex-Militärs gegründeten Vereins für Nachbarschaftshilfe, der sich auch gern mal "IS" (is' diss? diss isses) oder  "ISIS" (vgl. Verschleierung), auch gern, um die Gebietsansprüche im Stadtviertel zu untermauern, "islamischer Staat im Irak und in Groß-Syrien" nennt. Ihr Abbild des Gottgesandten mit elegant geschlungener blauer Kufiya erinnert fast ein bißchen an den Stenz aus der gleichnamigen Serie, oder? Die Augen sind aus Walnüssen geformt, was angesichts der diesjährigen Zusammensetzung der Jury - mehrere Eichhörnchen darunter - schon an einen dreisten Bestechungsversuch grenzt! Gleichviel, dieser Mohammed wird als der Oscar Wilde unter den Propheten in die Geschichte des Schneemann-Wettbewerbs eingehen. Leider eine kurze Geschichte, denn schon setzt das Tauwetter ein, und die Jungs auf dem Siegerpodest mussten sich mit einem alkoholfreien Glas Nost zu einer vom Krummdolch geschrappten Portion Türkischen Honigs zufrieden geben.

    Ansonsten habe ich meinem prolligen, leicht randständigen Genossenschaftsstadtviertel wohl unrecht getan: Zwar hat es der neuerdings von mir mitbezahlte Schneeräumdienst nicht geschafft, auch nur den Bordstein zu räumen, aber Charlie kam immerhin doch bis Raderberg! Charlie ausverkauftDrei Hefte hatte der Kioskwart (Kioske sind ja auch eine Erfindung der Muslime, wir kennen sie seit der Belagerung von Wien) gleich bestellt, als wir nachfragten, kriegte sie aber nicht letzten Mittwoch, sondern erst gestern und - sie waren sofort ausverkauft. Im Hauptbahnhof hatten sich schon vorige Woche erschütternde Szenen abgespielt: DivertissementschenHunderte von Leuten in der Schlange, wie sonst nur, wenn es überteuerte Karten für die Stunksitzung gibt - Bruder kämpft gegen Bruder, Söhne verkaufen ihre Väter - und es gab ganze ZWEI Exemplare. Meine Lebensabschnittsbevollmächtigte konnte gerade ein Exemplar erhaschen, ein zweites schnappte ihr eine andere Kundin im Zeitschriftenladen in der Südstadt weg, die überhaupt noch nicht dran war und sich erst gar nicht dafür interessiert hatte... Aber sie hat ja auch als einzige Person, die ich kenne, neulich einen Karnevalsorden bekommen! Wir gingen nicht in die Stunksitzung, sondern konnten ganz regulär vor ein-zwei Wochen Karten für das Divertissementschen bekommen, auch "Zillschen" genannt (von "Verzäll", Erzählung), diesmal zum Thema "Diva im Opernsänger-Altersheim"), da treten der Kölner Männergesangverein und die Bühnenarbeiter der Stadt Köln als Damen verkleidet, darunter übrigens auch solche mit Migrationshintergrund, mit Ballettschuhen und Tütü in Erscheinung. Ich habe das Schlussbild abgelichtet, leider ist nicht viel drauf zu erkennen, anschließend fotografierte ich noch das Ausverkauft-Schild (als hätte es da hunderttausend Exemplare gegeben!): es hing seit 21.1., 6.00 am Bahnhofs-Zeitschriftenhandel zwischen treffenden Schlagzeilen im Rentnerblatt ZEIT ("Wofür wir kämpfen müssen") und im liberal-academics-Nachwuchsorgan LEO ("Wieviel Ordnung muss sein?").

    Immerhin hatte sich die Sympathie für das satirische Blatt und seine grausam ermordeten Zeichner, Lektoren und Mitarbeiter schon in der Woche des Attentats bis hierher herumgesprochen, denn in der Nachbarschaft hatte jemand mit Goldlack eine derzeit unbenutzte, weiß abgeklebte Litfaßsäule zur Solidaritätsbekundung besprüht, im Gedenken hoffentlich auch an die hingerichteten Polizisten und die Besucher des koscheren Supermarkts. Besonders gut gefällt mir das Herzchen mit dem Ausrufezeichen, das hat so etwas Entschlossenes, fast Militantes wie der Bleistift, der auf dem Hebdo-Karnevalswagen in die Gewehrmündung gestopft wird. Heb do Charlie? Denn hebb' ick GlückIch finde es ja faszinierend, wenn ausgerechnet hier in dem ödesten Viertel am Stadtrand so ein Spruch auftaucht, während Zehntausende (angeblich) in Tadschikistan gegen die neue Ausgabe von Charlie Hebdo protestieren (das dortige Pressegrosso dürfte mafiös gut organisiert sein) und tödliche Vergeltung fordern, weil nicht alle an denselben Quark glauben, den man ihnen nach Entnahme des Hirns hinter die Stirn gefüllt hat. Es ist doch ein Zeichen übler Schwäche einer Religion, wenn sich deren Anhänger mehr dafür interessieren, ob sich in tausend Kilometern Entfernung jemand über ihre Religion lustig macht. Wie kann eine Karikatur, und dazu noch so eine schöne, versöhnliche wie die auf dem neuen Charlie-Hebdo-Cover, einen "im Glauben gefestigten" Charakter beleidigen? Charlie-SprühherzDas müssen ja sehr wankelmütige Jünger sein, die sich von so etwas behelligen lassen. Mein Eindruck als Glövenix: die Christen sind stärker, sie haben gemerkt, dass es so nicht geht, und ihre Ansprüche aufs Alleinseligmachen in den letzten Jahrzehnten etwas zurückgeschraubt. Allerdings sind sie ja in ihrer unerschütterlichen institutionellen Machtstellung hierzulande nicht bedroht, das sind aber die nicht ganz ohnmächtigen Imame ebensowenig ("'Islamkonferenz"!). Alle möglichen Idiotenclubs samt Anführern und Einpeitschern werden fraglos als notwendig und staatserhaltend geadelt, was ich gar nicht begreifen kann, da kann man doch auch Nudistenvereine und Cosplay-Kostümierte mit dem Segen staatlichen Kirchensteuereinzugs, Subventionen und Sonderrechten fördern. Die allerstärksten aber, das sei euch Frömmlern zugerufen, sind die über alles erhabenen Atheisten. Über die dürfen sich nämlich alle anderen lustig machen, wie neulich ein Faz-Kommentator schrieb, die könne man ja nicht verletzen, denen sei gar nichts heilig. Na, wenn dieser Schreiberling das genau weiß...! Aber eins weiß ich, meine Interessen und Vorlieben, meinentwegen "Heiligtümer" sind so beschaffen, dass es mir am Allerwertsten vorbeigeht, wie die strohdoofe Nachbarin im 2. Stock oben links davon denkt; nichts könnte mir gleichgültiger sein als die Entdeckung eines Stammes in Papua-Neuguinea, der meine "Propheten" veralbert, oder die Überlegung, man könne sich in Witzblättern z. B. kanadischer Eskimos Matjes Carpacciogourmets über mich bzw. meine religiösen Gefühle schlapplachen.

     


  • Commentaires

    1
    Vendredi 30 Janvier 2015 à 00:48

    Eskimos!! Er hat "Eskimos" gesagt! Rollt ihn in Schnee und stopft ihm einen rohen Fisch zwischen die Zähne, dem Ketzer!

    2
    Vendredi 30 Janvier 2015 à 05:50

    äh... Sinuit und Roma? Smilla? oder Sushi Ninja?

    3
    Vendredi 30 Janvier 2015 à 11:19

    Sinuit ist gut, das musste mal erfunden werden. Ein Wort für alle und keiner fühlt sich ausgegrenzt. Sinti, Ninjas, Inuit, Senile, Sunniten, Stalagtiten, Stalagmiten, Staliniten, Nieten aller Länder....

    Gestern kam meine neue Titanic an und war bereits Opfer der salafistischen Weltverschwörung geworden. Komplett durchgeweicht, Mohamed war auf dem Titelwimmelbild nicht zu erkennen, weil alle Zeichnungen abgewaschen waren. Zum Glück ist die Zeitschrift nicht so rar wie Charlie, ich soll heute ein neues Exemplar im Umschlag bekommen.

    4
    Vendredi 30 Janvier 2015 à 11:22

    Matjesgourmets? Sind das nicht doch die Sinuiederländer?

    5
    Vendredi 30 Janvier 2015 à 11:50
    Montagnais ayassimew="Micmac"
    Plains Cree ayaskimew="Eskimo"
    Attikamek Cree ashkimew="Eskimo"
    North Shore Montagnais kachikushu or kachekweshu="Eskimo"
       "not analysable but explained by speakers as meaning 'eater of
       raw meat'"
    Ojibwa eshkipot="Eskimo" (literally "one who who eats raw")
    Algonquin Eastern Ojibwa ashkipok="Eskimo" (literally "raw
       eaters")
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    6
    Vendredi 30 Janvier 2015 à 12:14

    Ich weiß, in unseren Breiten gelten Verspeiser von rohem Fleisch als Gourmets. Zählt es denn noch als roh, wenn man seinen Fisch ewig in Essig einlegt? Außerdem, wenn man das Kind beim Namen nennt, fällt es garantiert in den Brunnen. Also immer schön drumherumeiern. Beste Beleidigung, die ich je gehört habe: Ein Studierender mit ungewissem Migrationshintergrund rang nach Worten, um eine türkische Studierende, die ihm geistig, verbal und in der Tonhöhe überlegen war, in ihre Schranken zu weisen. Dabei fiel ihm diese endgültige Beschimpfung ein: "Du, du, du Frau!"

    Meine neue Titanic ist trocken angekommen, da hat der Kalif von Bocholt wohl geschlafen.

     



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