• Geldsegen zu Neujahr

    Wunderkerze im KüchenbalkonkastenEigentlich konnte ich den Geldsegen gar nicht brauchen, der mein Konto am Tag vor Jahresschluss zum Platzen brachte - steuer- bzw. vorsorgemaßnahmen-technisch wäre es ein paar Tage später willkommener gewesen, weil ich 2017 zuwenig ausgegeben und "zuviel" verdient, aber 2018 voraussichtlich weitgehend Ebbe in der Kasse habe. Ich muss nämlich in jedem Kalenderjahr ein gewisses Minimum verdienen, kann das aber nicht in "Vortrag" nehmen, wie der Fiskalbeamte sich ausdrückt. Angedroht war mir die Einnahme im Sommer, als die erste Tantiemenzahlung der VG Wort eintraf, auch schon ganz nett, aber wer glaubt schon noch an das Wunder des Eintreffens von Versprechungen? Bierflasche auf ParkbankDie Autoren-GEMA hat noch eine Nachzahlung ergehen lassen, ansehnlich sogar. und wir konnten zu Sylvester ausnahmsweise mal den Champagner aus den Hirnschalen darbender Verleger trinken (statt wie sonst umgekehrt, was Arno Schmidt Ernst Rowohlt vorhielt). Die bekamen nämlich bisher einen Löwenanteil von den Lämmern, ihren Autoren, geschenkt. Die Urhebertantiemen-Verwertungsgesellschaft darf nunmehr, nach einem von einem Querulanten erstrittenen BGH-Urteil, kein Geld mehr an die Verleger auszahlen, da sie nun mal keine Urheber sind. Das Geld, das sie durch Bücherverkäufe einnehmen, muss ja erstmal durch Ausdenken und Niederschreiben der Bücher, Texte usw. usf. erwirtschaftet werden. Komischerweise stehen wir Autoren am Anfang der literarischen Wertschöpfungskette, aber ganz am Ende der Verdienstskala, und das, wovon so mancher in seiner blühenden Jugend produktive Autor jenseits der Pensionsgrenze leben muss, - während nicht selten die "großen Verlegergestalten" einen Prachtbau nach dem anderen in die Innenstädte setzen, von ihren Villen (Rowohlt!) auf Sylt ganz abgesehen - kannst du in einem ganz kleinen Portemonnaie aufbewahren, wenn's nicht längst aufgezehrt ist. Und während des Verlegers Erben oder Enkel sich ein flottes Leben machen und ihren Kindern und deren Enkeln die Villen vererben, kriegen Enkelkinder der Kinder der Autoren - NICHTS, denn das Urheberrecht, das jene erwirtschaftet haben, erlischt 70 Jahre nach ihrem Ableben (hähä, weg ist weg!). Im Gegensatz zu allem anderen Eigentum auf Erden wird das der Dichter und Autoren "gemeinfrei". Die 1948 gestorbenen sind so viele nicht, da zuvor die anständigeren ihrer berühmteren Kollegen im Krieg krepiert, im Exil verhungert oder im KZ ermordet worden waren. Na, Schwamm drüber, ich habe mich jedenfalls nicht überreden lassen, einen Revers zu unterschreiben, der die Hälfte meiner mickerigen VG Wort-Einnahmen Verlegern überlässt, von denen ich keinen kenne. Die, für die ich arbeitete, haben genug an mir verdient und mich mit Peanuts-Honoraren abgespeist, wenn sie nicht ganz aufs Zahlen verzichteten oder von mir Druckkostenzuschüsse oder die Abnahme der halben Auflage verlangten. Ein Verleger zahlte mich mit symbolischen Beträgen, zu denen ich Bücher aus seinem Sortiment entnehmen durfte, aber keine Freiexemplare meines eigenen Werks, und schon gar keine aktuellen Sachen aus dem laufenden Verlagsprogramm, nur jahrealte Hündchen.

    RheinschiffWie auch immer, kurz nach Weihnachten hatte ich einen Traum, bei dem ich an einer Tagung teilnahm. wo ich nicht referieren musste. Sie fand mehr oder minder im Freien und in eine Art Stuhlkreis statt. Stuhl, haha, ihr ahnt, worauf es hinausläuft! Da suchte ich verzweifelt nach einer Toilette und die stand tatsächlich auch im Freien, ohne Häuschen drumherum, allen einsehbar, die am Colloquium teilnahmen. Das Klopapier war auch seltsam, so eine Art transparentes Knisterpapier, das man in riesigen Vierecken abreissen musste.  War mir das peinlich, vor aller Augen auf dem Lokus zu sitzen! und ich hatte dermaßen lange an dem Geschäft zu tun - nicht wg. Verstopfung infolge Käsefondue, das nicht, sondern es war einfach die schiere Masse des von mir Ausgedrückten - dass ich die Pause überdehnte und das Vortragsprogramm ohne mich weiterging. Das war natürlich noch peinlicher, weil die anderen Referent-/innen gewahr wurden, dass mir die körpereigene Peristaltik ein dringenderes Anliegen war als die Würdigung ihrer wissenschaftlichen Leistungen. Ich sah schon die vorwurfsvollen Mienen und - erwachte. Nun sind sich ja von Artemidoros bis S. Freud alle Traumdeuter einig, wenn man im Traum - äh - mit Exkrementen zu tun hat, bedeutet das, es sei in nächster Zeit reicher Geldsegen zu erwarten. Graffito in Überlingen, August 2918Zumal ich den Traum in den "Rauhnächten" hatte, was meine Lebensabschnittsliebste für besonders traumverwirklichungskräftig hielt. Aber wie erkläre ich mir den Traum von heute nacht, 2. auf 3. Januar? Ich hatte irgendeine Krankheit, eine Lähmung, konnte das Bein nicht bewegen und lag in einem Krankenzimmer, in einer (mir fremden) Wohnung, glaube ich, darnieder, da kam eine junge Frau und gab mir Kleingeld, das sie aus Mitleid für mich gesammelt hatte. Ich war erst irritiert, freute mich aber, schließlich habe ich keine Krankenhaustagegeld-Versicherung (zwanzig Jahre lang nie Gebrauch davon gemacht und nahm eine Beitragserhöhung zum Anlaß, sie zu kündigen). Dann besah ich die Münzen, ein paar Groschen und zwei Zwei-Euro-Stücke, das eine kam aus Frankreich, es zeigte eine Guillotine und Olympe de Gouges auf der Verso-Seite! Das andere war eine deutsche Münze, mit einem "Ernst von Wied", das soll ein äußerlich ziemlich beleibter Refomator gewesen sein, der an seinem Schreibtisch sitzend mit Federkiel und so weiter gezeigt wurde. Ich erzählte dann der jungen Frau, wer Olympe de Gouges war, die sei (so glaubte ich im Traum) eine ziemlich radikale Jakobinerin gewesen, dann aber selber auf dem Schaffott gestorben - diesen Herrn von Wied aber kennte ich nicht. Traumdeuter, aufgepasst! Was ist davon zu halten? Erst träume ich so, dass ich mir Hoffnung auf Reibach machen kann, und muss dann leider vier, fünf Tage später das Gegenteil träumen und - deshalb serviert mir dieses neue Jahr noch jede Menge Sch...???


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  • Commentaires

    1
    Mercredi 3 Janvier 2018 à 16:08

    Sch... wie Scheine oder Schnöder Mammon meintest du gewiss. Zwar weiß ich nichts von Traumdeutung, das Büchlein von Freud steht zwar im Regal, wurde aber vor Jahrzehnten gelesen und vergessen. Immerhin, an den Geldscheißer konnte ich mich noch erinnern. Aber ich habe ja jetzt den Führer durch alle möglichen Aberglauben, und der sagt auch so einiges über Geld.

    Am besten ziehst du dir ein nagelneues Kleidungsstück an und steckst dir eine Münze in die Tasche. Auch eine verbogene oder durchlöcherte Münze in der Tasche (die muss nicht neu sein) hilft. Und am besten wäre eine Münze aus deinem Geburtsjahr. Von einer Münze mit Guillotine steht da nichts, die dürfte wohl auch schwer zu finden sein.

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