• Eulen und Meerkatzen

    Soviel ich weiß, hat Eulenspiegel mal für einen Bäcker gearbeitet und statt der Brote oder Lebkuchen oder was immer er da backen sollte, Eulen und Meerkatzen gebacken. Der Grund war, dass der Bäcker auf die Frage, was er denn backen solle, etwas unwirsch geantwortet haben soll, Eulen und Meerkatzen halt. So eine Redensart wie Äppelschalen, was anderes können sie nicht rausgeben und "nachts ist es kälter als draußen, dann holen wir eben das Haus rein". Und im Wörtlichnehmen von Redensarten erschöpft sich eigentlich das gesamte komische Repertoire von Eulenspiegel, wenn man die Furzwitze und die koprophilen Geschichten mal beiseite lässt.

    Eulen und Meerkatzen

    Nun fand ich aber überraschenderweise eine Annonce, die am 16. Oktober 1861 in der Berliner National-Zeitung erschienen ist. Da vermisst einer seine Meerkatze, die ein "schlechtes Gesicht", "graue Augen" und "hübsche Füße" habe - Eigenschaften, die, von den Füßen mal abgesehen (die eigentlich wie am unpassenden Ort angeschraubte Hände aussehen), auf das gleichnamige Wikipedia-Tier zutreffen könnten.Animal forms; a second book of zoology (1902) (17574129674) Aber wie soll ich das verstehen? Hat da jemand seinen Privatzoo gehalten, mitten in Berlin? Natürlich ist in Adelskreisen, die bevorzugt plattgefahrene Raubvögel und backenblasende Leuen in ihrem Wappen führen, mit allem Möglichen zu rechnen. Immerhin gab es in Berlin ja auch einen Bärenzwinger und eine Pfaueninsel. Also gut, nehmen wir an, dem ist wirklich die Meerkatze entlaufen und das ist kein eindeutig-zweideutiges Angebot wie manches, das in der Curiosa-Abteilung eines Zeitungskonvoluts eines mir wohlbekannten Sammlers zu finden ist. Diese curiosa werde ich voraussichtlich zum Adventskalender machen, es sind so viele, dass es sich lohnt, die besten rauszusuchen.


  • Commentaires

    1
    Samedi 27 Octobre 2018 à 23:28

    Ich finde es nicht so erstaunlich, sich eine Meerkatze zu halten, viele Leute haben ja sogar Hunde, was definitiv weniger Sinn macht. Aber die Beschreibung ist nicht so richtig steckbrieftauglich, daher denke ich, dass die Meerkatze wahrscheinlich für etwas anderes steht. Sehr hübsche Füße, das klingt doch erotisch.  

    https://www.museum-joanneum.at/blog/vom-schwein-und-der-meerkatze-bei-albrecht-duerer-wunder-tier-teil-10/

     

      • Dimanche 28 Octobre 2018 à 09:17

        "Ein schlechtes Gesicht haben", nach Adelung, Grammatisch-kritisches Wörtberuch der hochdeutschen Mundart (1796): "Ein gutes, ein scharfes, ein schwaches, ein schlechtes Gesicht haben. Ein kurzes Gesicht haben, die Gegenstände nur in der Nähe deutlich erkennen können. Sein Gesicht verlieren. Um sein Gesicht kommen. Das Gesicht ist ihm vergangen..."  Allerdings gibt es auch Affen, die Brillen tragen, nach Karl Heinrich Ludwig Pölitz, Elementarbuch des Wissenswürdigsten und Unentbehrlichsten aus der teutschen Sprache, für den Schul- und Privatunterricht, 2. Aufl., Halle 1831: "Außerdem kann man zur Gattung der grimmassirenden Affen noch die Brillenaffen zählen, worunter ich diejenigen verstehe, welche, ungeachtet ihres guten Gesichts, stets eine Brille auf der Schnauze tragen."



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