• ...d'une perruche la paluche ergonome...

    Heute vormittag konnte meine Lebensabschnittspartnerin ausnahmsweise den hiesigen Zoo ebenfalls sehen, und die aktuellen Fotos lasse ich jetzt auch mal hier. Einen abendfüllenden Papageienfilm habe ich tagsüber gedreht, den muss ich aber noch bearbeiten. - Inzwischen ist das schon Routine, morgens liegt mindestens eine Nuss auf die Fensterbank, Eichhörnchen im FliederEichhörnchen im Baumund wenn die Sonne einigermaßen scheint, kommen nacheinander die Meisen, die sich um Knödel und Körnerhäuser herumtreiben, dann besuchen mich die drei bis vier  Mitglieder der Eichkatzenfamilie Sittich im Fliederund holen sich, was ich ihnen einzeln hinlege, wobei sie sehr wählerisch sind und Erdnüsse sowie andere kugelförmige Sachen wie Radieschen oder Quittenkerne liegenlassen. Die Erdnüsse sind aber hinterher auch verschwunden, die lassen wohl die Halsbandsittiche mitgehen (wenn es nicht die Elstern waren), dann fallen die Sittiche über die Knödel her. Alles fotografisch in meinem Archiv dokumentiert, in Deutschland sollen lt. Wikipedia nur 7500 unterwegs sein, davon habe ich mit ca. zwölfen hier viele - und das, was diese etwas tumben und wenigstens in Bezug auf Tischmanieren ungesittichten Vögel aus dem Schnabel fallen lassen, holt sich anschließend das Rotkehlchen aus dem Kerbel.

    Nachdem wir ein paar Tage die Morgenzeitung vermissen mussten, weil sich der Zusteller nicht blicken ließ, kam das Blatt heute wieder pünktlich. Man muss dann jedesmal so eine Servicenummer anrufen und diverse Sprüchlein aufsagen... ja, der Briefkasten sei vor dem haus angebracht... nein, die Zeitung ragt nicht aus der Klappe heraus... außerdem liest hier außer uns bürgerlichen Qualitätsjournalismus... Arbeiterviertel und so... ja, die Zeitung soll nachgeliefert werden usw. usf., Eichhörnchen wählerischSittich turnt an der Futterstellemit Glück bringt der Kurier des Zaren im Lauf des Tages noch die aktuelle Ausgabe - hat man Pech und muss zB. am Freitagnachmittag nochmal bei dem Abo-Service anrufen, weil auch der "Kurierfahrer" nicht gekommen ist, kriegt man die Zeitung  fünf Tage später, denn in die Post geht sie nach 17.00, kann also anderntags nicht mehr kommen, und Montags wird hier keine Post mehr ausgetragen (oder nur noch, wenn dem Briefträger danach ist, ich habe neulich an einem Montag wieder auch normale Deutsche Post-Sendungen bekommen). So habe ich heute zwei Zeitungen zum Lesen, aus der ersten las ich heute früh schon das Fernsehprogramm und stellte fest, was bei VOX so läuft, die Titel der einzelnen Sendungen, Ratgeber, Quiz & Doku-Soaps, wirkten seltsam rhythmisch und sinnreich angelegt, wie geheime Illuminatenbotschaft oder indianische Geister-Beschwörungsrituale oder moderne Poesie à la Ernst Jandl. Hier ist er, der abgeschlossene Roman:

    8.40
    Verklag mich doch!
    9.45
    Hilf mir doch!
    10.55
    Mieten, kaufen, wohnen
    12.00
    Wer weiß, wer weiß es nicht?
    13.00
    Verklag mich doch!
    15.00
    Shopping Queen
    16.00
    4 Hochzeiten und eine Traumreise
    17.00
    Mieten, kaufen, wohnen
    19.00
    Das perfekte Dinner - Das Weihnachtsmenü
    20.00
    Prominent!
    20.15
    Danielas Hochzeitsgeheimnis
    22.15
    Goodbye Deutschland! Die Auswanderer

    Leider, auch wenn sie noch so verfressen sind, lassen sich die Halsbandsittiche nicht einmal darauf ein, auch nur ein winziges Wörtchen wie "Lora" von mir zu lernen, "sie kreischen zwar manchmal wie Kinder, die nicht zur Blockflötenstunde gehen wollen, aber das Sprachvermögen ist noch sehr unausgebildet. Wenn ich sie erst mit Erdnüssen kirre gemacht habe, bringe ich ihnen bei, das Tagesfernsehprogramm von VOX aufzusagen, damit sie ab und zu geheimnisvoll Fassade an der Annostraße"Wer weiß es, wer weiß es nicht?" in den Hof rufen und dann wieder, vor allem wenn die eine Nachbarin vorbeigeht, "Verklag mich doch!" - Einen Kormoran - das schwarze Schaf unter den weißen Möwen - haben wir neulich auch gesehen, am Rheinufer, der sich aufmerksam umblickte, aber uns gar nicht zur Kenntnis nahm. Und allerlei Metalliges habe ich am Rheinufer fotografiert. Noch am selben Abend haben wir in der katholischen Kirche in der Nähe einem Blockflötenkonzert beiwohnen können, da kamen jede Menge Kiddies zusammen, sehr diszipliniert, drei schöne gutgewachsene ältere Mädels waren die Virtuosi und Solisten, ein Knabel hämmerte auf dem Glockenspiel: sie kamen aus allen Vierteln der Stadt, um dieses Adventskonzert zu geben, und pfiffen was das Zeug hielt, gottlob waren auch manchmal bassige Borduntöne eines kastenförmigen Blasinstruments unterlegt, das wohl als Behelfsorgel diente und den Wohlklang erheblich steigerte, denn mal ehrlich gesagt, ich mag Blockflöte gern und verehre Frans Brüggen und Sigiswald Keuken,Kormoran am Rheinufer aber ab einer bestimmten Dauer ist der Ton doch nicht auszuhalten und die in das speicheldurchtränkte Blasrohr kriechende Kirchenraumkühle sorgt für Verstimmung erst des Instrumentes, dann der Zuhörerschaft. - Im schönen Abendlicht kehrten wir nach Hause zurück und erfreuten uns des Sonntagsbratens, der inzwischen im Römertopf gegart hatte, und nichts war an- oder gar ausgebrannt, wie ich in meiner ständigen Panik schon befürchtet hatte.

    Außerdem las ich in der heutigen Zeitung von einem Aufruf, den die Schriftstellerin Juli Zeh (ist das nicht eher doch ein Pseudonym, sie will wohl nicht mit Befestigungsring am RheinuferKlarnamen in die Literaturgeschichte eingehen, warum nicht, dafür hab ich Verständnis, die Privatsphäre gönne ich ihr) mit ihrem Co-Autor "Juri Trojanow" - die TITANIC meinte schon, das klingt wie ein russisches Computer-Störerprogramm, aber der Mann ist Bulgare, ich musste bei dem Namen an einen Serienspion meiner Jugend denken, mir fiel auch gleich ein, wer, stimmt alles überein, nur Vor- und Nachnamen sind anders: Ilja Kuryakin, der in den 50er Jahren zusammen mit einem gewissen "Napoleon Solo" (auch nicht besser ausgedacht als "Juli Zeh") im deutschen Vorabendprogramm herumermittelte. Überhaupt die Serien: Yancy Derringer zum Beispiel, immer wie aus dem Ei gepellt und die Pistole mit perlmutternem Knauf, wer kennt noch die seltsamen Abenteuer des Hiram Holliday oder seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger? Emma Peel und John Steed, "The Avengers", haben es ja zu diversen Neuausstrahlungen geschafft, wohl wegen ihrer poppigen Ausstattung & Kledage, ebenso meine absolute Lieblingsserie "Nummer 6", der Spion, den seine eigenen Leute im englischen Feriendorf gefangen halten, lief früher als Alternative zu den Olympia-Livesendungen. Ganz früh hab ich Erinnerungen an die Serie "Anwalt der Gerechtigkeit", von dem ich immer dachte, der hieße "Am Wald der Gerechtigkeit", bis mein Bruder den Irrtum korrigierte. Das hätte ich viel poetischer gefunden! Es gibt jetzt übrigens eine Internetseite, wo man das uralt-Programm der beiden deutschen Fernseh- und diverser Radioanstalten nachlesen kann.

    In dem Interview wird Juli Zeh u. a. darauf aufmerksam gemacht: "Die Absender des Aufrufs sind klar, Ankerplatz am Rheinuferaber der Adressat bleibt im Vagen", und die Antwort darauf ist die kürzeste, die man sich denken kann: "Es gibt keinen." Und später fügt sie hinzu: "Wir erwarten nicht, dass etwas Messbares passiert", und stellt überdem fest: "Im Grundgesetz stehen diese Grundrechte auch." - Aha? dann könnte man doch als Alternative eine Petition an den Deutschen Bundestag richten und dem mal freundlich "Alles Gute!" wünschen, einfach so zwischendurch, zur Ermutigung und gerade jetzt, wo sich die satte Groko-Mehrheit anschickt, jede Abstimmung zur Abnickung zu machen bzw. jede Debatte zu einem fröhlich-einvernehmlichen Hin- und Herspielen der Bälle zwischen Partnern. Zu den Unterzeichnern (560 Schriftsteller) gehören wohl auch 5 Nobelpreisträger.Abflussrinne am Rheinufer "Ein Mensch unter Beobachtung ist niemals frei, und eine Gesellschaft unter ständiger Beobachtung ist keine Demokratie mehr", das haben diese Autoren also unterschrieben, aber: Moment mal, ist es nicht Berufsalltag von Schriftstellern, die Gesellschaft zu beobachten, und beobachten sie selber denn niemals andere Menschen, um sie, z. B., in ihren Romanen zu schildern? "Alle Menschen haben das Recht, in ihren Gedanken und Privaträumen", ich dachte erst, da fehlt ein t bei den "Privatträumen", aber sie meinen wohl die vier Wände, "in ihren Briefen und Gesprächen frei und unbeobachtet zu bleiben" - aber wer ist es denn, der seinen Bekanntenkreis verwurstet in Dramen, Romanen, Gedichten, wer hat gesagt, "Bücher sind dicke Briefe an Freunde"? Maxim Biller, ick hör' dir trapsen, da hieß es noch, im Hinblick auf personenbezogene Daten über die Brüste von "Esra", der Freundin des Ich-Erzählers bzw. Autors, "es wäre der Bankrott der Kunstfreiheit, wenn künftig jeder, der sich in einem Werk der Fiktion wiederzuerkennen glaubte, auf Schadensersatz klagte", auch das haben über 100 Autoren unterschrieben. Wie denn nun? Wer verkauft denn seinen Vorlass ins Marbacher Literaturarchiv, damit andere später darin herumschnüffeln und Briefwechsel zwischen Hinz und Kunz edieren können und wiederum fruchtlose Dissertationen entstehen und Tagungen über "Briefnetzwerke" stattfinden und teure Autographen verauktioniert werden können!? Die Zahl der Bücher ist Legion, die auf Titel hören wie "Gespräche mit..." (für die drei Pünktchen kann man ein Autorenlexikon von A bis Z einsetzen). Trojanow selber zitiert im Interview wörtlich (!) aus Absagen einzelner Kollegen, haben die das autorisiert? Namentlich genannt sind aber nur die Unterschriftsteller, die Adabeis, wie sie der Wiener nennt ("he stonn die, die immer he stonn", sagt man im Rheinland) - die Unvermeidlichen, "die Absender des Aufrufs sind klar" - Prominent! - , philosophierende TV-Talkshowmoderatoren und ihre Dauergäste, die Töchter eines Gruppe-47-Autors, der selber nicht dabei ist, der Politiker Daniel Cohn-Bendit, Verfasser von Wahldampfparolen und (rein fiktiven) Erinnerungen an Kita-Fummeleien, Vortragsrednerin Carolin Emcke, die mit dem Patenonkel bei der Deutschen Bank, der von Terroristen ermordet wurde (Daniel Kehlmann, unzweifelhaft ein Autor, aber er hätte auch gut und gerne, wie Dalì über Kandinsky sagte, "Fabrikant von Spazierstöcken mit silbernem Knauf" werden können, wurde unter Österreichern einsortiert). Für Kleindichter, Verbandsheinis und on-demand-SelbstverlagssellerTrümmerberge in Raderberg ist die Protestliste jetzt auch geöffnet, fast 20.000 bekennen sich mittlerweile zu der Botschaft, "dass jeder Bürger das Recht haben muss, mitzuentscheiden" (man beachte die Vorsilbe), "in welchem Ausmaß seine persönlichen Daten gesammelt, gespeichert und verarbeitet werden", dann werden noch die Konzerne aufgerufen, diese "Rechte" (jetzt sind's mehrere, Plural, als Schriftsteller sollte man allerdings "Recht" und "Rechte" auseinanderhalten können, wie ja auch "Freiheiten" keine "Freiheit" sind) zu respektieren, die Bürger, sie zu verteidigen, und die Vereinten Nationen werden aufgerufen, eine nicht mit Formulierungshilfen konkretisierte, undefinierbar-uferlose, aber immerhin bereits "verbindliche Internationale Konvention der digitalen Rechte zu verabschieden" und wiederum weltweit "alle Regierungen..., diese Konvention", die dichterisch-fiktive nämlich, weil sie ja noch gar nicht existiert, nicht mal im Ansatz, gefälligst "anzuerkennen und einzuhalten". Das perfekte Dinner - das Weihnachtsmenü. Goodbye Deutschland! Verklag mich doch!

    Ist alles lieb und klasse, aber wirklich nicht viel Kontroverses dran an der Sache, damit wird man mühelos Feuilleton-Titelgeschichte und dreimal 20.000 Unterschriftchen (d.h. e-Mail-Adressen!) sammeln und manche geben beim Anklicken im Eingabefeld als Motiv an, man sei "gegen brave new world", "gegen Big Data" bzw. führe, wie T. C. Boyle den Initiatoren schrieb, "den Kampf gegen die Maschine". Na, denn: Auf in den Kampf! und schleunigst auch unterschreiben! Friede sei in allen Landen, verstanden? oder seid ihr etwa gegen das Gute und für das Böse??? Wer weiß es, wer weiß es nicht? 


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