• Brückentage

    Mein Gott, die Merkel nu wieder? Halsbandsittich am FutterhausIn ihrer Neujahrsansprache, die einen Tag vor Neujahr ab ca. 19.00 auf allen Kanälen kommt, hat sie so lustig-listig immer von der Seite geblinzelt, das wär als solches ja nicht schlimm, aber was da aus ihrem Mund purzelte, war eine solche Ansammlung von Platütiden, dass es ihr sog. "Ziehvater" H. Kohl auch nicht besser hätte faseln können. Und was hatte sie da für ein Kleid an, grünlich wie aus einer Satin-Gardine geschneidert, die sich Thomas Mann für die Buddenbrooks ausgedacht hat. Den Schreibtisch immer penibel aufgeräumt und daneben Flaggen von EU und Germany, seltsam, als wenn sie sich zwischendurch als Miss World in dieselben wickeln will. - Zwischendurch konnte ich den Eindruck nicht abweisen, Zwei Liebesschlösser ineinanderdass sie den deutschen Pöbel instinktiv hasst, ebenso wie ihre Rolle, die sie zwingt, alljährlich diesen rituellen und seriellen Schwachsinn abzusondern, denn: ihre Politik erklären, motivieren, um Verständnis werben oder dgl., darüber ist sie hinaus, das ist in der Demokratur, die uns Schröder und Kohl hinterließen, offenbar nicht mehr nötig. Die Ostpolitik, die autofreien Sonntage, sowas wurde noch zumindest anscheinsweise begründet, aber schon die sog. Ver-Einigung war nicht mehr erklärungsbedürftig, ebensowenig wie die Auslandseinsätze der Bundeswehr, hier und da half noch ein Oderhochwasser (Stirnrunzeln der Kanzlerin etwas betroffener), das jetzt sogar 2x incl. Facebook-Aufruf erwähnt wurde, und wenn wir auch nur eine Kleinigkeit beitragen (z. B. ein "gefällt mir" klicken?), dann macht genau das die Stärke unseres Vaterlands aus. "Es ist also wahrlich nicht alles so, wie wir uns und erhoffen oder wünschen. Doch immer Viele in Deutschland, Junge wie Alte, sagen: ich wage es, sie gründen eine Initiative oder eine Firma. Sie nutzen ihr Talent und werden Künstler, Sportler oder Handwerker." Altern als Problem für Künstler... oder Sportler? HErr, es ist Zeit, der Schwachsinn war sehr groß, lass auf den Fluren (der Regierungszentrale)  endlich Hein, den Schnitter los... Aber gemach, wir haben ja auch Schönes erlebt, wir sind inzwischen schon auf die vierte Rheinbrücke gegangen, eine im Norden, nach Mülheim, wo wir einer an Heiligmorgen diensttuenden Apothekerin ein paar Kleinigkeiten zu Weihnachten brachten; eine sehr weit im Süden und zwei schließlich genau hier, wo wir wohnen. Kranhäuser und DomStromabwärts in Bonn sah ich mir die Silhouette an, die von Postturm, DHL, Mercedesstern auf allen Wegen geprägt ist und musste griemeln bei dem Gedanken, dass der Mauerfall all diesen palästegenerierenden Lobby-Kaiserreichen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat: Die Herren der Wirtschaft verkündeten, "die Hauptstadt gehört uns", und zack, gab es eine Miniatur-Revolution namens "Wende", die vom neuen Hauptstadtstyling des Allzeitkanzlers gedemütigten Ossies fürchteten sich, abgehängt zu werden, und zack war das Provisorium weitergewandert nach Nordosten (wo es noch lange - vielleicht für immer - Provisorium bleiben wird) und ließ die leerbleibenden Paläste verdutzt zurück. VW-Filiale am RaderberggürtelNa gut, es galt sowieso bloß, Riesengewinne in Beton und Glas zu gießen (anstatt sie für Kultur, Bildung und Gesundheitswesen zu verplempern) und insofern war der Verlust zugleich wieder Gewinn, im ungesteuerten Chicagoboy-Kapitalismus fließt eben allesGusseisengitter an der Südbrücke in eine Richtung - nach oben. Das Licht war in den letzten Tagen seltsam und die Wolken spiegelten sich wunderlich in den Wasserflächen, selbst die Stadtsilhouetten von Köln und Bonn sahen aus gemessener Entfernung einigermaßen schön aus. Auch warf der frühlingshafte Winter lange Schatten, wir sahen Kirschen und Rosen blühen und Bäume aussschlagen und die Vögel am Haus zwitschern wie verrückt, verrückt (ein wenig) sind auch die Halsbandsittiche, dNordpfeiler der Rodenkirchener Brückeie sich in den Sonnenblumenkernvorrat vertiefen und sich beim Futterhaus nicht stören lassen. Ich habe sie auch im Verdacht, die Kastanien aufzuschnäbeln, die zumindest bei den jüngeren Eichhörnchen keine Beachtung finden, aber mag sein, dass andere Eichhörnchen auch Kastanien mögen, sie verschwinden regelmäßig vom Balkon und hinterher liegen (das scheint meine Papageientheorie zu bekräftigen) die leeren Schalen in unseren unbenutzten Blumentöpfen. Eichhörnchen nehmen Kernobst mit und verbuddeln es oder futtern es andernorts. An den Rheinbrücken in Rodenkirchen (kein Papagei, aber ein ekelhaft reichsdeutscher Adler am Ostpfeiler, der argwöhnisch gen Frankreich blickt) und selbst an der Südbrücke, einer Eisenbahn-Eisenkonstruktion, fiel mir auf, dass hier ganz wenige Liebesschlösser zu finden sind, vereinzelte schon (daran sieht man, dass niemand sie abmacht), aber kein Vergleich zu den gewaltigen Massen, die traubenförmig von der Hohenzollernbrücke herabbaumeln. Wer also Individualist bleiben und sein Liebesschloss nochmal wiederfinden und ggf. nach 3 Jahren ergänzen möchte, kann hier einen exklusiveren playground finden!

    Ich muss zugeben, dass mir dieBonner Rheinpanorama Brückenwanderungen nicht gelinde Probleme bereiten, ich habe wahnsinnige Höhenangst und halte mich immer möglichst fern vom Geländer, wo es mich magisch nach unten zieht, genauer gesagt habe ich dreifache Panik: erstens, es könne mich das schwarze dunkle Wasser da unten so verlocken, dass ich wie von Sinnen über die Reling klettere und nach unten falle, zweitens, ich könne etwas verlieren, was mir irgendwie wertvoll ist, weshalb ich beim Fotografieren geradezu manisch Schattenbild im Grasdie Schlaufe am Unterteil des Apparats ums Handgelenk schlinge - als Student habe ich für meine damalige Freundin eine nichtelektrische Reiseschreibmaschine in Bad Kreuznach gekauft, die sie sich wünschte, 50,- DM hat sie gekostet, so in der Preislage, und ich musste sie über eine ganz harmlose Nahe-Brücke tragen: schweißgebadet (und im Grunde meines Herzens auf allen Vieren kriechend!) erreichteKindertisch und Stühle ich das andere Ufer, wo mein Auto stand. Die Nahe fließt viel flacher im Tal, und die Brücken sind im Vergleich zu denen des Rheins wie leere Kinderstühlchen, die in Raderberg am Wegrand standen. Und drittens fürchte ich, jemand wolle mich hinunterstoßen, z.B. einer der wahnsinnigen Rennradler, gut getarnt durch Helm und Sonnenbrille, auf mich prallen, so dass ich unfreiwillig ins Trudeln komme und falle. Wenn ich mich dann nach "Überquerung des großen Wassers" (I-Ging-Prophezeiung!) allmählich wieder festem Land nähere, wird es zunehmend besser, auch da noch, wo ein Hinunterfallen oder -springen gar nicht gesund wäre, aber ein gewisser Blick über die Reling sagt mir, ach sieh mal an, da kann man wieder die Gräslein und Pflastersteine unterscheiden undReklame für eine Schreibschule rollt womöglich nur einen sanften Abhang herunter, da ist es dann nicht mehr so schlimm (natürlich ist das Quatsch), ich glaube eine nähere Verbindung zur Erde zu spüren und fasse wieder Mut. Eventuell suchen mich bald nach den Brückentagen, wie einst nach einer Karpartenwanderung, nächtliche Visionen heim, bei denen sich alles im Kopf dreht und ich nicht einschlafen kann vor Schwindel.

    In Bonn waren Rheinaue mit Flussarmwir ursprünglich, um die Ausstellung "Florenz" zu besehen, aber das schöne Wetter verlockte uns, den Spaziergang in die Rheinauen und auf die Beueler Seite hinüber auszudehnen, von wo wir mit der Fähre zurück zum Augustinerkloster übersetzten. Nach  Florenz kann man gut und gerne auch an Regentagen gehen. Hier war es viel ruhiger und weniger prollig und es ging geordneter zu als an den Kölner Ufern, wo sich ein buntes Gewimmel von Joggern, Hundeleinenhaltern, RadlernBrückentage etc. tummelt, hier natürlich auch, aber gutbürgerlich auf Abstand haltend und weniger ellbogenhaft, wie mir scheint. Obwohl der Abstand der Brückenwanderer zum Beueler Autobahnverkehr viel geringer ist und nicht wie auf der Rodenkirchener Brücke in Köln durch eine transparent-schallschluckende Plastik-Schutzwand (prima Fläche für Graffiti-Wettbewerbe) abgeriegelt ist. Wer weiß, vielleicht besichtigen wir in diesen Tagen ja noch andere Brücken, aber für mich ist es trotz der oben beschriebenen Gefühle immer schön, verdammt, ich sehe gern von oben die Aussicht und würde auch vom Geländer spucken, und lasse mir natürlich auch nicht nehmen, ab und zu den Rhein zu überqueren.Ente am Rheinufer Für heute wünsche ich allen Leserinnen und Lesern, die sich hier ab und zu einfinden, ein magisch-überraschendes, energiegeladenes und kreativ-schöpferisches neues Jahr. Allen, die wie ich mit dem Schreiben zu tun haben, sei zugerufen: "Schreib! Dein! Buch!" (und wenn es was zu redigieren, überzusetzen oder korrekturzulesen gibt, dann "Ruf! Mich! An!"), aber lasst euch die Anstrengung der Bewegung nicht anmerken, so wie es Enten vermögen, ihre hektisch strampelnden Beine unter dem Bauch zu verbergen und ohne den Anschein der Mühe auf dem Wasser zu gleiten. Lasst es euch gut gehen und denkt an mein Motto, entlehnt bei Ovid: "Die Zeit gleitet fort, wir altern, während die Jahre schweigen, und die Tage ohne hemmenden Zügel entfliehn".


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  • Commentaires

    1
    Lundi 6 Janvier 2014 à 23:40

    Über Kölner Rheinbrücken las ich gestern zufällig dieses: "Auch auf dem Gebiet unseres heutigen Deutschlands profitierte man von der Innovationsfreude der Römer. Den Kölnern errichteten sie die erste Rheinbrücke überhaupt, wie immer ein Meisterstück der Baukunst. 400 n. Chr. verfiel sie - warum? Weil die Römer nicht mehr da waren und Buschvölker aus dem Eichendickicht die Macht übernommen hatten. Erst 1855 brachten die Kölner es fertig, eine neue Brücke zu errichten."



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