• Hmm, ein neuer Riegel aus dem Bio-Kaufhaus, mit vielen bunten Gütesiegeln dran. Mal nachschauen, was so alles drin ist. Bei einer Nuss-Frucht-Schnitte? bzw. laut genauerem Titel im Kleingedruckten, "Bio-Fruchtschnitte mit Dattel und Nuss" (Singulare beachten!) Frucht und Nußmus, dächte ich, und mit Cashew und Hasel sind immerhin zwei Sorten, mit Dattel eine Frucht genannt. Manche Aktivisten hätten jetzt gern einen Herkunfts-Warnhinweis für die Dattel draufgeklebt. Aber da gibts noch merkwürdigere Zutaten wie Reisdrinkpulver und Reissirup (dasselbe, in flüssiger Form), Haferfaser, Kartoffelstärke und Kokosfett, Salz und Sonnenblumenöl, der Happen kann Kern- und Schalenteile enthalten,Unterseite der Verpackung einer Nuß-Frucht-Schnitte von Zucker und gesättigten Fettsäuren ist die Rede. Nach Meinung eines Freundes aus dem befeindeten Ausland, dessen e-Mail ich erst vergessen wollte, darf ich keine Datteln aus Israel kauen und meinen Soda-stream-Sprudel nicht benutzen. Denn so unterstütze ich, meint der Spoiler, ein die Menschenrechte mißachtendes Regime und helfe aktiv bei der Folterung von Kindern. Ein Rudel Hexen namens BDS (steht für Bondage, Domination and Servants?), die das verteten, seien einer gnadenlosen Hexenjagd ausgeliefert und wie ich heute lese, behaupten sie u.a., Hannah Arendt und Albert Einstein dürften heute hier nicht sprechen (gemeint ist, in der Bundesrepublik keine Vorträge mehr halten, weder als performance auf der nächsten documenta noch bem Theaterschwoof in Ruhrpottskaffhausen). Gemeint ist die seit Jahren broderlnde Kritik am Adorno-Preis für Judiith Butler (welche "Hamas" zur Avantgarde der "Linken" erklärte, den Preis hat sie bekommen) und an der Ruhrtriennale-Einladung für den Schriftsteller Mbembe, der Israel als Kolonialstaat zu entlarven sucht und BDS unterstützt (nach Wasserglasstürmen lud er sich selbst wieder aus). Der Vergleich der beiden Duos Mbembe-Einstein, Arendt-Butler gießt wohl Öl in die Augen oder streut Sand in die offene Flanke des nach oben offenen Erregungspotentials und soll es auf den Siedepunkt hochkitzeln. Mit Hannah Arendt hab ich ein eigenes Hühnchen zu rupfen, deshalb würde ich ganz gern mal mit ihr sprechen (im Traum ist mir das schon passiert), aber dass die beiden z. B. bei Illner-Plasberg erscheinen, nee! Höchstens per Cosplay oder Re-Enactment ginge das an. Einstein streckt nur noch auf welken Postern dem Photographen die Zunge heraus, dem würde kein noch so künstlich aus Stärke, Reis und Haferfaser generierter Astronautenfraß schmecken.


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  • Besser ein schwachgepuffter Reis als ein starkbereister Puff, lautet ein altes chinesisches Sprichwort - jedenfalls in der derben Verdeutschung, die ich dieser jahrtausendealten Weisheit angedeihen ließ. Der Dichter Klabund gab einst den geheimnisvoll getuschten Schriftzeichen im Ping-Dialekt, die den Spruch auf alten bambusgerahmten Reispapierrollen für künftige Generationen festgehalten haben, die eher poetisch üBio-Riegel aus Dinkelpuffberhöhende Einkleidung: "Wenn man durch ein Rohr einen Leoparden betrachtet, kann man nur einen Flecken sehen." Erfahrene Sinologen schwören darauf, der Wortlaut gebe nicht viel mehr her als: "Wird der Ton nicht bearbeitet, kann der Krug nicht zerbrechen." Aber wie dem auch sei, bei dem heute im Adventswesen aufgetauchten Riegel wurde nicht Reis mit der Muffe gebufft, sondern deutscher Dinkel gepufft. "Zutaten und weitere Hinweise: bitte Lasche umklappen." So steht es merkwürdig verrätselt auf der Unterseite der Packung, die mindestens viermal das Wort "Bio" unterbingt, einmal in der Wendung "aus biologischer Landwirtschaft" verzwirbelt. Aus der Zutatenliste geht hervor, dass der Riegel nicht nur "18 % gepufften Dinkel", sondern auch 2 % "Reiscrisp (Reismehl) aus biologischer Landwirtschaft" enthält. Da hat wohl der Reislandwirt die Crispercasp-Genschere zum Kleinhäckseln gebraucht, oder macht das der deutsch-chinesische Reismüller, der Säcke voll Reismehl über die Schulter wirft und von Müllers Mühle hinüber in den Puff bringt?


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  • Pünktlich zur Unglückszahl und zum dritten Advent, zum Luciafest und zu Ottilies Namenstag machen sich Naturgesetze geltend, denen sich, wie immer öfter spürbar, auch Unkundige unterwerfen müssen - "dass man vieles außer Kraft setzen kann, aber die Schwerkraft nicht", versuchte die Bundeskazlerin Dr. rer. nat. Merkel dieser AfD-Trulla klarzumachen, und es stimmt: Puzzle zusammensetzenWenn sich die unteren Regionen eines Schachtel-Adventskalenders leeren, und einige von den höher gelegenen Stockwerken noch gut gefüllt umd dementsprechend schwer sind, verstärkt das eine "Neigung" zum Kippeln, und pardauz, heraus kommt Apfel-Mandel-Granulat mit Bio-Vollmilchstücken, so jedenfalls stellte sich das kurz nach dem Wieder-Aufstellungsversuch dar, und ohne weiteres kann man dem einmal geriebenen Apfel die klassische Kugelform nicht zurückgeben. Dem Kalender, dessen geleerte Schachteln wir zurückgesteckt haben, weil das Puzzle am Ende ein Schlussbild ergeben soll, fehlt leider der Menüpunkt "Vorige Sitzung wiederherstellen". Wenn man zudem die "Gebrauchsanweisung", ein Blatt mit einer Art Übersichtskarte - Aufriß der Kalenderfront und den Erklärungen, was mit welchen Zusatzstoffen in welcher Schachteltür zu finden sei -, schon am 1. Dezember weggeworfen hat ("Sonst ist ja die ganze Vorfreude verdorben"), ist guter Rat teuer. Gut, dass es das Internet gibt und dieser Kalender, inzwischen deutlich preisreduziert, noch angeboten wird. Neben dem Bild des Produkts gibt es eine mit dem Cursor zur steuernde Lupenansicht. Wenn man Zeile für Zeile vorgeht (und drei Neffen durchs offene Fenster flüstern: "Die Runden in die runden Löchter, die Eckigen in die eckigen Löcher!" wie beim Donald-Duck-Intelligenztest), lässt sich das Auseinandergefallene wieder zusammensetzen. Aber nicht vorterminlich in die Schachteln gucken!


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  • Der verteufelte Adventskalender hat wieder mal prophetische Kräfte, oder haben die Corona-Verschwörer das alles von so langer Hand vorbereitet, dass wir nur zu blöd waren, die Vorzeichen zu erkennen? Diesmal hat die Schachtel den Aufdruck JETZT WIRD'S GEMÜTLICH zwei Teebeutel Winterpunschund sie enthielt - zwei Teebeutel der Sorte "Winterpunsch", alles vegan und bio, versteht sich, vom Kardamom bis zum Recycling-Säckchen. -  "Hyggelig" ist, wie ich höre, der neue Fachausdruck für das Lebensgefühl, das  früher gar nicht hip war, sondern an Spießigkeit, Filzpantoffeln und Bierkonsum aus Krügen mit Zinndeckel im Ohrensessel erinnerte. Alkohol ist übrigens nicht drin in dem "Punsch", insofern ist das eigentlich nur ein Früchtetee mit leichten Adventsaromen. Vielleicht ein Fall für den "Balkon-Weihnachtsmarkt", den meine Abschnittsbeauftragte eingeplant hat, mit Nüssen, Äpfeln, Mandelkernen, Kerzen und Adventslaternen, dazu Klingelklangelmusik und Reibekuchen - bloß nicht in der heimeligen Altstadt von Rothenburg ob der Tauber, sondern auf der Terrasse. Nachbarn, die sich zu Spontankäufen veranlasst fühlen könnten, kommen hier eher nicht vorbei, und mehr als sechs Journalisten aus fünf Ländern, beziehungsweise zwei Haushalten, dürften wir ja auch weder mit Glögg noch führerscheinfreundlichem "Winterpunsch" bewirten. Denn seit gestern ist vom - seit Beginn der Coronära - schärfsten Maßnahmenpaket die Rede, selbst der aimable Laschet gibt den harten Hund und will sogar die bisherige Parole "Weiter wie bisher - im alten Schlendrian, wohlgemerkt" zurücknehmen. Die Stimmung ringsum ist ziemlich geladen, "ich treffe nur noch Leute mit schlechter Laune", meint ein Nachbar zu meiner Frau (meint er vielleicht, wie in den Dramen des Nobelpreisträgers, einstigen "angry young man" Harold Pinter? "Es war des Harold Pinter Wunsch - zwei Tassen heißer Winterpunsch"...) Jedenfalls rate ich keiner Glühweinführung, den Umweg über Raderthal zu nehmen, sonst droht ein harter Knockdown, jedenfalls denen, die sich mit Hund auf die Wiese vor der Terrasse wagen. Wird das gemütlich!


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  • Auf dem Bild sieht das Kästchen wohlgefüllt aus, aber es war ein eher bescheidenes, dünnes, ja mageres Täfelchen "Vollmilchschokolade mit Karamel und Zimt" (d. h. Karamel und Zimt waren als Zutat "in" der Schokolade verborgen), das ich heute früh aus der Silberfolie schälte, um es gewissermaßen mit freigelegten Schultern zu fotografieren. Die Alufolie steckte in einer mit etlichen "bio"-Siegeln und quietschgrün bedruckten Hülle, eine Tafel Schokolade in einer weihnachtlichen Pappschachteldieses alles wiederum in einer überdimensionierten Schachtel, auf der "Leise rieselt der Schnee" steht, und diese Schachtel in dem Puzzle aus Schachteln, das im Papp-Rahmen eines Adventskalender steckt und dieser wiederum war bei Ankauf in Cellophanfolie eingeschweißt. Diese Kalender waren, möchte ich wetten, zu Dutzenden in Kartons verpackt und diese Kartons wiederum in Plastikfolie eingeschweißt, bevor sie in Containern geborgen und diese wiederum in Laderäumen von Frachtschiffen (oder -zügen) eingestellt und das alles wird rückabgewickelt oder -ausgewickelt seit der Ankunft im Heimathafen, in der Logistik-Zentrale, in der Supermarktfiliale, in der Abteilung für Adventsartikel und letztendlich im Haushalt des Käufers, der sich die Scholkolade seinerseits einverleibt, und der, sofern er nicht nackend geht, von Kopf über Mund, Nase und Kinn (jedenfalls unter Leuten) bis herab zu den Zehen eingemummelt Adventskalender einkaufen geht. So weit, so banal, aber interessant sind daran die verschiedenen Zeichensysteme. Semiotisch gesehen evoziert flache Tafel in Silberfolie, dass es sich um Schokolade handeln muss, auf der vorigen Hülle stand das ja auch drauf, mit präzisen Angaben zu Inhaltsstoffen, während die übergroße Schachtel, auf der nur geheimnisvoll die Ziffer "11" steht und wo rückseitig vom leise rieselnden Schnee die Rede ist, nur ein Subsystem zur Zeichenumgebung "Adventskalender" darstellt, dieser kontextuel zum übergeordneten Weihnachtskommerzquatsch gehört, der sich in ein allesverschlingendes, von einer Schlangenhaut in die nächste stürzendes Supersystem namens Kapitalismus vermummt. Diesen Mummenschanz bekämpft der "Krypto-Kommunist", der sich ebenfalls zu tarnen pflegt - besungen hat ihn der Liedermacher Dieter Süverkrüp, von dem (aus einem anderen Song) die geniale Schüttelzeile stammt: "Leise schnieselt der Reh- / Aktionär seinen Thee..."


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