• Adventsprintjob_2018#7Den Schokoladepfeil von gestern ließen wir unberührt, heute früh waren wieder zwei Print-Knöpfe in der Kalenderhöhlung und die gab es zum Frühstück, da habe ich ersatzweise einen von mirMan will Brautgeschenke zurück höchstselbst gebackenen (natürlich nicht nach Aachener Geheimrezept, sondern einfach so, aus Nüssen und Mehl und guter lactose-freier Butter) Vogel ins Fensterkreuz gesetzt. An sich ist der Nikolausabend für das Ausbringen von Geschenken da und nicht die Nacht von 5. zum 6., wenn am anderen Morgen größere Kinder ratlos in ihre leeren Stiefel schauen. "Nikolausabend" ist ja wohl am 6., und deshalb geht's heute, am 7.12., um - allerdings ungeliebte - Geschenke. Die gehören bekanntlich umgetauscht (der Andrang in den Einkaufsmeilen zur ersten Januarwoche spricht Bände) oder, wenn das nicht geht, zurückgegeben - letzteres lässt sich, so merkwürdig es klingt, auch per Kleinanzeige regeln. Das machen dann die beleidigten und -enden Leberwürste, die zum Adventsgebäck nicht so gut schmecken. Dass das Annoncenwesen des 19. Jhd.s zum Julie Fortmann wehrt sichExhibitionismus neigt, ist hier ja schon angesprochen worden. Verlöbnisse führen zum Austausch von Ringen, Blumensträußen, "Gaben der Liebe". Aber was, wenn nur Pröbchen für Produktwerbung überrreicht wurden? "Unversehrt zurück", das klingt nach versiegelten Parfumflakons oder Smartphone, wo die schonende Plastikfolie noch auf dem Display klebt. Weniger zielführend ist es, wenn jemand bei Misserfolg (kein "besonderes Erlangen" - wirklich nicht Verlangen? erreicht) seine Präsente pronto prego zurückhaben möchte. Die Spielregel hieß doch: Geschenkt ist geschenkt, wiederholen ist gestohlen, wenn es nicht grade kompromittierende Liebesbriefe sind. Aber wieso die Adresse der Betreffenden detailliert der Weltpresse verraten (Vossische, 20. und 25.4.1849), und wieso fühlen sich gleich zwei Männer düpiert, der eine schon mit der Schwester verheiratet, beide werden noch im counter-strike als "Handlungsdiener" geoutet? Die waren stolz drauf, ließen den Beruf ihrerseits extrafett hervorheben. Sollte es sich um verdeckte Schleichwerbung für ein Geschäft mit Luxusbedarf handeln? Das Berliner Adressbuch hilft nicht weiter, unter dem Kölnischen Fischmarkt No. 2 Adventsprintjob_2018#7(übrigens in der Nachbarschaft des viel-annoncierenden Konditors Louis d'Heureuse) ist nur eine Schneiderswitwe Frohmann Handlungsdiener Lose, die beleidigte Leberwurst(also nicht Fortmann) zu finden, wohl u. a. eine Porzellanhändlerin Portz sowie hutfabrizierende Geschwister namens Moritz, das führt nicht unbedingt weiter. Eine (schon 1844) verwitwete Doctorin Fortmann wohnt laut Namenverzeichnis in der Roßstraße 8, ein Tischler mit dem Nachnamen in der Oranienburgerstraße 38. - Noch sonderbarer erscheint der Fall der ehemaligen Inhaberin des "Deutschen Michel" (1851 heißt der Gasthofsbesitzer Korth, 1854 ist er Hauseigentümer, aber wenn sie nicht mehr dort ausschenkt, wieso die Adresse nennen? ist sie am Umsatz beteiligt?), Baronin von Bülow, die sich (in einer mir leider nicht bekannten Zeitung vom 12.7.1856) verbitten wollte, dass Männer ihr aus dem Fenster heraus Geld zuwerfen. "An mich wird doch nichts abgegeben", diebische Dienstboten, oder stand sie vielleicht unter Kuratel? Adventsprintjob_2018#7Bevor der Gasthofbesitzer Korth 1851 in dem Adressbuch auftaucht, findet sich 1850 eine Demoiselle Peters unter Mohrenstraße 11, und die war laut Anzeige in der Vossischen Zeitung vom 2.6.1849, sieben Jahre her, tatsächlich Wirtin eines Lokals namens "Deutscher Michel" (eine Redensart, die damals aufkam und sich ungeheuer schnell verbreitete, ihre Herkunft aus dem 16. Jhd. wurde ebenfalls in den Zeitungen diskutiert). Eine "Marie von Bülow geb. Peters" soll laut stenographischem Protokoll der Verhandungen 1865 eine Petition "unverständlichen Inhalts" im preußischen Landtag eingereicht haben, neben solchen mit der Unterschrift Jesu oder "NN. ein wahrer Preuße", sie blieb leider unerörtert im Herrenhaus. Allerdings wird der Vorname in der Gasthof-Annonce mit F. abgekürzt. Nun, mehrere Vornamen zu tragen war einst durchaus üblich; vielleicht verlangte sie ein Gesetz, um hartnäckige Geldgeber einbuchten zu lassen, oder wollte Markenschutz für eine Neugründung ihres Lokals durchsetzen. Lebte er noch, man könnte an Loriot schreiben und ihn fragen, welchem vermutlich angeheirateten Familienzweig der Bülows eine, bei Familientreffen vermutlich "jene Person" genannte wunderliche Ex-Wirtin resp. Baronin wohl angehören mag!


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  • Adventsprintjob_2018#6"Keine Anzeige", wer erinnert sich noch dieses Sprüchleins? Bekanntlich ist die Marlboro-Abbildung von dem einsam die Rinderherde mit dem Lasso umzüngelnden Cowboy auf der Rückseite vonTitanic stets die einzige nicht-parodistische Seite des SatAschenbecherireblatts gewesen. Deswegen musste auf die vielen andern im Innern des Heftes stets ein seltsamer Warnhinweis angebracht werden, dass es sich hier um Satire und nicht um bezahlten Platzverbrauch im Printmedium handelte.  Heute sieht man keinerlei Werbung mehr für's Quartzen, nicht mal mehr im Kino, während plakatierte fröhliche Biertrinker kein Problem sind - wie im Biedermeier. Vor 1848 gab es zwar nicht grade ein Anzeigenverbot für Genussmittel, aber die Journale hielten sicSteckbrief für ein von Branntwein entstelltes Gesichth doch etwas mehr zurück. Im Vorfeld von 1848 fielen die meisten dieser Barrikaden, und als endlich das Rauchen auf der Straße erlaubt war (eine der wenigen - noch - gebliebenen Errungenschaften der 48er-Revolution), konnten Tabakwaren ganz ausführlich und offiziell beworben weerden. Die potentiellen Konsumenten wurden als die "hohen und hochgeehrten HH." angesprochen, HH heißt, nur die Herren, denn zigarrenmundstücksaugende und qualminhalierende Damen wie die Gräfin Hatzfeld waren eher Adventsprintjob_2018#6die Ausnahme. Aktuelle Marktpreise für "Canaster" und Schnaps waren offenbar dermaßen volatil, dass sie wie die für Weizen, Rohstoffe und "Erdtofeln" in der Tagespresse bekannt gegeben wurden. Natürlich richteten sich solche Anzeigen ausschließlich an die Aristokratie und das wohlhabende Bürgertum. Angehörige der niederen Schilchten wurde der Verzehr verübelt, und wenn ihre Physiognomie nicht recht bekannt war wie im oben rechts vorfindlichen Steckbrief für die Ehegattin eines "Tagearbeiters" namens Krägenbring, konnte man immerhin voraussetzen, dass darin der wüste Lebenswandel seine Spuren hinterlassen hatte.

     


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  • Adventsprintjob_2018#5Verlustlisten im Kleinanzeigenteil des 19. Jahrhunderts betreffen nicht immer nur Taschenuhren, Taschentücher oder Taschenbücher, sondern nicht selten auch verschwundene Menschen. Manchmal waren esVermusstenmeldungen von 1822 aus der Spenerschen schöne, junge Studenten, die sich mit melancholisch gefurchter Stirn (Querfalten!) und gekleidet in Werthertracht aus dem Staub machten, und denen ihre Eltern hinterhertrauerten (wie in der Spenerschen Zeitung vom 30. April 1822). Vielleicht haben sie sich, wie das auch bei uns in den 1980er-Jahren epidemisch wurde, einer frommen Sekte angeschlossen, die nichts mit der Kirche und dem Gemeinderegister zu schaffen haben wollte und in Hinterpommern ihr eigenes Ding drehte. Andere gerieten womöglich hinter Gitter, weil sie einer Burschenschaft angehörten und einzig deshalb demagogischer Umtriebe verdächtigt wurden; nicht wenige zogen den Freitod dem Verschmachten in jahrelanger preußischer Kerkerhaft vor. Ganze Register wurden in den Zeitungen aber auch publiziert mit Namen, deren Inhaber während der Eroberungszüge des Kaisers Napoleon nach Russland verschleppt wurden oder deren Handy sich das letzte Mal kurz nach dem Siebenjährigen Krieg eingeloggt hatte. Oft geht es in den Anzeigen nur darum, jemanden für tot zu erklären (und den Nachlass unter seinen Hinterbliebenen aufzuteilen), wie im Fall jenes Hembdeners aus dem Kirchspiel Bocholtsektierer in hinterpommern (aus der Spenerschen Ztg. No. 128 vom 22.10.1822, 1. Beilage), der sich vom niederländischen Heer hatte anmustern lassen und vermutlich längst eine Südseefestung im Besitz der mächtigen VOC (Vereenigde Oostindische Compagnie) bewachte und sich die Zigaretten von Javaanse Jongens drehen ließ. Da half auch kein Suchdienst des Roten Kreuzes mehr, und der weltlichen Gerichtsbarkeit aus Europa war der Mann, falls er was auf dem Kerbholz hatte, Soldat aus Bocholt wird gesucht auf immer entzogen, als hätte er bei der Fremdenlegion angeheuert. Mich hat die Sache aber unmittelbar angesprochen wegen des Namens bzw. eines ähnlichen Falls. Der Betreffende, mit dem ich zwar nicht direkt verwandt bin, der mir aber trotzdem nahesteht und -geht, stammte ebenfalls vom Niederrhein und trug den gleichen Nachnamen! Ob er mit dem Bocholter aus dem missing persons report von 1822 zu tun hat, soldat im 2. Weltkrieg vermisstbezweifle ich zwar, aber in dieser Gegend sind ja (laut Friedrich dem Großen) alle mit allen irgendwie verwandt, und es möchte schon sein, dass der Duisburger Rheinschiffer, um dessen Sohn es in dem neueren Dokument links geht, derselben Familie entstammt. Er starb im Frieden: 11. Mai 1945, unter Hinterlassung seines (nach eigener Überzeugung) kostbarsten Besitztums - das handsignierte Buch des Führers in Erstausgabe, das ersuicid des studenten dem ältesten Sohn aus erster (oder zweiter?) Ehe vermachen wollte; er hatte ein, sagen wir es freundlich, verschwenderisches Liebes- und Eheleben, wobei eher nicht die eigenen Ressourcen verschwendet wurden. Unerheblich hingegen war sein Vermögen in Reichsmark auf einer untergegangenen Sparkasse im Warthegau, die beim Herannahen der Roten Armee, sagen wir, faillierte ("meine Möbel hab'n die Polen und mein Geld die Dresdner Bank, ja das wär nun der bekannte Untergang des Abendlands", Erich Kästner). Der Mann soll sich, wie ein Zeuge behauptet, an einer anderen Ostgrenze des Tausendjährigen Reiches erschossen haben. - Die gestrige Kalendergabe waren zwei Printenkugeln, ähnlich jenen mit dackelfarbenem Leder überzogenen Knöpfen an waidgerechten Trachtenjankerln, aber durchaus angenehm schmackhaft!


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  • Adventsprintjob_2018#4Natürlich kam der Menschheit immer mal was abhanden, das ist ja nur die andere, dunkle Seite unseres Reichtums, z. B. haben wir jetzt Mobilität und Industrie und Konsumgüter, dafür bald keine Umwelt mehr, oder: Prima, endlich steht wieder ein Suchanzeige für ein Buch von Walter ScottSchloss in Berlin, doch leider stellt sich zu aller Verwunderung heraus, dass die schönen "ethnologschen Sammlungen", mit denen der Wiedererrichtung einer hohenzollernpreußischen Machtzentrale als sog. "Humboldt-Forum" erst nachträglich eine Art Sinn übergestülpt werden sollte (zaghafte Versuche, im Testgebiet Bayern die erbliche Monarchie wieder einzuführen, sind noch nicht von Erfolg gekrönt), plötzlich zurückgegeben werden sollen, weil es sich um Raubgut aus Kolonialverbrechen handelt. Und wir führen doch gern die Studierenden aus dem Kunstleistungskurs ins Museum vor Bilder, für deren Erwerb ganze Familien ausgerottet wordenAdventsprintjob_2018#4 sind. Richtig gemein ist es aber, die Fortsetzung eines spannenden Romans zu verlieren. Vor allem dann, wenn man den ersten Band so schnell verschlungen hat, dass man sich den Namen des Titelhelden nicht recht gemerkt hat, denn der hieß nicht Perwil oder Persil, sondern Perevil, und weil die Kleinanzeige aus der Spenerschen vom 26. Juli 1823 stammt, vermisste der Annoncenaufgeber wohl Peveril of the Peak bzw. die Übersetzung von C. F. Michaelis Ritter Gottfried Peveril. Eine romantische Darstellung. Leipzig 1822. Als "romantische Erzählung" übersetzte es Julius Körner 1824, und danach gab es noch weitere vier Übersetzungen. In der Körnerschen fallen Sätze wie "Ein Gesumme finsterer Zustimmung folgte, und hätte sich jetzt nicht Ganlesse ins Mittel geschlagen, so würde wahrscheinlich der Kampf aufs neue begonnen haben", - da wird man vielleicht die Lektüre des Originals vorziehen, das sich als pdf herunterladen lässt - englisch, aber in einer Ausgabe aus Leipzig 1823. Das Original des pdf liegt in der Goethe-Universität Frankfurt, die es aus dem Nachlass Artur Schopenhauers bereitstellt, der Philosoph war kein Kostverächter, Adventsprintjob_2018#4was Trivia-Romane betrifft. Ihm fehlte wiederum der erste Band! Verdächtig: Schopenhauer, der zu dieser Zeit eine heftige on-off-Beziehung mit der Schauspielerin Caroline Medon pflegte, könnte sich in Berlin aufgehalten, den zweiten gefunden und die Fortsetzung gekauft haben. Aber der Verlierer suchte ja offenbar die bereits kursierende deutsche Übersetzung, die ich leider online nicht finden kann. In der Kanonierstraße 43 wohnten 1823 laut Boickes Adressbuch (online mit Suchfunktion in der Berliner Stadtbücherei) drei Mieter: "C. G. Rautenstein, Kassendiener", "F. Stockhauß, Bierschenker" und "F. W. Tacke, Tischler". Wer von denen wohnte im dritten Stock und verbrachte seine Mittagspause im Schmidtschen Blumengarten an der Potsdamer Chaussee? Oder war die Ehefrau oder eine Tochter des Hauses die beklagenswerte Leserin? Hoffentlich hat ihr ein ehrlicher Finder den Band zurückgebracht und sich den ersten Band nachträglich für das Trinkgeld aus der Leihbibliothek geholt. Denn die Fernbach'sche Leihbücherei, der noch 38 Jahre später, im März 1860 das Bereithalten und Verleihen von Humboldt'schen Briefen (in denen er sich recht unwirsch über Monarchie, Preußen und jeglichen Kolonianismus äußert) verboten wurde, eröffnete wenige Wochen später ihren Laden, wie aus einer Annonce in der Spenerschen vom 27.9.1823 hervorgeht. 37 Jahre später wurden Humboldts Briefe auch in Leihbibliotheken (und dort dauerhaft) verboten, ein Weltbestseller, der auch in den USA erschien, "aus einer deutschen Feder" rezensiert in der New York Tribune, und diese Feder gehörte dem Londoner Exilanten Karl Marx (Puiblic feeling in Berlin, 1860, April 10).


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  • Adventsprintjob_2018#3Zugegeben, das erste Print-Encounter war nicht ganz überzeugend, denn hinter dem Türchen 1 lauerte ein herzförmiger, aber überhart ausgebackener oder -getrockneter Doppeltcement-Lebzelter. Heute ist wieder so ein Trumm hinter der Tür, mal sehen, ob sich der "Knackpunkt" heute nachmittag, wenAnzeige mit seltsamer Silbentrennungn er rausgeholt wird, wiederholt! Gestern allerdings, an Tag 2, war es eine locker-bröselige, mit weißer Schokolade überzogene Würzteigpraline, die an Aromavielfalt, Knusperdichte und Röstnote nichts zu wünschen übrig ließ (soll wie eine Dollase-Restaurantkritik aus der Sonntags-FAZ klingen). Wer Pfefferkuchen bäckt, braucht Reklame und die erfreute sich schon im frühen 19. Jhd. beim Berliner Zeitungspublikum großer Beliebtheit. Wenn man das mit Spezereien gewürzte Backwerk schon nicht abbilden konnte - Werbegedicht des Kasimir-Nachfolgersso billig war die Reprotechnik noch nicht -, behalf man sich mit aufgeblähter Typographie und äußerst kurzatmiger Absatz-Silbentrennung. Aber das gilt hier nur für französische Importe; was im Land der Dichter und Denker zubereitet wurde, kann auch mit Lyrik beworben werden. War es doch ein besonders rühriger Pfefferkuchenbäcker, der sich (wohl als einer der ersten) regelmäßig mit frischgebackenen Versen in den Annoncen zu Wort meldete, und es damit sogar in die ehrwürdige Goedeke-Bibliographie geschafft hat. Dass "der Pfefferküchler Kasimir, bekannt durch seine lächerlichen Reimanzeigen in der Zeitung", auch mal "wegen frecher Aeußerungen gegen die Regierung" verhaftet wurde, geht aus einem Tagebuch (10.2.1824) hervor, für das ich ein Register erstelle. An sich ist dieser Kasimir gut dokumentiert, schlossen seine Gedichte doch regelmäßig mit "Klosterstraße 104" und sorgten so für Wiedererkennungswert. In seinem fleißigen Goedeke-Nachtrag in Band 16 (1984), S. 505, der auch Autodidakten verzeichnet, hat der treffliche Herbert Jacob auch schon die wesentlichen Tatsachen des Lebens über Johann Fr. "Casimir" ermittelt. Nur das Todesjahr konnte er nicht nennen und musste sich mit "nach 1844" begnügen - dem Zeitpunkt, als Kasimirs Teilhaber, ein gewisser E. F. Wagner (vielleicht der Sohn des bei Jacob genannten Carl August Wagner) die Versorgung der Berliner Bevölkerung mit Pfefferkuchen in Eigenregie übernahm. Todesmeldung des PfefferküchlersDer Nachfolger taucht auch bei Adolf Glaßbrenner (Die Berliner Gewerbe-Ausstellung. Genrebild, Bd. 2, Leipzig 1844, S. 61) auf, der wiederum auf die Zeitschrift für Conditoren, Lebküchler, Bäcker, Chocoladefabrikanten, Parfümisten, Destillateure, Fleischer, Wurstfabricanten und andere Victualien-Produzenten Jg. 1 (1846), Heft 4, S. 97-101 verweist. Der Nachfolger übernahm den Werbetrick mit den gereimten Anzeigen und ließ die Gedichte mit "Wagner, vormals Kasimir" enden. In der Vossischen Zeitung Nr. 290, 12.12.1848, 3. Beil. pries Wagner seinen "extra konstitutionellen Königskuchen" und hat sich bei Vertretern des Gottesgnadentums und der absoluten Monarchie vermutlich keine Freunde gemacht. Und wer hat herausgefunden, dass der dichtende Bäcker Johann Friedrich Kasimir, geboren 1783, im Jahre des Herrn und zwar Mitte Oktober 1860 im Friedrich-Wilhelms-Hospital das Zeitliche segnete, mithin auf ein offenbar erfolgreiches Berufsleben und ein 16jähriges Rentnerdasein zurückblicken konnte? Na, wer schon, jemand, der die verdammten schmuddeligen Zeitungsbände Blatt für Blatt liest, und dabei besonders die Familienanzeigen beachtet! 


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