• Zugegeben, ich war alt, und brauchte das Geld. Drum hab ich im letzten Jahr - ich bin bei der Steuererklärung angekommen - zu meiner Micker-Rente der KSK und dem update durch Rentenzusatzversicherung auch noch immer Aufträge angenommen und was dazuverdient. Man hat sie mir regelrecht aufgedrängt und hinterhergeschmissen, so mein Eindruck. In den letzten Jahren der Berufstätigkeit guckte ich nur in die Röhre, keine Honorare mehr, nirgends, und jetzt, wo ich nicht mehr drohe, Dauerproblemversorgungsfall eines Traditionsverlages zu werden (wie viele Lexika haben auf diese Weise ihr Gnadenbrot fristen dürfen!) oder gar die Anstellung (ins Bücherregal des Verlegers) einzuklagen, plötzlich interessiert man sich wieder für meine Arbeitskraft, auf einmal wollen alle Möglichen alles Mögliche von mir. Dies lektorieren, jenes formuklieren, anderes mal kurz durchgucken und weiteres Korrektur lesen - wie einst im Mai, als ich (ausgerechnet ich!) das Allgemeine preußische Konstabler-Landrecht (Name von der Redaktion geändert) einer redaktionellen Revsion unterwarf. Nicht das Gesetz, versteht sich, das machen Bundestag, Bundesrat und vorher die entsprechenden Gremien, sondern die  Kommentare der Damen (und aber ganz vorwiegend) Herren Juristen. Echte Sprachakrobaten, das darf man sagen, wenn auch im Detail nicht ohne doppelten Boden. Da musste allerlei ausgemistet werden, Fehlschreibungen von Namen, mit dem Salzstreuer verteilte Kommata, Stilfehler und Murks in den Fallbeispielen. Aber selbst ich, die alte Scharteke, hab noch manches dazu gelernt, nämlich, bei Verfolgungsjagden ist es kontraproduktiv, auf die Reifen zu schießen. Die platzen dann nicht, die Kugeln prallen vielmehr ab und können als Querschläger Kollateralschäden anrichten. Und dass manche Gesetze zufällig am 27. Dezember, wenn alle noch unterm Geschenketisch liegen und den Glühweinrausch ausschlafen, kurzerhand aus dem Urlaub gerufene Abgeordnete mal eben beschlossen und verkündet haben, Gesetze, die erst ein halbes Jahr später in Kraft treten: im Hochsommer, Mitte Juli/August, wenn schon wieder keiner hinguckt (und in den Medien die Überraschung verdirbt). Das möchte ich auch, gute Vorsätze zwischen den Jahren fassen und in den Sommerferien umsetzen. Ich schaff's bloß nicht.

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  • Jetzt rutschen wir so langsam in die Zielgrade, die WM ist auch durch, ich hab noch immer keine Steuererklärung gemacht und das Wetter wird genauso trübe und nieselig, nachdem der Frost weg ist, wie es immer schon war zur Weihnachtszeit. Dass heute keine Tageszeitung kam und ich nicht raus darf, ist kein großes Probklem, denn die Vorräte an Buttermilch zu erneuern, Nudeln, Reis, Kartoffeln sind reichlich vorhanden, Konserven mit Borschtsch-Eintopf und Eier für Pfannkuchen und Hefe für Pizzateig, wir können Mozzarella auf der Pizza schmelzen lassen, Käse geht allmählich zur Neige, oder wir nehmen einen dieser anderen Käse mit Zwiebel- und Kürbisgeschmack. Ein paar Tage halten wir uns noch über Wasser, bis über Weihnachten hinaus, ins neue Jahr hiinein wird der positiv-Trend hoffentlich nicht anhalten! Ich würde mich ja einmummeln und vergraben, wenn es anatomisch möglich wäre, Winterschlaf zu halten. Wenn ich dann sagen wir Ende April aufwache, ist aber gefälligst Frieden in der Ukraine, das Klimaproblem gelöst, die Fifa abgeschafft, die Währungskrise vorbei und die Endlagerungsprobleme für die Rückstände aus KKWs vertagt (wie immer). Leider gibt es keinen guten Aufenthaltsort für humanoiden Winterschlaf, es sei denn, man wolle sich für die Zukunft aufsparend einfrieren und später einmal auftauen lassen, wobei die abgestorbenen Zellen mit lebensverlängernden Stimulanzien wachgeküsst werden - setzt allerdings ewigen Todesschlaf voraus: ""Einer der Hauptprobleme sind Verfallsprozesse, die nach dem Eintritt des Todes sofort starten. Viele dieser können noch nicht wieder rückgängig gemacht werden", lese ich hierzu in einer Internet-Seite. Es kostet 180.000 EUR (nur 70.000, wenn nur das tote Hirn eingefroren wird) und jährlich nochmal 170 für die Aufbewahrung, kostet ja alles Energie, die Tiefkühlung usw. Mein Hirn, heute schon scheintot, sehnt sich aber nach Wärme, Zufuhr von energiereicher Nahrung und ab und zu einem alkoholhaltigen Drink. Kurz, daraus wird nichts!

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  • Eine Freundin von mir, auch so alt wie ich (also jenseits der sweet sixty), schrieb mir neulich, sie habe wieder mit Straßenmusik angefangen, nicht so sehr des Geldes wegen, das Leute in die Mütze legen, sondern einfach so, zum Spaß und um mal wieder Publikum zu sehen. Finde ich gut. Ich hab ein interessantes Erlebnis in einer (ost-)europäischehn Touristenmetropole gehabt vor ein paar Jahren, ich hatte ein sehr preiswertes Motel, wo ich schon einmal gewesen war, diesmal nur zu 20 % vorbezahlen müssen (Stammgast-Vetrauensbonus). Es verleitete mich, nicht mehr Bargeld mitzunehmen als beim letzten Besuch, wo die Rechnung schon beglichen war. Ich sollte noch hinzufügen, dass gratis-Kaffee und Tee in dem Motel zum Standardangebot gehört. Au0erdem begann in der Mitte der Reisewoche eine Konferenz, wo für das leibliche Wohl jedenfalls zwischendurch und abends, gesorgt war. Hin- und Rückfahrt ebenfalls schon gebucht, mit Billigbus und Bahnanschluss, und insofern gar kein Problem, außer, irgendwie wenig Bargeld. Credit card hab ich nicht. Als ich eintraf, sollte ich den Rest meines Zimmers zahlen, war auch kein Problem, ich wechselte letzte Scheinchen in Landeswährung, es reichte grade - aber - es blieb fürs Leben nichts mehr übrig. Pech, aber keine Tragik. Zimmer bezahlt, Rückfahrt gesichert, meine Wärmestuben und Aufenthaltsräume sind nicht Kneipen, eher Bibliotheken (Ausweis für die Nationalbibliothek vorhanden. Museen kannte ich schon), es war also gar kein Geld auszugeben. Ich trank morgens den Gratiskaffee, machte eine Thermoskanne Tee für den Tag, und nährte mich in den ersten Tagen vom Reiseproviant, Äpfel, Nuß und  zwei unterwegs nicht verzehrte Brote. Trotzdem, irgendwie komisch, nur noch so, sagen wir ein paar Mark in der Tasche und etwas weniger im Magen zu haben. Die Stadt ist voller Touris, Souvenirläden, Freßmeilen, Märkte, Angebote. Geh da mal durch und hab kein Geld - interessante Erfahrung, ich kenne das zwar gut, in meiner Jugend finanziell nicht grade üppig abgefedert, hab es aber schon länger nicht mehr erlebt. Es  schärft den Blick. Man sieht alles anders an, wenn die Kohle fehlt, sie potenziell unter die Leute zu werfen. Auch geht man mit den Penunzen, die noch bleiben, notfalls centweise vorsichtiger um. Was kostet eigentlich ein Brötchen? und ist es nicht billiger, sich eines der größeren Brote zu kaufen? Man sieht das bunte Gewimmel in Supermärkten sehr viel distanzierter und kritischer an. Außerdem braucht man das meiste nicht. Konzerttickets? man kann Volkssängern und Jongleuren zugucken, die nehmens von den Reichen und treten für Habenichtse umsonst auf. Ausstellung? Schaufenster sind auch Vitirnen. Als die Tagung begann, war das Problem der Mahlzeiten gelöst. Motelgäste reisten ab, hinterließen Lebensmittel, an denen man sich bedienen durfte. Es fehlte an gar nichts. Und da bei mir Rückfahrt und Logis schon bezahlt waren, gab es keine echte Not oder so. In meiner Jugend habe ich in ähnlicher Lage auf der Straße musiziert, erst allein, dann mit einem Landsmann. Ästhetisch ist das leider grenzwertig. Man kann das deutsche Volkslied oder das französische Chanson lieben, aber die Franzosen wollen immerzu "Hello Cowboy in the Sand" von Neil Young und "Suzanne" von Leonhard Cohen, möglichst täuschend echt nachgemacht hören. Ich lernte daraus dies - ist auch nur etwas Geld da, dann machst du gerne Straßenmusik, bist guter Dinge und die Leute mögen dich. Ohne Geld in einer fremden Stadt, du stehst an der Ecke und musst den ersten Sous verdienen? - Du bist weniger guter Dinge, strahlst keinen Charme aus und denkst schlecht über deine Lauschkundschaft. Deshalb haben Straßenmusiker immer schon ein paar Münzen im Hut, zum Nachlegen, und spielen nicht erst auf, wenn es alle ist.

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  • Jo, viel zu raten gibt es nicht mehr, weil ich jetzt zwei Unterstriche an einem Tag für Buchstaben öffnen muss, ich hab gestern einfach keine zeit gehabt, nichts ist schlimmer als Bella d'Isola-tiona in Corona, ich bin zwar den ganzen Tag zuhause, rotiere aber zwischen Spülstein, Backofen (Plätzchen), Computer 1 (Register), Computer 2 (E-mail), zwischendurch soll ich eine halbe Stunde lüften und verlasse notgedrungen den zum Eispalast herauskristallisierten Schonraum, dann soll man ja noch Mahlzeiten einnehmen, darf die notwendige Hygiene nicht vernachlässigen, hell bleibt es sowieso nicht länger als viereinhalb Stunden und in Nullkommanix ist der Tag rum. Kurz, heute werden zwei Buchstaben nachgeliefert und danach ist der Vorweihnachtsteil dieser täglichen Botschaften uninteressant geworden. Die NEgativ-Schlagzeile von heute früh war der Positiv-Test, den sich meine Mitbewohnerin heutenoch mal bescheinigen ließ, es wird also nichts mit dem Konzertbesuch heute (Sonntag) abend - es sei denn, wir mischen uns als Spreaderterroristen unters Publikum, und Besuch von Weihnachtsmärkten kannste auch knicken, wahrscheinlich fällt Weihnachten erst recht aus, mit viel Glück sind wir kurz vor Toresschluß wieder "freigetestet" und dürfen einkaufen, was in den kahlgekauften Regalen noch so rumliegt, und müssen die Landhausküche kommen lassen,

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  • Ich hatte mehrere Deutschlehrer. Einer, der in fließendem Kölsch vorwiegend maritime Erzählungen u.a. von Hans Leip durchnahm (Dichter der Lili Marleen, die vor der Kaserne stand, an dem großen Tor), hatte einen feinsinnigen Humor. Einen Klassenaufsatz zum Thema Analysieren von Werbesprüchen gab er mit der Bemerkung zurück "hier ging wieder der große Manipul um" - damals war "manipulieren" das Schlagwort der Stunde. Vor zwei Jahren war es "vulnerabel", die vulnerablen Gruppen sollen geschützt werden - Greise und Gebrechliche, Kinder und Kranke, gut und schön, aber sind die anderen etwa unverwundbar? Neuerdings steht alles dermaßen "im Fokus", dass der Fokus schon vollgestellt, unübersichtlich zugemüllt wird mit Krempel, wer hat bei soviel Fokussen ein Auge für den Tiefenblick in den Brennpunkt der Zentralthematik? Inzwischen fokussiert man jeden Tag mehrmals im Radio, z.B. russische Bombenangriffe hätten Kiew wieder im Fokus, und für Ralf-Rainer Rygulla, Altersgenosse von Hanna Schygulla (nur drei Wochen auseinander), hat gar nicht "den Fokus auf Gewalt gerichtet", als er mit seinem Freund Marco Sagurna für die Anthologie Der Osten leuchtet Gedichte von 93 Dichtern in 21 Ländern durchsah. Trotzdem versuchte er heute im Radio sozusagen eine Landser-Ausgabe der Lyriksammlung herbeizureden, da war von Dichterfreunden in der Ukraine die Rede, die beim Telefonieren jetzt grüngefleckte Tarnanzüge tragen, bei Alexej Bobrownikow trieft die Uniform von Blut, von der so gar nicht zu unterschätzenden Aufgabe der Dichtung im Krieg ist die Rede. Und das passt ja prima zur ACID-Lyrik, die Rygulla in den post-Vietnam-Jahren (aus London, nicht aus den USA) nach Europa brachte. "Dort ist von Leben und Tod, von Liebe und Krieg die Rede, erstaunlicherweise ohne Peinlichkeit", behauptet Rygulla und peinblich war es auch all den 68er-Veteranen nicht, die damals die Schüsse auf Benno Ohnesorg und Rudi überlebten, voll auf LSD amerikanische Lyrik lasen. Aber jetzt - die Windrichtung dreht sich! Wie der Osten von Raketenfeuer leuchtet, versetzt Marco Sagurna in Extase, bei ihm trieft die Druckerschwärze, der langjährige Zeitungsredakteur - Karl Kraus lässt grüßen! - kriegt Gänsehaut, wenn er (über Skype?) den ukrainischen Dichterkollegen zwischen Trümmern sieht, mit vibrierender Stimme teilt er's mit, "Poesie made in Germany" könne "vor lauter Ästhetik und Tiefe doch kaum mehr laufen", dass er "wirkliche Kraft nur noch in der Poesie Ost" verspüre, wobei die Augen flackern "wie das Feuer in den Fensterscheiben brennender Irrenhäuser" (Arno Schmidt). Kommt aus den Federbetten, ihr Dichter, rein in den Fokus der Wollkniestrümpfe, bis alles von Granaten und Inseraten durchsiebt ist!

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