• # 5 Kneipp oder Pegida?

    Ich habe zwar den Kürbismus und den humanen Dritten Weg erwähnt, aber noch nicht die ideologischen Grabenkämpfe in unserem Badezimmer.ein Kneipp-Engel mit Giesskanne Es ist nämlich so, dass ich, bevor mene Frau mit dem blauen Trumm aus Dresden anrückte, bereits jede Menge Badezusatz und lösliche Körner in knallbunten Farben (Muskel Aktiv, mit Arnika, und irgendwas orangegelbes zur Gelenkentspannung)  besorgt hatte, und zwar mit der Aufschrift "Kneipp". Denn sie war schließlich in Wörishofen gewesen, in dem Kloster von dem ollen Kneipp (er war da wohl der Beichtvater), dessen Testament die Nonnen verpflichtet, die Gäste nachts wachzurütteln und mit eiskalten Wadenwickeln auf den Überlebenskampf am Frühstücksbuffet vorzubereiten. Die Firma, die den Klappaltar mit den Adventstürchen herausgab, ist aber weniger fromm und stellte übrigens #5: Bade-mini in zartblauem Wickelpapier bereit (meine Frau hielt es erst für eine Art Knallbonbon, ich glaube aber ein Stück Seife zu ertasten), es hört auf den Namen "Winterwalzer mit entspannendem Winterduft", während der Gewürzkalender und eine #5: italienische Kräutermischung zu bieten hatte. 1896 übertrug Sebastian Kneipp alle Rechte an seinem Wellneswesen einem Apotheker Oberhäußer, den er über einen Schulfreund kennengelernt hatte. Ziuerst stellten sie bloß Pillen gegen Darmträgheit her. 1910 gründete ein gewisser Richard Pittlick die etwas seltsam hinter dem Kürzel Li-iL getarnte Firma, die medizinische Badezusätze mit dem Namen "Dresdner Essenz" herstellte. In DDR-Zeiten wurde das Unternehmen merkwürdigerweise erst 1972  verstaatlicht und ging danach sofort den Bach runter (um am Ufer desselben jede Menge Tenside zu verklappen). Kurz, ein atheistisches DDR-Produkt tritt in unserem Badezimmer in Konkurrenz mit der frommen katholischen Wasserkur aus Oberschwaben.


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