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# 22: Wacholder
Eigentlich hätte man das Gewürz auch in flüssiger Form in der Phiole bergen können. Dann würde es schneller verbraucht, ebenso wie der Kümmel, Anis und andere nette Schnäpsli (alles nur Bluff, ich trinke überhaupt keine starken Sachen, höchstens mal einen Grappa oder Slibowitz, wenn er im schon bezahlten Restaurantpreis inbegriffen ist). Der Wacholder wächst nicht nur an penisförmig hochgereckten Stauden, er wird von Botanikern auch zu der Klasse der Spermatophytina und in die Ordnung der Koryphäen, äh, Koniferen einsortiert. Mit den Beeren sehen die Zweige schon ein bissl weihnachtlich aus. Merkwürdigerweise hießen die Pflanzen im Mittelalter, wenigstns in Bayern, Kranichkraut. In anderen Ländern sind die Namen schöner: Genévier (également appellé poivre du pauvre), Juniper (mit einem Gruß an Donovan), oder auf Dänisch Eneslaegten, auch der niederländische Oude Bossem Genever wird ja wohl daraus destilliert. Ich muss bei dem Zeug immer an Wachkoma, senile Bettflucht oder Stakeholder denken, wenn ich den Namen höre, weniger an Hölderlins Spitznamen, der wahrscheinlich mehr mit dem Holderbusch und dem Holunder zu tun hat als mit Wacholder. Aber wieso soll man vor dem die Knie beugen und vor jenem den Hut ziehen? Kommt ja gar nicht in Frage, eher benenne ich Holunder in Geßnerkraut um.
Tags : Wandervogel, Kranich, Juniper, Genever
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Oh je, da fehlen zwei Türchen. Frohe Weihnachten wünsche ich euch.