• #22 und #23: Packschlägtsich (die Tür zu), Packversendet sich

    Die verbleibenden Adventspröbchen aus dem Essenzkalender sind rasch aufgezählt, es handelte sich um #22: Aroma-Cremebad mit Winterbeerenduft und pflegendem Mandelöl und wieder ein kommandierendes Ausrufezeichen hinter #23: Laß dich froh und munter sein!, was "mit Liebe gemacht" und als Pflegedusche aus Bio-Sheabutter und Pistazie bezeichnet wird. Im Würzkalender lagen unterdessen Glasröhrchen (wurden aber noch lange nicht rausgenommen, das geschah erst an Heilignachmittag) mit #22: Ingwer geschnitten und #23: Orangenpfeffer Gewürzzubereitung. Aber niemand beschreibt mein Entzücken, als mir eine Versandaktion, mit der ich mich in dieser Vorweihnachtszeit plagte, zum Besuch eines begehbaren gelben Adventskalenders verhalf! Und das kam so. Wie unter # 22 und # 23 mitgeteilt, hat der Weltpostversand die seit dem 19. Jhd. übliche, der internationalen Gelehrtenrepublik den Austausch von neuesten Forschungserkenntnissen ermöglichende Versendung von Büchern und Landkarten verboten. Nichts dergleichen darf künftig noch "Briefen" beiliegen, diese dürfen exklusiv nur noch "Mitteilungen" enthalten. Mitunter wurde zwar schon behauptet, Bücher seien dicke Briefe an Freunde, aber Pustekuchen, Buch aus Metall am Lichtenbergdenkmaldamit ist jetzt Schluss. Den finalen Sieg des Kapitalismus über Aufklärung kann man nicht besser illustrieren als mit dieser Entscheidung. Bücher, CDs, Broschüren oder Landkarten sind "Waren", basta.packstation der DHL Die Warenförmigkeit wird nur noch in Deutschland mit dem Wort "BÜWA" verschleiert, das Bü soll entfernt an Bücher erinnern, aber in Wahrheit sind es "Waren" im Sinne des Gesetzes und ich warte nur darauf, bis die BÜWA-Akü der DHL zu WA verknappt wird. Ins Ausland gehen überhaupt nur noch Warensendungen und zwar nur von Großfirmen, die pro Quartal 5 x den Kohinoor oder was weiß ich versenden - drunter erscheint es dem Weltkonzern nicht lohnend. Schon gar nicht meine läppischen 140 Adressen, von denen ein knappes Drittel jenseits der deutschen Landesgrenze und nochmal ein Dutzend in "WELT" d. h. Schweiz, und USA, und eine in La Réunion liegen. Im Internet bei DHL adressieren ist kein Spaß! Erst "öffnet" sich ein geheimnisvolles Sonderfenster, das mir Kaspersky empfiehlt, die sog. "Sichere Website" - tannengrün umrahmt wie ein Türchen 25. Dann suchst du das Land aus, nach dem du verschicken willst, und musst für jedes verdammte Päckchen aufs neue von Afghanistan über Fidschi-Inseln und Großbritannien-Jersey, -Guernsey und -Trevira bis "Polen" oder "Vereinigte Staaten" herunterscrollen. Weiter zur Eingabe der Adresse, komplizierte Eingabe von englischen Postcode-Buchstaben-Ziffern-Kombinationen, Flat sowieso nicht vergessen, "Provinzen" heißen hier die amerikanischen Vereinsstaaten, endlich ab in den Warenkorb, wollen Sie noch ein Päckchen verschicken? JA, zum Teufel (und jedesmal wird mir der "besondere Favorit" mit 12 kg Gesamtgewicht vorgeschlagen und ich muss jedesmal das billigste ohne Versicherung neu anklicken, das mein Favorit ist). buchhandel gegen PaketversandNach Eingabe von 10 Adressen poppt ein Fenster auf: "interner Fehler, die Seite wird neu geladen", und die bisher getippten Adressen sind perdü, der "Warenkorb" unauffindbar geworden, ein "Zurück" wie bei der Deutschen Bahn gibt es hier nicht. Will man die zwei, drei Anschriften, die man zaghaft erneut eintippt, dann gleich als Frankierung sofort bezahlen und ausdrucken, bevor das von vorhin wieder passiert, kann man "SEPA" anklicken und muss die Kontonummer eingeben, von der an sich jeder sein Päckchen bezahlen kann, der irgendeine Kontonummer kennt, er muss dann noch ein glaubwürdiges Geburtsdatum eingeben. Hallo? ich könnte die Kontonummer eines Verlegers eingeben auf den ich nicht gut zu sprechen bin. Aber auch hier heißt es nach 3 Bezahlvorgängen "an internal error occured" - und man muss eine andere Bezahlweise nehmen, "sofort.de" zum Beispiel, wo man alle kompliziert gewählten Geheimwörter eingibt, um sie dem Portalbetreiber zu verraten. Visa-Kreditkarte? Hör mir auf damit, da muss ich erstmal die Nummer lesen können, winzig gedruckt auf ein Plastikkärtchen, das Mindesthaltbarkeitsdatum als nächstes und eine noch winzigere dreistellige Prüfziffer - und danach doch Kontonummer angeben, die man doch nicht so gern preisgeben will, und dann stimmt aus unerfindlichen Gründen alles nicht überein. Aber dann mit den drei-vier Dutzend Päckchen im Sack den gelben Adventskalender betretend, wurde mir bei den ersten Versuchen klar, wie man das System terrorisieren kann, das einen terrorisiert. Rache ist Blutwurst! Macht kaputt, was euch kaputtmacht! Natürlich nicht mit der Maschinenstürmer-Keule alles kapottschlagen, bewahre. Wir sind für gewaltlosen Widerstand in der Art von Ghandis Salzrevolution. - Die Entdeckung, wie das am elegantesten geht, war eigentlich Zufall. Ein Bildschirm-Display der "Packstation" forderte mich auf, den Strichcode (auf dem von mir draufgeleimten Etikett) in rote tanzende Laser-Lichtstrählchen zu halten.Display einer DHL-Packstation mit Symbolbildern Aber nicht vergessen, diese Sendung dürfe keinesfalls größer als YZX mal YXZ sein, wurde ich mit rotem aufpoppenden Schild auf dem Display verwarnt. Sehr pädagogisch, unsere K.I.-Zukunft, für Anhänger nicht der Okay-, sondern der K.O.-Pädagogik. Der Frankierungs-Laserbelichtung folgte die Frage: Wie groß denn das Päckchen wär (ich denke, weiß die Maschine das nicht, ist doch DHLs eigener Strichcode?), etwa ... so groß "wie ein Schuhkarton"? oder "wie ein Werkzeugkasten"? oder... wie ein kleines Päckchen? Beherzt tippte ich auf die kleinste Möglichkeit - und ZACK ging das erste, schubladenähnliche Adventstürchen auf (keine Nummern, aber wie beim Adventskalender mal links unten, mal rechts oben, man an der Seite oder direkt vor der Nase). Ich legte Päckchen um Päckchen ein - jedes in ein Extra-Fach! happy Ich hätte eigentlich erwartet, so oder ähnlich gefragt zu werden "wievieleStapel der retournierten Büchersendungen Sendungen wollen Sie verposten", aber weitere von meinen Päckchen an den Strichcode zu halten, hatte auch keinen Zweck. Ich schloss also die Schublade wieder und scannte den Strichcode des zweiten ein, wieder ging ZACK ein Türchen auf, einlegen, zumachen, neu scannen und nach einer Weile wurden, wie beim Adventskalender, die Türen größer ZACK, und noch größer ZACK, man musste schon aufpassen, keines vor die Stirn zu kriegen, und in jedes Tresorfach legte ich genau ein (1) kleines HS-Päcklein. Auf die Idee, den ganzen Klumpatsch in eines der Fächer zu legen, kam ich gar nicht. Der Postler wird ganz schön gucken, wenn er morgen aufmacht und denkt, die DHL-Fächer seien prall gefüllt mit Aufträgen, und ihm purzelt der ganze Weihnachtsversandkram entgegen - mitnichten, da er schön verteilt auf die Türchen eins hier und eins da und wieder ein anderes von den Billigen in den Riesenhöhlen unten in der Ecke findet. Dann aber führte das Scannen zu der Mitteilung, "leider sind keine Fächer mehr verfügbar, besuchen Sie bitte eine andere Packstation". Den Rest warf ich ungescannt in einen Briefkasten, basta, sollen die sie selber scannen, wieso nehm ich denen diese Arbeit ab! Auf dem Heimweg aber kam die Idee: Rollstuhlfahren verbotenPostbenutzer aller Länder vereinigt euch! Verfasst Flugblätter mit euren Forderungen jeweils in der Landessprache! (sinngemäß so: Wir verlangen die Absetzung des Weltpostverbandes - wir wollen die gute alte Büchersendung zurück! - Formel 1, 20 statt Formel 1 (für nicht-Rennsportfans: da ist DHL Hauptsponsor, und die Büchersendung kostete einszwanzig) - Nieder mit der Monopoltyrannei! - An die Laterne mit den Brüdern Gottschalk! - Schluss mit der barbarischen Zerstörung gewachsener Versandkultur o. ä.) und blockiert das System! Ein paar Euro muss man zwar investieren, aber wenn man die billigsten Päckchen-Etiketten kauft und ausdruckt, reicht das schon, um etliche Türen zu öffnen - und in jedes genau ein Flugblatt zu legen, sonst nichts. Die gelben Herren des Morgengrauens werden dumm aus der Wäsche gucken, wenn die Adventstürchen aufgehen und ihnen die Meinung gegeigt wird. Nicht so schön für die Versandhändler, die dann von Packstation zu Packstation weitergeschickt werden und ihre leichtverderbliche Versandwurst nicht mehr loswerden - aber die Nahverkehrsbenutzer und Opernbesucher unter den Franzosen haben ja zur Zeit auch nichts zu lachen, und Fridays for Future wurde auch nicht in einer Woche erbaut. So ist das nun mal beim Generalstreik, Pardon wird nicht gegeben, das Weihnachtspäckchen bleibt diesmal aus.


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