• Der KristallwaldSchön ist es zum Beispiel, seine alten Kinderbücher auf dem Flohmarkt zu entdecken und neu zu kaufen (in meiner Familie wurde das älterwerdende Kind grundsätzlich enteignet, sein Besitz, Spielzeug, Klamotten, Bücher Schlupfwinkel für Räuperbandeu. v. a. nachwachsenden Generationen in den unersättlichen Rachen geworfen). Gestern stand in der Zeitung, der Zeichner "Janosch" habe eine gelb-braun gestreifte Hängematte auf Teneriffa besessen, die er "Elisabeth" nannte und sich an einer Strippe hochgezogen, wenn er sie mal nicht belegte und aufstehen wollte. Außerdem lernte ich den polnischen Ausdruck für ärmliches Mehrfamilienmietshaus, familok. In so einem sei er aufgewachsen, in Zabrze. Einer polnischen Germanistin hat er für eine Habilschrift, die jetzt als Biographie erschienen ist, 10.000 E-Mails geschrieben und sie eingeladen etc. - Aber Tigerente und so ist nicht so mein Fall. Meine Lieblinge waren Xaver, der Ringelstecher und noch mehr der Kranmann mit dem Freund, namens Lektro (transportierte Kisten mit einem Elektromobil) - von Rainer Zimnik, auch so ein Schlesier, lebt laut Wikipedia noch, aber den will keiner mehr kennen. Auch "das kleine Gelb und das kleine Blau" hab ich neu bekommen, so eine minimalistische Farben-lovestory (die Eltern sind dagegen), das ist mal wieder aufgelegt worden, wirklich ein schönes Kinderbuch. Und dann hab ich noch ein Märchenbuch mit wundersamen Illustrationen von A. Coléno, grade hab ich erst erkugelt, dass das eine Frau ist, Alice Coléno, und sogar den Preis der Academie française hat sie mal gekriegt für einen Roman, Les portes d'ivoire, immerhin ein Elfenbeinturm mit Türchen. Seltsame Kontur um die StämmeDie Zeichnungen zum Zauberwald hat ein gewisser G. Vanni gemacht, nicht der Renaissancemeister, das frz. Original erschien 1964 - und die Stories sind jeweils derart abgedreht-phantastisch, dass ich mir gar keine anderen Zeichnungen vorstellen konnte. Es hat so eine schwüle fin-de-siècle-Atmosphäre, höchst seltsam. Eine heißt "Die Perle", eine andere, da geht es um ein edelsteinbesetztes Krokodil, immer ist ein Knabe namens Killi der Held, und der hat noch einen Hund, einen Dackel namens Flink. Aber sehr viel kindlicher sind die Zutaten nicht. In "Der Kristallwald" geht es um den Phönix, der mal wieder nach soundso langer Zeit auf den Scheiterhaufen muss, und Killi rettet seine Asche davor, von den neidischen anderen Vögeln zerstreut zu werden (dann kann er nicht mehr auferstehen). Wunder- wunder schön! Ich muss allerdings sagen, dass sich die Erinnerung an das Buch bei mir mit einer anderen vermischt, an Die Kristallwelt, ein dystopisches Science fiction oder Fantasy- (weiß man's?) Werk von J. G. Ballard. Da verkristallisieren die Sachen alle nach und nach, hat was mit der Zeit und ihrer Verlangsamung zu tun, wenn ich mich recht entsinne (Korrekturen bitte nicht an mich, sondern an den Weltverband der Genauleser). - Und wer beschreibt mein Erstaunen, als ich kahlgefressene Parkbäumekürzlich ganz hier in der Nähe zwar keinen ganzen Kristallwald, aber immerhin schon drei bis fünf Bäume vorfinde, sonderbar eingesponnen, wie unter Glas! Und wenige Tage später fehlten den Bäumen sämtliche Blätter! Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass eine Menge winziger Raupen hinter den Gespinsten wriggelte und sich ringelte, ekelhaft. Aber die Stadtverwaltung hat schon Entwarnung geblasen, es ist eine Schmetterlingsart, die angeblich völlig ungefährlich sei und auch den Bäumen nichts Schlimmes zufüge, weil die im Juli mit dem "Johannistrieb" wieder neue Blätter ansammeln können. Komischerweise fressen die aber auch nur ganz bestimmte Bäume an, als hätten sie auf die andern keinen Appetit. "Zu den natürlichen Gegenspielern der Gespinstmotte gehören Vögel und verschiedene Insektenarten. Die Netze spinnen sie, um sich vor ihren Feinden zu schützen."Der Kristallwald Das muss ja einen ganz unerhört unglaublichen Schmetterlingsschwarm geben, wenn es so weit ist und die Viecher schlüpfen? ob das den Caterpillars weh tut, wenn so die Haut platzt und ein geflügeltes Alien krabbelt aus der Hülle...! Es sei also, lautet die wiederkehrende Beruhigungsparole, NICHT der sog. Eichenprozessionsspinner, der den Bäumen tatsächlich den Garaus macht. Die Vögel, die bei uns ans Haus flattern (Finken, Meisen, Rotkehlchen und vermehrt Spatzen) werden allerdings pappsatt sein und auf dieses Raupengelichter keinen Appetit haben, schon gar nicht, wenn sie sich durch klebrige Überzelte durchbeißen müssen. Die schöne alte Fichte hier um die Ecke, ich hab's schon geahnt, die so schief über die Straße wuchs, haben sie jetzt auch platt gemacht und in einzelne Holzteller zerspalten. Schade um das schöne Vogelschutzgehölz, dabei hatte die keinerlei Raupengespinste dran. Ein Nabu-Forstmeister wird mit den Worten zitiert "Den Büschen macht der Kahlfraß recht wenig aus, es belastet sie eher wie uns Menschen ein lästiger Schnupfen", na Prost. ICH hab ja schon die Sommergrippe von meiner Liebsten geerbt und niese den liebenlangenTag laut vor mich hin, und zwar ca. alle 2 Minuten, komisch, dass sich noch niemand im Haus beschwert hat, die trauen sich alle nicht, weil ich als "scharfer Hund" gelte - Der Kristallwaldmeine Kampagne gegen das Hundepinkelnlassen vor unserer Terrasse hat sich überall herumgesprochen, neulich beim Gymnastikkurs ging die  Liebste offensiv damit um, das sei ganz erfolgreich usw., und andere (Gleichgesinnte) haben auch schon gegriemelt. Ich mach das in drei Stufen, erst sag ich ganz freundlich, "Hier bitte nicht" o. ä. (ich mache das Fenster weit auf in Momenten, wo keiner damit rechnet), beim zweiten Mal werde ich lauter und schneide auch Diskutierenwollenden das Wort ab, da gibt es Leute, die halten regelrechte Plädoyers, der Hund muss doch auch mal und ich hätte doch auch ein Klo in der Wohnung, oder? Ja, Sie dürfen gern auch den Hund dort über die Schüssel halten, aber HIER nicht... Die möchten am liebsten das Grundgesetz ändern, mit Pinkelrecht an allen Stellen, wo ein Büsch Gras wächst. Und: "Der tut ja nichts, das macht der nicht... es sind ja nur ein paar Tröpfchen..." Ach ja, und hinten kommt Marzipan raus und pinkeln tut er Jasmintee? wissen Sie, wie das hier riecht, wenn es ein paar Tage nicht regnet? Außerdem haben sich alle "bei Ihrem / unserem Vermieter erkundigt", das ginge völlig in Ordnung, wir machen das seit 30 Jahren nicht anders, und von der Hausordnung haben sie gar nichts gelesen? da steht drin, fernhalten von den Grünanlagen... Andere schnauzen mich direkt an, eine wollte mir volle Scheißtüten ins Fenster werfen, usw. Kommen sie zum dritten Mal, nehme ich Augenmaß und probiere Schimpfwörter aus, straßenweit schallend gebrüllt, "Schmutzfinken", "Proleten", "Stinkliese" usw. auch mal volkstümlich, das kann ich, wenn ich will, auch im Volkston - "dreggelige aahl Möhn" z. B. zu einer eher rheinischen Tante, die mir auch schon dumm kam ("Wenn Sie denken könnten, wüssten Sie, dass..." usw.). Kahlschlag_der_GenossenMeine Lebensabschnittbevollmächtigte holte juristischen Rat ein; anders als man so denkt, sind bei entsprechendem Anlass adäquate Beleidigungen (wenn man nicht grade uniformierte Polizei vor sich hat) vollkommen straffrei. Es gibt da so einen Lehrfilm auf youtube, das richtet sich zwar mehr an Internetnutzer, aber die Urteile sind rechtskräftig und übertragbar. Hilft das alles nichts und kommen sie zum vierten Mal (es gibt zwei bis drei solche), hol ich den Fotoapparat raus. DAS scheint in den hartnäckigsten Fällen, die ich bisher hatte, geholfen zu haben, seit ein paar Wochen ist Ruhe! die Qualität ist ja egal, Hauptsache, die 'Peinlichkeit', die sich abgespielt hat, groß genug. Bei der Dümmsten, die hier am nächsten wohnt,  hab ich das sogar nachts aus dem Hinterhalt gemacht, durch geschlossene Vorhänge (leicht angehoben , Blitzlicht - ZACK!, darauf entschwand sie und bei der nächsten Gelegenheit, ich hatte den Finger schon am Auslöser, sie sah mich oder sah mich nicht, innen alles verdunkelt, keine Ahnung, jedenfalls zog sie nach der Hälfte des Weges ab, ließ das Vieh also nicht auf "unserer Seite" sich erleichtern. Allerdings bin ich jetzt immer abends noch recht häufig in dem dunklen Zimmer und passe ab, ob sie wiederkommt. Wenn das nichts hilft, versuche ich es mit der "Jupiterlampe", wir haben so einen Fotografenscheinwerfer, den würde ich getarnt mit Grünzeug auf den Terrassenbalkon stellen, mit Steckerzufuhr von innen einschalten und alles in Flutlicht tauchen. Dann könnte man es theoretisch auch filmen, das arme Tier und die Dumpfmeister am Anfang der Leine (die sind ja alle zu faul, die 3 min. Gehweg bis zum Park zu machen, wo es extra Freilauf-Flächen gibt, an die hält sich auch keiner; alles, jede Liegewiese, jede Bank ist voller Scheißdreck, aber immerhin, es ist nicht grad unsere Terrasse!). Dämliches Pack, elendes. Schon forderte eine, die hat allerdings auch Dachschaden, ich solle die Fotos herausgeben (aber aber? die brauch ich doch fürs's Internet?) - sonst würde sie mich vor Gericht verklagen, bitte gern! da freu ich mich doch drauf...


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