• Malender Osterhase

    Also, eigentlich wollte ich erst mal Frohe Ostern wünschen, aber ich muss der Chronologie halber hier wenigstens andeutungsweise was über das Große Kettensägenmassaker in unserem Genossenvorgarten nachtragen, bei dem zunächst ein in den Hof pinkelnder, gärtnerisch kenntnisloser Lohnsklave erst unseren noch letztes Jahr mühsam gewässerten Flieder niederhieb und anschließend im Verein mit anderen Unifomierten sämtliche Sträucher heraushackte, aber nur auf "unserer" Wohnungsseite, nicht die von der Lieblingsnachbarin gepflanzten. Ich war so sauer, dass sich mir die Finger über der Tastatur sträubten, es zu schildern! - Pinkelnder Hartz-IV-GärtnerAnderntags rottete man sich zusammen, um die 10-Meter-Tanne zu fällen, die meinem Arbeitszimmer und unserem Terrassenbalkon etwas Sichtschutz gab. (Auf Google Street View ist sie noch zu sehen, wie überhaupt die Fassade aus der Ära der Vormieter, denen es gar nichts ausmachte, sich einen entsprechend ausgerichteten Zwei-Stühle-Ausguck auf die Terrasse zu stellen und von diesem Posten aus die Vorgänge auf der Straße zu protokollieren, man hat ja sonst nichtsKahlschlag im Genossenschaftsvorgarten zu tun.) Natürlich geschah die Maßnahme zur Landschaftsgestaltung vulgo "Kahlschlag" ohne jedes Vorgespräch mit den Mietern, geschweige -ankündigung. Die Rose neben dem Terrassenbalkon, die ich liebevoll mit teurem Pilzgift besprühte, ließen sie stehen. Vom Flieder einige Strünke, an der Ostseite des Hauses mag er sich erholen, aber der große Fliederbusch unter dem Küchenbalkon, Anflug-Zubringer für die Meisenknödel, ist wohl für die nächsten zehn Jahre dahin. Nachdem der Sägezahntiger, eigentlich ein kümmerliches Würstchen mit Ohrring, sich erstmal zünftig ausgepinkelt hatte zum Zaun hin, siehe Bild, legte er mit Lust und Liebe los und mähte nieder, was nicht nagelfest war. Für die Tanne brauchten sie einen ganzen Tag. Gut, die war schon alt und wohl auch schiefgewachsen, vielleicht nicht ungefährlich, aber als meine Liebste zum Ersatz ihren Balkontannenbaum einpflanzte, kam sofort ein Anruf des Genossenschaftsbüttels, sicher von den fürsorglichen Nachbarn eingefädelt, die dergleichen nicht dulden können, das Tännchen reichte vorerst kaum bis zum Knie und ob es überlebt hätte, war doch noch gar nicht ausgemacht. Wir haben eReste der Tanne vor unserem Hauss befehlsgemäß ausgegraben und in den Park gepflanzt und uns geschworen, nie mehr war in den Vorgarten zu tun - schon gar nicht mehr dort Unkraut zu jäten, Brache vor unseren FensternMüll zu beseitigen oder dergleichen. Hundescheiße finden wir immer wieder, wogegen wir unsere Balkonkasten-Strategie vom letzten Jahr anwandten und wieder eine Einfassung rings um den Balkon schufen. Prompt kam letzten Freitag ein Brieflein von der blödsten Mitbewohnerin, Tante Denunzianta, die wollte "schnellstmöglich" "ihren" Balkonkasten zurückhaben, wobei es sich faktisch so verhält, dHunde-Anleinen-Schildass ich letztes Jahr die wilde Müllkippe jenseits des Zauns fortschaffte (das Brieflein kommt in meine Sammlung und werde ich euch auch nicht vorenthalten), extra einen Ganzkörperkondom-Radleranzug dafür angezogen hatte - und u. a. gefühlte 3759 Plastikblumentöpfe entsorgte, sowie drei Terracotta-Pflanzkästen, etwas angemoost, die mir aber noch benutzbar schienen.Strunk des abgehackten Flieders Jetzt weiß ich, dass besagte Nachbarin sie über den Zaun geworfen haben muss, ich hätte sie dort auch wieder hingeschmissen, will aber keineswegs mit schlechtem Beispiel vorangehen, sonst wächst die Abfallhalde dort wieder an. Ich bin schon froh, dass das Kleidersammelkistenwesen eingeschränkt wird und wir hier unser "Klohäuschen" (als solches lockte es wohl auch Wildpinkler an) endlich los sind, in welchem T-Shirts & Co., à 99 Cent aus dem Lumpendiscounter, gebraucht eingeworfen und als "Liebesgabe" nach der Dritten Welt expediert werden sollten. Wir besorgten noch am selben Abend Blumenkästen vom Baumarkt und legten das olle Geraffel, auf das unsere Nachbarin plötzlich Anspruch erhebt, in den Hof, wo es bis jetzt vor sich hinschimmelt. Aber wen immer ich dabei ertappe, diese Kästen wieder über den Zaun zu werfen, den zeig ich beim Ordnungsamt an, das hab ich mir fest vorgenommen, ich kann auch denunzieren, wenn mir danach ist! Sodann haben wir uns weitere Strategien gegen Hundezulauf vor dem TerrassenbaWild Knitting im Kurpark von Bad Breisiglkon überlegt. Diese blöden "Kein Hundeklo"- Schilder gefallen mir nicht.Hummelhotel an der Terrassenbalkonwand Den Warnhinweis: "Vorsicht, Rattengiftköder!" haben wir auch wieder verworfen. Und ein Aufkleber mit Scheißhaufen und Totenkopf, der vor kurzem in der Nähe an einem anderen Genossenschaftsvorgarten gesichtet wurde, verschwand nach ein paar Tagen wieder. So ein Schild hinzusetzen ist ja geradezu eine Aufforderung bzw. Verdoppelung der Misere. Wir haben es auch mit "Hundeschreck" versucht, einem Pulver, das auf natürliche Weise schnüffelnde Hunde fernhalten soll, das ist aber ziemlich kostspielig. Jetzt sind wir auf die Idee gekommen, ein anderes Pulver zu nehmen, ebenso natürlich, und in Gatronomiepackungen auch preiswert, ich sag nicht, was es ist, es sieht aber nach sonderbarem Pulver aus, von dem das liebende Frauchen ihren Köter sicher wegziehen wird. Und als flankierende Maßnahme haben wir jetzt ein sog. "Insektenhotel" aufgehängt, auch nicht ganz billig, es steht auch nicht, wie ich wollte, "Hummelhaus" dran, aber ich hoffe doch, es hat abschreckende Wirkung. So eine Wespe oder Hummel kann das liebe Köterlein ja auch mal schrecklich in die Nase stechen. Vielleicht führt das dann doch dazu, dass die Leine etwas gestrafft wird und man sich in angrenzende Parks begibt, wo es eigens von der Stadt ausgeschilderte Urinal- bzw. Kotzonen gibt für Vierbeiner, da können die und ihre Besitzer tun, was sein muss.

    Ansonsten waren wir die letzten Tage am Rhein, haben den Regenbogen über Bad Höningen gesehen (nein, nicht aus eigenem Drang bzw. eigener Kraft gezaubert) und gingen - Regenbogen über Bad Höningenausgerechnet - über eine Wagram-Brücke, die 1813 ein Bauunternehmer namens Henri Fluchard am 8. Juli zum vierten Jahrestag der Schlacht eröffnen ließ.Plakat des Schützenvereins für Ostern Das Wetter war eher mäßig, am zweiten Tag fiel mir eine Krone aus dem Zacken (sonst ist das ja eher umgekehrt) und ich musste den Zackenarzt aufsuchen, aber der Spaziergang an der Burg Rheineck (nicht mehr zu besichtigen) führte zu einem alten Jüdischen Friedhof mitten im Wald, wo der 1799 geborene David Berg (leider kann ich kein Hebräisch, aber es steht in lateinischer Kursive dort gemeißelt) 1873 seine letzte Ruhestätte fand. Wir haben auch den Ort Linz besucht, wo demnächst eine Künstlergruppe ausstellt, und die Künstlerin, der ich angehöre, und Sinzig, wo wir das französische Restaurant besuchten, dessen Maître und Inhaber früher im Radio gesprochen hat, seltsamerweise dachte ich wegen seines medienwirksam übertriebenen Akzents, es hieße "Wirrsinzig", was ich einen sehr, sehr lustigen Namen fände, ich würde dann auch immer ein Wirsinggericht anbieten. Er beruft sich in seiner Küche immer auf NaturprodukteBlumensalat im Vieux SinzigNormandie-Pute und das Ende seiner gastronomischen Medienkarriere war erreicht, als er mit Mikrophonbegleitung seinen Hund auf den Ahrhöhen nach Trüffeln suchen ließ, aber die folgende Sendung war ein Interview mit einem Häscher vom Bund für Umwelt und Naturschutz, der sogleich darauf aufmerksam machte, dass Trüffel in Ober- und Niedergermanien (die Brücke von Wagram bildet die Grenze!) unter Naturschutz stehen.Pont de Wagram in Bad Breisig Infolgedessen bestellte ich mir eine Kohlrabisuppe, ansonsten gab es Normandiegeflügel und Alaskafisch und sehr leckeres, fast etwas zu buttriges Kartoffelpüree im Gläschen, und allerlei Zugaben und Douceurs. Das Beste waren ein Pesto aus Kapuzinerkresse und der Holunder-Cocktail als Aperitif, von beidem nahmen wir im angeschlossenen Gourmetlädchen was mit. Menuekarte im Vieux SinzigDie GRÜNEN mögen das Restaurant, denn sie haben zur rheinland-pfälzischen Kommunalwahl ein Plakat mit der Aufschrift "Hier schmeckt's mir!" direkt vor den Eingang gepflanzt. In Sinzig gibt es auch ein schönes, leider nur vier bis sechs Stunden in der Woche geöffnetes Museum, in einer Art Schloss, das sich ein Fabrikdirektor gebaut hat, mit einem wunderbaren Park, hier würde ich gern mal was veranstalten... Und in Linz auf der anderen Rheinseite ist überhaupt das Zentrum des bunten Fachwerks, während in Bad Breisig, wo wir logierten, eher gründerzeitliche Architektur dominierte. Das Mausoleum, das ein Kölner Hutfabrikant namens Mertés seiner früh verstorbenen Tochter errichtete, er liegt wohl auch selber drin, steht direkt am Bahndamm auf Privatgelände, kann ebenfalls nicht besichtigt werden (nur im Rahmen von Stadtführungen). Na schön, das ist nicht so weit, fahren wir noch mal hin. Weitere Highlights in Breisig sind die Mariensäule über der Heilquelle, das (vermutlich doch bestellte) Wild Knitting im Kurpark, nur von Kurortatmosphäre nicht viel zu merken, z. B. rasen die KFZs immer mit achtzig Sachen durch die City). Aber insgesamt war es doch ein erholsamer und schöner Aufenthalt, wenn wir auch nicht wie geplant wandern konnten. Das Ahrtal ist von dort leicht zu erreichen, die Betten waren gut und es gibt sogar ein Wellnessbad in Bad Breisig. Vielleicht fahren wir jetzt öfters hierher als nach Bad Münster am Stein, was doch immer ein ganzes Stück mehr zu fahren ist und wo die liebe Hotelwirtin sich zur Ruhe gesetzt hat. Hier noch ein paar Impressionen...Grabmal des David BergSchild an der Mariensäule

    Breisig Mausoleum

    Juedischer Friedhof in Bad BreisigBurg nicht zu besichtigen...Jüdischer Friedhof unterhalb der Rheineck-Burg in Breisig


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