• Also, ich mag nun mal Käsekuchen, Zutaten zum Käsekuchenund selbst wenn ich den Kakao weglasse und den Kaffee mit entrahmter Milch trinke - meine Ernährungsberaterin bei der Blutspendezentrale rät mir dazu - , und mit Rücksicht auf Mitgenießer die laktosefreie Milch und den laktosefreien Quark und laktosefreie H-Sahne verwende, schmeckt der Käsekuchen, den ich selber backe, mir am besten. Das gilt auch für alle möglichen anderen Sorten von Torten - der Höhepunkt der Tortengrafik steht uns ja nächstes Wochenende am Wahltag bevor - aber mit "17 % Schwarzwälder, 32 % Himbeercreme und 6 % Käsesahne", die sich neulich in der FAZ Herr Schönenborn in der Greser & Lenz-Karikatur beim Konditor bestellte, komm ich geschmacklich zu sehr durcheinander. Hier befasse ich mich lieber mit der Frage: Was brauchen wir für einen erstklassigen Käsekuchen? Zunächst mal Quark oder besser noch Schichtkäse, feines Mehl (kann gar nicht fein genug sein), jede Menge Butter (auch laktosefrei zu haben), Zucker nicht zu vergessen, den Abrieb einer Bio-Zitrone, eine Schüssel zum Durchkneten, überhaupt einen Arbeitstisch und einen Backofen, in den man die eingefettete Springform stellt und der ziemlich low-temperature-mäßig möglichst langsam durchbacken sollte. Na klar, diesen Ofen hat jemand hergestellt, ich hab den Tisch nicht selber geschreinert, die Zitrone wurde vermutlich mit dem LKW aus südlicheren Gefilden hertransportiert, die Kuh gemolken und der Quark abgesahnt, das Mehl kommt aus der Mühle und war vorher Weizen auf dem Feld, das ich nicht bestellt habe, und so haben zahllreiche fleißige Hände mitgeholfen. All das geht auch irgendwie ein ins Rezept. Volker Pispers TortengrafikAber, in Gruppenarbeit Kuchenbacken, nein. Streusel in der SchüsselWenn andere mittun wollen, können sie ja ein anderes Kuchenprojekt realisieren, oder sich auf's Kaffeemachen stürzen: Bohnen mahlen, Wasser aufbrühen usw. Oder den Tisch decken! Aber Gruppenarbeit bei der Kuchenbäckerei lehne ich von innen heraus ab. Was man überhaupt nicht brauchen kann sind irgendwelche Kiebitze, die dabei fotographieren, während man etwa beim Teigkneten oder Streuselbröseln  unvorteilhafte Posen einnimmt, von der Mimik ganz zu schweigen. Wie ich überhaupt kein Fan von Gruppenarbeit und, aller Vereinsmeierei zum Trotz, überhaupt kein geselliger Mensch bin. Ich arbeite am liebsten möglichst allein, das war schon immer so. Habe mich auch gemäß Schopenhauers Philosophie der Lebensalter bzw. Aphorismen zur Lebensweisheit schon in meiner frühen Jugend, namentlich während des Studiums, daran gewöhnt, alleine vor mich hin zu frickeln. Dahin will ich wieder zurück! Denn natürlich verliert man mit dem Älterwerden, dem Wachsen der Ansprüche, und mit all dem Durcheinander das Eigentliche, was man am liebsten macht, aus den Augen. Wenn, in meinen Jünglingsjahren, es an meiner Tür schellte, wurde ich vergnügt: denn ich dachte, nun käme es. Aber in spätern Jahren hatte meine Empfindung, bei demselben Anlaß, vielmehr etwas dem Schrecken Verwandtes: ich dachte: "da kommt's". (Schopenhauer) Mein großes Vorbild ist der von dem Weseler Maler Derik Baegert dargestellte Evangelist Lukas, das Jesuskind porträtierend, findet man im Westfälischen Landesmuseum in Münster. Ich hatte es immer über meinem Schreibtisch hängen, als ich an einer gewaltigen Bibliographie arbeitete, die mir ungefähr den letzten Rest meiner Nervenkraft raubte. Mit gefiel schon immer, wie der Lukas da so bräsig in dem Stuhl sitzt und nur Augen für die Valeurs und Schatten hat und hinten muss der kleine Engel die Farben reiben (soviel Gruppenarbeit, dass man einen Praktikanten beschäftigt, muss denn doch sein) und der Hl. Joseph sitzt und liest in einem Buch, bis das Porträt fertig ist. Ein paar optisch interessante Spielereien: die perspektivische Verkürzung in Escher-Manier, die Glaslupe am Fenster, die Fliege auf der Kirsche (in der kleinen Wiedergabe wohl nicht zu sehen, da sitzt eine Fliege mitten in der Kirschenschüssel als Erinnerung an die antike Legende von dem Obst, das so realistisch gemalt ist, dass sich die Fliegen auf das Obst setzen, und an die Fliegen, die so realistisch wiedergegeben werden, dass der Betrachter versucht, sie von der Bildfläche mit dem gemalten Obst zu verscheuchen) - dann das Fliesenmosaik am Boden, überhaupt die sonderbare Farbgebung, der in der Mitte "unterbrochene" Schwan auf dem Kanal hinter der Säule vor (?) dem Fensterbogen lassen dieses Altarbild als eine Musterkarte erscheinen, mit der Baegert seinen Kunden zeigen wollte, was er so alles kann.Altarbild mit Pferden Natürlich hat sich der Maler auch verschiedentlich selber in dem Bild verewigt, z. B. steht sein Name auf dem Steingut-Krug am Fenster. Ich weiß, viele Altarbilder des Mittelalters sollen in Werkstätten entstanden sein, das sieht man daran, dass der eine Mitarbeiter ordentliche Füße für die Engel und der andere ihre Flügel besser malen konnte, der eine kann feinstziselierte Blumenranken und ein anderer die bergigen, im blauen Neben verschwimmenden Landschaften, und derjenige, der die Pferde gut malt, hatte an dem Tag wohl früher freigenommen - so denkt man oft im Angesicht unterschiedlicher Altarbilder (in Münster gab es dazu ca. 1980 eine tolle Ausstellung mit gotischer Malerei aus dem "Fundus", das waren die mißratenen Bilder, davon konnte man viel mehr lernen als von den Spitzenwerken!). Aber was das Tafelbild "Lukas malt die Madonna" (um1490) betrifft, bleibe ich dabei. Das hat der schöpferische Genius allein gemalt, ganz für sich und in den Gegenstand vertieft wie der Lukas im Bilde, der mit einiger Sicherheit ein Selbstporträt von Derik Baegert sein dürfte.Einige Briefe Goethes an Varnhagen, Literarischer Zodiakus 1835, Bd. II

     


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