• Nein, von meinem schlesischen Opa ist ausnahmsweise nicht die Rede, obwohl er u.a. ein Vogelschutzgehölz pflanzte, das mir mein Onkel mal auf der anderen Seite der Neiße von fern gezeigt hat - die Leute, die da jetzt wohnen, hatte mein Onkel auch mal angesprochen, über den Gartenzaun hinweg; sie wußten wohl, daß der frühere Bewohner Biologielehrer gewesen war. Vermutlich haben sie seine Bücher irgendwann vor Jahren auf dem Dachboden gefunden und verscherbelt.Geranikum Wenn das unendliche Leid, das Deutsche über Polen gebracht haben, damit gelindert wurde, umso besser! Aber ich fürchte, das Gesamtgewicht des Leides (von der Schuld will ich nicht anfangen, das steht mir nicht zu) ist auch dadurch nicht kleiner geworden, auch heute nicht. Aber wohin gerate ich da, ich wollte doch vom neuen Leben sprechen, das in den Ruinen blüht, und von "Großvaters Gartentipps": so heißt nämlich der Kalender, den ich seit Januar täglich außer Sonntags Anzuchtkasten(Sa und So haben ein gemeinsames Blatt) abreiße. Es sind praktische und bewährte Ratschläge, die Ihnen helfen werden, steht auf der Rückseite, an der man den Kalender aufhängt, und sie zeigen gleichzeitig wie verblüffend einfach sich gärtnerische Probleme lösen lassen, wenn man ganz einfach nur der Natur vertraut. Meine Natur seufzt nach einem Komma hinter gleichzeitig, aber da kommt wieder der Großvater aus Oberschlesien in mir zum Vorschein, der die Tageszeitung mit Rotstift zu korrigieren pflegte. Die Gartentipps indessen sind - zumindest einige - zwerchfellerschütternd, Loriot hätte sie nicht besser verfassen können. Größere Rasenflächen wirken attraktiver als kleine, hieß es beispielsweise unter dem 24. Februar. Schlafmohn anzubauen ist nur mit starken Einschränkungen erlaubt und der Schierling ist giftig am 1. März. Schon beim Anlegen eines Rasens sollte man an das spätere Mähen denken und alles vermeiden, was die Rasenpflege behindern könnte, war die Parole am 9. März. Am 12. März hieß es: Für die Aussaatmenge ist nicht das Gewicht entscheidend, sondern die Anzahl der Körner, und heute, 23. März, stand im Kalenderblatt: Pilzkrankheiten des Rasens beugt man am besten durch gute Standortbedingungen und optimale Bodenbearbeitung vor. Oder täusche ich mich, findet das niemand außer mir (bzw. keiner von euch da draußen) wahnsinnig komisch??? irgendwie ist man nie ganz sicher, ob Großvater einen nicht doch ein wenig verklapsen will mit seinen Tipps. Loriot jedenfalls soll mal im Interview auf die Frage, was man dereinst auf seinem Grabstein lesen werde, erwidert haben: "Zweckmäßig wäre es, wenn der Name darauf stünde", und darüber könnte Großvaters Gartentippsich mich noch jetzt beim Niederschreiben totlachen (diesfalls statt "petit larousse" bitte das Loriotzitat auf den Stein schreiben).

    Von den Bewohnern unseres Genossenschaftshauses sind inzwischen drei verstorben; der Nachbar über uns, der mir das Tomatenhaus vermachte, lebt im Altenheim. Wir füllen die Vogelbadewanne immer wieder frisch auf, in der ich neulich eine Taube beobachtete, die sich sehr ausgiebig gewaschen hat. Dafür brauchte sie eine geschlagene halbe Stunde, putzte sich wieder und wieder (auch unter den "Achseln", mit abgespreiztem Flügel, ich dachte schon, sie hätte sich da verletzt, aber nein...)! Von wegen "Ratten der Lüfte", also die hier sind sehr reinlich, sehen auch immer edel und gepflegt aus, wenn sie in den Baumwipfeln turteln gehen. VogelbadewanneAus unserem "Garten", nur ein handtuchbreiter Streifen vor der Hausfassade vorn raus sowie eine winzige Wald-und-Wiese-Grünfläche im Garagenhof - gibt es tolle Neuigkeiten. Ich hatte mir von den Kräuterlein des letzten Jahres, wo es möglich war, Samen abgezweigt, und diese erst vorige Woche in eine Zuchtkiste eingelegt. Und siehe da, Dill, Kerbel und selbst der zögerliche Majoran beginnen zu keimen! Man ist ja immer wahnsinnig misstrauisch gegen alles Neue: Einkeim- oder zweikeimblättrig, das ist hier die Frage, wird das nun wirklich ein Kraut oder ist's ein Gräslein (oder ist gar von dem Vogelfutterhäuschen was in die Kiste gefallen?). Auch der bGroßvaters Gartentippseim Discounter gekaufte Basilikumkasten (auf 99 Cent ermäßigt) sowie ein zum gleichen Preis feilgebotenes Anzuchtkästchen mit "Mini-Geranien" lassen sich gut an, der Basilikum üppig wie im letzten Jahr, wo ich vor lauter Pesto gar nicht mehr wusste wohin, und der Geranien melden sich immerhin fünf zur Stelle. Selbst die XXL-Tomate, deren letzte Früchte wir nach Weihnachten geerntet und genossen haben (nach Umzug vom Balkon in die Duschkabine) fängt schon an zu sprießen bzw. grüne Fähnchen in den Wind zu halten. Die Bilder auf dieser Seite erinnern mich an den Job, den ich zwischendurch hatte, weil ich in den letzten Tagen das Bildarchiv eines bekannten Chemieriesen verschlagworten musste. Hunderte Fotos von glücklichen Negerbuben, die mit strahlenden Colgatezähnen ("laughs", "smiles", "grins", zwischen solchen Pluralen mußte ich entscheiden und aus 150 Schlagwörtern fünf bis sieben nehmen - jetzt weiß ich endlich, woher "grinsen" kommt) insektizidresistente Blumentöpfe in den Händen laborbekittelter Brillenträger begutachten. Ins Riesenhafte vergrößerte Godzilla-Moskitos, zwischendurch Röntgenaufnahmen von allerlei potthäßlichen Blutkörperchen und zum Picknick ins Grüne auf dem Mountainbike radelnde Senioren - wobei auffällt, wie faltenfrei und glatt eurokaukasische "best ager" sein müssen, während das asiatische Soyabäuerlein in seiner Nachhaltigkeits-Terrassenlandschaft gar nicht verwittert und zerknittert genug aussehen kann.

    Bei uns aber nichts von alledem. Statt dessen wuchert eine vielleicht demselben Genlabor, für das ich die PR-Bilder sortiere, entsprungene "Morning Glory", deren Blüten sich letzten Sommer allmorgendlich mit wechselnden Farben öffneten. Jede von ihnen ließ, nach dem Verblühen, aus einer Kapsel dicke kugelige schwarze Samen fallen, etwa zündholzkopfgroß. Die hab ich eingesammelt, in einer blickdichten Tüte aufgehoben und jetzt wachsen mir aus dieser einen, damals verbilligt in der Ramschecke eines Baumarkts erworbenen Trichterwicke zahlreiche Nachfolger heran. Wer mich besucht, darf auf Verlangen eine Probe des jungen Morning-Glory-Nachwuchses mitnehmen!

    Noch ein paar Gartentipps aus dem Großvaterkalender, denen man unbedenklich zustimmen kann:
    Nicht jeder verträgt den ansonsten so gesunden Rotkohl. (10. Januar)
    Wilder Löwenzahn schmeckt nicht besonders gut. (20. Februar)
    Tulpen blühen nicht nur in gepflegten Beeten, sondern auch auf Wiesen. (27. Februar)


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  • Herr W. ca. 52 Jahre, Lebenserwartung laut Bundesdurchschnitt 82 Jahre, erhält ca. 200.000 € p.a. Ehrensold noch für 30 Jahre, macht ca. 6.000.000 €.

    Fordert Herr W. noch eine Aufwandsentschädigung für Sekretariat, PKW, Fahrer und Office von ca. 280.000 € p.a. für 30 Jahre, macht das 8.400.000 € zusätzlich. Frau W. geschätzt 37 Jahre, Lebenserwartung ca. 88 Jahre, erhält eine Witwenrente von 60% des Ehrensoldes, i.e. 120.000 € p.a. für die Zeit nach dem Tode von Herrn W., sagen wir ca. 21 Jahre, macht 2.520.000 €.


    In toto hätte Herr W. 16.920.000 € in ca. 200 Manntagen erwirtschaftet, d.h. er hätte, nach Gesetz, einen Tagessatz von fast 85.000 €!, d.h. vermutlich etwa das 300fache eines Bürgermeisters einer westdeutschen Millionenstadt.

    Obige Rechnung habe ich aus dem Internet gefischt - ich kann ja nicht rechnen. Z. B. sammle ich die Sonder-Euros mit komischen Bildern drauf, manchmal seltene, aus entlegeneren Schengenländern,oder besondere aus naheliegenden, und verschenk sie, wenn mir danach ist oder jemand besonderes InteresseSondereuro an diesem Stück zeigt. Die Griechen hatten mal einen nackten Mann drauf (Diskuswerfer), die Italiener haben immer einen nackten Mann drauf, und dann gibt es so ein Strichmännchen und so weiter. Den Erasmus von Rotterdam aus NL hab ich hier auf diesen Seiten mal vorgestellt. Grade habe ich einen neuen Sonder-Euro bekommen, seltsamseltsam, da steht Bundesrepublik Deutschland und 2000-2012 drauf und ein Globus, aus einem Euro gestaltet, auf dem sich winzige Menschlein jubilierend die Hände reichen, neben ihnen mehrere proppere Häuser, was sag ich, Villen vor grünbelaubten Baumkronen, dazu Windräder neben (Bank)hochhäusern (mit Euro-Denkmal davor, daher als Frankfurt erkennbar), Fabrikschlote dampfen - alles in bester Werkkreis- und FDJ-Ästhetik, der Zirkel, weswegen ich schon dachte, das sei 'ne polemische Alt-DDR-Prägung von irgendwelchen begnadeten Satirikern, entpuppte sich aber bei näherem Hinsehen als Takelage eines Schiffleins. Werde die Münze nachher scannen, falls ich sie bis dahin noch nicht verschenkt habe. 

    Wertschöpfung


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