• Allen meinen Lesern wünsche ich ein paar frohe, müßige und angenehme Feiertage!

    Express-SchlagzeileMittel No. 1: Weniger spachteln?

    Mittel No. 2-49: Augen auf bei der Menüplanung!

    Soll der Weihnachts-Engelsbraten
    tafelfestlich wohl geraten,
    nimm das Freiland-Mastgeflügel
    vom Parnaß, dem Himmelshügel!
    Ausgenommen, gut gerupft
    und mit Knoblauchöl betupft,
    Pfeffern, salzen und im Bräter
    angebräunt, im Backrohr später
    übergießend gar gesotten
    mit Nelke, Lorbeer und Schalotten.
    Beide Flügel, rechts und links,
    mariniert für "angel wings".
    Wer im Backrohr Umluft hat,
    stellt auf hundertfünfzig Grad.
    Nach Geschmack und Neigung kann
    auch ein Quäntchen Beifuß dran.
    Wer die Haut schön knusprig will,
    legt das Englein auf den Grill
    kurz, bevor man es tranchiert
    und mit Apfelmus serviert.
    Dazu Klöße, einen milden
    Rotwein aus Provence-Gefilden.
    Dann fragst du dein Leckermäule:
    ob es Brust will? oder Keule?

     

    Mittel No. 50: Salbeitee oder Fernet-Branca


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  • Wenn man nicht grade auf dem Land lebt, gibt's eigentlich immer in der Nähe irgendwelche Kulturangebote, bloß geht man nie hin. Wer selber gelegentlich zu Lesungen, Ausstellungen und dgl. einlädt, kennt das. Immer ist irgendwas anderes wichtiger. Selbst wenn es nix kostet, die Theaterkarten gleichzeitig für Busse und Bahnen gelten und man schon eine Ewigkeit nicht mehr in der Stadt war - gähn, irgendwie geht der Feierabend vor, und ein andermal ist ja auch noch Gelegenheit. Dabei sind die meisten Kunstmomente ausschließlich im Hier und Jetzt möglich, und wer nicht kommt & live dabei ist, kriegt das Beste nicht mit. Nehmen wir nur die Musik! Und da wollen die meisten auch nur, wenn schon, denn schon, ins Musicaldome oder zur Arena in Verona oder aufs Heavy-Metal-Festival nach Wacken (oder in den Film zur Musik) oder zu diesem TV-Kabarett-Heini hart an der Grenze, dessen Programm sie doch von Rundfunk und Fernsehen schon in- und auswenig kennen. Erlebt man auch bei Lieblingsfilmen: Manche NacLandesjugendorchester Schleswig-Holsteinhbarn bewegen die Lippen, weil sie den Text mitsprechen. Klar, keiner will als verschnarcht gelten, alle haben das neueste App auf dem Ultra-Smartphone. Aber wehe, jemand kommt ihnen mit sogenannten "Neutönern" (von Klingeltönen ist hier nicht die Rede), grusel, grusel! Wenn sie sich überhaupt mal in ein e-Musik-Konzert verirren, soll das schön Tschaikmozarthoven und Händelsohn-Bacholdy sein. Das allermodernste, was sie sich antun, ist vielleicht ein klitzekleiner Strawinsky, der muss aber auch schon zwischen zwei dicke Ohrwurmbrötchenhälften mit Klassikertunke gepackt werdAuftritt des LandesJugendEnsembles Schleswig-Holsteinen, am besten gleich als zweites, oder drittes Stück (damit nicht alle schon bei den ersten Takten türenschlagend rauslaufen) und erst nach der Pause kommt der Promiteufelsgeiger mit der Punkfrisur und dem entzückenden Vier-Jahreszeiten-Vivaldi. Wie gut, dass es die GEMA gibt. Wenn die Leute, die über GEMA-Gebühren stöhnen, wüssten, WAS damit alles finanziert wird, sie würden sich noch vor dem Grabe rumdrehen bzw. freiwillig reinhopsen: z. B. Konzerte für (brrr!) zeitgenössische Musik! Aus einem besonderen Fond kann sich der Künstler,"Thoughts of ChAnGEs" von Krampe der es mit einer Komposition der Gegenwart aufnimmt, was abholen, um die Aufführung zu finanzieren! Dasselbe mit den Rundfunkgebühren, die GEZ-Kohle ist auch nicht nur dafür da, die Dienst-LKWs zu betanken, mit denen hochdotierte Intendanten tonnenschwere Ladungen von Bambis, Grimme- und Echo-Preisen zur Abwurfstelle transportieren, sie finanzieren damit auch, höret und staunet, Musik der Gegenwart! Selbst der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien hat dafür eine offene Börse, und bezahlt mit den so dringend für die Bankenrettung benötigten Steuergroschen das atonale und unrhythmische Gefiepe, Gejaule und Getrommel.... Und weil das ja bekanntlich kein Mensch hören will außer ein paar Frequenztechnikern, bekifften Dadamaxen (die sich hierzulande gern mit einem fröhlich schallenden "Max Ernst!" verabschieden, worauf man mit "Max Bruch!" antworten muss) und sonstigen Wirrtuosen aus der Musikhochschule, locken Sender wie der Deutschlandfunk dann auch noch mit kostenlosem Eintritt, wie wir jetzt erfahren durften, sowie Gratis-Sekt, -Saft und -Kaffee in die Säle! So geschehen letzten Samstag im Raderberger Kammermusiksaal beim "Netzwerk Neue Musik" unter dem kryptischen, Außenstehende und Uneingeweihte von vornherein abschreckenden Slogan "08*n*n*m*11". Sollte das wohl heißen, es findet 2011 zum 8. Mal statt? Hier und in der Kunststation St. PeterAuftritt des LandesJugendEnsembles Schleswig-Holstein gab es allerlei von Mauricio Kagel (das berühmte Zwei-Mann-Orchester, komponiert im Zeichen erster Einsparmaßnahmen als Auftragsarbeit zum Thema "Zukunft des Orchesters" für Donaueschingen), John Cage und Yannis Xenakis zu hören. Im Rathaus-Glockenturm ertönte am Samstag um 12 noch Karlheinz Stockhausens Tierkreis. 12 Melodien der Sternzeichen, aus dem mir mal die nette US-Flötistin und Stockhausen-Schülerin Camilla Hoitenga privat vorgespielt hat (eines der Tierkreise ist ihr gewidmet, wenn ich mich recht entsinne). Gut, alle drei Komponisten sind keine ganz unverbrauchten Schößlinge mehr, sondern gestandene Festmeter in der Baumschule der Klassischen Moderne. Aber trotzdem: "Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Die Plätze sind begrenzt - wir empfehlen frühzeitiges Erscheinen", haha! da lachen ja die Hühneraugen, so drohte man wie Kindern mit dem Zeigefinger auf den Flyern und Plakaten, aber außer uns zweien und waren grad noch fünf, sechs bebrillte pensionierte Alt-Existenzialisten (schwarzer Rollkragenpulli!) gekommen, die übrigen Enthusiasten hatten ihren Messestand im DLF-Foyer zu betreuen, kamen von der Redaktion der Zeitschrift für Instrumentenbau oder gehörten dem zahlreich aus Schleswig-Holstein erschienenen Orchesternachwuchs an, der gleich aufspielen sollte, nach der Podiumsdiskussion, die kaum beachtet im Hintergrund plärrte. (Aus Kiel war eine Playmobil-Ausstellung angereist, die Werke von Mauricio Kagel mit einer Straßenlandschaft, Autos, Fahrrädern, vielleicht auch Stuttgart-21-Demonstranten kombinierte.) Leider gab es, als alles saß, eine selbstverliebte Endlos-Laudatio des Redaktionszuständigen - man umhalste sich und übergab CD-Pakete - auf den mutmaßlichen "Macher" des Festivals, der daran erinnerte, wie man den Verein, der es veranstaltet, in einem schalldichten WDR-Konferenzraum gegründet habe, ich weiß es noch wie gestern, als zur selben Zeit das Sturmtief Kyrill das Gerüst vom Kölner Dom ins darunter liegende Dionysos-Mosaik krachen ließ, und jetzt, wo man sich im DLF treffe, wüte Sturmtief Joachim, aber der DLF-Turm stehe noch usw. usf. Aber irgendwann war das anekdotische Gesabber von Anno Dunnemals vorbei und konnte die "Jetztmusik" starten: Varèse & Boulez waren schon am Nachmittag drangewesen, man begann mit John Cagens Variations I, dann ein mir bisher ganz unbekannter Robert Krampe, der 1980 als Stipendiat der Villa Massimo geboren wurde (na schön, von John Cage weiß ich auch hauptsächlich, dass er mal für den WDR eine aleatorische Komposition nach den Ergebnissen seiner I-Ging-Stäbchenbefragung zusammengewürfelt hat), und dann wieder Cage: Konzert für Orchester und "präpariertes Klavier", was ich besonders liebe, weil wir das im Musiksaal unseres Gymnasiums auch immer gern gemacht haben, z. B. ein Plastiklineal in die Innereien des Flügels legen, um die Kieler Kagel-Aktion im DLFReferendare zu schocken. Obwohl ich immerhin eingestehen muss, dass es nachträglich gesehen vielleicht ein Fehler war, sich durch entschlossenes Falsifizieren der Tonlage beim Vorsingen vor dem Schulchor zu drücken, immerhin gehört ein großer zeitgenössischer Komponist zu meinen Mitschülern, der heute gern mal in New York, London oder Peking dirigiert, er hieß so ähnlich wie Krawuttke, und mir fiel fast der Kitt aus der Brille, als es mal im Radio hieß, die Philharmoniker brächten nunmehr Werke von Beethoven, Rachmaninoff und Klauspeter Krawuttke zu Gehör... so weit hab ich es als Bänkelsänger nicht gebracht. Nun aber dirigierte mit schwungvoller Gestik ein Mensch namens Johannes Harneit das ca. 25köpfige LandesJugendEnsemble Neue Musik (die schreiben das so, mit den unvermittelt das Wort aufsperrenden Großbuchstaben), und der ließ die Quietsch-, Jaul- und Blubbertöne und perkussiven Knaller wie mit Zauberhand herauswachsen aus vielen Instrumenten. Wobei das Stück von Krampe (Thoughts about ChAnGEs), vermutlich als hommage in den Tonarten "C A G E", eben nicht dirigiert wurde und daher besonders anspruchsvoll war, denn die Musiker sollten möglichst zwanglos auf der Bühne herumlümmeln und ihre Einsätze kamen danDeutschlandfunk am Abendn ziemlich unvermittelt, man guckte sich so um und zack, schon war mit "plidderdamplom" die Harfe, "dremmeldibumm Klickboms" das Schlagzeug oder "bröööööööööötz" mal wieder die Basstuba an der Reihe. Im Cage-Finale wurden zwei weiche Bleche hochgehalten, wie sie sonst der Theaterdonnerer zu brauchen pflegt: wudel-wudel-brommelbrommelBROMM!, das fiel sehr ins Ohr. Mit Inbrunst bearbeitete hierzu Solistin Ninon Gloger die Klaviatur, doch statt perlender Brillianz kamen, dank präparierter Saiten, nur mehr gequälte, stumpfe Ächzer aus dem Flügelkasten. Und die hübsche Harfenistin mit dem langen Haar hätte sicher lieber melodische Weisen gezimbelt, anstatt nur ab und zu mit der Hand hineingreifen und "twäng" machen zu dürfen. (Warum hab ich eigentlich noch nie eine geschorene Harfenistin mit Irokesenbürste gesehen? Wegen Pentangle: "They took three locks of her yellow hair, / Lay the bairn tae the bonnie broom, /And wi' them strung that harp so rare..."?) Aber alles in allem war es sehr angenehm zu hören, wirklich. Ein bißchen wie Strecken und Recken nach langer Bettlägerigkeit: Ungewohnte Klänge im Ohr sind auch ein Genuß! Die seltsamsten Fiorituren und unvermutete Konsonanzen... Kaum zu glauben, dass das alles streng nach Noten in der Partitur stehen soll. Bei den letzten Variations von Cage vor der Pause wurde mir wohl etwas zu meditativ zumute, da duselte ich im Zuschauersessel ein - das passiert mir, sei's Tosca, sei'sTraviata, selbst in den schicksalhaft-tragischsten Opern - und schmatzte selig und satt (war wohl der Schampus, der mir noch auf den Lippen lag), bis meine Frau mich mit dem Ellbogen anstieß, ansonsten blieb ich aufmerksam und konzentriert sitzen, hatte richtig Spaß an der Sache und nicht die mindeste Neigung, türenschlagend aus dem Saal zu stürmen.

    Die Musiker waren jedenfalls mit Feuereifer und rührendem Ernst bei der Sache, handhabten ihre wunderschönen Instrumente mit der jungen Menschen nun mal eigenen und eine Zeitlang fast unveräußerlichen Grazie und, wie meine Mutter immer sagte: "Was man mit Butter und Eiern verdirbt, das kann man immer noch essen!" Dieser Satz scheint mir vollumfänglich auch für die Neue Musik zu gelten. Und dann auch noch bei freiem Eintritt und mit Gratissekt - das lassen wir uns nicht mehr zweimal sagen!


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  • Zuletzt erwähnte ich wohl den vitaminhaltigen, säuerlich-zitronigen, mit Zucker genossen aber sehr leckeren Sanddorn. Wenn es ein Symbol für die Wesensart der Friesen gibt, repräsentiert dieses stachlige HagebuttenblueteGewächs wohl die Widerstandskraft, das zähe Festhalten an Traditionen und das gewaltsame Abwehren aller Versuche, die Beerenfrucht aus dem Dorn zu puhlen. Gabel mit scharfen Zinken, Messer, Rosenschere - alles versucht, eine spitze Schere, mit der man das krumme Geäst in kurzen, effektiven Vorstößen herausschneidet, hat am ehesten geholfen. Aber während man versucht, die Beerenkolonie aus dem Dornenbett herauszuoperieren, zerquetscht man ein ums andere Mal die Beere selbst und der für das Kochvorhaben ungenutzt blebende Saft spritzt einem ins Gesicht,Silhouette der Hagebutte in die Augen, auf die Klamotten, als würde man von der letztlich doch unterlegenen Pflanze haßerfüllt angespieen! Die Dornen schlitzen nicht nur die Plastiktüten auf, sie bleiben ein gefährlicher Gegner, selbst wenn man nach getaner Arbeit auch nur die Reste beseitigt. "Sanddorn sprach, ich steche dich..." Das Küchenfenster, in dessen Nähe ich schnibbelte, konnte ich nachher dreimal abwienern, und fand immer noch Saftreste. Erst mal eingekocht, mit Orangensaft und Gelierzucker, soll das ein vitaminhaltiges und schmackhaftes Gelee ergeben... mal gespannt! Übrigens war das meiste wegnahe Sanddorngestrüpp schon abgeerntet, und auf den Dünen darf man bei Todesstrafe nicht herumkraxeln. Sonst kommt um Mitternacht der Deichgraf Hauke Haien auf dem Pferdegerippe, die Seegras-Sense drohend erhoben... Wir haben aber immer noch Stellen gefunden, wo sich Beeren üppig knubbelten, und zwar an touristisch besonders stark frequentierten Ecken, z. B. wo der Strand einen angenehmen Treppenzugang hat. Die Fremden trauen sich nämlich nicht an den Sanddorn heran (steht vielleicht auch unter Naturschutz, weiß man's?), wir haben auch erst damit angefangen, als wir eine junge Frau beobachteten, die sich den Fahrradkorb mit Sanddorn füllte. Ich vermute, es sind Einheimische, die den in dieser kargen Landschaft einzigartigen Früchtesegen pflücken und an die Marmeladenfabriken des Emslandes verhökern, wo der Gelee in neckische Souvenir-Gläschen mit Friesensprüchen umgefüllt, auf die Insel zurücktransportiert und dort im Andenkenladen feilgeboten wird. Ein zweites Hauptgewächs auf der Insel ist die ubiquitäre Hagebutte, die wir eigentlich als Marmeladenergänzung auch noch sammeln wollten. Die Komplikationen bei der Saftgewinnung aus dieser Frucht schreckten mich aber von der weiteren Ernte ab, auch hätten die zwei Säckchen wohl nicht genug ergeben, um nennenswert Marmelade draus zu kochen. Das probieren wir mal mit einheimischer Hundsrose aus (bei einer kleinen Fahrradtour ins Rechtsrheinische habe ich schon im September gesehen, wie Anwohner der Flüchtlings-Unterkünfte zwischen Stammheim und Holweide die Früchtchen ernteten). Hagebutte und Sanddorn verleihen den hellgrünen hügeligen Dünen den orangeroten Schimmer. Ansonsten wachsen hier Moose und Flechten in ungeahnter Vielfalt, Gebüsch und Gestrüpp und gelegentlich windschiefe Pappeln und Birken. Gebüsch mit RebhuhnDie Blumenpracht in den Gärten kann sich natürlich mit allen kontinentalen Ansprüchen messen, und wahrscheinlich gedeiht das meiste sogar besser hier, unbelastet von Abgasen und Überdüngung. In den Gärten spazieren in Scharen die Fasanen herum, dieHagebuttensilhouette dort selbst in der Jagdsaison nicht erlegt werden dürfen  - "die wissen das", meinte ein Einheimischer. Zwei Drittel der Insel sind übrigens Naturschutzgebiet und man kann dort zwar gehen, aber es ist teilweise sumpfig, mit Wanderschuhen nicht so angenehm, weshalb wir diese Wanderwege nicht komplett abliefen. Ansonsten ist alles von schönen Wiesenmatten bedeckt, beispielsweise die Trasse der Inselbahn, die vom einstigen Hafen in die Stadt Spiekeroog führte (wir lernten den langjährigen SchGleisbett der Inselbahnaffner auf der Strecke kennen, der gewissermaßen zu meiner Familie gehört, auch wenn wir nicht direkt verwandt sind.) Im Bahnhof ist noch ein Museum für die Inselbahn errichtet. Das Heimatmuseum haben wir auch besichtigt und unter den vielen Ölschinken, Aquarellen und Zeichnungen der Umgebung nach Inseldarstellungen eines Malers gesucht, der aber nicht vertreten war. In dem Heimatmuseum fanden sich allerlei alte Werkzeuge, Ladenschilder, Spinnräder der Nachfahrin des Kölner Bankiers Pferdmenges, der hier ein Landhaus besaß und wohl viel für die Insel getan haben soll, z. B. die Eisenbahn finanziert. Ehrenbürger von Spiekeroog war auch Johannes Rau, den man sogar mal zur Kandidatur als Bürgermeister überreden wollte, und auch Richard von Weizsäcker soll sich hier gelegentlich aufhalten. Für uns der ideale Urlaubsort, wir waren ja auch öfter auf Ischia, immer wenn Angela Merkel dort Entspannung suchte (und in den heißen Quellen der deutsch-italienischen Pension, in der wir dort zu gastieren pflegten, haben auch die hundertjährigen Gliedmaßen Leni Riefenstahls gebadet, igitt - ich fand ihre Signatur in einem Bildband der Gästebibliothek, in dem ich blätterte, als wir auf das Inseltaxi zur Fähre warteten). Übrigens gibt es auch regelrechten Wald auf der Insel und wenn ich mich nicht irre, habe ich Knochenreste eines Bibers gefunden - Unterkiefer mit zwei säbelförmigen Nagezähnen und Watschelfußknochen, wenn das kein Massaker unter mehreren Tierarten war... Aber zur Fauna komme ich in Kürze in der nächsten Folge.


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  • Überreif für die Insel, mieteten wir den teuren "Dauerparkplatz" hinter einer schon zugeparkten Halle in Neuharlingersiel (alle hafenwärts gelegenen Asphaltnischen waren "Tagesparkplätze" und mit der Warnung versehen, sie seien nicht hochwassergesichert) Fähre nach Spiekeroogund nahmen die Fähre, die seit 1979 zwischen Fest- und Flüssigland hin und her webt. Zu Fuß wär's schneller gewesen - dreieinhalb Kilometer waren in gut 45 Minuten bewältigt, plus je 20 Min Zeit zum entern und derbarkieren, alles mit Umsicht und Muße, und ausreichend Rettungsringen an der Reling, falls einen der blanke Hans beim Hemdzipfel packt! Baujahr 1979Denn so harmlos die Untiefen mit ihren vielen Sandbänken voller Vogelmist aussehen, seefahrtstechnisch ist der Pril kein Pappenstiel und zwischen den Wanderdünen muss der Käpt'n wohl ziemlich eiern, um immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel zu kriegen. Spiekeroog ist eine autofreie Insel, auf der nur ein paar Elektrotaxis für Behindertentransport und, leider! auch Baufahrzeuge erlaubt sind. Radeln nur auf speziell zugewiesenen Wegen zu bestimmten Zeiten. Daher zieht jeder Ankömmling erstmal seinen Karren selber aus dem Dreck, in den ihn die jeweilige Pension am Hafen bereitgestellt hat. Für die Rollkoffer ist das Kopfsteinpflaster eher ungeeignet, es sei denn, man möchte die Räder gern anschließend von Pferdemist reinigen oder gar neu anmontieren. Aber die Karren sind ganz schön zugkräftig. Übrigens darf man während der Überfahrt seinen Krempel nicht in der Hand halten, wie die Auswanderer in der Unter-Deck-Klasse auf den Übersee-Windjammern, Koffer-Container vor der Fähresondern muss die Gepäckstücke in Container unterbringen, die dann vom Gabelstapelfahrer mit der Stapelgabel einzeln in den Frachtraum gehievt werden - sehr langwieriges Verfahren, aber im Fall einer Massenpanik an Deck möchte ich nicht gern über Rucksäcke, Vogelbauer oder Schrankkoffer klettern müssen. Wir hatten uns natürlich bei einer - unfern der Ausfahrt am "Ostfriesen-Spieß" gelegenen - Aldi-Nord-Filiale für's Wochenende eingedeckt, aber auch der Edeka-Laden mit den inseltyKarrenparade am Hafen von Spiekeroogpischen Phantasiepreisen war noch auf, so dass wir bestens regaliert unsere ersten 72 Stunden aushielten. Was die berühmt-berüchtigten Krabbenbrötchen betrifft, bin ich skeptisch, weil die Tierchen bekanntlich nach dem Fang tiefgefroren, über das Kap der guten Hoffnung nach Südkorea geschleust, um in Polen ausgepuhlt und zurück in Norddeutschland als taufrisch angeboten zu werden (woraus die Brötchen und die Streich-Emulsion bestehen, will ich gar nicht wissen). Aber bei einem Fischrestaurant gab es einen Verkaufsstand, der übrigens bis 21.00 geöffnet hatte (wie es hier auch keine Wochenenden, kein Allerheiligen und kein Reformationsfest gibt - sind halt Inselfriesen). Da haben wir uns ein paar Tage später auch mal ein Seelachsfilet geholt.

    Sonnenuntergang auf SpiekeroogNeun Uhr, da war es natürlich längst finster, aber die Sonnenuntergänge hielten lange vor und mit dem Wetter hatten wir richtig Glück, ein oder zwei Nieselregen, ansonsten alles trocken bis sonnig. Und natürlich galten unsere ersten Ausflüge den Stränden, die pompös breit und jedenfalls abends fast menschenleer sind. Wobei der Anblick speziell von Menschenkindern mich an einen englischen Bekannten erinnert, der direkt am Wasser lebt und beim Spaziergang über Seaside-Promenade erklärte, wie seltsam und des Nachdenkens wert es doch eigentlich sei, daß egal welchen Alters, Fußball am StrandKinder am Strand immer genau wissen, was dort zu tun ist... Natüprlich haben auch Erwachsene ihr festes Programm. Während Franzosen immer mit irgendwelchen Köchern versuchen, Kleintiere zu fangen, oder andere Anlässe suchen, im seichten Wasser herumzuplantschen, absolviert der pflichtbewußte Deutsche sein Schwimmtraining, ersatzweise im Winter seinen Nordic-Walking-Parcours.Nordic Walking am Strand von Spiekeroog Haben wir alles nicht gemacht, wir sind nur von einem Ende der Insel zum anderen im gemächlichen Schlendergang gewandert, kurz vor der Abreise haben wir allerdings auch noch Erntefeldzüge beim Sanddorn unternommen, um (zu Hause) leckere Marmelade aus den sauren Vitamingranaten zu kochen. Das wunderschön gelegene Apartement am äußersten Ortsrand "up de Dünen" war bequem und mit allen Annehmlichkeiten versehen, z. B. einer Packung Sandkekse, die vermutlich von den Vormietern hinterlassen worden war ebenso wie die erkleckliche Anzahl von Kitschromanen, unter denen ich allerdings von Jonathan Safran Foer diesen Shtetl-Seller, Alles erleuchtet ausguckte. (Später stellte sich heraus, dass es eine "Vertrauensbibliothek" in der Kirche gibt, allerdings mit vielem geschmacklosen Kram aus den 1950er-Jahren, und dass auch der Lesesaal im Kurpavillon neben frischen Zeitungen Touristenlektüre zum Entleihen führt) Die Schrägdachfensterluken waren zwar etwas seltsam flach in das Dach eingelassen (zum Durchgucken mußte man sich regelrecht reinzwängen),Kinder am Strand von Spiekeroog aber Verdunkelung war kein Problem und so konnten wir die erste Nacht auf meerumspültem Eiland ruhig und traumlos verbringen.


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