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    Und kaum ist das Museums-Quartier am Neumarkt schlappe vierzehn Tage auf, werden in ganz Köln die lt Eintrittspreise erhöht, um 17 %. Aber die Angaben unten sind schon im Voraus korrigiert und scheinen zu stimmen. Der Pleitegeier wird mal wieder gerupft wg. schönere Federn für den Häuptlingsschmuck, oder?

    Ein weiteres schönstes Ferienerlebnis war am vergangenen Samstag die Eröffnung des Rautenstrauch-Joest-Museums, das zugleich mit dem umgebauten Schnütgen-Museum (oder, wie es sich neuerdings zur vermeintlichen "Internationalisierung" des Namens nennt, Museum Schnütgen - ihr wisst schon: Musée d'Orsay, Musée de Cluny, Museum of Modern Art in New York...!) nach einer exclusiven Promi-Party (vom Catering standen auf Bistro-Tischen noch halbleere Burgunderpullen herum, in der Garderobe "Brotschüsseln" mit Löffel, die ursprünglich Eintopf enthalten hatten) nun auch dem Normalverbraucherpöbel zugänglich wurde. Wir gönnten uns das, Korridor mit Teppichfliesennachdem wir renoviertechnisch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt waren: Der Boden besteht aus holländischem Nadelfilz und ist blau. In dem von mir übersetzten Buch von E. Todd Williams: Der kluge Hausmann heißt es zwar: "Teppichfliesen sind eine tolle Sache, wenn man zufällig im Pentagon wohnt. Sie benötigen ein Fundament aus gegossenem Beton und einen Stab von rund dreißig Personen, um flach zu bleiben. Ferner weitere dreißig, um die vergammelten zu ersetzen. Und wieder dreißig Mann, um die neuen sechs Jahre alt wie die anderen aussehen zu lassen..." Wer nicht "über eine abgewirtschaftete, von schwachköpfigen Steuerzahlern bevölkerte Supermacht verfügt", solle "Teppichfliesen den ganz großen Tieren überlassen" - trotzdem trauen wir uns da heran. - Das Rautenstrauch-Joest-Museum bevorzugt Klicklaminat; es basiert auf der Sammlung des Völkerkundlers Wilhelm Joest, die seine Schwester Adele Rautenstrauch 1905 der Stadt Köln geschenkt hat, und wurde vorerst nicht auf Neusprech umgestellt. Vielleicht, weil es nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang sein Quartier am Ubierring mit den Kammerspielen des Schauspielhauses teilen, und auch der immer wieder versprochene Neubau 15 Jahre auf seine Realisierung warten musste: vier Kölner Oberbürgermeister, vier Kulturdezernenten und fünf Ministerpräsidenten waren mit dem Vorhaben beschäftigt.Eröffnung Rautenstrauch-Joest-Museum Im Schatten, in dem es bislang sein Dasein fristete, wurde es zwar nicht in "Museum Rautenstrauch-Joest" umbenannt (mir schwant allerdings schon, dass man versuchen will, ihm das Kürzel "RJM" zu verpassen, das schon mancherorts auftaucht), ist aber von einem Völkerkundemuseum zu einem Museum der "Kulturen der Welt" herangeblüht. Da der Eintritt an den ersten beiden Tagen nichts kostete, war mit entsprechendem Andrang zu rechnen. Mehr als 4.000 Personen auf einmal dürften sich laut Risikoanalysen der Brandschutzsachverständigen nicht im Gebäude aufhalten, und tatsächlich wurde noch am selben Tag mehrmals die Bude dicht gemacht - memento Duisburg. Aber wir waren so früh wie möglich vorgefahren, pünktlich zur Öffnungszeit (siehe Foto, das ist keine ALDI-Filiale in der Woche der billigen Heimcomputer-Angebote), so dass wir uns, nachdem wir die Eingang gestürmt hatten, für ein bis zwei Stündchen einigermaßen geruhsam umblicken konnten.

    Als vom Neubau die zur Stadtbücherei gelegene Wand hochgezogen war, dachte man gleich an das Rathaus von Schilda, wo die Bürger vergessen hatten, Fenster einzubauen und einer mit dem Sack losgeschickt wurde, um Licht hereinzuschaffen. Reisspeicher aus SulawesiAuf der anderen Seite sieht es nicht viel besser aus; das Haus hat praktisch keine Fenster, nur zum Eingang hin eine Glasfront (auf einem speziellen Aussichtsbalkon auf der 2. Etage kann man sich mit Blick auf den Berufsverkehr in der Cäcilienstraße von den exotisch-ruralen Drittweltkulturen erholen). Tatsächlich brauchte man ein Foyer von der Größe eines Flugzeug-Hangars, um das Lieblingsobjekt der Co-Direktorin, den pittoresken Reisspeicher aus Sulawesi unterzubringen. Er soll der Hingucker des Museums sein, nimmt die Aussicht auf den Lichthof und fast zwei Stockwerke ein. Hoffentlich werfen nicht allzu viele Kölner Kleingeld vom Treppenhaus aufs Strohdach, falls sich herumsprechen sollte, dass das Glück bringt. Bei dem hierorts üblichen "magischen Denken" entwickeln sich unversehens die sonderbarsten Rituale, für die sich ja mal die indonesischen Ethnologen von der Universität in Jakarta interessieren könnten. Zweifelhaft bleibt, ob die Einwohner von Sulawesi willens wären, rund um ein niederrheinisches Getreidesilo oder eine Kartoffelmiete ein fensterloses Museum der Volkskulturen Europas zu errichten... Leider ist der Speicher für's Publikum nicht begehbar, man sollte wenigstens die IKEA-Kinderaufbewahrstätte mit einer Kopie dieser Trutzburg ausstatten.

    Jutta Engelhard, die Stellvertretende Direktorin, ist auch für die Neukonzeption zuständig, die jetzt nicht mehr völkerkundemäßig nach Kontinenten gliedert (wie etwa das Ledermuseum in Offenbach, das ich 2008 besichtigt habe), sowas gilt heuer als verstaubt und altmodisch,Indianerzelt im Versailles-Ambiente sondern "große Themen" (Orientierungsplan) präsentiert wie  "Macht", "Rituale", "Magie", "Wohnen", drunter geht's heut nicht. Das fängt bereits im ersten Stock an, wo inmitten der rokoko-nachempfundenen Schleiflack-Möbel auf Holzdielen das Zelt des Häuptlings der Schwarzfuß-Indianer aufgestellt ist und die Mokassins der kleinen Indianerbabys sooo niedlich neben denen des Häuptlings in der Vitrine stehen. Natürlich sind auch Vitrinen verstaubt (nicht grade heute, am Eröffnungstag, versteht sich, aber in ein paar Monaten schon), es gilt vielmehr, jede Menge interaktive Bildschirme aufzustellen, die auf Screentouch reagieren, indem sie wikipedia-ähnliche Allerweltsweisheiten ausspucken. Man sieht dazu in der Vitrine eine Maske, dahinter läuft überlebensgroß und verschwommen ein powerpoint-Film, wo kostümierte 

    Rautenstrauch-Joest interaktivMexiko-SensenmannHindu-Tiergötter

    Schwarzafrikaner mit der Maske herumtanzen, und auf die Wand wird noch ein weiteres, schärfer eingestelltes Filmbild mit einem anderen Tanz projiziert, das allerdings unaufhörlich von links nach rechts und rechts nach links wandert, damit man nicht zu lange davor steht und auch andere mal draufschauen können. Überdies stellt man mitten ins Versailles-Ambiente (das soll wohl an den feudalen Ursprung des Kolonialismus erinnern?) einen digitalen Weltkonferenztisch, auf dem ein weißer Globus mit der Aufschrift "Globalisierung" steht, und wo man Schubladen aufzieht, in denen z. B. T-Shirts unter Glas liegen, und wenn man drauftippt, erscheint eine Statistik zum Kleiderexport auf der Tischfläche. Und das alles mit Balinesische GottheitenHintergrund-Sound, Zwitschern und Quasseln vom Endlosfilm und unaufhörlicher Trommelmusik, als hätten sie die sonst üblichen Kopfhörer-Führungen alle auf Lautsprecher umgestellt. Unten war dazu noch live-Party, wo das "afrikanische Kollektiv Mama Afrika" vor sitzendem (!) Publikum spielte, nachmittags kamen "Klangimpressionen" von Markus Stockhausen und eine Bollywood-Performance hinzu, abends der leider unvermeidliche Wolfgang Niedecken und der noch unvermeidlichere Martin Stankowski als Talk-Duo zum Thema: "Kölsche, historische Perspektiven zum neuen Rautenstrauch-Joest-Museum".

    Natürlich gibt es hier tolle Exponate, darunter vieles, was ich noch nicht aus dem alten Museum kenne. Aber die überdimensionierten Themenschwerpunkte (wie will man "die" Religion oder "den" Tod in allen Weltkulturen angemessen "präsentieren"?) führen im Verbund mit dem medialen Schnickschnack zur Reizüberflutung, alles wirkt wie die Abteilung Oberbekleidung der Kaufhof-Galeria beim Winterschlussverkauf. Shiva und sein PhallusDas macht sich speziell beim Lemma "Religion" störend bemerkbar. Ein Karneval aus bunten Skulpturen und Altären und Heiligtümchen - vielarmige Tiergötter neben Buddha-Figuren, Shivas Riesenphallus, der sich auch am Strand von Dangast behaupten könnte, Tempeltänzerinnen aus Kambodscha, balinesische Dämonen, ist halt alles irgendwie Übersee, nicht wahr? -, Buddha Amithabaeine Ratatouille mit viel Curry, Knoblauch und sauer-scharf-Soße, ohne zwischen den Erlösungskonzepten und Kosmologien, die doch erheblich voneinander abweichen, zu differenzieren. Eine der Unsterblichen, barbusig und würdevoll, konnte man wohl nicht identifizieren, es steht "unbekannte Gottheit" dran und wäre ich plus pieux, würde ich sie, wie einst die Römer, in ihrer gelassenen Distanz als dea abscondita verehren. unbekannte GöttinSchöne bunte Globalisierungswelt, dieser Eindruck bleibt haften, alles ein Bausch und ein Bogen. Vielleicht widme ich mich künftig wieder mehr dem Zen und der Kunst des Bogenmachens (und mache einen Bogen um das Museums-Archipel) - dem Buddha Amithaba aus Japan ist der ganze Trubel völlig wurscht, der sitzt mittendrin wie Archimedes ("störe meine Kreise nicht") und meditiert weiter. Oder soll man sich im Raum der "Rituale" ein schönes Hochzeitsritual aussuchen und ihn mit der unbekannten Göttin verpartnern? Überhaupt, wo bleiben grenzüberschreitend-interkulturelle Phänomene, die weniger spektakulär sind, wie "Bundeswehr-Komasaufen", "Schwulenehen", "Bußopfer für Verkehrssünder", "Vereinswesen"?

    Das synästhetische Tohuwabohu ließe sich ausstellungstechnisch wohl vermeiden - durch diskretere Lichtregie, vernünftige Trennwände, leisere "Medien" und detailliertere Beschriftungen. Als man noch durch die Museen flanierte und nicht dem vorgeschriebenen sens de la visite folgend, mit Kopfhörern von einer "Hörstation" zur nächsten eilte, waren Tafeln oder Beschriftungen auch ein Anlass, innezuhalten. Hier dachte man sich, um die Sphäre der Religion vom Totenkult abzugrenzen (wieso eigentlich?) Rautenstrauch-Joest-Vitrine ein Vorhang-Labyrinth aus - ja, genau wie damals in der WG, als  es schick wurde, Türen auszuhängen und sich Kettenvorhänge aus Makkaroni zu basteln, die dann mit Silberlack besprayt wurden. In dem Gewirr dieser Vorhänge stolpert man unversehens über zwei von diesen schneeweißen, kalbsledernen Sofas, auf denen ich so gern (gekochte) Nudeln mit Tomatensoße und Rotwein verkleckere. Und wenn mal ein Fetisch nicht ganz jugendfrei ist, hängt so ein Vorhang vor der Vitrine und will gelüpft werden wie der Schleier am Bildnis der Isis zu Sais. Wer sich nach solchen EnthüllungenMuseum Schnütgen auf die Werte des christlichen Abendlands besinnen will, werfe unbedingt noch einen Blick ins benachbarte Schnütgen-Museum oder nein, "Museum Schnütgen". Das Schönste daran ist, dass es die Kirchenkunst, die Alexander Schnütgen angesammelt hatte, auch in einem (ehemaligen) Kirchenraum ausstellt. Als Kind mochte ich den Geruch nach altem Stein und die bunten Glasfenster, deren Originale hier beleuchtet zu sehen sind (man hat sie aus konservatorischen Gründen in den meisten Kölner Kirchen durch Repliken ersetzt). Empfehlenswert ist das "Archivzimmer" des Domvikars Schnütgen, da darf man auch Schubladen aufziehen - in denen finden sich aber keine Globalisierungssymbole, sondern Zeugnisse der Volksfrömmigkeit, vom Schluckbildchen über liturgische Kelchgläser, illuminierte mittelalterliche Handschriften und Siegel bis hin zum Reliquienschmuck. Man darf aber nur unter Aufsicht indischer oder afrikanischer Security-Leute dran - sie sind auch nebenan im Haus ihrer Heimatkulturen tätig und scheuchen Besucher, die sich auf der Suche nach den Klos (sie sind im Keller) verirren, aus verbotenen Zonen wie dem hinteren Treppenhaus (Lernspiel zum Thema Tabu). In ihren Phantasieuniformen ähneln sie der Leibgarde des Roi Christophe und passen auf, dass man die Schubladen im Schnütgen-Archivzimmer nicht zuknallt (wobei Gläser zerbrechen könnten). Der Eintritt - natürlich nicht am Eröffnungstag - kostet einen Euro weniger als im "RJM" (Kombitickets gibt's auch), und von der Weltkultur des Mittelalters, die ja noch allerorten in Europa lebendig ist, hat man wenigstens schon einen blassen Schimmer.

    Ich fürchte aber fast, die Kaufhausramsch-Ästhetik mit der Themenabend-Sortierung wird mit der Zeit auch hierhin überlappen, schon hat man sämtliche "Madonnen mit Kind" in einer besonderen Ecke gruppiert (sieht ein bisschen aus, als wäre hier die IKEA-Kinderverwahrstelle!), was nur Kunsthistorikern Freude macht, die eh schon alle Stile unterscheiden können. Anstatt Besuchern aus bildungsferneren Milieus wenigstens behutsam eine Vorstellung vom Kontext zu geben: Romanik, Gotik, Parler-Werkstatt, Renaissance, Barock... Hier und in der vorschnell abgerissenen Kunsthalle (das traurig-berühmte "Kölner Loch") hat es in den siebziger, achtziger Jahren großartige, historisch anspruchsvolle Ausstellungen gegeben (unter wenig medienkompatiblen Titeln wie Monumenta Annonis, Ornamenta Ecclesiae, Die Parler), mit den damals noch verhältnismäßig billigen Katalogen voller herrlicher Abbildungen und satt angereichert mit Aufsätzen, in denen ganze Epochen fundiert dargestellt wurden. Das war für mich Kölns museale Glanzzeit (und in die Dauerausstellungen Kölner Museen kam man mit Schülerausweis dienstags, mittwochs und donnerstags ganz umsonst rein). Wird man künftig, zur Weihnachtsmarktzeit, die Kulturgeschichte des Krippenbilds nach Öchslein und Eslein getrennt zeigen? Wehret den Anfängen, kann ich da nur sagen!


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  • Mein Blog ist kein Tagebuch - über die Rechtsgeschäfte führe ich Buch im papierenen Terminkalender. Hier werden nur die besonderen Events der Fasti-Zeit dokumentiert, in Wort und - so weit es die Mini-Speicherkarte in meiner Elektrokamera zulässt (8-10 Aufnahmen, dann ist der "Speicher voll") - Bild. Work in stagnationBlättert man im Bilderalbum der Erinnerung zurück, könnte allerdings der Eindruck aufkommen, als hätte ich die Herbstferien ausschließlich in der Tapetenbibliothek verbracht (in Schriftrollen mit seltsamer, schwer entzifferbarer Symbolik vertieft), zum körperlichen Ausgleich dann auf Leiter-Bergwanderungen und am Ufer von Kleister- und Farbseen, um mich des Abends in ein eher karg möbliertes Hotel zurückzuziehen.Behelfseinrichtung Doch weit gefehlt: Nach stundenlangem Herumirren in der weißen Hölle von Piz Palü war ich schneeblind und ließ mich in die heiße Badewanne, anschließend in den Fernsehsessel fallen, der freilich noch in Hürth steht, um später im Traum an den Dachschrägen meiner jetzigen Wohnung weiterzutapezieren - oder, in Kornelias Traum, meine Mitmalerin aufzufordern, einen Vertrag mit roter (!) Tinte auf einer lebenden (!), schneeweißen Katze zu unterschreiben, was sie natürlich nur mit Widerwillen tat.

    Die Wirklichkeit sieht natürlich anders aus. Im Bemühen, wenigstens die ersten sonnigen Tage der Herbstferien noch auszukosten, haben wir verschiedentlich Exkursionen unternommen, und zwar nicht nur auf den Baumarkt. Der erste dieser Ausflüge führte am Montag nach dem Dezimalgeburtstag nach Bonn, und da hier einige ehemalige Bonner mitlesen, habe ich meine Eindrücke bildlich festgehalten und Neuigkeiten gesammelt. Bonner Universitäts-HauptgebäudeEigentlich wollte ich nur ein Buch in die UB zurückbringen, bevor das Umzugschaos beginnt, aber dann sind wir noch ein bisschen geblieben. Bonn ist nämlich eine Reise wert. Ja, die Universität ist nach wie vor - von außen, wohlgemerkt - die Lieblichschönste, so viel ich sah, der von den Studis aller Länder bevölkerte Hofgarten ist immer noch grün (im 19. Jhd. hatte jeder Professor das Recht, eine Kuh dort zu weiden), und über dem Durchgang zum Universitätshof lächelt Goldelse Regina mit dem schönen Nachnamen Pacis (damit aber die Friedensbewegung,
    Eingang zur Unidie mal zu Hunderttausenden auf dem Hofgarten versammelt war und Willy Brandt lauschte ("ohne Frieden ist alles nichts"), keine Horden atomar bewaffneten Taliban ins Land lockt, steht im Innern der Uni der ebenfalls übergoldete bleierne Erzengel Michael auf Posten, mit dem Flammenschwert und der Parole "Quis ut deus" auf dem Schild). Obwohl ich bei einem meiner letzten Besuche zufällig meinem Doktorvater begegnete und ihn beim Austreten einer Zigarette auf den Marmorfliesen im Treppenhaus ertappte (hat der früher je geraucht? und wir hatten immer dermaßen Respekt, vor dem Prof und den heiligen Hallen, wollten sogar zu seinem Sechzigsten heimlich die Büste von A. W. Schlegel im Seminar durch einen Gipskopf des Meisters ersetzen), hege ich keine unfreundlichen Gedanken an die Alma Mater, die mich aufgezogen, gestillt, für einige Jahre sogar in Arbeit und Brot gesetzt hat. Heute allerdings verlangt die Universitätsbibliothek von mir als unberufenem und nicht-mehr-zugehörigem Fremdnutzer satte Jahresgebühren, damit ich mir ab und zu mal was aus den Beständen ausleihen darf, deren Erwerb ich als Steuerbürger in NRW (die UB ist auch Landesbibliothek) sowieso bezahle. Und das, wo ich die Bücher doch teils, weil ich viel bei NRW-Verlagen wie Lübbe, Econ etc. publiziert habe (Landesbibliotheken kriegen gratis-Pflichtexemplare), auch noch im Schweiße meines Angesichtes selber schreiben, redigieren bzw. übersetzen musste!

    Eine Neuigkeit gibt es aber doch, für alle, die gelegentlich im Historischen Seminar neben dem Alten Zoll gebüffelt haben, wo inzwischen nicht mehr nur Ernst Moritz Arndt (dem sie neulich in Greifswald die Universitätsehre nehmen wollten - dabei war er in Bonn ein Opfer der sog. Demagogenverfolgung geworden, hatte Hausdurchsuchungen, Lehrverbot und Kürzung der Bezüge erlitten!), sondern auch Heinrich Heine ein Denkmal gekriegt hat, letzteres von Ulrich Rückriem.Historisches Seminar Das Gelände neben dem Historischen Seminar wird umgebaut, das Hotel Beethoven in der Rheingasse (dem Theaterbau gegenüber) und der Parkplatz rechts davon sind nur noch eine riesige Baugrube. Es gab da einst ein Chinesisches Restaurant, in dem ich - als Bonn-Pendler des ewigen Mensafraßes überdrüssig geworden -, in meinen Besserverdiener-Zeiten (ich habe während des Studiums gearbeitet) manche Frühlingsrolle verspeist habe. Das ist nun alles dem Erdboden gleich gemacht und wir konnten nur durch den Bauzaun spinxen.

    Baugrube am BrassertuferAber was war das? ein Totenschädel, der uns da unter dem Sonnenschirm zähnebleckend entgegengrinste?
    Waren wir einem Verbrechen auf der Spur, handelte es sich um beklagenswerte Weltkriegsopfer in einem nie geräumten Luftschutzkeller, oder wurde hier eine grausige Untat ans Licht der wirklich erstaunlich oktoberwarmen Sonne gezogen?

    Archäologischer LeichenfundDer Mann mit der Schubkarre legte einen Rahmen, oder irgendein anderes Quadrat über den Schädel, und ich knipste ein Beweisfoto (leider kann ich nur sehr eingeschränkt zoomen). Tatsächlich handelte es sich um Skelette aus karolingischer Zeit, von denen insgesamt 18 beim Ausschachten gefunden wurden, Wie ich später der Presse entnahm, waren Schnappschüsse strengstens verboten, und biederen Bonner Bürgern mit lokalhistorischem Interesse wurde das Durch-den- Bauzaun-Gucken verwehrt. Gerhard Geiß, der sich im General-Anzeiger darüber beklagte, hat inzwischen eine Dokumentation über das Leben in diesem Hafenviertel an den Bauzaun gehängt. Zwischen Oper und Altem Zoll lag früher die Rheinwerft, es gab das Giertor, das Restaurant "Vater Arndt", eine Kneipenszene und enge Gäßchen mit winzigen Häusern, wie man sie manchmal noch in Rheindörfern findet. Und es gab die Gertrudiskapelle, zu der das Gräberfeld gehörte. "Es handelt sich ausnahmslos um christliche Gräber", stellte der Ausgrabungsleiter bedauernd fest ("noch nicht mal ein Keramikgefäß") - die enttäuschte Gier in den Gesichtern der Erben ist stets das Schönste an der TV-Sendung Kunst und Krempel. Er hätte lieber ein paar Grabbeigaben mehr gefunden als den verwelkten Totenkranz, den ein weibliches Skelett nach fast zwei Jahrtausenden noch immer in den knöchernen Fingern hielt.

    Nach neuester Erkenntnis des Bundespräsidenten und der Bundeskanzlerin gehören allerdings nicht nur Christen und Karolinger (deren Großvater Karl Martell die arabische Streitmacht noch erfolgreich zurückgeschlagen hat), sondern auch der Islam zu Deutschland. Özedemir-Plakat in BonnOb es "den" Islam gibt, darüber streiten sich noch die Gelehrten. Wahrscheinlich meinten die beiden eigentlich, dass "die Türken" zu Deutschland gehören (als Politiker drückt man sich gern vor der Konkretisierung, aber wer weiß, dem könnten integrations-unwillige Deutsche vielleicht eher zustimmen als dem Einbau des abstrakten Islam als solchem in die christlich-abendländische Grundordnung). Denn zur Türkei gehören ja nach Wulffs Meinung wiederum die Christen, die er dort besucht hat. Schließlich war Kleinasien eine wichtige Keimzelle des Christentums (es war ja keine Erfindung des Abend- sondern des Morgenlands), und soweit die Nachkommen der Christen von damals noch auf türkischem Hoheitsgebiet leben, wohnen sie in Istanbul. Und für uns gehören die Türken auf jeden Fall zu Bonn; es war also für uns nicht überraschend, am 11. Oktober in der Adenauer-Allee (plakatiert vor dem jetzt universitären Institut Français, wo ich durch Zufall von der großen Napoleon-Ausstellung erfuhr, die im Dezember nach Bonn kommt) einem namhaften schwäbisch-türkischen Parteiführer zu begegnen, der seine Stellungnahme zur Integrationsdebatte überdies auch noch im Frauenmuseum abgeben will. Was Cem Özdemir am 28. Oktober vor den emanzipierten Museumsfrauen sagen wird, entzieht sich unserer Kenntnis, aber ein aufmerksames und hoffentlich auch streitbares Publikum wird sich dafür interessieren!

    Für uns ist allerdings das türkische Restaurant Opera ("Mehr türkische Spezialitäten finden Sie im weiten Umkreis nicht!") in unmittelbarer Nähe zum Ausgrabungsort des Karolingerfriedhofs die Bonner Zentrale deutsch-türkischen Kulturaustauschs, zumindest auf Vorspeisenniveau. Man kann zur wärmeren Jahreszeit draußen sitzen unter Palmen, aber auch drinnen findet man immer einen Platz, außer nach Opernpremieren... Opera-Terrasse in Bonn "Unaufgeregt normal verrichten hellwache Kellner aus aller Herren Länder ihren Dienst am Gast", heißt es auf der Webseite, und aller Länder Herren und Damen kennen das Lokal - wir hatten mal eine Musikkritikerin aus Österreich und ihren Ehemann als Schlafgäste, denen wir das Opera gar nicht empfehlen mussten, die kannten das schon. Hier schmauste ich 1993 mit einigen Freunden nach meiner "feierlichen Promotion" (meiner Mutter zuliebe, das volle Programm: Kandidatenaufmarsch im Rokoko-Treppenhaus, professorale Trachtengruppe, Verlesung meines Dissertations-Titels auf der Bühne der Aula, wobei sich der Dekan fast verschluckte). Ich habe eine Freundin, die sich mit mir fast jährlich zu adventlicher Zeit in Bonn trifft, und mich freundlicherweise zum Essen einlädt, aber sie will immer ins "Pizza Hut", weil sie meiner dringenden Empfehlung des Opera-Restaurants nicht folgen möchte, sie traut mir nicht und meint wohl, das wär' auch bloß so 'ne Dönerbude. Dabei ahnt sie kaum, welche phantastischen Vorspeisengenüsse ihr dabei entgehen, Opera-Terrasse in Bonnals da wären Antep Ezme, Tonbalik Ezme, Muhammarra, Hommos, Cerkez Tavuk, Tarama, Dolmadakia... und die 6 Vorspeisen mit Brot zu 7, 50 € reichen völlig aus, wenn man zu zweit bestellt, die werden von Kornelia, die wie ich Großfamilienkind ist, gerecht aufgeteilt und mit Brot, einer Schale Linsensuppe und einem Glas Ayran hat man dann schon eine vollwertige Mahlzeit (wobei es im Opera in der Woche von 13.00-15.00 Uhr durchaus bezahlbare Mittagspreise gibt).

    Jedenfalls endete in den letzten Jahren schon mancher Bonn-Ausflug (mal in die UB, mal zum Kaffee-Kaufen in der letzten kleinen Rösterei, zum Wellenbadreiten im Römerbad, zum Bücherstöbern im Billig-Bouvier oder als Abstecher bei einer Rückreise aus Süddeutschland) auf der Terrasse des Opera. Am Brassertufer, wo wir diesmal auf den Bauzaun rund um das ehemalige Hafenviertel nebst Karolingerfriedhof stießen, kann man immer noch für 2 Stunden umsonst parken, und nach einem Spaziergang am Rhein, dessen Anblick für meine Frau ein Lebenselixier ist, und einem letzten Gruß an das Siebengebirge steigen wir ein und fahren heim.

    Opera-Terrasse in Bonn


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  • "Wie sicher ist ein Bau, der keinen Aufschub duldet?" fragte kürzlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrem Feuilleton (Nr. 241 v. 16.10.2010). Autor des Stuttgart-21-kritischen Artikels war der Architekturkritiker Dieter Bartetzko, der auch immer wieder Artikel und ein fundiertes Buch über Pompeji geschrieben hat. Bahnhof Typ ReichstagBisher habe ich mich um die Protestaktionen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt wenig gekümmert. Natürlich ließ es aufhorchen, als man erfuhr, wie brutal eine Demonstration mit Wasserwerfern, Reizgas und Knüppeleinsatz - auch gegen Kinder und ältere, teils ganz unbeteiligte Leute - beendet worden war. Auch zahlreiche Verletzte und einen Todesfall aus ungeklärter Ursache soll es gegeben haben. Dann verhalf mir die Deutsche Bahn, die es ja nicht mal mehr schafft, einen sonntags (!) um 5.55 Uhr in Köln abfahrenden Zug ohne 20 min Verspätung in Stuttgart eintreffen zu lassen, zu einem anderthalbstündigen Aufenthalt am Ort des Geschehens - der Bummelzug nach Hechingen war weg und vorerst kein neuer in Sicht. altmodisches FahrplankästchenHatte Hartmut Mehdorn nicht geschworen, den Eisenbahnverkehr als Alternative zur Luftfahrt auszubauen? Zur Hälfte ist es gelungen, denn die Nachteile des Fliegens hat man nun auch in der DB übernommen: bei den ständigen bekloppten englisch-deutschen Durchsagen und Verabschiedungen, beim Fressmeilenbetrieb der Bahnhöfe, auch das Lotteriespiel bei den Billigtickets, und dass man eine Stunde vor "Abfahrtszeit" da sein muss, zwar nicht zum Unterwäsche-Scanning, aber zum "Einchecken" vor hyperkomplizierten Fahrkartenautomaten, und dass man wie beim Fliegen die Fahrt nicht mehr unterbrechen darf, Verspätungen und verpatzte Anschlüsse in Kauf nimmt.

    In meiner Jugendzeit hatte ich viele Freunde und als Liedermacher viele Auftritte im Württembergischen und musste entsprechend oft in Stuttgart umsteigen. Gern unterbrach ich die Fahrt auch ein bißchen länger, was trotz Juniorpass-Billigpreis jederzeit möglich war, ohne sich irgendwas bescheinigen zu lassen. Eigentlich mochte ich die Umgebung des Bahnhofs ganz gern, der schöne Park, wo ich auf der Bank eine Laugenbrezel vom Bahnhofsstand (damals noch bezahlbar) verzehrte; die Württembergische Landesbibliothek, wo ich mein erstes ungedrucktes Manuskript des 19. Jhds. (von Wilhelm Waiblinger, "Olyra der Vampyr") und später, zu bibliographischen Zwecken, die "Schwäbische Kronik" las; das Staatstheater,  damals vom Regisseur Claus Peymann geleitet, der alle Stücke als preiswerte mehrbändige Textbücher der inszenierten Klassiker- und Thomas-Bernhard-Dramen im Schuber, mit Strichfassungen, Fotos und Materialien anbot (Peymann wurde dann schändlicherweise entlassen, weil auf dem internen schwarzen Brett der Schauspielerkantine ein Spendenaufruf für Zahnersatzkosten der inhaftierten Terroristin Gudrun Ensslin gehangen hatte, und der furchtbare Jurist Filbinger blieb noch lange in der Ministerpräsidentenvilla wohnen)... und genau dieser Park mit seinen schönen 300jährigen Bäumen, unter denen schon Ludwig Uhland wandelte, fällt jetzt einer Baugrube zum Opfer, die aus dem Traditionsbahnhof eine Untergrundbewegung machen wird und mehrere Millionenmilliarden mehr kosten soll, als sich der Normalbürger in bar vorstellen möchte. Und dabei haben garantiert auch jede Menge flüssiger Schmiermittel den Besitzer gewechselt, das will ich gern glauben, ich komme aus Köln.Bahnsteig Stuttgart

    Aber mal ehrlich - der Hauptbahnhof selber ist keine architektonische Schönheit von klassischem Zuschnitt, die man vor der Vernichtung retten müsste, sondern überdimensioniert, schmuddelig und voll düsterer, verpinkelter Ecken. Den kann man gern einreißen (und für Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr bin ich auch immer eingetreten). Aber vielleicht war das auch das Ziel, seit Jahren nichts mehr für die Sanierung zu tun und den Bahnhof dadurch dem sicheren Verderben preiszugeben? Denn einige Ecken sind noch "wie früher", ich sage nur: Fahrplankassetten, Wartehäuschen auf dem Bahnsteig, und der Bahnsteig ohne Schilder mit Anglizismen und ohne zackig silhouettierten überdimensionalen Zugbegleiter in Uniform aus Blech und Plastik, die den Arm zur Freigabe recken. Man müsste das Stuttgarter B-Ebenen-Projekt (was bereits vor 40 Jahren der Frankfurter Innenstadt mehr geschadet hat als die Bombardements im Zweiten Weltkrieg) sorgfältig trennen von der möglichen Streckenverbesserung auf dem Weg nach Ulm. Aber nach allem, was man hört, ist auch hier der Tunnelbau mehr als fragwürdig, die Signale seien auf europäischen Zugverkehr nicht eingerichtet und die Zeitersparnis soll nicht mehr als 10 Minuten betragen.Eingang zum Stuttgarter Bahnhof

    Als ich am 3. Oktober früh am Morgen aus dem Bahnhof kam, lastete über dem umkämpften Gelände der Eindruck einer am Vortag ausgefochtenen Schlacht, deren Pulverdampf sich erst allmählich senkte. Der Bauzaun war über und über beklebt mit satirischen Plakaten, Karikaturen, ironischen Sprüchen und Erklärungen (sogar einige - aber ganz, ganz wenige - "ich bin für Stuttgart 21"-Bekenntnisse). Auf einem Foto werden Polizisten ermahnt, Kastanien, Pflastersteine und Kinder voneinander zu unterscheiden - wie mir ein Freund, der Liedermacher Thomas Felder erzählte, der dabei war, hatten die Kinder unter Bäumen gestanden, von denen der Wasserwerfer Kastanien auf ihre Köpfe regnen ließ, und die Kastanien zurückgeworfen, worauf die Polizei gewaltsam gegen sie vorging. Es gab auch Wasserwerfer, die sich auf die unbeteiligten Gäste eines Eiscafés richteten, da flogen Stühle durch die Luft, und die Polizei veröffentlichte ein Foto eines "Demonstranten" mit Stuhl in der Hand, um die Gewalttätigkeit der Stuttgart-21-Gegner zu belegen. Thomas Felder berichtete mir auch, er sei mit Eisenstangen in die Nierengegend gestoßen worden, um ihn wegzudrängen, und eigentlich hätte er über eine schon am Boden liegende Demonstrantin trampeln müssen.  Man schleppte ihn im Polizeigriff ab und ließ ihn hinter der Menschenkette laufen. Am Morgen, als ich vor dem Bauzaun spazieren ging, war eine zusätzliche Absperrung aufgestellt, und im 'Korridor' zwischen Bauzaun und Absperrung standen in 2-3 Meter Abstand Zweier- bis Dreiergruppen uniformierter Polizisten (allein trauen sie sich wohl nicht, ich musste an Griechenland 1971 denken, wo die Polizei auch immer in Dreiergruppen patrouillierte).

    Bauzaun-Parolen

     

    Infostand der Parkschützer in Stuttgart

    Baumwaechter

    An einem Büdchen der sogenannten "Parkschützer" (die an den am Freitag, dem 22. (!) beginnenden Schlichtungsgesprächen nicht mehr teilnehmen) standen einige wildmähnige Aktivisten, eine nette Frau schenkte Kaffee aus, ein handytelefonierender Rädelsführer verabschiedete den Telefonpartner mit "oben bleiben!" - das ist die Parole der Stuttgart-21-Gegner. Der Streit um die Stadtplanung zieht wohl auch noch weitere Kreise und betrifft auch den Bibliotheksneubau ("D'r Bücherknascht"), gegen den ich als passionierter Leser ja auch eigentlich nicht sein kann. Wesentlicher ist wohl, dass die durch ihre Tallage eigentlich vollkommen gestaltlose Innenstadt von Stuttgart ohne den Bahnhof gar kein bürgerliches Zentrum mehr hätte. (Gerade deshalb geht der Protest eben nicht von linken Radikalinskis aus, sondern wird von vielen Biederbürgern getragen, und das macht der CDU im Hinblick auf die nächsten Wahlen Angst.) Die Hässlichkeit der Stadt erkennt man nur als Autofahrer beim thoroughfare, wie ein Käfer, der in den Honigtopf will und von einem Kelchrand herunterkrabbelt und auf der anderen Seite der Innenwand wieder herauf. Eine Schlender-Altstadt gibt's nicht, wohl aber einen Biergarten unter Bäumen, der jetzt wegfällt. Im Zentrum kann sich Handel und Wandel kaum entfalten, weil aller Verkehr diesen Weg gehen muss. Wer sich's leisten kann, zieht die Hanglage vor.Handreichung für PolizeiBauzaun Stuttgart 21Bauzaun Bahnhof

    An dem Informationsstand, an dem Neugierige auch durch esoterische Botschaften über "Baumseelen" und die heilsame Wirkung von Mineralquellen belehrt werden, trug ich mich in den sog. "Stuttgarter Appell" ein und gab als Wohnort auf württembergischen Hoheitsgebiet "Oberboihingen" an. Die ganze Absurdität und verbohrte Sturheit der Auseinandersetzung machte sich aber erst bemerkbar, als ich wieder in den Bahnhof kam, wo ein Mann vom Putzpersonal den Boden am Bahnsteig 13 mit einem Gerät säuberte, mit dem wohl sonst Kaugummis von den Fliesen entfernt werden. Der hatte nun allerhand Mühe, einen Aufkleber mit "Stoppt Stuttgart 21 jetzt!" abzukratzen (winzig klein, neben der großen gelben Messe-Fußbodenwerbung), damit nicht etwa der Blick eines umsteigenden Bahnreisenden auf ihn falle... Parolen abkratzenwelche Albernheit!

    Jede Generation müsse ihren Beitrag zur Modernisierung des Landes leisten, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Deutschlandtag der Jungen Union. Hierzu gehörten auch neue Verkehrswege. "Sonst werden wir den Anschluss an die Zukunft verlieren." Gute Güte, wie oft hab ich das schon gehört. Fortschritt muss sein, und wo gehobelt wird, fallen Späne. Ohne KKW gehen die Lichter aus. Jede Generation muss ran, Zähne zusammenbeißen bzw. Mund auf, bittere Pille rein und runter damit. Wer etwas anderes behauptet, lügt. "Wir brauchen keine Bürgerbefragung. Die Landtagswahl wird die Befragung der Bürger über das Projekt sein", erklärte die CDU-Vorsitzende mit Verweis auf die Landtagswahl in Baden-Württemberg im kommenden März. Welches Demokratieverständnis hat man im Kanzleramt? Dazu hört man außerdem immer wieder, das Projekt Stuttgart 21 sei bereits "demokratisch legitimiert", weil die beteiligten Politiker, die es auf Biegen und Brechen, mit Gummiknüppel, Tränengas und Pfefferspray durchziehen wollen, gewählte Volksvertreter seien. Hierzu hat Gottfried Benn 1933 (zur Rechtfertigung der Nazis, die er zur neuen Epoche erklärte) das Nötigste gesagt: "Wie stellen Sie sich zum Beispiel das zwölfte Jahrhundert vor, den Übergang vom romanischen zum gotischen Gefühl, meinen Sie, man hätte sich das besprochen?... Man hätte abgestimmt: Rundbogen oder Spitzbogen; man hätte debattiert über die Apsiden: rund oder polygon?"
    Ich wüsste von keinem grösseren Bauprojekt, das demokratisch zustande gekommen wäre, und schon gar nicht im Eisenbahnbau. Da wurde enteignet und entvölkert, gerodet und eingeebnet, was immer im Wege stand. Nehmen wir aber ein näher liegendes Beispiel aus der Gottfried-Benn-Gotik: Der Bau des Kölner Doms wurde nach Plänen von Albertus Magnus am 15. August 1248 begonnen, rund dreihundert Jährchen später, zur Reformationszeit, wurde den Leuten allmählich klar, dass sie auf Dauer mit einer Bauruine leben würden.Bauzaun Stuttgart 21 Über die Gotik wurde in Köln mit den Füßen abgestimmt, denn hier gab und gibt es noch ein Dutzend romanische Kirchen: Gemeindekirchen sind das gewesen, mit je eigenem Charakter, eigenen Lokalheiligtümern, eigenem Stil. Das war den Gläubigen wichtiger als die rußigschwarze gotische Gottesfabrik mit den Dreikönigsreliquien, die eher als Touristenmagnet dienen sollte, was nach der Reformation dann nicht mehr so der Bringer war. Erst im 19. Jahrhundert fand das Projekt Kölner Dom mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung, die jetzt sogar freiwillig für den Weiterbau spendete, dann kam noch der germanisch-preußische Nationalwahn hinzu, Staatsknete kam aus Berlin - und 632 Jahre nach Baubeginn wurde der Dom fertig: am 15. Oktober 1880 - vorigen Freitag vor 130 Jahren. Übrigens kein "katholischer" Bau, sondern (so war es zumindest von den Hohenzollernkönigen geplant und steht auch noch auf einer Gedenktafel zu lesen) als sog. "Simultankirche" für beide Konfessionen, die Katholiken und Protestanten im preußischen Rheinland miteinander aussöhnen sollte. Die starke Mehrheit der Katholiken, die dem Kaiserempfang bei der Einweihung fernblieb (mitten im Kulturkampf) hat dann die protestantische Diaspora-Minderheit überredet, auf den Dom zu verzichten (wo freilich mitunter noch ökumenische Messen gefeiert werden), und sie mit einer der viel anmutigeren romanischen Kirchen, St. Maria im Kapitol, abgefunden.

    Hauptbahnhof StuttgartZurück zu "Stuttgart 21". Wie man hört, haben namhafte Architekten, allen voran der ehemalige Mitplaner des Projekts Frei Otto, der sich vor einem Jahr daraus zurückzog, einen Baustopp gefordert. Offenbar gibt es nicht nur zahlreiche Tunnels, die bereits jetzt den Untergrund durchlöchern, sondern auch noch unwägbare Mineralquellen, denen Bahnchef Grube und Ministerpräsident Mappus durch "Wasser-Management" beikommen wollen. Der Boden enthält an vielen Stellen das Mineral Anhydrit, das sich beim Feuchtwerden bis zu 50 % ausdehnen kann (sog. "Salzschwellung"). Bereits 1988 fiel beim Bau des Kaiser-Wilhelm-Tunnels in Stuttgart ein Haus deswegen in sich zusammen; Wassereinbrüche bewirkten auch, dass 1994 ein Bus in einer Müchener U-Bahn-Baugrube versank, dass 2008 in Amsterdam mehrere Häuser um 23 cm absackten und das Kölner Stadtarchiv mit seiner fast tausendjährigen Tradition in einer nassen, sandigen Baugrube verschwand, wobei auch noch zwei junge Leute, Anwohner aus der Nachbarschaft, sterben mussten. Aber warum kein Baustopp, wie sogar der Schlichter Geissler anfangs forderte, damit wenigstens solange man am Verhandlungstisch sitzt, keine Bäume mehr gefällt, keine Baugruben mehr gebohrt, keine millionenschweren Aufträge vergeben werden? Die militanteren unter den Parkschützern, die sich auf den faulen Kompromiss nicht einlassen wollen, müsste Heiner Geissler doch verstehen, hat er doch selber mal, um die Friedensbewegung zu diskreditieren, das unsäglichen Statement erlassen, der Pazifismus habe Auschwitz erst möglich gemacht. Aber die Obrigkeit hat's beschlossen, und Stefan Mappus hat sein politisches Schicksal darauf verwettet, und jetzt auch die Kanzlerin, ob sie sich einen Gefallen damit getan haben? Vielleicht stimmt das Volk auch über ihre Politik mit den Füßen ab - per Tritt in den Allerwertesten.


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  • Kornelia hatte kürzlich eine Gruppenausstellung - ihre erste nach der "Longericher Kunstmeile 2010" im Juli, als der Kölner Stadt-Anzeiger vom 8. Juli 2010 eine Rezension von Jürgen Kisters brachte. Der meinte, die Künstlerin "läßt ... aus zauberhaften Scherenschnitten aus Packpapier ein zartes Gefühl für den Menschen wachsen“ und ahnte vielleicht gar nicht, dass die Künstlerin auch die Varnhagen-Ausstellung in der Universitätsbibliothek gestaltet hatte, die ihn im Jahr 2004 zu einem ähnlich hymnischen Lob inspirierte. Kornelia Löhrer, City Center ChorweilerJedenfalls ging aus dem Kunstmeile-Wochenende im Kölner Norden ein zweites Gemeinschaftsprojekt hervor, das unter dem Titel "Kunst verbindet" für eine Woche (20. bis 26. September 2010) vom City Center Chorweiler ausgerichtet wurde. Nur eine Woche - aber immerhin Eintritt frei bei ausgedehnten Öffnungszeiten: werktags von 9.00 bis 20.00, und man darf sagen, tout le monde passait par là. Die wening anmutige Hochhaus-banlieue entbehrt landschaftlicher oder urbaner Reize, weshalb man die shopping mall geradezu als kulturellen Brennpunkt wahrnimmt. Außerdem wohnen hier Leute, die man heute vornehm naserümpfend "bildungsfern" nennt, und auch die mussten geradezu über die mitten im Hauptgang der Ladenstraße aufgestellten Trennwände stolpern. Aber sie schienen ganz gelassen und sogar freudig-neugierig auf die Bilderflut zu reagieren...
    Eröffnung der Ausstellung "Kunst verbindet"Jedenfalls fand sich zur Eröffnung ein gutgelauntes, auf City-Center-Kosten mit Sekt, Saft und Schnittchen regaliertes Publikum ein. Zur Begrüßung redete der nette Center-Chef, Stephan Antwerpen, der Bezirksbürgermeister sowie Annegret Thurn, die Anführerin der 13 mit je 6 Arbeiten (Frau Thurn durfte mehr zeigen) vertretenen Künstler.
    Kornelia Löhrer stellte ihre Schattenbilder zwischen der Parfümerie Douglas und einer Jeansboutique aus, und zwar neben dem Bildhauer Bernward Prinz, der mir schon bei der Kunstmeile Longerich mit sehr professionellen, barlach-inspirierten Skulpturen aus Holz und Bronze aufgefallen war. Hier hatte er auch einige Reliefs in der Art hängen, doch das Hauptgewicht lag auf Werken, die aus Altmetall-Recycling geschaffen waren. Das passte nicht schlecht zu Kornelias Silhouettencollagen aus Industrie-, Schwarz- und Buntpapier. Es lockte wohl viele Zuschauer an diesen Stand, weil Herr Prinz täglich (!) mit Kindern an einer "Fanmeile des 1. FC Köln", gebildet aus Coladosen und dickem Draht oder Kordel werkelte. Nichte Hannah, Neffe Nils und sein Freund beteiligten sich daran. Kornelia beim Basteln mit KindernFrau Thurn war ebenfalls täglich im City Center und malte "Kaffeebilder" mit Kindern, dazu hatten wir keine Zeit, aber
    als wir am Freitagnachmittag Aufsicht hatten (nicht alle Teilnehmer drückten sich), half Kornelia tatkräftig mit. Währenddessen übernahm ich an ihrer Stelle die Patrouille und entdeckte einige extrem verschiefte Bilder (vermutlich von dummen Burschen geschrägt), die geradezurücken waren - aber behutsam, dass es einem nicht ergeht wie Loriot im Wartezimmer! Übrigens passierte rein gar nichts  - die Bilder waren sogar vom City Center versichert worden, und bei der Parfümerie Douglas baute sich besonders nachmittags gut sichtbar ein bulliger Uniformierter auf, der sonst wohl weniger dem Kunst-, als dem Flakondiebstahl vorbeugen mochte. Also keine gesprühten Parolen, keine eingeritzten Hakenkreuze oder Kugelschreiber-Kommentare auf den Tafeln, wie ich sie schon im Wiener Rathaus gesehen habe: lediglich ein Bild der Künstlerin Anette Stahlhofen, reife, purpurn schillernde "Papageientulpen" darstellend, wurde offenbar im Lauf des Samstags geklaut - bei der Schließung am Freitagabend 20.00 hing es noch da. Die Künstlerin bekommt den Schaden ersetzt und kann sich jetzt immerhin was einbilden, mit ihrem Werk (das allerdings auch gut in einen Tattoo-Shop oder über die Theke einer Biker-Bar gepasst hätte) bei einem der Hochhaus-Anrainer sammlerische Besitzgier ausgelöst zu haben. Wer so anfängt, landet eines Tages bei Sotheby's!
    Dass sich Kunst und Kommerz nicht miteinander vertrügen, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil: Kunst verbindet! Eine Jungverkäuferin von Douglas nutzte das verstärkte Passanten-Aufkommen zur Verteilung von kleinen Duftstreifen mit dem aktuellen Parfum "Beyoncé", der milchkakaozartbraune Soulstar selbst war als offenherzig eingekleidete Pappsilhouette (kurvenreicher als Kornelias gerahmte Schattenfiguren) im Hintergrund auch zu sehen. Alle, die vorbeikamen, kriegten einen Streifen in die Hand, den sie träumerisch vor die Nasen hielten, und wo das Tempo ihres Einkaufsmarathons ohnehin einmal gedrosselt worden war, verbummelten sie gleich ein paar Minuten vor den Exponaten.
    Auf die übrigen hier ausgestellten Künstler traf zu einem (kleineren) Teil der leicht peinliche Ausdruck "Hobbykünstler" zu, der sich im Prospekt und in der Ankündigung der City-Center-Zeitung fand. Einiges gefiel mir sehr gut, anderes hätte ich lieber nicht länger anschauen mögen, um mir die knalligen Farben nicht womöglich für besonders heftige Träume auf die Festplatte runterzuladen. Ziemlich professionell waren die Sachen von einer Abiturientin namens Vanessa Neu. Sie hatte als einzige Ausbildung ihren Kunst-Leistungskurs und jede Menge Talent vorzuweisen; sie malt entzückende, etwas surreal wirkende Farblandschaften unter Einbeziehung von Stoff und Gips. Auch der Fotograf Hans-Peter Fuhrmann gefiel mit seinen Aufnahmen; er nimmt mitten in der Stadt zauberisch wirkende Strukturen und Oberflächen wahr, die sich beim zweiten Hinschauen als ganz alltägliche Motive erweisen. Mit dem hätt' ich mich gern mal unterhalten, aber ich traf ihn nicht, während ich Betrachter von Kornelias Scherenschnitten gern auf die Anwesenheit der Künstlerin hinwies.
    Kornelia in der Ausstellung City Center ChorweilerNatürlich beeindruckte mich auch Bernward Prinz, der allerdings eine unangenehme Note hereinbrachte, indem er seinem politischen Zorn auf "Jürgen Tritt-ihn", der durch Einführung des Dosenpfandes seinen Rohstoff verknappt hat, durch einen Blechorden Ausdruck verlieh. Wahrscheinlich sympathisierte er heimlich mit dem maskierten Bösewicht, der mitten in der Ausstellungswoche, am 23. September, dem Ex-Minister eine mit Yogurt gefüllte Torte an den Kopf warf und spurlos verschwand. Im aufgeheizten Klima der 1970er Jahre hätte man unter diesen Umständen wohl von geistiger Brandstiftung und intellektuellen Helfershelfern gesprochen!
    Man sollte Herrn Prinz darüber aufklären, dass es in der Produktfamilie Süßtee, Saft und Kaffeegetränke jede Menge unbepfandete Getränkedosen gibt (es müssen ja nicht immer Cola & Co. sein - und auch für die gibt es gelegentlich recycelte Büchsen, die nicht mehr im Kreislauf sind), und dass nicht der Grünen-Fraktionschef Trittin, sondern Klaus Töpfer (CDU) 1991 das Dosenpfand eingeführt und jener es, weil eine Quote unterschritten wurde, umgesetzt hat. Immerhin verknappt auch der Recycling-Bildhauer mit seinen Kunstwerken den Rohstoff "Pfandgut", der hierorts Flaschensammler in Arbeit und Brot setzt.
    Nils vor der FankurveDer Nachwuchs meiner durchaus ökobewussten Schwägerin ließ sich jedenfalls nicht radikalisieren und posierte fröhlich vor den Werken, während die mit johlenden, fahnenschwenkenden Dosenmännchen besetzte Fanmeile größer und größer wurde, errichtet von Kindern unterschiedlichster Herkunft und Hautfarbe, das hätten andere Marken als Cola sicher überzeugend anschaulich gemacht. Aber FC-Köln-Fans sind alle Kinder dieser Stadt, gleich, welcher Religion oder Nation sie sonst angehören mögen (und, zugegeben: das Rot-Weiß der Büchsen passt zum corporate design des Geißbockvereins). Hannah hatte ja noch das besondere Vergnügen, ihre Silhouette zu finden, die Kornelia mit anderen jeweils zu Dreiergruppen in schwarze oder weiße Rahmen ordnete, die auf merkwürdige Weise Schmetterlingssammelkästen gleichen. Der Scherenschnitt zeigt sie ins Spiel vertieft, und als Kornelia ihn bei ihrer ersten Ausstellung im "Weinaurant Bach" zu Bad Münster am Stein präsentierte, wäre er beinah auf der Stelle verkauft worden... Nur aus Sentimentalität hielt ihn die Künstlerin zurück. Ob Hannah von ihren Altersgenossen in Chorweiler wiedererkannt wurde? Kornelia traf jedenfalls an dem Freitag Hannah vor ihrem Silhouettenbildauf den stellvertretenden Direktor ihrer Schule, der ganz erstaunt war, hier Kunstwerke einer Kollegin zu sehen, die dann auch noch sozial engagiert - im sozialen Brennpunkt - Freizeitgestaltung mit "Problemkindern" macht! (dabei sind meine Neffen und Nichten völlig harmlos, aber das kann der Vizechef ja nicht wissen. :-) Das gibt Bonuspunkte am Arbeitsplatz, zumal Kornelia um ihr Engagement in gemeinnützigen Vereinen sonst kaum Aufhebens macht.
    Am Samstag war dann leider schon Finissage, die gegen 19.45 Uhr im Abräumen der Bilder bestand. Wir fuhren nach Chorweiler, wo ich die Rahmen, die Kornelia in Blisterfolie wickelte, vorsichtig auf der Kangoo-Ladefläche stapelte. Wenigstens mussten wir die center-eigenen Pappwände nicht mitnehmen! Während sich Kornelia noch mit ihren Künstlerkolleginnen unterhielt, erstand ich bei einem türkischen Gemüsehändler per Ausverkauf fünf Plastikschüsseln mit geschälter Ananas für einen schlappen Euro. Hannah vor der FanmeileDem Herrn Prinz, der mit einem Rolltransporter gekommen war, hielt ich mehrmals die Schwingtüren des Chorweiler-Centers auf, vor dem bereits eine Phalanx gelhaariger Jünglinge auf die Verkäuferinnen wartete, um sie zur After-work-Party abzuholen. Um die Dosenmännchen ist es schade; die hätten ruhig noch ein bisschen in der Fanmeile sitzen können (die von den "unsrigen" Gefertigten hat sich Kornelia beim Abschied von Herrn Prinz ausgebeten, wir brachten sie dann noch der Schwägerin). Aber auch um Kornelias Bilder, die hier in dieser Umgebung, aber auch als Kontrastprogramm zu so viel biederer, wenn auch meist gut gemachter Konfektionskunst wirklich etwas Besonderes waren.

    Coladosen-FanmeileKornelias BildereckeVielleicht haben die Schattenmenschen den Dosenmännchen ja noch manches zu erzählen. Ich bin sicher, dass sie sich in der einen Woche gut kennengelernt haben und jetzt e-Mails austauschen. Das Panorama vom Stadion im Hintergrund der Fanmeile hatte übrigens der City-Center-Chef Antwerpen besorgt. Und Kornelia zeigte den Kindern, als der Draht ausging, wie man die Beine auch aus geflochtener Kordel machen kann.


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  • Vor kurzem war ich im Bonner "Haus der Kultur"Bonner Haus der Kultur, 2010 zu einem Seminar der Kulturpolitischen Gesellschaft  eingeladen. Die Kulturpolitische Gesellschaft, kurz "Kupoge", betreibt hier den, achtung Denglisch, Cultural Contact Point. (mit Punkt dahinter!), das ist nämlich in good old German die "Nationale Kontaktstelle für die Kulturförderung der Europäischen Union". Solche gibt es auch in weiteren 26 Mitgliedsstaaten und 7 EWR/EFTA- bzw. assoziierten Staaten. Gagarins SchnapsflascheNa schön, nationaler Kontakthof oder kontagiöse Nahtstelle oder NKKEU, das klänge nicht halb so nett wie CCP (schließlich ist das beinah der Code, der den Astronautenhelm von Juri Gagarin zierte). Die führen also beispielsweise Seminare durch zum Thema "Europa fördert Kultur"... aber wie? EU-Programme, Förderkriterien, erfolgreiche Anträge.  Beim Antrag und seinen mehr oder minder gut verborgenen Stolperfallen hilft der Cultural Contact Point. Aber er nimmt ihn nicht entgegen – auch nicht die Europäische Kommission, die ansonsten die politischen Leitlinien formuliert und Kulturförderprogramme auflegt – die beauftragt mit der Verteilung der Kohle eine EACEA (Executive Agency for Education and Culture). Denen schickt man die Anträge und die "schütten" (wenn sie flüssig genug sind) die Mittel aus.

    Das Seminar war gut besucht - lauter Vertreter gut beleumundeter Institutionen mit wohlklingenden Namen, darunter auch manche Kommunalverwaltungseinheit (sicher auch vom Spareifer und Kürzungsterror der Kämmerer geplagt oder gar bedroht), das ein oder andere Goethe-Institut, verschiedene Kulturmanagement-Büros und einige Hungerleider wie ich, das heißt sichtlich freiberuflich-selbstausbeuterische Galeristen, Theaterleute, Vereinsmenschen mit guten Ideen und wenig auf der Tasche. Den Referentinnen konnte ich im Evaluierungsbogen höchste Kompetenz zusprechen, sie waren gut eingespielt, hatten hervorragende Kenntnisse und konnten die komplexe Materie – Zuständigkeiten, Voraussetzungen, Ziele und Grenzen der Förderpolitik – gut verständlich gliedern und erklären. Ihre Seminarunterlagen beute ich jetzt meinerseits aus, wenn ich hier für manche Mitleser, die es interessieren mag, schamlos herumplaudere, was ich gelernt habe.

    Das hört sich gut an, dachte ich, als ich im Internet des Themas gewahr wurde. Wo mir seit Jahren alle möglichen Leute, vom ver.di-Sekretär bis zur Erasmus-Studentin in den Ohren liegen, ich müsse zur Förderung unserer Vereinsvorhaben EU-Fördertöpfe auslöffeln (bzw. -fässer anzapfen), wollte ich mich hier einmal informieren, auf welchem Herd sie eigentlich stehen oder wie das eigentlich geht. Die EU fördert Forschung, Strukturentwicklung, Informations- und Kommunikations-Technologie, Drittländerkooperation, warum nicht auch Kultur?

    Jedenfalls bat ich die Schatzmeisterin unseres bescheidenen, nur auf der Basis von Mitgliederbeiträgen und gelegentlicher Bundesförderung existierenden literarischen Vereins, mich anmelden und die verhältnismäßig geringfügige Tagungsgebühr (40 €) dem Verein anlasten zu dürfen. Der Cultural Contact Point Punkt braucht die Kohle selber eher nicht, da er wohl seinerseits eine EU-geförderte Informations- und Beratungsstelle von vielen ihrer Art in der EU ist. Aber das reichliche Angebot von Kaffee, Wasser, Saft, Canapées und Wraps, Plätzchen und Obst (ein Mittagessen gespart, es ging 12.00 los) war auch nicht zu verachten.

    Haus der Kulturen-SchildDann kam aber schon der erste Clou: Auf EU-Ebene gibt's gar keine Kompetenz für Kultur, weil das Subsidiaritätsprinzip gilt. Aufgaben, welche die Einzelstaaten selber leisten (können), darf die EU gar nicht bearbeiten, mal egal, ob die Einzelstaaten überhaupt was für Kultur tun. Und wo der Gedanke des freien Wettbewerbs doch erheblich tiefere Wurzeln gefaßt hat als der des "Förderns, was es schwer hat", wär's den Brüsselern vermutlich komplett wurstegal, wenn sämtliche kommunalen Theater Deutschlands, die italienischen Opern und die französischen Cinemathèques noch obendrein schließen müssten. Das ist Ländersache...

    Immerhin gibt es im Vertrag von Lissabon den Artikel 167, der in Absatz 1) die kulturelle Vielfalt ebenso wie das gemeinsame kulturelle Erbe beschwört, in Absatz 2) die Förderung von "Zusammenarbeit", das Unterstützen und Ergänzen einzelstaatlicher Aktivitäten erlaubt – allerdings nur "erforderlichenfalls" – und laut Absatz 4) die sogenannte Kulturverträglichkeitsklausel als Maßstab an andere EU-Vorhaben formuliert und damit Kultur als Querschnittsaufgabe festlegt. Ist aber alles nicht so wahnsinnig konkret formuliert und lässt nicht viel hoffen, falls sich diejenigen Politiker durchsetzen, die alles nicht Bestseller- oder Mega-Event-Verdächtige in der Kultur  für einen Subventionstatbestand halten, den der raue Wind der frisch-freien Marktwirtschaft so schnell wie möglich hinwegfegen sollte.

    Doch zurück zum Seminarthema. Die "Schaffung eines gemeinsamen europäischen Kulturraums" ist immerhin schon ein Ziel, das zu fördern sich lohnt, weil aber die "Zusammenarbeit" im Mittelpunkt steht, kann die EU nur Kooperationen fördern. Wer ein kulturelles Vorhaben fördern lassen will, muss sich entweder Partner in anderen Ländern suchen: zur Kooperation und zur Ko-Finanzierung. Das Vorhaben sollte dabei der Entfaltung der Kulturen der Mitgliedsstaaten, der Hervorhebung des gemeinsamen kulturellen Erbes und der Unterstützung der Zusammenarbeit auf EU-Ebene dienen. "Brückenschläge" zur Ökologie-, Medien- oder Jugendförderung sind dabei möglich und erlaubt.

    Entweder man startet ein drei- bis fünfjähriges Kooperationsprojekt (Förderung 200.000 bis 500.000 € im Jahr, maximal 50 % der Gesamtkosten), dann braucht man mindestens 6 Organisationen aus 6 Ländern - einer stellt den Antrag und muss hinterher abrechnen, hat die ganze Arbeit am Hals und sollte auf unserem Kontinent fünf Freunde haben - denn alle anderen Akteure (außer "assoziiierten") müssen mitfinanzieren, das Vorhaben mitverwirklichen und hinterher die Quittungen korrekt abrechnen.Kurze Beschreibung der In Europa Befintlichen Völckern Und Ihren Eigenschafften

    Oder man backt kleinere Brötchen: Kleinere Vorhaben dürfen maximal ein Jahr dauern und werden mit 50.000 bis 200.000 € gefördert (wieder maximal 50 % der Gesamtkosten), da müssen es mindestens 3 Organisationen aus 3 Ländern sein. In beiden Fällen muß der Antrag bis 1. Oktober gestellt sein, der früheste Termin für den Start des Projekts ist der darauffolgende 1. Mai.

    Die Partner müssen einen eigenem Rechtsstatus haben (wie unser Verein als e. V., es kann aber auch eine GmbH sein), also öffentlich oder privat-rechtlich organisiert und überwiegend im kulturellen Bereich tätig sein (Schulen sind nicht so gut, Erwachsenenbildung schon besser, Uni kein Problem). Sie müssen in einem der 27 EU-Mitgliedsstaaten, in EWR-Ländern (Island, Liechtenstein, Norwegen) oder in einem der assoziierten Länder (Türkei, Kroatien, Mazedonien, Serbien, Montenegro, demnächst weitere Balkan-Länder) angesiedelt sein. Pech, wenn man etwas zusammen mit Israelis und Schweizern unternehmen will... dann muss man auf die "Sondermaßnahmen Kooperationen mit Drittländern" zurückgreifen nach der Formel 3 plus 1, sprich: Mindestens 3 Kooperationspartner aus drei EU-Ländern, mindestens eine Organisation aus einem Drittland. Hier reicht man bis 1. Mai ein und kann das Projekt frühestens am 1. November im selben Jahr beginnen.

    Außer den Kooperationsförderungen gibt es auch "Betriebskostenzuschüsse für Organisationen, die auf europäischer Ebene tätig sind", z. B. ein europäischer Dachverband literarischer Gesellschaften hätte Chancen, aber es müsste dann auch schon der Dachverband sein, nicht irgendeiner, und es durch entsprechende EU-weite Mitgliedschaften belegen. Dann gibt's auch noch Geld für "Analysen und Studien zu kulturrelevanten Themen von europäischem Interesse", da kann man sich vermutlich als wissenschaftliche Institution einen goldenen Handschlag abholen.

    Die Förderung betrifft alle Sparten: Kulturerbe steht ganz am Anfang, das würde bei unserem Verein und seinen Anliegen passen. Literatur kommt nach den Bildenden und Darstellenden Künsten - dabei dürfte grade Literatur es schwer haben wegen der babylonischen Sprachlabyrinth-Mauern (eine mickerige Barriere ist keine geeignete Metapher dafür), ferner Architektur, Design, Multimedia und Interdisziplinären Projekte. Aber kein Film. (Dafür gibt's eine eigene Förderung... vermutlich "wirtschaftsnah" wie die NRW-Filmförderung, weil via Medien die meiste Kohle damit gemacht wird und europäische Förderstrukturen für Projekte schon lange existieren. Daher die französisisch-spanisch-deutsch-italienisch-montenegrinischen "Koproduktionen", und heraus kommt immer der gleiche Italowestern oder bulgarische Drogenkrimi.)

    Ein schönes Beispiel für die "große", mehrjährige Förderung war ERHT - "European Route of Historic Theatres", ein Projekt, das von Oktober 2007 bis Oktober 2009 lief. Beteiligt waren Standorte barocker oder vorbarocker Theaterbauten, die eine Europastraße der historischen Theaterbauten ins Leben riefen. Federführend war der Verein Perspectiv in Bad Lauchstädt, seine Mitstreiter waren - neben zahlreichen assoziierten Partnern - die Stockholmer Vadstena-Akademien, das Theatre Royal im britischen Bury St. Edmunds und die Gemeinde Sabbioneta in Italien, wo das Teatro Olympico steht. Dabei wurde aber nicht nur die Architektur museal bestaunt, es fanden Exkursionen und Symposien statt, es gab eine Wanderausstellung und auf der Theaterstraße tourende Opern-Produktionen!

    Was die Förderung im kleineren Ein-Jahres-Turnus betrifft, so fiel auf, dass sie sich am aktuellen Programm "Kultur in Bewegung" ausrichten, das derzeit (von 2007 bis 2010) die Förderpolitik der EU bestimmt. Ein Blick in die gleichnamige Hochglanz-Vierfarb-Broschüre bestätigt: Alles, was (zumal auf Bühnen) zappelt, auf Händen läuft, schnadahüpfelt, seiltanzt, Ballons fliegen lässt (z. B. die Great Dragons Parade: Europäische Mythen und Legenden), auch ein europäisches mobiles Labor für Medienkünstler findet vor den Sachbearbeitern der Förderanträge besondere Gunst. Gut, dazu gab es auch noch kleinere, stillere, weniger fotogene Aktivitäten wie die Wiederherstellung verschollener armenischer Musikintrumente oder das "synkretistische Erbe der Kreuzzüge". Bewegungen müssen rhythmisch sein - wie das nächste Generalthema lauten soll, wusste man beim CCP noch nicht, war aber zuversichtlich: die EU-Kulturförderung werde mit irgendeinem Thema weitergehen.

    Für den Koordinator des Projekts steht natürlich die meiste Arbeit an. Es kann sinnvoll sein, wenn der Antragsteller aus einem kleinen, unscheinbaren Ostblockland kommt... aber als Koordinator hat man auch einen Finanzhilfevertrag zu signieren und hinterher abzurechnen, wobei die Belege von einem Belegprüfer begutachtet werden müssen (man solle einen Steuerberater und bloß keinen Wirtschaftsprüfer beauftragen, sonst werde der gesamte Förderbetrag schon durch die Prüfung aufgezehrt... der Wirtschaftsprüfer müsse persönlich haften für sein Gutachten, daher dieses so teuer!). Jeder der Mitorganisatoren (wie gesagt, mindestens zwei aus anderen Programm-Ländern müssen sich konkret & umfassend beteiligen, den Koordinator zur Abwicklung bevollmächtigen und ein Kooperationsabkommen unterzeichnen. Dann sind noch weitere "assoziierte Partner" möglich, die nicht zur Projektfinanzierung verpflichtet und deren Kosten nicht förderfähig sind. Jeder Mitorganisator (also nicht nur der Koordinator) muss zur Finanzierung beitragen:

    • durch Eigenmittel aus dem Budget der Organisation
    • und/oder Zur-Verfügung-Stellung von bezahltem Personal
    • und/oder Drittmittel (Zuschüsse, Spenden, Sponsoring etc.)

    Einnahmen aus dem Projekt können im projektierten Budget kalkuliert werden, zählen aber nicht zum Eigenanteil der Veranstalter. Das Projekt soll als Non-profit-Projekt erkennbar bleiben (also in der Einnahmen-Ausgaben-Übergangsrechnung plusminusnull ergeben). Sachleistungen sind nicht förderfähig - wohl aber sog. Mobilitäten, also Fahrt- und Unterkunftskosten, Übersetzungsleistungen und dergleichen.

    Vergabekriterien: Besonders gern gesehen wird im Sinne des Mottos "Kultur in Bewegung", wenn man sich ein Projekt ausdenkt, das Künstlerinnen und Künstler aus einem EU-Land in ein anderes befördert und ihnen dort Aufenthalte mit honorierter künstlerischer Betätigung ermöglicht. Auch die "Zirkulation von Werken und Produkten" soll befördert werden; in diesem Kontext sind wohl die Fördermittel zu sehen, die an Verlage für Übersetzungen vergeben werden (2.000 bis 60.000 €, maximal 10 Werke pro Antrag, die bereits veröffentlicht sein müssen und aus einer europäischen in eine andere europäische Sprache übersetzt werden, Anträge können nur Verlage stellen). Wenn der Interkulturelle Dialog und ein "europäischer Mehrwert" durch das Projekt gestärkt wird, hat es gute Chancen auf Förderung. Aber auch die Qualität, Orginalität, Kreativität der geplanten kulturellen Aktivitäten, die Sachkenntnis und Erfahrung im Kulturmanagement der Antragsteller und die Qualität der Partnerschaft, das Verhältnis von Maßnahme, Methode, Finanzen und Personal, sowie die Qualität des Antrags und Finanplans werden geprüft. Und schließlich werden ein überzeugendes Konzept für Öffentlichkeitsarbeit, ein hohes Niveau der Ergebnisse und Nachhaltigkeit erwartet.

    Regenbogen über dem HausDie meisten bewilligten Anträge kommen aus Italien, Frankreich und Deutschland (in dieser Reihenfolge), und in Frankreich werden von 150 Anträgen 118 bewilligt. Die Franzosen haben es auch geschafft, das Avignon-Festival fördern zu lassen, obwohl die Bedingungen für Festivals sehr kompliziert sind: es muss mindestens schon fünfmal stattgfefunden haben, Werke aus 7 Programmländern müssen einbezogen werden, die Organisatoren sollen Festivals mit hohem europäischem "Mehrwert" von geographischer Reichweite und möglichst großer Öffentlichkeitswirksamkeit veranstalten - und keine Filmfestivals. Und was kriegt Avignon dafür? Schimmelige 100.000 EUR maximal. Dafür bezahlen die mal grade die Garderobenfrauen im Papstpalast, Energiesparlampen für die Souffleuse, Satz/Layout des Programmhefts, oder? Es kam mir jedenfalls wenig vor, angesichts mehrwöchigen Auftriebs in soundsoviel Spielstätten in der Vaucluse-Metropole, vom Steinbruch bis zum Rhône-Frachtkahn. Ansonsten werden Festivals (daran waren die Städtevertreter interessiert) aber nicht gefördert, höchstens als Abschluss einer mehrteiligen internationalen Maßnahme.

    Fazit: für unsere derzeitige Vereinsarbeit habe ich noch keinen rechten Anknüpfungspunkt gesehen. Und das Ganze muss ziemlich hoch gehängt werden, wenn man an eine gescheite Summe kommen will. Es muss dann auch ein Thema her, das den ganzen Aufwand rechtfertigt. Her mit den europäischen Salonpoeten, Liedermachern, Schüttelreimern, Abenteurern und Schalksnarren. Und dann heißt es auf Pump vorarbeiten; im Grunde hat man den größten Teil des Projekts schon hinter sich, wenn der Antrag auf Finanzierung durch ist. Und am Ende muss man dieselbe Summe, die man sich von der EU erhofft, noch einmal drauflegen bzw. wenn man das nicht in der Portokasse hat, Sponsoren oder Spender finden - von den Partnern mal abgesehen, die das alles ja finanziell auch mit-stemmen sollen. Allerdings, wenn man 20.000 beantragt, verteilen sich die anderen 20.000 auf drei Partner, die ihrerseits versuchen können, entweder honorierte Dienstleistungen einzubringen (wenn sie feste Mitarbeiter haben) oder Räume zur Verfügung zu stellen und dadurch Mietkosten abzurechnen... und bloß nicht mit Belegen flunkern, die müssen alle in die Sprache des koordinierenden Projektleiters übersetzt werden! Wie wär's übrigens mit einer europäischen Straße der Hochstapler, von den Spieltischen Monte Carlos über die Bleikammern von Venedig bis ins Rathaus von Köpenick? Schließlich gehören Cagliostro, Gregor MacGregor, Alexandre Stavisky und Harry Domela (nur der polnische Graf Strapinski nicht, den hat ein Schweizer Schneidergeselle aus Seldwyl erfunden) auch zum gemeinsamen europäischen Kulturerbe.


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