• #12 und #13: Morbide Jubelfeier

    Aus Dresden donnern weiter die Ausrufezeichen der Körperhygieneartikel auf uns ein, #12: Wie auf Wolken! und #13: Auf Schritt und Tritt gepflegt!, wobei ersteres ein Fußsprudelbad in der Geschmacksrichtung Bio-Calendula/Mandarine als "belebend und pflegend" empfohlen und letzeres im gleichen Aroma als Fuß-Balsam mal wieder "mit Liebe" bzw. Herzchendekor gemacht ist (Gewürzkalender dageBeethovens Krankengeschichtegen hatte #12: Rosmarin und #13: Nelken im Programm).Logo des BTHVN Jahrs Meine abgestorbenen Schweißmauken revitaisierte ich letzte Woche tatsächlich, indem ich mich bei brodelwolkigstem Regenpladderwetter zu verschiedenen Kulturterminen aufmachte; u. a. in die nahegelegene Bundesstadt, der ich wegen meiner BTHVN-Kritik von neulich nun doch Abbitte leiste. Wie mir ein Kundiger, der bei der Auswahl des Logos mitstimmen durfte, erklärte, habe das Geburtstagskind Ludwig van den Nachnamen selber auf diese Weise abgekürzt uU-Bahn-Eingang Universität - Marktnter vielen seiner Mitteilungen - und ja, dann leuchtet das ein. Weniger leuchtete die Stadt selber, denn die Universität war infolge einer seit 200 Jahren anhaltenden Baumaßnahme an der Tiefgarage komplett eingerüstet, die freudlosen U-Bahn-Eingänge mit - zugegeben - seltenen Graffitibemerkungen machten auch nicht viel Lust auf Ausflugsreisen. Wie soll denn das Geburtsjahr des berühmtesten, vermutlich gar nicht hier, sondern in Zuitphen (NL) geborenen und in Wien verstorbenen Täuflings von Bonn gefeiert werden, wenn derweil die Hofgartenseite der kurfürstlichen Residenz umgepflügt wird? Von der Dauerkatastrophe namens "Beethovenhalle" ganz zu schweigen. Und nun diese morbide Jubiläumsfeier, bei der sogar, allerdings erst im August 2020, die Denkmalenthüllung von 1845 samt Festredner und begeistertem Publkum nachgestellt werden soll... seit die Regierungsneubauten angeblich durch Hochwasser geflutet wurden und die Häuptlinge der Regierung fluchtartig die Region Totenmaske Ludwig van Beethovensverlassen haben,Universität hinter Bretterzäunen um in den Ruinen von Berlin ein schrottigeres urbanes Ensemble zu beziehen, hat Bonn kein Glück mehr, vor allem nicht mit Kongresshallen. Als ich dort war, bekam ich eine sneak preview des neurenovierten Beethoven-Hauses, in dem jetzt Bildschirme an der Wand belsazar-gleiche geisterhafte Schriftzüge aufblinken lassen wie "careless clothed" und "stolz", das soll Beethoven-Urteile von Zeitgenossen rekapitulieren, und was in der Bundeskunsthalle von der demnächst eröffneten BTHVN-Ausstellung zu sehen war, machte auch nicht viel Lust auf mehr: eine steil abwärts fallende Timeline mit allen Molesten des Meisters (selbst die Krankheitserreger, die damals noch gar nicht erforscht waren, hat man visualisiert), die folgerecht in seinem Grabdenkmal mündet, neben dem groß und fett "Leberzirrhose" als Todesursache kenntlich wird. "Die Leber erschien auf die Hälfte ihres Volumens zusammengeschrumpft, lederartig fest, grünlichblau gefärbt und an ihrer höckerichten Oberfläche, so wie an ihrer Substanz mit bohnengroßen Knoten durchwebt; deren sämmtliche Gefäße waren sehr enge, verdeckt und blutleer", heißt es im Obduktionsbericht. Man hat den Leichnam sogar posthum aufgeschnitten, wohl um dem Hirn ein paar nachgelassene Sinfonien zu entlocken? und wäre das Präparat noch identifizierbar, hätte man es unfehlbar in die Vitrine gelegt anstatt der Trauerannonce.


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